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Eva und Jeff, das Traumpaar, der intellektuelle Lehrer Tom, Skippy, Frauenarzt und Klassenkasperl, und die unattraktive, aber sympathische Innenarchitektin Hujerová sind alte Freunde. Einst haben sie an einem Prager Gymnasium gemeinsam die Schulbank gedrückt, jetzt sind sie alle um die vierzig, doch sind sie auch weiter gekommen auf ihrer Suche nach dem Glück? In seinem neuen Roman inszeniert Michal Viewegh atemberaubende tragikomische Minidramen und erzählt die Geschichte einer Generation, die erkennt: Nicht das System schießt die Menschen aus dem Spiel und aus ihren Lebensträumen, sondern das tun sie selbst.…mehr

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Produktbeschreibung
Eva und Jeff, das Traumpaar, der intellektuelle Lehrer Tom, Skippy, Frauenarzt und Klassenkasperl, und die unattraktive, aber sympathische Innenarchitektin Hujerová sind alte Freunde. Einst haben sie an einem Prager Gymnasium gemeinsam die Schulbank gedrückt, jetzt sind sie alle um die vierzig, doch sind sie auch weiter gekommen auf ihrer Suche nach dem Glück?
In seinem neuen Roman inszeniert Michal Viewegh atemberaubende tragikomische Minidramen und erzählt die Geschichte einer Generation, die erkennt: Nicht das System schießt die Menschen aus dem Spiel und aus ihren Lebensträumen, sondern das tun sie selbst.
Autorenporträt
Michal Viewegh, geboren 1962 in Prag, arbeitete nach einem abgebrochenen Wirtschaftsstudium als Nachtwächter und studierte anschließend Tschechisch und Pädagogik. Er lebt heute als freier Schriftsteller in Prag, wo er ein Bestsellerautor ist. Bei Deuticke erschienen bisher: Erziehung von Mädchen in Böhmen (1998), Die Liebe eines Vaters (1999), Roman für Frauen (2002), Geschichten über Sex und Ehe (2004), Völkerball (2005), Der Fall untreue Klára (2007), Engel des letzten Tages (2010), Zeitweiliger Orientierungsverlust (2011) und Die Mafia in Prag (2014).

Eva Profousová, geboren 1963 in Prag, lebt seit 1983 in Hamburg. Sie ist freiberufliche Literaturübersetzerin (Prosa, Theater), Publizistin und hat u.a. Jáchym Topol, Jaroslav Rudis, Tereza Boucková und Radka Denemarková ins Deutsche übertragen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.08.2006

