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Nichts ahnend besteigt Laura eines Abends in Florenz ihren Motorroller, um nach Hause zu fahren. Da wird sie von mehreren Männern überfallen und in ein Auto gezerrt. Ihre Entführer verfrachten sie in eine Berghöhle im Süden Italiens, wo sie das 15-jährige Mädchen mehrere Monate lang festhalten, um von ihren angeblich reichen Eltern ein hohes Lösegeld zu erpressen. Aber Lauras Eltern sind nicht reich - Laura ist die falsche Beute. Ihr Vater, ein hoch verschuldeter Kleinunternehmer, kann die von den Entführern geforderten zehn Milliarden Lire nicht aufbringen. Als die Entführer merken, dass sie…mehr

Produktbeschreibung
Nichts ahnend besteigt Laura eines Abends in Florenz ihren Motorroller, um nach Hause zu fahren. Da wird sie von mehreren Männern überfallen und in ein Auto gezerrt. Ihre Entführer verfrachten sie in eine Berghöhle im Süden Italiens, wo sie das 15-jährige Mädchen mehrere Monate lang festhalten, um von ihren angeblich reichen Eltern ein hohes Lösegeld zu erpressen. Aber Lauras Eltern sind nicht reich - Laura ist die falsche Beute. Ihr Vater, ein hoch verschuldeter Kleinunternehmer, kann die von den Entführern geforderten zehn Milliarden Lire nicht aufbringen. Als die Entführer merken, dass sie sich geirrt haben, verkaufen sie Laura an eine andere Bande und verschwinden. Die neuen Bewacher bringen Laura an einen anderen Ort - und das Spiel beginnt von vorn.
Eines Tages brechen die Banditen mit Laura überstürzt in die Berge auf. Carabinieri sind in der Gegend, mit Hubschraubern und Schusswaffen. In einem unbewachten Moment gelingt Laura die Flucht. Doch auch für die Carabinieri, die sie nach einem Schusswechsel mit den Banditen schließlich finden, ist Laura die falsche Beute. Denn eigentlich hatten sie nach der Tochter eines Millionärs gesucht, die wenige Wochen nach Laura entführt worden war.
Laura kommt nach Hause, froh, dass nun alles zu Ende ist. Aber sie hat sich getäuscht, denn sie wird ein weiteres Mal zur falschen Beute, als der Staatsanwalt sie und ihre Familie verdächtigt, mit den Entführern zusammengearbeitet zu haben. Das Drama, das sich nun anschließt, ist für Laura fast noch schlimmer als die Entführung selbst.
Autorenporträt
Werner Raith, 1940 geboren, lehrte an den Universitäten München und Palermo sowie an der Technischen Hochschule in Darmstadt. Er gilt als einer der wenigen deutschen Experten der europäischen Mafia-Szene und hat zahlreiche Bücher zu diesem Thema veröffentlicht. Er lebt mit seiner Familie in Terracina in Süditalien und schreibt regelmäßig als Italienkorrespondent für die "der tageszeitung".
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.10.2002

Entführt
Laura als Gefangene der Mafia
Es ist ein ganz normaler Märzabend in Florenz, an dem sich die fünfzehnjährige Laura auf den Weg nach Hause macht. Sie war bei einer Geburtstagsfeier und ist ein wenig spät dran, ihr Vater wird schimpfen. Plötzlich geht alles blitzschnell: drei Männer packen sie, werfen ihr ein Tuch über den Kopf, binden ihre Hände hinter ihrem Rücken zusammen und stoßen sie in ein Auto. Am Ende eines langen Weges über holprige Straßen, gelangen sie in einer riesigen Höhle irgendwo in den Bergen. Laura wurde entführt, um von ihrem Vater Lösegeld zu erpressen. Laura wundert sich. Ihr Vater ist doch gar nicht reich. Sie ist ganz bestimmt die „Falsche Beute”, so der Titel des Buches von Werner Raith.
Aber ob „richtige” oder „falsche” Beute, für Laura ist das egal. Sie stürzt in ein tiefes Tal der Angst, der Wut, der Verzweiflung. Sie will fliehen, aber sie hat keine Chance, sie steht ständig unter Bewachung.
Als ihr eines Tages doch die Flucht gelingt, ist der Albtraum noch nicht zu Ende. Die Polizei stellt ihrer Familie unangenehme Fragen: woher hat der Vater das Lösegeld, das angeblich bezahlt wurde? ( Bei einer Entführung werden in Italien sofort die Konten der Familie gesperrt, damit sie auf die Forderungen der Kidnapper nicht eingehen können.) Und vor allem, was hat eigentlich der Vater mit diesem geliehenen Lösegeld gemacht? Laura wird immer verwirrter. Der Autor beschreibt alles aus ihrer Sicht. Das Buch wird dadurch beklemmend real.
Werner Raith, der 2001 starb, war ein anerkannter Kenner der Mafia- Szene in Italien. In seinen Sachbüchern und Reportagen aus dem Süden Italiens berichtete er hauptsächlich über die kleinen Leute, die ihm übrigens jetzt nach seinem Tod in dem Ort seiner italienischen Wahlheimat ein Denkmal gesetzt haben: Eine Marmortafel an dem Sportplatz, für dessen Bau er sich so eingesetzt und für den er Spendengelder gesammelt hatte.
Werner Raith schildert Lauras Gefühle aus der Kenntnis vieler solcher Entführungsfälle. Er beschreibt, wie Laura „aus der Welt gefallen” ist, wie Jan Philip Reemtsma die Situation während seiner Entführung kennzeichnete. Sie fühlt sich im Stich gelassen, weil sie weder von ihrem Freund noch von ihrer Familie etwas hört. Und nach ihrer gelungenen Flucht begreift sie, dass nicht nur sie in eine schreckliche Geschichten geraten ist, sondern ihre ganze Familie, und auch ihr Freund Tonino. Eigentlich ist durch ihre Heimkehr nichts besser geworden, sondern alles noch schlimmer. Sie sieht nur noch ein Mittel, das alles zu beenden: die Schlaftabletten ihrer Mutter. Sie schluckt sie alle – und wird gerettet.
Ein Buch über Italien? Nicht nur. Was Verbrechen, Opfer und Ängste betrifft, ist Italien überall. (ab 12 Jahre)
STEFAN WILFERT
WERNER RAITH: Falsche Beute. Elefanten press 2002. 160 Seiten, 13 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Ganz schön vielschichtig, dieser letzte Jugendroman des Mafia-Experten Werner Raith. Thomas Schmid jedenfalls entdeckt darin mehr als nur eine spannende Entführungsgeschichte (gekidnappt wird die "Großstadtgöre" Laura). Der Autor, so erklärt er uns, thematisiere das Verhältnis zwischen dem privaten familiären und dem öffentlichen staatlichen Raum und durchleuchte nebenbei den Mikrokosmos der italienischen Gesellschaft. Daraus, aus der Wirklichkeit des italienischen Alltags, schöpft Raith auch seinen Stoff und ist für dieses Buch, wie Schmid weiß, einer Zeitungsmeldung nachgegangen. So wird "Falsche Beute" "auch für Erwachsene ein Genuss".

© Perlentaucher Medien GmbH