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Josefine Bartok, genannt Josi, ist Psychiaterin in Wien mit einem nüchternen Blick auf die menschliche Seele. Sie hat eine Krebsoperation hinter sich, und ihr Mann Tomas bekennt sich nach zwanzig Jahren Ehe zu seiner Homosexualität. Das Unglück muss man ernst nehmen, findet Josi, so ernst wie Don Quixote die Windmühlen. Tatsächlich hat Josi mit diesem Helden viel gemeinsam. Sie erfindet sich nach der Trennung neu, beschließt, nur mehr Anzüge zu tragen, verliebt sich in Griechenland in Max und schließt Freundschaft mit Paula, einem zwölfjährigen Mädchen. Ein Roman über eine ungewöhnliche Frau,…mehr

Produktbeschreibung
Josefine Bartok, genannt Josi, ist Psychiaterin in Wien mit einem nüchternen Blick auf die menschliche Seele. Sie hat eine Krebsoperation hinter sich, und ihr Mann Tomas bekennt sich nach zwanzig Jahren Ehe zu seiner Homosexualität. Das Unglück muss man ernst nehmen, findet Josi, so ernst wie Don Quixote die Windmühlen. Tatsächlich hat Josi mit diesem Helden viel gemeinsam. Sie erfindet sich nach der Trennung neu, beschließt, nur mehr Anzüge zu tragen, verliebt sich in Griechenland in Max und schließt Freundschaft mit Paula, einem zwölfjährigen Mädchen. Ein Roman über eine ungewöhnliche Frau, die nach und nach beginnt, neue Formen des Glücks für sich zu entdecken.
Autorenporträt
Helfer, Monika
Monika Helfer, geboren 1947 in Au/Bregenzerwald, lebt als Schriftstellerin mit ihrer Familie in Vorarlberg. Sie hat Romane, Erzählungen und Kinderbücher veröffentlicht, darunter: Kleine Fürstin (1995), Wenn der Bräutigam kommt (1998), Bestien im Frühling (Deuticke, 1999), Mein Mörder (1999) und zuletzt bei Deuticke Bevor ich schlafen kann (2010), Oskar und Lilli (2011) und Die Bar im Freien (2012). Im Hanser Kinderbuch veröffentlichte sie gemeinsam mit Michael Köhlmeier 2010 Rosie und der Urgroßvater. Für ihre Arbeiten wurde sie unter anderem mit dem Robert-Musil-Stipendium und dem Österreichischen Würdigungspreis für Literatur ausgezeichnet. Mit ihrem letzten Roman Schau mich an, wenn ich mit dir rede (2017) war sie für den Deutschen Buchpreis nominiert.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.09.2010

Schicksalsschlag zurück
Monika Helfers Roman bewältigt schlimmes Unglück

Wie reagiert man auf das Unglück? Nicht auf das alltägliche, kleine Unglück, sondern auf richtiges, schlimmes Unglück, wenn beispielsweise eine Frau an Brustkrebs erkrankt, ihr beide Brüste abgenommen werden müssen und der Arzt sie fragt, ob sie vielleicht zwei Schmucknarben haben möchte, vielleicht in Form eines sehr schönen siebenzackigen Sterns? Oder wenn der Mann nach zwanzig Ehejahren nach Hause kommt und verkündet, er sei jetzt schwul? Oder wenn beides gleichzeitig geschieht? Da dachte man, auf alles im Leben vorbereitet zu sein, und muss dann merken, dass es Gefühle gibt, die sich nicht antizipieren lassen. Auch nicht, wenn man Josefine Bartok heißt und seit fünfundzwanzig Jahren als Psychotherapeutin an einem Spital in Wien arbeitet.

Natürlich fühlt sich Josefine, Josi genannt, ungerecht behandelt. Sie taumelt. Nach den beiden Schicksalsschlägen, die sie einer kurz nach dem anderen ereilen, liegt sie auf dem Boden ihrer neuen Wohnung in der Piaristengasse im achten Wiener Bezirk und spricht mit den Wänden. Sie hat das Zutrauen zu sich selbst verloren und sucht nach einem neuen Ich. Bald trägt sie nur noch Herrenanzüge und lässt sich von ihren Kindern zu einer Gruppenreise nach Griechenland überreden, auf der ihr der Reiseleiter abends im Olivenhain die Sagen des klassischen Altertums vorliest. Immerhin, denn eine gewisse Aufrichtigkeit hat sie in ihrem Beruf gelernt, weiß sie um das sonderbare Bild, das sie abgibt. Sie weiß, dass sie eine Frau mittleren Alters ohne Brüste ist, die sich nichts mehr wünscht als guten Sex und einen Mann, den sie lieben kann. "Mir genügt es, wenn er mich mag. Ich lass' ihn in der Nacht auch wieder gehen, wenn er will. Männer in seinem Alter wollen allein schlafen." Und das ist nicht einmal gelogen.

Monika Helfer wendet sich in ihrem neuen Roman "Bevor ich schlafen kann" dem größten anzunehmenden Unglück zu. Die österreichische Autorin hat für ihre Heldin ein Szenario entworfen, das grausamer kaum sein könnte und das sich nicht korrigieren lässt. Josis Schicksal ist so böse, dass sie all ihr Wissen aufwenden muss, um nicht in Depressionen zu verfallen. Dabei kommt ihr allerdings auch entgegen, dass sie zu Ironie fähig ist, die zuweilen zwar in Sarkasmus und Rücksichtslosigkeit umschlagen kann. Sie hilft ihr aber dabei, sich in Griechenland mit einer Aura von Geheimnis und Unberechenbarkeit zu umgeben, die auf andere anziehend wirkt. Etwa auf Max, einen großen, kräftigen Apotheker mit grauen Haaren. Und auf Paula, ein zwölf Jahre altes Mädchen, das Josis neue Freundin wird. Beide, jeder auf seine Art, werden Josi helfen, sich in ihrem Schicksal zurechtzufinden.

Am Ende ist dann zwar nichts mehr, wie es einmal war. Aber die Erzählerin überlässt Josi keinesfalls ihrem Schicksal. Der Wille, der bekannten Redensart zu folgen, die in jedem Unglück eine Chance sieht, gehört zur DNA dieses Romans. Vor allem die Figur des Kindes ist in dieser Hinsicht bemerkenswert. Denn Paula, die den gleichen Namen trägt wie die Tochter, die Monika Helfer bei einem Unfall im Jahr 2003 verloren hat, ist mit einem Einfühlungsvermögen, einer Selbständigkeit und einer Klugheit ausgestattet, die keine Zwölfjährige glaubhaft vermitteln kann. Paula aber ist diejenige, die der gebeutelten Josi Versöhnung bringt, und zwar nicht nur, weil sie dafür sorgt, dass sich Max und Josi nach ihrer Rückkehr aus Griechenland in Wien wieder begegnen.

Nun ist zwar nichts dagegen einzuwenden, in einen Roman mit einem solch ernsten Thema märchenhafte Elemente aufzunehmen. Bei Monika Helfer aber wird man den Eindruck nicht los, ihr deus ex machina ist dem verzweifelten Versuch geschuldet, das Gute siegen zu lassen. So verspielt sie Glaubwürdigkeit. Denn natürlich gönnen wir der armen Josi ihren Frieden. Aber wir hätten auch verstanden, wenn so viel Schicksal am Ende einfach das geblieben wäre, was es wahrscheinlich ist: etwas, das nie vollständig bewältigt werden kann.

LENA BOPP

Monika Helfer: "Bevor ich schlafen kann". Roman. Deuticke Verlag, Wien 2010. 224 S., geb. 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die Schicksalsschläge, die die Protagonistin in Monika Helfers Roman "Bevor ich schlafen kann" erleidet, lassen Lena Bopp nicht unberührt. Die Wiener Psychoanalytikerin Josi verliert nicht nur beide Brüste durch Krebs, sie wird auch von ihrem Mann nach 20 Jahren Ehe verlassen, weil er erkennt, dass er schwul ist, lässt die Rezensentin wissen. Wenn die österreichische Autorin allerdings dann ein 12-jähriges Kind auf einer Griechenlandreise zur Retterin der sich allein durch ihre Ironiefähigkeit noch aufrecht haltenden Hauptfigur macht, und sie in einer geradezu märchenhaften Wendung der Reisebekanntschaft Max in Wien wiederbegegnen lässt, dann ist das in den Augen der Rezensentin des Guten zu viel. Wenig glaubwürdig erscheint Bopp diese glückliche Wendung und es wäre ihr lieber gewesen, dass Josi sich ihrem untröstlichen Unglück gestellt hätte, wie es scheint.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Endlich ein neuer Roman von Monika Helfer!" Konrad Holzer, Buchkultur, 1.10.2010

"Ein großartiger Mutter-Tochter-Dialog, den wir Ihnen von ganzem Herzen empfehlen." Brigitte, 22/2010

"Monika Helfer gelingt ein ebenso berührender wie verstörender Roman über eine ungewöhnliche Frau in der Lebensmitte, die dem Glück eine Chance geben will." Christa Gürtler, Die Furche, 04.11.2010

"Ironie ist nicht nur eine Stärke der Erzählerin, ironische Distanz gehört auch zum Persönlichkeitsbild von Josi, und man gewinnt den Eindruck, dass diese Eigenschaft die Krisenbewältigung ein wenig erleichtert." Christian Schacherreiter, Oberösterreichische Nachrichten, 4.10.2010

"Ein Liebessehnsuchtsbuch, eine unvergleichlich schön beschriebene Mischung aus Schmerz und Aggression, Träumerei und Einsiedelei, Zukunftshoffnung und kleinen Stützritualen." Julia Kospach, Format
"Wer kann schon so lakonisch und präzise wie Monika Helfer von verqueren Beziehungen in unserer Gesellschaft erzählen? Zehn Jahre haben wir auf ihren neuen Roman gewartet, es hat sich gelohnt." Christa Gürtler, Literatur und Kritik, November 2010

"Ein ungewöhnlicher, ein starker Roman von Monika Helfer, denn er zeigt ohne Sentimentalität oder auch Mitleidsbekundungen, wie ein Mensch sich von ganz unten wieder nach oben bringen kann." Ulrike Niederhofer, Südkurier, 25.02.2012