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Monika Helfers kleine Geschichten entführen den Leser in eine Welt voll Zauber und Poesie. Die Menschen, die darin vorkommen - der Mann, der selbstgemachte Filzblumen verkauft und manchmal auch verschenkt, oder ein zehnjähriges Mädchen, das sich aus seiner Zwangsheirat befreit - wirken wie verloren in dieser Welt. Sie haben alle etwas, was sie besonders macht und an unser Herz rührt. Die Texte der Autorin aus Österreich sind mit Leichtigkeit und Feingefühl erzählt und wirken lange nach in der Erinnerung.

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Produktbeschreibung
Monika Helfers kleine Geschichten entführen den Leser in eine Welt voll Zauber und Poesie. Die Menschen, die darin vorkommen - der Mann, der selbstgemachte Filzblumen verkauft und manchmal auch verschenkt, oder ein zehnjähriges Mädchen, das sich aus seiner Zwangsheirat befreit - wirken wie verloren in dieser Welt. Sie haben alle etwas, was sie besonders macht und an unser Herz rührt. Die Texte der Autorin aus Österreich sind mit Leichtigkeit und Feingefühl erzählt und wirken lange nach in der Erinnerung.
Autorenporträt
Monika Helfer, geboren 1947 in Au/Bregenzerwald, lebt als Schriftstellerin mit ihrer Familie in Vorarlberg. Sie hat zahlreiche Romane, Erzählungen und Kinderbücher veröffentlicht. Für ihre Arbeiten wurde sie unter anderem mit dem Österreichischen Würdigungspreis für Literatur, dem Solothurner Literaturpreis und dem Johann-Peter-Hebel-Preis ausgezeichnet. Mit ihrem Roman Schau mich an, wenn ich mit dir rede (2017) war sie für den Deutschen Buchpreis nominiert. Für Die Bagage (Roman, 2020) erhielt sie den Schubart-Literaturpreis 2021 der Stadt Aalen. Zuletzt erschienen von ihr bei Hanser die Romane Vati (2021), mit dem sie erneut für den Deutschen Buchpreis nominiert war, Löwenherz (2022) und Die Jungfrau (2023).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Samuel Moser versucht erst gar nicht, hinter den rund 120 hier versammelten Erzählungen von Monika Helfer einen Zusammenhang zu sehen. Er nimmt die kurzen Texte als Stimmen- und Geschichtengalaxie, in die sich die Autorin möglichst wenig einmischt. Eine diskrete Struktur entdeckt Moser dann doch, kleine Textgruppen, die allerdings weder thematisch noch formal eine offensichtliche Einheit bilden, sondern eher subtil Begebenheiten, Träume, Märchen variieren zu scheinen. Am meisten gefällt dem Rezensenten, wie die Autorin bei aller Konzentration doch den Verlockungen der Kürze nicht erliegt. Kein Symbolismus, keine Pointenhäufung, dafür eine Art Universalgeschichte des Kleinteiligen und, so nennt es Moder, eine Poetologie der Skepsis.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.04.2012

