18,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

"Ich bin nicht losgekommen von der Lyrik", sagt Ruth Klüger, die berühmte Schriftstellerin und Germanistin. Gedichte haben ihr einst geholfen, das KZ zu überleben, die Verse von Goethe, Schiller, Heine, die sie während des stundenlangen Appellstehens im Stillen immer aufs Neue wiederholte. Die Dichter und ihre Bücher umgeben sie bis heute, sie sind für sie "eine Art Dauerware". Dieser Band sammelt erstmals Ruth Klügers Interpretationen, auch übersetzter Gedichte, aus den vergangenen zehn Jahren. Sie deutet und übersetzt Gedichte von Adelbert von Chamisso bis Durs Grünbein, von Elizabeth Barrett Browning bis Anne Sexton.…mehr

Produktbeschreibung
"Ich bin nicht losgekommen von der Lyrik", sagt Ruth Klüger, die berühmte Schriftstellerin und Germanistin. Gedichte haben ihr einst geholfen, das KZ zu überleben, die Verse von Goethe, Schiller, Heine, die sie während des stundenlangen Appellstehens im Stillen immer aufs Neue wiederholte. Die Dichter und ihre Bücher umgeben sie bis heute, sie sind für sie "eine Art Dauerware". Dieser Band sammelt erstmals Ruth Klügers Interpretationen, auch übersetzter Gedichte, aus den vergangenen zehn Jahren. Sie deutet und übersetzt Gedichte von Adelbert von Chamisso bis Durs Grünbein, von Elizabeth Barrett Browning bis Anne Sexton.
Autorenporträt
Ruth Klüger, geboren 1931 in Wien, wurde in die Konzentrationslager Theresienstadt, Auschwitz und Christianstadt verschleppt. 1947 emigrierte sie in die USA und lehrte Germanistik an der University of Virginia, in Princeton sowie an der University of California in Irvine. Bis zu ihrem Tod am 6. Oktober 2020 lebte sie in Irvine/Kalifornien. Zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt Thomas-Mann-Preis der Stadt Lübeck, Roswitha-Preis der Stadt Gandersheim, Lessing-Preis des Freistaats Sachsen und der Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten. Bei Zsolnay sind erschienen: unterwegs verloren. Erinnerungen (2008), Was Frauen schreiben (2010), Zerreißproben. Kommentierte Gedichte (2013) und Gegenwind. Gedichte und Interpretationen (Frühjahr 2018).U
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.05.2018

Rätsellöserin
Furchtlos: Ruth Klügers Gedichtinterpretationen

Ruth Klüger, Doyenne der amerikanischen Germanistik, hat eine Auswahl ihrer Lyrikinterpretationen aus der "Frankfurter Anthologie" zusammengestellt. Ein Dutzend deutscher Gedichte und neun englischsprachige Texte in Übersetzung deutet sie mit gewohnter Prägnanz. Gedichte sind für Klüger entweder lösbare Rätsel oder unergründliche Geheimnisse, ihre Entschlüsselung nennt sie bescheiden "Happen auf dem Weg von den politischen zu den finanziellen Nachrichten". Statt mit ihrer großartigen Entdeckung "Die Blatternde" des Barockdichters Hans von Abschatz setzt Klüger mit dem Exilanten Chamisso ein, der auf der Suche nach seiner verschütteten französischen Heimat zum weltoffenen Europäer wird. Schattenseiten des Daseins geht sie auch sonst nicht aus dem Wege, in Hebbels "Das Kind am Brunnen" ist es eine nur knapp abgewendete Katastrophe, in Rilkes "Media in Vita" ein memento mori, in Durs Grünbeins "Die Wachtel" das Kriegstrauma der Vergewaltigung, in Anne Sextons "The Abortion" die in dreifachem Refrain beklagte Grenzerfahrung, dass "Somebody who should have been born is gone". Besonders sensibel ist Klüger für Politik in der Kunst und Kunstpolitik: Da meißelt Emma Lazarus schon 1886 ihr "Mother of Exiles" als Kommentar zur Flüchtlingsfrage in den Sockel der Freiheitsstatue. Wenn Klüger Heinrich Deterings Verse über den "schwierigen Schwachen" Johannes R. Becher liest, würdigt sie die Spannung zwischen kritisiertem "Mitläufertum" und sympathischer "Grenzüberschreitung", lässt sich das Zitat aus Büchners "Lenz" im letzten Vers aber entgehen: "so lebte er hin". So leben sie hin diese Gedichte und ihre erhellenden Kommentierungen, manchmal im Gegenwind, manchmal mit Rückenwind wie in "I, Too" von Langston Hughes, der sich als "darker brother" 1932 nicht länger in die Küche kommandieren lassen will: "I, too, am America."

kos.

Ruth Klüger: "Gegenwind". Gedichte und Interpretationen. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2018, 117 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr