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Sie waren aus 25 Nationen angereist, um eine Verabredung zu treffen: In den 24 Stunden des 28. Februars 2002 sollte ein neues Bild von Afrika entstehen. Ein Bild vom Alltagsleben zwischen Alexandria und Johannesburg. Und so zogen sie los, 95 Fotografen in 53 afrikanischen Länder, um einen Augenblick im Leben von einer Milliarde Menschen Festzuhalten. Zufälliges und Bleibendes. Schönheit und Tragik. Wirklichkeit und Traum. Ergebnis ist dieses Buch.
Fast 100 der weltbesten Fotografen sind in 53 Länder Afrikas aufgebrochen, um dort an einem einzigen Tag festzuhalten, was die Lebenswirklichkeit
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Produktbeschreibung
Sie waren aus 25 Nationen angereist, um eine Verabredung zu treffen: In den 24 Stunden des 28. Februars 2002 sollte ein neues Bild von Afrika entstehen. Ein Bild vom Alltagsleben zwischen Alexandria und Johannesburg. Und so zogen sie los, 95 Fotografen in 53 afrikanischen Länder, um einen Augenblick im Leben von einer Milliarde Menschen Festzuhalten. Zufälliges und Bleibendes. Schönheit und Tragik. Wirklichkeit und Traum. Ergebnis ist dieses Buch.
Fast 100 der weltbesten Fotografen sind in 53 Länder Afrikas aufgebrochen, um dort an einem einzigen Tag festzuhalten, was die Lebenswirklichkeit von 800 Millionen Menschen zwischen Kairo und dem Kap der Guten Hoffnung ausmacht.
Ein Tag im Leben von Afrika gestattet einen Blick auf die Gleichzeitigkeit des Alltäglichen und Außergewöhnlichen; von der archaischen Existenz der letzten Buschmänner in Botswana bis zur modernen Musikszene in Lagos, von den heiligen Höhlen der Sotho-Heiler bis zu den Frauen-Badehäusern in Marokko, von den letzten Berg-Gorillas in Ruanda bis zu den Film-Studios in Ägypten.
Mit einem Vorwort von Desmond Tutu und einer Einführung von Kofi Annan.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.11.2002

Vierundzwanzig Stunden, fünfundneunzig Fotografen
Ein ganz gewöhnlicher Tag in Afrika / Von Andreas Obst

Der Gedanke bezwingt auf Anhieb: Dem Leben in all seinen Facetten innerhalb von vierundzwanzig Stunden nachzuspüren - und in Bildern zu erzählen, wie Menschen ihren Tag verbringen. Die Zeit wird dabei zur dramaturgischen Klammer, der Ort hingegen ist nicht genau festgelegt. Diese Idee, aus der ein Unternehmen wurde und der sich Bildbände verdanken, deren visueller Reichtum zu Recht gerühmt wird, reicht nunmehr zwei Jahrzehnte zurück. Unter dem Motto "A Day in the Life" sind unter anderem Bände über Israel, die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten von Amerika erschienen.

Nun also ein ganzer Kontinent als Spielfläche: "Ein Tag im Leben von Afrika". Aus europäischer, wenn nicht überhaupt westlicher Perspektive wird Afrika eigenartigerweise oft als Land bezeichnet, als ließe sich damit dem schieren Ausmaß ein wenig von seiner einschüchternden Größe nehmen. Heute gibt es in Afrika dreiundfünfzig Staaten. In ihnen leben etwa achthundert Millionen Menschen, die tausend verschiedene Sprachen und noch mehr Dialekte sprechen. Doch auch als Vorstellungsraum ist Afrika dem Rest der Welt fern und fremd geblieben, stets wohl auch ein wenig unheimlich. Die Zeile "hic sunt leones" auf einer frühen europäischen Karte über die bis ins neunzehnte Jahrhundert hinein unerforschte heiße Mitte des Kontinents hat von ihrer diffus raunenden Bedrohlichkeit kaum verloren: Dort ist nichts außer Löwen.

Tatsächlich unterscheidet sich das Zentrum Afrikas heute nicht wesentlich von den Rändern des Kontinents. Überall sind Arm und Reich, Elend und Verschwendung, eine prachtvolle, über weite Gebiete intakte wilde Natur, aber auch die Urbanität moderner Großstädte; kurz: Afrika, die Länder wie der Kontinent, ist schwer zu fassen, kaum im Detail, schon gar nicht als Ganzes. Das freilich muß kein Grund sein, es nicht zu versuchen. Schon um seiner selbst willen verdient das Unternehmen "Ein Tag im Leben von Afrika" Anerkennung. Und Respekt wegen der allein logistischen Großleistung, annähernd hundert Fotografen aus aller Welt an einem bestimmten Tag über Afrika zu verteilen.

