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Wir sind doch alle Individualisten! Oder etwa nicht? Warum essen wir Scampis, aber keine Maikäfer? Warum tragen wir im Supermarkt keinen Bikini, am Strand aber schon? Und warum gehen wir in die Schule, obwohl wir gar keine Lust haben? Regeln, Normen und Gesetze haben uns fest im Griff. Aber wie kommen diese Normen eigentlich in unseren Kopf? Und was ist überhaupt "normal"? Anhand anschaulicher Beispiele erklärt Nikolaus Nützel, wie unsere Gesellschaft funktioniert und wie wichtig es ist, dass die Jungen auch mal gegen den Strom der Alten schwimmen, Regeln hinterfragen und das Undenkbare…mehr

Produktbeschreibung
Wir sind doch alle Individualisten! Oder etwa nicht?
Warum essen wir Scampis, aber keine Maikäfer? Warum tragen wir im Supermarkt keinen Bikini, am Strand aber schon? Und warum gehen wir in die Schule, obwohl wir gar keine Lust haben? Regeln, Normen und Gesetze haben uns fest im Griff. Aber wie kommen diese Normen eigentlich in unseren Kopf? Und was ist überhaupt "normal"? Anhand anschaulicher Beispiele erklärt Nikolaus Nützel, wie unsere Gesellschaft funktioniert und wie wichtig es ist, dass die Jungen auch mal gegen den Strom der Alten schwimmen, Regeln hinterfragen und das Undenkbare denkbar machen.
Eine Analyse unserer Gesellschaft geistreich und unterhaltsam
Mit Cartoons von Rattelschneck, bekannt aus FAZ, Süddeutsche und DIE ZEIT
Mit spannenden Themenkästen und einem Glossar der Fachbegriffe
Autorenporträt
Nikolaus Nützel wurde 1967 in Rothenburg ob der Tauber geboren. Nach einer Ausbildung zum Fremdsprachenkorrespondenten und Dolmetscher, absolvierte er die Deutsche Journalistenschule in München. Zeitgleich studierte er Journalistik und Romanische Sprachwissenschaft. Seit 1994 arbeitet Nikolaus Nützel als freier Journalist für den "Bayerischen Rundfunk" und andere ARD-Sender sowie für verschiedene Printmedien. Als Autor verfasste er bereits einige Reiseführer. Nikolaus Nützel lebt mit seiner Familie in München.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.03.2013

Maikäfersuppe auf der Speisekarte
Ein locker geschriebenes Sachbuch für Jugendliche geht den Ursachen unseres Verhaltens auf den Grund
Normen in der Gesellschaft – das ist nicht unbedingt ein sexy Thema für ein Jugendbuch. Nikolaus Nützel versucht es trotzdem . Und, soviel kann man schon mal vorweg sagen: Es hat sich gelohnt, denn der Münchner Autor schafft es, das abstrakte Thema auf den Alltag herunterzubrechen. „Menschen werden vom ersten Augenblick ihres Lebens bis zu ihrem letzten Atemzug von anderen geformt“, schreibt er und nimmt dieses Formen durch Normen genauer unter die Lupe. Sein Prinzip dabei ist einfach. Er stellt Fragen: Was ist normal und was nicht? Was ist gut für mich, was ist gut für alle?
  Machen wir mal einen Test. Wie wäre es zum Beispiel, wenn ein Koch auf die Idee käme, in seinem Restaurant Maikäfersuppe anzubieten? Vermutlich wären ihm die Schlagzeilen sicher, abgesehen davon, dass kaum jemand die ähnlich wie Krebs schmeckende Suppe bestellen würde. Dabei war das Gericht in einigen Regionen Deutschlands und Frankreichs früher durchaus bekannt wie Nützel schreibt. Und er liefert in seinem Sachbuch Ihr schafft mich! Wie andere dein Leben bestimmen gleich das Rezept mit: 30 Maikäfer, 1 Esslöffel Butter und 125 Milliliter Brühe für eine Portion.
  Es lohnt sich, das Rezept mal auszuprobieren, denn dann spürt man schnell, wie sehr unsere Vorstellungen von Normen geformt werden. Gerade wird wieder viel übers Essen diskutiert, über Pferdefleisch im Besonderen und die Ungeheuerlichkeit, dass es uns Verbrauchern als Rind verkauft wurde. Das ist natürlich nicht in Ordnung. Dabei entsteht aber irgendwie der Eindruck, dass Pferdefleisch an sich ungenießbar sei, was nicht der Fall ist. Warum wir so selbstverständlich Tiefkühllasagne in den Kühltruhen der Supermärkte finden, wo diese doch weder nahr- noch schmackhaft ist, fragt in der aufgeregten Debatte kaum jemand. Nützel weist darauf hin, wie sehr Normen auch aktuellen Trends unterworfen sind. Was heute verpönt ist, kann morgen plötzlich erlaubt sein. Wie sehr wir durch Regeln bestimmt werden, zeigt ein Blick auf nüchterne Zahlen. Ende 2010 gab es in Deutschland insgesamt 1905 Gesetze und 3437 Verordnungen. Nützel erklärt, wie stark die Jugendlichen das konkret betrifft. Aufgrund der Schulpflicht müssen sie morgens um 8 Uhr in die Schule gehen, ihr Lehrplan ist festgelegt, es ist geregelt, ob man mit 14 Jahren rauchen darf, wann man Führerschein machen darf, wie lange man weggehen kann und ab wann man sich Geld dazuverdienen darf.
  Der Autor bleibt nah am Alltag der Jugendlichen, er will dabei die manchmal feinen Regeln hinter der Alltagswelt offenlegen. Wie sieht die Welt aus und warum sieht sie so aus? Er nimmt die Themen ernst, was gut ist, aber er nimmt sich als Autor dabei nicht zu wichtig. Er will dem Leser helfen, die Dinge besser zu verstehen, verliert sich nicht in den Untiefen der Fachtermini. Eigentum, soziale Gerechtigkeit, Gewaltmonopol, Rollenkonflikte und die Frage, warum manche Frauen Kopftuch tragen, durch all diese Themen mäandert Nützel schwungvoll auf gut 200 Seiten.
  Rattelschneck liefert zahlreiche Cartoons, die den Grundton des Buchs schön widerspiegeln. „Wie siehst du denn aus?“, fragt da einer seinen Kumpel, der gleichzeitig sechs oder sieben Kopfbedeckungen übereinander trägt, von einem Birett katholischer Priester bis hin zur jüdischen Kippa: „Ich trage alle Arten von religiösen Kopfbedeckungen, um gegen keine der Auslegungen des Korans zu verstoßen
.“
HUBERT FILSER
Nikolaus Nützel : Ihr schafft mich! – Wie andere dein Leben bestimmen. Mit Cartoons von Rattelschneck. cbj 2013. 222 Seiten, 19,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.07.2013

