Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 2,00 €
  • Gebundenes Buch

Etwas Seltsames ist um Ada und ihre Mutter Elizabeth. Symbiotisch verbunden leben die beiden in einer Kleinstadt des amerikanischen Mittelwestens; ohne Ehemann und Vater, ohne Geschwister und Verwandte. Eines Tages entdeckt Ada den Grund ihres Andersseins: Sie ist der Klon ihrer Mutter. Eva Hoffman hat einen spannend-hintergründigen Roman aus einer Zukunft geschrieben, die unmittelbar bevorsteht, der Fragen stellt, auf die es noch keine Antworten gibt. Ein visionärer Roman über eine junge Frau auf der Suche nach dem Rätsel der Identität.

Produktbeschreibung
Etwas Seltsames ist um Ada und ihre Mutter Elizabeth. Symbiotisch verbunden leben die beiden in einer Kleinstadt des amerikanischen Mittelwestens; ohne Ehemann und Vater, ohne Geschwister und Verwandte. Eines Tages entdeckt Ada den Grund ihres Andersseins: Sie ist der Klon ihrer Mutter. Eva Hoffman hat einen spannend-hintergründigen Roman aus einer Zukunft geschrieben, die unmittelbar bevorsteht, der Fragen stellt, auf die es noch keine Antworten gibt. Ein visionärer Roman über eine junge Frau auf der Suche nach dem Rätsel der Identität.
Autorenporträt
Renate Orth-Guttmann begann Mitte der sechziger Jahre aus dem Englischen zu übersetzen. Zu den zahlreichen von ihr übersetzten Autoren zählen u. a. Joan Aiken, Roddy Doyle, David Lodge, Joyce Carol Oates und Ruth Rendell. 1989 erhielt sie den Christoph-Martin-Wieland-Übersetzerpreis
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.09.2004

Mit dem Klon kamen die Tränen
Neue Leiden alter Gencodes: Eva Hoffmans Romandebüt

Es darf geklont werden. Widerstände hin, Vorbehalte her, Klonbabys aus Sektenhand sind mittlerweile glaubhafter als das Christuskind aus Gottes Odem. Sie beherrschen die Bühnen von Zürich bis Berlin - in Gestalt der "Kopien" aus der Feder der britischen Dramatikerin Caryl Churchill beispielsweise. Sie bevölkern die Prosa der Neuen und der Alten Welt. Auch in "Die kopierte Frau", dem Debütroman der auf beiden Kontinenten beheimateten Autorin Eva Hoffman, geht es um die neuen Leiden alter Gencodes, um Duplikate aus Fleisch und Blut. Um das große Drama über das kleine Wörtchen "Selbst". Früher hat sich die Toskana-Fraktion in Töpferkursen neu erschaffen. In Eva Hoffmans Sci-Fi-Version solcher Selbstfindungsorgien puzzelt das Tonfigürchen gleich selbst noch einmal an den Sinnfragen herum: Ada, Baujahr 2005, quält und schmält sich. Denn sie ist ein Klon.

"Wer um alles in der Welt soll - zumal in den essentiellen Fragen - die Beschaffenheit deines Wesens, deines Charakters, deines innersten Ich beurteilen, wenn nicht du, die Betroffene? Und doch. Und doch." - Und doch lieber nicht. Wenn Eva Hoffman ihre persönlich gefärbten Sachbücher verfaßt, ist sie eine phänomenale, feinsinnige Erforscherin der Welt der polnischen Juden ("Im Schtetl"), eine kenntnis- und kunstreiche Protokollantin verlorener und neu erworbener Kultur ("Lost in translation") - sie selbst wanderte 1959 mit ihren Eltern von Krakau nach Kanada aus; derzeit lebt sie in London. Mit ihrem ersten Roman aber hat sie eine Zukunftsvision entwickelt, die nach Vergangenheit klingt, nach den rosaroten Melodeien der Siebziger. Längst haben das "innerste Ich" und seine "Beschaffenheit" abgewirtschaftet, ein Umstand, der sich allerdings noch nicht bis zu Ada (im Original heißt sie, mythologisch aufgeladen, Iris) herumgesprochen hat.