Es war der 28. Februar 2002, und schließlich waren es 95 Fotografen - um ein Vielfaches ausgezeichnet mit internationalen Fotopreisen. Zwanzig von ihnen stammen aus Afrika oder haben ihre Wurzeln dort. In manchen Ländern waren an diesem letzten Februartag mehrere von ihnen unterwegs, ganz wenige Staaten nur wurden ausgelassen. Es wird Gründe dafür gegeben haben. In Afrika gibt es immer Gründe, irgendwo nicht hinzugehen. Denn irgendwo ist immer Krieg, Krankheit, Tod. Die Bilder dieses Buchs erzählen kaum davon, man ist dankbar dafür.

Indem es Afrika als Bühne zeigt, auf der Menschen versuchen, ihr eigenes Leben zu meistern, statt das des nächsten zu zerstören, setzt es der gängigen Ikonographie afrikanischer Schrecken eine eigene Haltung entgegen: Stolz. Mehr noch: Fast alle Bilder preisen die Schönheit. Die Schönheit des Lebens oder auch die Schönheit einer gestalteten Aufnahme. Sogar Bilder, auf denen Bewaffnete zu sehen sind, scheinen hier eher von der Ästhetik bestimmt, dem Rhythmus der Bewegungen, von Licht und Schatten, dem Spiel der Farben - weniger von ihrem Gegenstand.

Für diesen Gewinn nimmt man manches Klischee in Kauf. Denn natürlich haben diese Fotografen Afrika nicht entdeckt. Mancher von ihnen ist dorthin gegangen, wo schon viele vor ihm fotografiert haben. So sieht man sie eben wieder, die Bilder der Fischer in Gambia und der Waschfrauen im Parc Banco nahe Abidjan in der Elfenbeinküste, Bilder vom "Flug der Engel" im motorisierten Lenkdrachen über den Victoriafällen oder die orangeroten Dünen der Namibwüste. Es mindert das Vergnügen des Betrachters nicht. Sogar im Wiedererkennen sind in diesen Bildern Entdeckungen zu machen.

Auch daß auf den Fotos viele Kinder zu sehen sind, ist nicht verwunderlich. Kinder gelten überall auf der Welt als Hoffnung für die Zukunft, erst recht ist das in Afrika so, wo Zukunft allzuoft eher als Anhängsel der Gegenwart betrachtet wird. Man stört sich auch nicht daran, daß dieser Band mit seinen zweihundertfünfzig prachtvollen Aufnahmen von der ersten Seite an das eigene Format sprengt: Weder schildern die Bilder nachvollziehbar den Verlauf eines Tags, der mit der Morgendämmerung vor den Kapverdischen Inseln, in Namibia und Kenia beginnt und mit dem Mond hinter den Pyramiden von Gizeh endet, noch erscheint die Dramaturgie der Gleichzeitigkeit an verschiedenen Orten wirklich plausibel als Mittel des Erzählens. Eher geht es darum, zu zeigen, wie es in Afrika aussieht, wenn Künstler hinschauen. Dann erhält die Banalität des Lebens unvermittelt die Anmutung von Poesie. Das könnte die eigentliche Botschaft dieses wundersamen und wunderbaren Buchs sein.

"Ein Tag im Leben von Afrika" von David Elliot Cohen und Lee Liberman. Texte von Desmond Mpilo Tutu, Kofi A. Annan und anderen. Geo im Verlag Gruner + Jahr, 2002. 288 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. Gebunden, 49 Euro. ISBN 3-570-19373-X.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der gängigen Ikonografie afrikanischer Schrecken setzt dieses "wundersame und wunderbare Buch" eine eigene Haltung entgegen, schreibt Rezensent Andreas Obst, nämlich "Stolz". Fast alle Bilder priesen vor allem die Schönheit, hebt der Rezensent hervor. In diesem Band gehe es darum, zu zeigen, wie Afrika aussieht, "wenn Künstler hinschauen". Für diesen Genuss nimmt Obst sogar manches Klischee in Kauf. Den Gedanken des Bandes, dem Leben "in all seinen Facetten" innerhalb von vierundzwanzig Stunden nachzuspüren und in Bildern zu erzählen, "wie Menschen ihren Tag verbringen", fand er auf Anhieb bezwingend. Aus dieser Idee entstanden, wie Obst wissen lässt, in den letzten beiden Jahrzehnten eine Reihe von Bildbänden, deren visueller Reichtum Obst zufolge zu Recht gerühmt wird. Nun hätten sich 95 Fotografen ("um ein Vielfaches ausgezeichnet mit internationalen Fotopreisen") also den 28. Februar des Jahres auf dem afrikanischen Kontinent 2002 vorgenommen. Die Fotos zeigten dem Rezensenten "Afrika als Bühne, auf der Menschen versuchen, ihr eigenes Leben zu meistern, statt das des nächsten zu zerstören". Dass die Banalität des Lebens "unvermittelt die Anmutung von Poesie" erhält, könnte für ihn "die eigentliche Botschaft" des Buches sein.

© Perlentaucher Medien GmbH