Weiß die Dimensionshexe, was sie da tut?

Wie sehr bin ich durch die anderen bestimmt? Kaum ein Roman für junge Leser kommt an dieser Frage vorbei. Der Jugendsachbuchautor Nikolaus Nützel hat sich ihr gestellt. Zu unserem Glück.

Wozu soll das gut sein? Jeder, der in den vergangenen Jahren mit offenen Augen über die hiesigen Buchmessen geschlendert ist, hat sie gesehen, diese kunterbunten, aufgetakelten Phantasiegestalten, die, wie frisch einem Manga entschlüpft, sorgfältig zurechtgemacht posieren, stolzieren und einander ihre Kostüme und Frisuren zeigen. Und fast jeder wird sich beim ersten Mal gefragt haben, zu welchem Zweck die jungen Leute sich hier verabreden, warum sie diese unendliche Mühe in ihr Äußeres stecken, in eine Rolle, die sie ganz gewiss nicht im Alltag ausfüllen werden, sondern nur bei Gelegenheiten wie dieser.

Nikolaus Nützel hat ein Buch über Normen geschrieben, über Sozialisation und Internalisierung, über Abstracta also, die es anschaulich zu machen gilt, wenn man ein Publikum im Alter ab zwölf Jahren dafür interessieren möchte. Und noch bevor der Münchner Journalist und Jugendsachbuchautor auch nur ein Wort wie "Spielregel" verwendet, hat er uns mit Jana bekannt gemacht, einer Cosplayerin, die auf der Buchmesse als "Hexe der Dimensionen" herumläuft.

Der Autor findet in ihr und ihren Mitstreitern nicht nur ein schönes Beispiel für eine Gruppe mit klar definierten Codes in einer Umgebung, der diese Codes einigermaßen fremd sind. Er weitet, von ihrem Bild ausgehend, mit ein paar Kunstgriffen den Blick seiner Leser, zeigt ihnen den Nacktbadestrand, an dem die Badehosenträger schief angesehen werden, aber auch mittelalterliche Bußgeldnotizen, nach denen Frauen Strafe zahlen mussten, weil sie mit einer unpassenden Haube gesehen worden waren.