Ein bisschen haltlos im Hier und Jetzt
Monika Helfers kleine Prosa erzählt von Randfiguren, denen der Existenzgrund wacklig geworden ist
Von der Systemtheorie wissen wir, dass Zusammenhänge, die an sich unwahrscheinlich erscheinen, eben doch möglich und sogar erwartbar sind. Das, was wir Biographie nennen, begreift der Systemtheoretiker als eine Ansammlung von Zufällen. Wenn uns Monika Helfer in ihrem neuen Buch Geschichten „aus der Unwahrscheinlichkeit der Welt“ erzählt, dann hat das viel mit Zufällen, vielleicht zuweilen sogar mit Schicksal zu tun, vor allem aber mit der Sensibilität für das Misslingen von Kommunikation – und damit, wie aus Missverstehen eben doch Verständnis erwächst.
„Die Bar im Freien“ versammelt über hundert solcher unwahrscheinlicher Geschichten, die kaum vorauszusehen und doch denkbar sind, Geschichten, in denen nicht von ungefähr die verschiedenen Figuren miteinander oder aneinander vorbei ins Sprechen kommen. Nicht selten ist es das Alter Ego der Autorin selbst, das uns in verschiedenen Situationen und Konstellationen begegnet. Immer mal wieder etwa trifft sie auf den „kleinen Mann“ und lässt sich von ihm in ein Kindergespräch verwickeln.
Die Ich-Erzählerin ist auf dem Weg zum Friedhof, um ihre Tochter Paula zu besuchen (tatsächlich heißt die vor einigen Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommene Tochter des Schriftstellerpaares Monika Helfer und Michael Köhlmeier Paula), und der kleine Mann, weil er ein kluges Kind oder ein weiser Verrückter ist, stellt immer die falschen Fragen, die sich doch als die richtigen erweisen. Es sind absurde Dialoge, die zu nichts führen, die aber etwas berühren, das über das Reden hinausweist. Schließlich schenkt der Mann der verwaisten Mutter eine Filzblume fürs Grab von Paula, denn „Filz ist zeitlos“.
Die Erzählungen machen sich oft klein – nicht nur, was ihre Länge angeht. Sie bücken sich ein wenig, lassen sich herab zu ihrem Gegenstand und gewinnen dadurch an Statur. Sie handeln von Eckenstehern und Randfiguren, von jenen, die ein bisschen haltlos sind, denen der Untergrund wackelig geworden ist und die sich deshalb an einem brüchigen Geländer entlanghangeln müssen. Heimatlose, Trauernde, Vertriebene, Zwangsverheiratete, Orientierungslose, Kranke – das ist das Personal dieses prosaischen Welttheaters. Viele der Figuren, die ihre Kurz- und Kürzest-Auftritte haben, sind gerade dabei, etwas zu verlieren, oder sie haben den Verlust bereits hinter sich und müssen nun sehen, was von ihrem Leben noch übrig ist. Manchmal beginnt ihr Unglück mit einem bösen Zeichen, „mit dem Tod meines Rosenbäumchens“, dem der Tod der Liebe nachfolgt. Oder ein Mann entdeckt seine Fähigkeit zur Levitation, verlässt das Schlafzimmer durchs offene Fenster und schwebt eine Weile im Freien. Als er den Verwandten diese Gabe vorführen soll, geht es schief: Er schlägt mit mächtigem Knall auf dem Steinboden auf. „Einen Meter von ihm entfernt lag seine Perücke. Der Schwager hatte gar nicht gewusst, dass er ein Glatzkopf gewesen war.“
Dieses Buch aus hundert Büchern spricht von der Seltsamkeit der Welt wie vom Selbstverständlichsten. In jedem Winkel liegt hier ein Geheimnis verborgen, eine Lebensgeschichte, und auch der Tod scheint immer präsent, mal mehr, mal weniger versteckt zwischen den Zeilen. Manche dieser Geschichten sind aus dem Traum geboren, manche auf der Straße gefunden; manche schweben, manche stürzen hinab auf die Steinplatte der Tatsachen, damit es einen dumpfen Aufprall gibt. Zwischen Realismus, Märchen und Groteske sind die oft nur zwei Seiten langen Texte angesiedelt, und manchmal kippen sie in wenigen Zeilen vom einen ins andere. Johann Peter Hebel, Robert Walser oder Daniil Charms heißen die Gewährsmänner für diese kleine Prosa. Zuweilen wirken die Texte wie Skizzen, manchmal wie eine Uhrmacherarbeit, fein und präzise die kleinen Rädchen ineinanderdrehend, Raum und Zeit in ein Miniaturformat verdichtend. Als seien die Figuren, die man wie im Vorübergehen wahrnimmt, doch so genau ins Auge gefasst worden, dass man sogar in sie hineinschauen und zu ihrem Existenzkern vordringen kann. Natürlich, das wundert nicht bei der Vielzahl der Erzählungen, gibt es auch schwächere, hingehuschte und verschwurbelte, denen man den Kunsteifer anmerkt. Aber bemerkenswert viele gelingen, weil in ihnen auf wenigen Seiten etwas Wesenhaftes aufscheint.
Wie sie diese Wirkung erzeugt, erklärt die Autorin in „Sag es regnet“. Die Erzählerin dieser Geschichte antwortet auf die Fragen des Mädchens Sumy, das bei einem Schreibseminar von ihr erfahren möchte, wie man Schriftstellerin wird. „Beobachte genau. Beobachte die Menschen“, sagt sie. „Hör ihnen beim Reden zu, schau, wie sie sich bewegen, wie sie sich einander zuwenden, merke, was sie reden, denke aber nicht, du könntest das Geredete einfach übernehmen. Du hörst es, es geht durch deinen Kopf hindurch, du formst es um für deine Geschichte, erfindest eine Person, die diesen Satz sagen könnte. Das überhaupt (. . .) ist das Heiligste: Stell dir vor, du kannst einen Menschen erfinden, du kannst aus ihm machen, was du willst, du kannst ihn gut oder schlecht machen.“
Alles lässt sich in der Literatur aus einem Menschen machen. Denn mit dem Unwahrscheinlichsten ist immer zu rechnen.
ULRICH RÜDENAUER
MONIKA HELFER: Die Bar im Freien. Aus der Unwahrscheinlichkeit der Welt. Deuticke Verlag, Wien 2012. 286 Seiten. 19,90 Euro.
Eignet sich eine Filzblume
als Grabschmuck? Unbedingt,
denn: „Filz ist zeitlos.“
Den nur wie im Vorübergehen
wahrgenommenen Figuren
blickt man gleichwohl ins Herz.
Beim Versuch der Levitation schwebt der Mann durchs offene Fenster, dann stürzt er ab. Neben ihm liegt seine Perücke auf dem Steinboden. – Nur wenige hatten gewusst, dass er ein Glatzkopf gewesen war. Foto: Chris Ware/Getty Images
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.07.2012

