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Ein Mann stiehlt über Jahre hinweg Kunstwerke - von der alten Pistole bis hin zu einem Bild von Lucas Cranach. Niemals beschädigt er ein Werk, niemals bietet er ein Stück zum Verkauf an. Der sammelnde Kunstdieb Stéphane Breitwieser entwickelt sich außerdem zum Kunstexperten. Erst eine Reihe von Zufällen führt schließlich zu seiner Verhaftung. In seinen im Gefängnis begonnenen "Bekenntnissen" legt er seine Motive offen, erzählt vom fehlenden Schutz für viele Kunstwerke, vom Nervenkitzel des Diebstahls.
"Kunstdiebe sind in den seltensten Fällen auch Kunstliebhaber. Der Elsässer Stéphane Breitwieser ist eine seltene Ausnahme." - Die Zeit
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Produktbeschreibung
Ein Mann stiehlt über Jahre hinweg Kunstwerke - von der alten Pistole bis hin zu einem Bild von Lucas Cranach. Niemals beschädigt er ein Werk, niemals bietet er ein Stück zum Verkauf an. Der sammelnde Kunstdieb Stéphane Breitwieser entwickelt sich außerdem zum Kunstexperten. Erst eine Reihe von Zufällen führt schließlich zu seiner Verhaftung. In seinen im Gefängnis begonnenen "Bekenntnissen" legt er seine Motive offen, erzählt vom fehlenden Schutz für viele Kunstwerke, vom Nervenkitzel des Diebstahls.

"Kunstdiebe sind in den seltensten Fällen auch Kunstliebhaber. Der Elsässer Stéphane Breitwieser ist eine seltene Ausnahme." - Die Zeit
Autorenporträt
Stéphane Breitwieser, 1971 in Mulhouse im Elsass geboren, entdeckte während eines nicht zu Ende geführten Studiums die Liebe zur Kunst, die ihn jedoch auf Abwege führte. Von seinen Aufsehen erregenden Diebeszügen handelt seine Autobiographie.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Erst scheint es, als sei Melanie Mühl fasziniert von der Geschichte des Kunstdiebes Stephane Breitwieser. Über die "Leichtigkeit" seiner Raubzüge staunt sie nur. Dann aber wird Mühl klar, dass Breitwiesers Stolz über die eigenen Taten noch immer seine Reue überwiegt und die Erkenntnis, ein Verbrecher zu sein, den Mann nie erreicht hat. Unsympathisch findet Mühl dies und spürt die Arroganz und Selbstverliebtheit des Meisterdiebes noch in dem Ton, mit dem er seine Erinnerungen verfasst hat.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.10.2007

Eine Hand auf dem Herzen hieß: alles okay

Er kam stets am helllichten Tag, kaufte eine Eintrittskarte und ließ sein liebstes Ausstellungsstück mitgehen. Jetzt hat Stéphane Breitwieser, der berühmteste Kunstdieb aller Zeiten, ein Buch über seine Raubzüge geschrieben.

Es war an einem Hochsommertag im Jahre 1994, als Stéphane Breitwieser zum ersten Mal das Gesetz brach. Er und seine Freundin Anne-Catherine besuchten das kleine Stadtmuseum von Thann im Elsass und schlenderten durch die Ausstellungsräume. Eine der Vitrinen stand einen Spaltbreit offen. Ihr Innerstes barg eine Pistole aus dem frühen 18. Jahrhundert. Und kein Museumswärter, kein Besucher, niemand weit und breit, der sie hätte beobachten können. Breitwieser zögerte nur einen Wimpernschlag, dann verschwand das kostbare Stück in seinem Rucksack.

Dieser Augenblick war seine Initiation als Kunstdieb, der Beginn eines waghalsigen Raubzugs durch die Museen und Schlösser Europas, der die Polizei jahrelang rätseln lassen sollte. Breitwieser schloss die Vitrine wieder. Langsam verließen er und Anne-Catherine den Tatort, stiegen in ihren Opel Corsa und kehrten zurück ins nahe gelegene Eschentzwiller, wo sie bei Breitwiesers Mutter lebten.

Jener Sommertag, das wird klar, wenn man Stéphane Breitwiesers Buch "Bekenntnisse eines Kunstdiebes" liest, war der unglücklichste Tag seines Lebens. Ein "zufälliger Diebstahl" im Alter von zweiundzwanzig Jahren, der in ihm jenes unstillbare Verlangen nach Kunstschätzen entfachte, das sein Unrechtsbewusstsein für immer ausschalten sollte. Es sei, wie er selbst bekennt, eine Sucht gewesen. Kein Museum, kein Schloss, keine Antiquitätenmesse, keine Auktion konnte er besuchen, ohne den quälenden Wunsch zu verspüren, seine Kunstsammlung um eine Trophäe zu bereichern. Er stahl, was ihm gefiel, besonders Stücke aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert. Breitwieser versuchte nie, ein geraubtes Gemälde oder eine der edlen Elfenbeinschnitzereien zu verkaufen - es wäre für ihn, so absurd es klingen mag, ein Verrat an der Kunst gewesen. Er liebte den Besitz. Seine Schätze (mehr als zweihundertvierzig Stücke im Wert von zehn Millionen Euro) hortete er im Obergeschoss des Hauses, erfreute sich an einem Cranach ("Er sprach zu mir, lebte in mir, ich war geradezu besessen von ihm") an der Wand, an Tabakdosen, Bronzefiguren und seinen Musikinstrumenten. Breitwieser studierte das Leben jedes Künstlers, von dessen OEuvre er ein Stück besaß. Tagelang verkroch er sich in Bibliotheken und zeichnete mit detektivischer Akribie die Werkgeschichte der gestohlenen Objekte nach. Zeit hatte Breitwieser genügend, er jobbte nur unregelmäßig als Kellner, die Großeltern versorgten ihn mit dem nötigen Kleingeld. Seine Mutter schob währenddessen die Wahrheit beiseite und verschloss die Augen, der Vater, der ihn einst an die Kunst heranführte, ahnte nichts von den kriminellen Machenschaften seines Sohnes, vor Jahren schon hatte er sich aus dem Staub gemacht.

"Der vierte Diebstahl fand im März 1995 statt, im Museum der schönen Künste in Solothurn. Das Bild, das ich gewählt hatte, stammte von einem Maler der Frührenaissance. Es stellte den heiligen Hieronymus in seinem leuchtenden roten Kardinalsmantel dar, mit einem Löwen zu seinen Füßen. Im Blick des heiligen Hieronymus lag eine solche Stärke, sein Gesicht war derart ausdrucksvoll, dass ich meine Augen nicht von ihm zu lösen vermochte." Im Handumdrehen hatte Breitwieser das Bild von der Wand gehängt und den Rahmen entfernt, ohne dass irgendjemand von seinem Verbrechen Notiz nahm. Ein Kinderspiel.

Es gebe, schreibt er, "immer einen günstigen Augenblick, an dem die Wachsamkeit der Wärter nachlässt". Man müsse nur den richtigen Moment wählen, zwischen zwölf und vierzehn Uhr etwa, "wenn die Mannschaften wegen der Mittagspause reduziert sind. Ich habe fast überall beobachtet, dass die Wärter ihre Aufmerksamkeit auf das Tun und Treiben der Besucher konzentrieren und die Gegenstände, die sie bewachen sollen, gar nicht mehr wahrnehmen."

Breitwieser und seine Komplizin Anne-Catherine, die nie von seiner Seite wich, entwickelten eine geheime Zeichensprache. Hatte er sich in ein Ausstellungsstück verguckt, reckte er sich mit erhobenen, nach hinten gestreckten Armen. Um seiner Freundin zu signalisieren, dass Gefahr drohte, bedeckte er ein Auge mit zwei Fingern. Eine Hand auf dem Herzen hieß: alles okay.

Man staunt, mit welcher Leichtigkeit Breitwieser einen Diebstahl nach dem nächsten verübte, wie spielerisch es ihm gelang, die Museen zu berauben. Als spazierte er über eine Wiese und pflückte nebenbei ein paar Blumen. Dabei mutet Breitwiesers Vorgehen ziemlich amateurhaft an: Am helllichten Tag, ausgestattet mit einem Schweizer Allzweckmesser und Schraubenzieher, begab er sich auf die Jagd. Die Beute versteckte er meist unter seinem Trenchcoat. Später verkleidete sich das Räuberduo, Anne-Catherine färbte ihr kastanienbraunes Haar blond, und Breitwieser ließ sich einen Bart wachsen.

"Im Grunde", schreibt Breitwieser, "habe ich nie wirklich Angst vor der Polizei gehabt." Und genau dieser Satz, der sich so unspektakulär liest, ist der Schlüsselsatz des Buches. Er verrät, wie Stéphane Breitwieser tickt. Von Anfang an wähnt er sich auf der sicheren, ja auf der moralisch richtigen Seite. Er hält sich für unverwundbar, erhaben über den Rechtsstaat. Und mit jeder Buchseite wird einem der Autor unsympathischer, sein Ton arroganter, selbstverliebter. Dass er seine Taten tatsächlich bereut, nimmt man ihm nicht ab. Der ungeheure Stolz, mit dem er selbst die belanglosesten Details seiner Kunstraube schildert, beherrscht die Geschichte. Breitweiser scheint nicht zu erkennen, dass er ein Verbrecher ist, er begreift sich als Retter und Rächer der Kunst. Als ein würdiger Sammler, dem die Kulturschätze zustehen. "Ich empfinde einen tief sitzenden Hass auf die Kunsthändler, die in einem Werk nur das Geld sehen. Dieses Werk geht durch so viele Hände, dass sein Preis auf künstliche Weise hochgetrieben wird und ins Maßlose steigt." Besonders reiche Amerikaner sind ihm ein Dorn im Auge. Für sie biete die Kunst nur die "Möglichkeit, ein kleines Stück einer historischen Vergangenheit in ihr Land zu holen, die sie selbst nicht haben".

Am 20. November 2001 wird Stéphane Breitwieser in Luzern verhaftet. An diesem Tag ist er gekommen, um seine Spuren zu verwischen, Fingerabdrücke zu beseitigen. Doch die Kassiererin des Richard-Wagner-Museums erkennt ihn wieder und ruft geistesgegenwärtig die Polizei. Vier Jahre sitzt Breitwieser im Gefängnis. Seine Mutter versenkt einen Großteil der Beute im Rhein-Rhône-Kanal. Die Gemälde, darunter Werke von Dürer und Brueghel, zerstört sie angeblich und schmeißt sie in den Müll. Sie sind bis heute verschollen.

MELANIE MÜHL

Stéphane Breitwieser: "Bekenntnisse eines Kunstdiebes". Aus dem Französischen von Michael von Killisch-Horn. Verlag C. Bertelsmann, München 2007. 287 S., geb., 19,95 [Euro].

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"Kunstdiebe sind in den seltensten Fällen auch Kunstliebhaber. Der Elsässer Stéphane Breitwieser ist eine seltene Ausnahme." (Die Zeit)