Fragen des Anstands, der Moral werden also in diesem Buch angesprochen, und der Autor scheut sich dabei weder, pikante Themen wie die Selbstbefriedigung anzusprechen noch komplizierte Themen wie wissenschaftliche Konzepte anzureißen, Freuds Über-Ich etwa oder Wolf Singers Vorschlag, angesichts der Erkenntnisse der Hirnforschung doch lieber künftig nicht mehr von Freiheit zu sprechen. Die Occupy-Proteste, Jugendgewalt und Politikverdrossenheit haben in seinem Buch ebenso Platz wie der Werdegang unseres stellvertretenden Bundeskanzlers, der es, aus einem vietnamesischen Waisenhaus stammend, zum Wirtschaftsminister gebracht hat. Zeichnungen von Rattelschneck, eigens für dieses Buch entstanden, lockern den Text immer wieder auf, wenn die hohe Informationsdichte den Leser zu schaffen droht.

Nikolaus Nützel ist ausgebildeter Dolmetscher, und die Fähigkeit, von der Abstraktion ins Konkrete zu übersetzen und notfalls wieder zurückzuwechseln, seine Leser nicht zu über-, aber eben auch nicht zu unterfordern, zeichnet ihn aus. 2007 erschien sein Buch über die menschliche Sprache, im Jahr 2010 ein Jugendsachbuch über die Wirtschaft. Mit "Ihr schafft mich!" hat er ein ungleich heikleres Thema gewählt, weil es seine Zielgruppe in ihrem Lebensalter betrifft wie kein anderes: Fragen der Anpassung und Abgrenzung, der Zugehörigkeit und Unabhängigkeit, der Fremdbestimmtheit oder Eigenständigkeit stellen sich in der Pubertät mit ungekannter Dringlichkeit. Wer lässt sich darüber schon etwas sagen, noch dazu von einem Erwachsenen, wo doch das Unverstandensein in diesem Alter oft ein bestimmendes Lebensgefühl ist?

Nun könnte man überspitzt behaupten, die erzählende Jugendliteratur handelte doch von nichts anderem. Freilich berührt Nützel immer wieder Themen, die sich mit ausgeprägteren erzählerischen Zügen womöglich eindringlicher hätten vermitteln lassen, die Mechanismen familiärer Prägung etwa, die Auswirkung der Leistungsgesellschaft oder die gesellschaftliche Akzeptanz von Homosexualität. Und doch ist es das Verdienst dieses Buchs, den Bogen weit zu spannen, Wissen zu vermitteln, immer wieder Figuren vorzustellen, an denen seine Leser etwas sehen können: einen 1914 geborenen Schwulen etwa, an dessen Leben sich der gesellschaftliche Wandel zeigt; ein junges Paar, er knapp volljährig, sie wenig jünger, das beim Sprayen erwischt worden ist und die Routinen der Staatsgewalt in Abhängigkeit von Alter und Zurechnungsfähigkeit belegt.

Nützel schont seine Leser nicht und beschönigt wenig. Und doch behält er seine entspannte Stimme, die nur im Kapitel über das Leistungsprinzip einen bissigen Unterton bekommt. So wirken seine abschließenden optimistischen Worte über Selbst- und Mitbestimmung nicht etwa künstlich angestückelt, sondern konsequent.

FRIDTJOF KÜCHEMANN

Nikolaus Nützel: "Ihr schafft mich!"

Mit Zeichnungen von Rattelschneck. Verlag CBJ, München 2013. 224 S., geb., 19,99 [Euro]. Ab 12 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Für die jugendlichen Leser folgt ein Aha-Erlebnis auf das andere (...). Doch dieser wilde Ritt ist richtig unterhaltsam, weil Nützel verblüffende Zusammenhänge herstellt." DIE ZEIT

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nikolaus Nützels neues Jugendsachbuch "Ihr schafft mich!" ist ein wahrer Glücksfall, jubelt Rezensent Fridtjof Küchemann. Denn dem Münchner Autor und Journalisten gelinge es mit Bravour, vor allem in der Pubertät wichtige und "heikle" Fragen der Selbst- und Fremdbestimmung, der Anpassung und Abgrenzung und der Zugehörigkeit und Unabhängigkeit zu bearbeiten, berichtet der Kritiker. Und so lernt er hier etwa Jana kennen, die als Cosplayerin häufig mit dem Unverständnis ihrer Umgebung kämpfen muss; darüber hinaus erfährt der Rezensent aber auch, dass Frauen mit unpassender Haube im Mittelalter ein Bußgeld zahlen mussten, wie Homosexuelle für ihre Akzeptanz kämpfen mussten und wie es etwa zu Jugendgewalt und Politikverdrossenheit kommt. In Kombination mit den Zeichnungen von Rattelschneck ist ein informatives Buch entstanden, dass die jungen Leser weder unter- noch überfordert, lobt der Kritiker.

© Perlentaucher Medien GmbH