Stückwerk
Monika Helfer erklärt die Welt in kurzen Geschichten

Viele kleine Teile können einen großen Reiz ausüben: Viele kleine Legosteine, viele ästhetische Fragmente. Sie fordern uns auf, nach einer Ordnung zu suchen. Tun sie das nicht, wirken sie wie ein hingeworfener Haufen. Ein Haufen Fragmente oder ein Haufen Kurzgeschichten. Die österreichische Autorin Monika Helfer hat eine große Menge kurzer Geschichten geschrieben. Ein, zwei Seiten sind sie jeweils lang, mehr als hundert von ihnen sind in ihrem neuen Buch versammelt.

Naturgemäß kommen ziemlich viele Figuren in diesen Geschichten vor: Einige kehren wieder, die meisten von ihnen treten aber nur mit einer Szene hervor: Eine zwangsverheiratete zehn Jahre alte Jemenitin, eine Frau, die Angst hat, man wolle ihre Haare stehlen, ein betrügerischer Taubstummer, ein geschiedener Busfahrer, mehrere Therapeuten, Schlaflose und Magersüchtige, Voodoo-Puppen, ein avantgardistischer Regisseur und ein Liebe suchender Pfleger virtueller Pflanzen, ein attraktiver Türke an der Supermarktkasse, ein Mann, der Tannenmeisen großzieht, einer, der schweben kann, und eine Frau, die ihre Kinder verdursten lässt.

Die Figuren befinden sich in exemplarischen, gesellschaftlich randständigen Situationen, oder sie suchen nach sich, nach ihrem Leben und der Liebe: in vielen zufälligen Begegnungen, in Kindheits-, Familien- und Eheszenen. Die Figuren begeben sich in Therapien, in die Hände der Phantasie oder der Einsamkeit. Sie treffen aufeinander und erzählen von Betrug, vom Altern und vom Sterben, und sie stellen sich die letzten Fragen: "In so einer hellen Nacht denkt der Mensch manchmal daran zu philosophieren, und so dachte der Mann, mein Leben ist verschlungen wie ein Fluss im Urwald. Ich muss vermeiden, an ihm entlangzugehen, sonst verirre ich mich. Der Fluss läuft nämlich in riesigen Schleifen, da könnte es vorkommen, dass ein Weg, der bereits gegangen ist, wieder an den Anfang zurückführt." Doch der Leser stolpert über diese Darstellung der Innenwelt: So denkt ein Mensch doch nicht! Und auch das verwendete Bild funktioniert nicht: Man kann nicht am eigenen Leben entlanglaufen.

Die Erzählweisen wechseln vom Monolog zur Interview- und Gesprächsform. Berichte stehen neben Träumen, Mailwechseln und Parabeln. Briefe werden geschrieben und Märchen erzählt, Phantastisches und Groteskes hineingeworfen. Einige der Texte laufen als Fortsetzung durch den Band: Gerade dort, wo aus dem Blickwinkel verschiedener Figuren erzählt wird, zeigt sich deren allzu große Ähnlichkeit im Sprechen und Denken und nicht die Eigentümlichkeit und Vielfalt, nach der die renommierte Verfasserin von Romanen, Theaterstücken und Kinderbüchern strebt. Ihre nüchtern erzählten Geschichten sind manchmal unpointiert, die phantastischen Geschichten ohne Suggestionskraft, aber dort, wo der Realismus von absurden Zügen durchkreuzt wird, entsteht ästhetischer Reiz. Deshalb gehören die den Band durchziehenden Gespräche der Mutter einer toten Tochter mit einem verrückten Mann zum Besten, was das Buch zu bieten hat.

SANDRA KERSCHBAUMER

Monika Helfer: "Die Bar im Freien". Aus der Unwahrscheinlichkeit der Welt.

Deuticke im Paul Zsolnay Verlag, Wien 2012. 288 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Die Sprache ist einfach und direkt, die Poesie ergibt sich aus kleinen Wendungen, abseits des Alltäglichen. Monika Helfer geht es nie um kunstvolle Konstruktionen und Satzgebilde, ihr geht es immer um die Menschen, um das, was sie antreibt, was sie sehnsüchtig und verletzlich macht." Annette Raschner, ORF, 25.02.2012

"Zuweilen wirken die Texte wie Skizzen, manchmal wie eine Uhrmacherarbeit, fein und präzise die Rädchen ineinander drehend, Raum und Zeit in ein Miniaturformat verdichtend." Ulrich Rüdenauer, Süddeutsche Zeitung, 21.04.2012

"Monika Helfers kurze Texte erzählen mehr über den Lauf der Welt als viele dicke Romane. Kleine Geschichten, doch große Erzählkunst." Wolfgang Huber-Lang, APA, 23.05.2012