Das tieffliegende Klassenzimmer
Ah, diese über Jahrhunderte gut abgehangenen Schulfächer! Michal Viewegh ist der Erzähler des Cocoonings
Die Tschechoslowakei der siebziger Jahre kennt keine Oberstufenreform. Man lernt im Klassenverbund Liebesgedichte auswendig, verzehrt sich zehn Jahre lang nach derselben Hübschen aus der zweiten Reihe oder dem silbergrau schimmernden Tschechisch-Lehrer und spielt zur sexuellen Dekompression im Sportunterricht Völkerball. Trotz Kommunismus stehen dann am Spielfeldrand König und Königin und werfen die feindlichen Leibeigenen ab. Das Königspaar wird nicht etwa für jedes Spiel neu gewählt, sondern regiert die ganze Schulzeit über kraft der darwinistischen Autorität der Schönen, Starken und Gesunden. Allen Gesellschaftsreformen und Revolutionen zum Trotz herrschen immer die gleichen archaischen Gesetze. So ist es nur natürlich, dass der athletische Völkerballkönig Jeff gleich nach dem Abitur die atemberaubend schöne Königin Eva zur Frau nimmt.
Das Trinklied „Weißt du noch?”
Ah, die Freuden des stabilen Klassenverbundes! Oh muffige Heimat Klassenzimmer! Oh trostspendendes Brevier Klassenbuch! Hier herrscht noch nicht die globalisierte, totalzersplitterte Spezialistengesellschaft, hier muss man sich nicht mit flüchtigen Bekanntschaften aus dem Nanotechnik-Grundkurs oder der nachmittäglichen Direktmarketing-AG begnügen. Hier studieren eng zusammengeschweißte Lebens- und Leidensgefährten noch ordentliche, über die Jahrhunderte abgehangene Schulfächer. Trotz aller Grausamkeiten gibt die überschaubare Klassengesellschaft Geborgenheit. In zahlreichen Short Cuts porträtiert Michal Viewegh ein gutes Dutzend Schulkameraden über die Jahre hinweg aus sechs unterschiedlichen Perspektiven. Der melancholische Lehrer, Dichter und Alkoholiker Tom, die schöne Anwältin Eva, ihr ebenso schöner Anwaltsgatte Jeff, die hässliche Hujerová, der Autor selbst und Skippy, der ehemalige Klassenkasper und vulgäre Gynäkologe schlagen sich tapfer durchs Prager Leben, lieben sich, hassen sich und besaufen sich auf ihren Klassentreffen. Das schönste Trinklied heißt „Weißt du noch?”
Der harte Kern der Schulklasse ist die Männer-WG von Tom, Jeff und Skippy. Hatte nicht Doris Dörrie das EU-Monopol für lustige WG-Verstrickungen? Viewegh schert sich nicht drum: Tom liebt Eva, die jedoch ihren warm brummenden Tschechisch-Lehrer liebt (Vaterkomplex!), aber trotzdem Jeff heiratet, mit dem sie das makellose Töchterchen Alice zeugt, sich dann aber scheiden lässt, so dass Jeff und Skippy mit Alice jedes Wochenende spazieren gehen müssen. Diese Sonntagsspaziergänge sind des großmäuligen Gynäkologen einziges Glück. Ob Skippy nun seinen alten Klassenkameraden Jeff liebt, bleibt etwas unklar, fest steht jedoch, dass sich das alte Buschkänguruh mit zweiundvierzig immer noch nicht zu einem Coming Out durchringen kann und seinen WG-Kumpels den sexbesessenen Heten-Macho vorspielen muss.
Š?q?vaclav! Pardon, das war kein Tschechisch, mir ist beim Wegnicken nur kurz der Kopf auf die Tastatur gefallen. Ja aber liebt denn keiner Tom? Oh doch! Und zwar bis zum Umfallen. Nämlich die Busfahrertochter Hujerová, die ihre Hässlichkeit mit einem bissigen Humor auszugleichen weiß. Sie hat zwar keine Chance, ergreift sie aber trotzdem, indem sie die U-Bahn-Aufsichtsfachkraft Boris ehelicht. Boris trägt einen hässlichen Tweed-Hut, das macht aber nichts, denn aus ihm zaubert er der Hujerová schon bald ein Kind und ganz viel klein kariertes Lebensglück.
Die kleinen großen Gefühle
Vieweghs schematischer Figurenreigen wirkt wie ein Schülerversuch im Rahmen des Leistungskurses Leben. Der Autor löst seine Figuren aus jedem geschichtlichen und politischen Kontext und lässt gegen Ende die Hujerová das Fazit aus seinen Miniaturen ziehen: „,Bilde dir bloß nichts ein, du Dummkopf‘, sagte Hujerová brüsk. ‚Die Tragödie deines Lebens hat mit keinem Regime etwas zu tun.‘” Vieweghs Roman ist ein gänzlich ahistorischer Text. Nach den gesellschaftlichen Umwälzungen kommt das Cocooning. Es scheint, als hätte sich der Autor in den zugigen Zeiten der Globalisierung und der ungemütlichen System- und Regimewandel kraft seines Gedächtnisses in den uteralen Kuschelraum Klassenzimmer zurückziehen wollen. Dabei geraten ihm seine Dramolette zu stereotypen Versatzstücken aus dem Hollywood der kleinen großen Gefühle.
Überhaupt: Skippy, Jeff und Tom! Erstaunt steht der Leser vor einer tschechischen Highschool-Midlife-Crisis-Tragikomödie, die sich in nichts von den rituellen Tänzchen um American Beauties unterscheidet. Mit seiner humorlosen Hübschen, dem ehrgeizig hechelnden Athleten, der lustigen Hässlichen, dem versoffenen Poeten und dem verklemmten Schwulen hat Viewegh ein kurioses Gebräu aus Short Cuts und College-Comedy zusammengerührt. Die große Abwesende in diesem Text aber ist die Tschechoslowakei beziehungsweise Tschechien. Der Roman könnte auch in Jacksonville, Ohio spielen. So groß muss die Amerika-Sehnsucht im ehemaligen Ostblock noch sein, dass die Männer dort immer noch mit so schauerlichen Namen wie Jeff, Skippy oder Kevin herumlaufen müssen und die Autoren von amerikanischer Erzählästhetik wie von Coca Cola durchtränkt sein müssen.
Man kann nicht sagen, dass Viewegh einen rundweg ungenießbaren Roman geschrieben hätte. Das ist schließlich der Trick an geschlossenen Klassenverbänden: Irgendwann hat man sich mehr schlecht als recht in ihnen eingerichtet, spielt selbstgenügsam in der letzten Reihe Schiffe-Versenken und nimmt dösend am belanglosen Schicksal der Tölpel vor einem teil. Man kann aber auch nicht sagen, dass Viewegh mit so etwas wie Stil aufwartet. Er verfügt eher über etwas, das man eine lockere Schreibe nennt. Für den besten Ferienaufsatz mag das reichen, für einen Roman sicher nicht. STEPHAN MAUS
MICHAL VIEWEGH: Völkerball. Roman. Aus dem Tschechischen von Eva Profousová. Zsolnay Verlag, Wien 2005. 240 Seiten, 18,40 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ziemlich bissig kritisiert Stephan Maus vorliegenden Roman des tschechischen Schriftstellers Michal Viewegh. Dessen Porträt von einem Dutzend Schulkameraden über einige Jahre hinweg brandmarkt er als "schematischen Figurenreigen", der auf ihn wirkt wie ein "Schülerversuch im Rahmen des Leistungskurses Leben". Er hält dem Autor vor, seine schablonenhaften Figuren - von der humorlosen Hübschen über den schönen Athleten und von der lustigen Hässlichen bis zum verklemmten Schwulen bleibt kein Stereotyp ausgespart - völlig aus gesellschaftlichen und politischen Zusammenhängen zu lösen. Besonders bedauert Maus dabei, dass die Tschechoslowakei in diesem tschechischen, in weiten Teilen in der Tschechoslowakei der siebziger Jahre spielenden Roman eigentlich gar nicht vorkommt und der Roman auch in Jacksonville, Ohio, spielen könnte. Immerhin bescheinigt er dem Autor eine "lockere Schreibe", spricht ihm zugleich aber jeden "Stil" ab. Das Fazit des Rezensenten: ein "kurioses Gebräu aus Short Cuts und College-Comedy".

© Perlentaucher Medien GmbH
"Es ist höchste Zeit, einen Thronfolger für Milan Kundera auszurufen - und das kann nur Michal Viewegh sein. Ihm gelingt die Symbiose zwischen Bedeutsamkeit und Unterhaltung. Seine Bücher sind intelligent und zugleich leicht zu lesen, übersichtlich, aber nicht simpel."
Thomas Brussig, Der Spiegel (24.4.2006)

"Michael Viewegh erzählt in "Völkerball" die verflochtene Geschichte eines ungleichen Quintetts. Mit erheiternder Selbstironie und herzerweichender Tragikomik lässt der erfolgreiche Prager Autor seine Figuren selbst auf ihr verflossenens Leben blicken. ... Ein wunderbares Buch zur schwierigen Kunst des Erwachsenseins."
Brigitte (4/2006)