Die schöne und intelligente junge Frau hat als Backfisch entdeckt, daß sie ein Klon ihrer Mutter ist. Seither treibt ihr pubertärer Weltschmerz die wunderlichsten Blüten. "Irgendwo in meinem kleinen Körper steckte etwas, das ich nur ES nennen kann, etwas in mir, was nicht ich war", erzählt sie in ihrem Rückblick auf eine Kindheit und Jugend voller Geheimnis. Rund um Adas "Es" sind 250 verquält-verquaste Seiten entstanden, an der Crux des Klonens ebenso vorbeigeschrieben wie an den Vorstellungen des Es-Erschaffers Freud. Er ist für die Seelensucherin, da hat sie recht, ohnehin "genausowenig relevant wie Könige aus grauer Vorzeit". Sie sei sich selbst nie geheuer gewesen, jammert Ada, und auch ihre Mama habe sie bisweilen so seltsam angeschaut, mit einem fremden Blick. "Das Nichtgeheure und der Fremde Blick hatten sich in meinem Denken und Fühlen so verheddert, daß ich nicht mehr wußte, was zuerst gewesen war."

Überhaupt verheddert sich bei ihr allerhand: Als Kind richtete sie "den Fremden Blick auch auf mich wie einen dunklen Laserstrahl, bis ich auf meine eigene absolute Fremdheit, mein mineralisches Ich stieß". Nein, hinter solchen Sätzen steckt keine parodistische Verve; Vokabeln aus Technik (wieso sind Laserstrahlen eigentlich dunkel?), Philosophie (und was heißt hier "absolut"?) und Geologie müssen für die Beschreibung eines Psychoknackses herhalten, an den im Grunde keiner so recht glauben mag. Kein Leser zumindest.

Ganze Ethikkommissionen sind der Problematik des Klonens nicht gewachsen. Und dieser Roman mit seiner pubertierenden Protagonistin schon gar nicht. Die Echtheit, nach der letztere hungert, ist ein uraltes Ziel, mittlerweile so dekonstruiert wie ersehnt. Aber Ada, der eineiige Zwilling seiner Mutter, meint, darüber aus biologischen Gründen nur noch die Tränen einer "Kunstfigur" vergießen zu können, "ekelhafte, heuchlerisch bewegende Tränen eines Roboters, der sein Nichtmenschlichsein beweint". Ihr bleibt einzig ein "Bewußtsein, das plötzlich unheimlich einsam war". Unheimlich, wie verquer sich auf deutsch ausnimmt, was im leichtfüßigeren Englisch gerade noch durchgeht; und dies trotz der durchdachten Übersetzungsbemühungen von Renate Orth-Guttmann.

Ohne die Klonklagelieder läse sich dieser Romanerstling wie eine kleine Emanzipationsgeschichte mit den obligaten Haßlieben Mama und Männer (Ex-Stiefvater inbegriffen) und den obligaten Stationen Weglaufen, Wurzeln suchen, Weggefährten finden und verlieren und, schließlich, Ankommen. Womit endlich auch Eva Hoffman angekommen ist - bei der Vision eines Romans wenigstens.

ALEXANDRA KEDVES

Eva Hoffman: "Die kopierte Frau". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Renate Orth-Guttmann. Paul Zsolnay-Verlag, Wien 2004. 253 S., geb., 21,50 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Diesem Romandebüt von Eva Hoffmann, die sich darin mit den Leiden und Identitätsnöten einer geklonten Frau auseinandersetzt, kann Alexandra Kedves rein gar nichts abgewinnen. Nicht allein dass ihr die Klagen des Klons Ada allzu sehr nach den "rosaroten Melodeien" der 70er Jahre mit ihren Selbstfindungsbemühungen klingen. Ihr ist der Roman auch genauso an der "Crux des Klonens" wie an den Grundlagen Freuds "vorbeigeschrieben" und sie findet ihn insgesamt einfach ziemlich verquast. Diese "pubertierende" Heldin ist der Problematik des Themas keineswegs gewachsen, so die Rezensentin streng, die zudem die Vermutung hat, dass sich die aus dem Amerikanischen übersetzte Fassung wahrscheinlich noch "verquerer" ausnimmt, obwohl sie den "durchdachten Übersetzungsbemühungen" von Renate Orth-Guttmann durchaus ihre Annerkennung zollt.

© Perlentaucher Medien GmbH