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Wir schreiben das Jahr 1914 und in Europa gehen die Lichter aus. Das Pferd Joey muss den heimatlichen Hof und Albert, den jungen Sohn des Bauern, verlassen. Denn es wird an die Armee verkauft und gerät gemeinsam mit seinem Offizier mitten in die Kriegshandlungen an der Westfront. Joey wird Zeuge der grausamen Kämpfe und doch findet er inmitten all der Trostlosigkeit auch Wärme, Hoffnung und Mitmenschlichkeit, sei es von französischer, englischer oder auch deutscher Seite. Aber Joey will nur zurück nach England, zurück zu seinem beschaulichen Leben auf dem Bauernhof und zurück zu Albert. Ob er…mehr

Produktbeschreibung
Wir schreiben das Jahr 1914 und in Europa gehen die Lichter aus. Das Pferd Joey muss den heimatlichen Hof und Albert, den jungen Sohn des Bauern, verlassen. Denn es wird an die Armee verkauft und gerät gemeinsam mit seinem Offizier mitten in die Kriegshandlungen an der Westfront. Joey wird Zeuge der grausamen Kämpfe und doch findet er inmitten all der Trostlosigkeit auch Wärme, Hoffnung und Mitmenschlichkeit, sei es von französischer, englischer oder auch deutscher Seite. Aber Joey will nur zurück nach England, zurück zu seinem beschaulichen Leben auf dem Bauernhof und zurück zu Albert. Ob er ihn je wieder sehen wird? Ob dieser schreckliche Krieg für ihn ein gutes Ende nimmt?
Autorenporträt
Michael Morpurgo, geboren 1943 in London; lange Zeit tätig als Lehrer, bevor er mit seiner Frau in Devon das Projekt "Bauernhöfe für Stadtkinder" ins Leben rief, das sie inzwischen seit über zwanzig Jahren leiten. Zahlreiche Kinderbuch-Veröffentlichungen, davon diverse ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2004

Als die Pferde noch Soldaten waren
Unsentimental und meisterhaft: Michael Morpurgo und François Place lassen ein Halbblut vom Ersten Weltkrieg erzählen

Ohne Pferde wären die Cowboys mit den schick zerknitterten Gesichtern in der Kinoreklame nur unauffällige Kuhjungen. Die Branche mit dem Markennamen "Reiterhof" müßte ohne Pferde dichtmachen, zum Kummer vieler Mädchen. Und Deutschland wäre bei den Olympischen Sommerspielen um ein paar Medaillen-Hoffnungen ärmer gewesen. Aber sonst? Unser Alltagsleben wäre so gut wie nicht betroffen, wenn es hierzulande plötzlich kaum noch Pferde gäbe. Ein solcher Satz hätte vor hundert Jahren ein ungläubiges Lachen bewirkt. Pferde gehörten damals wie in den Jahrhunderten davor zu den wichtigsten Haustieren. Ihre Zugkraft war für die Bauern unersetzbar, ebenso für das Transportwesen. Im Bergbau mußten die Grubenpferde "treue Dienste" leisten. Und schon viel länger, nämlich mit dem Auftauchen der kriegerischen Reitervölker an Europas östlichen Grenzen, mußten Pferde in unseren Breiten Kriegsdienst leisten.

Keine Kulturgeschichte des Krieges kommt ohne ein paar längere Kapitel über die Rolle von Pferden beim Militär aus. Ähnlich wie im zivilen Bereich des modernen Lebens verloren die Pferde jedoch mit dem Aufkommen der Motorisierung ihre militärische Bedeutung. Der Erste Weltkrieg war der letzte große Krieg, in dem Pferde massenweise eingesetzt wurden. Zwar tauchten auch im Zweiten Weltkrieg wieder Pferde auf, aber eigentlich nur noch in besonderen Situationen. Motorisierte Transportfahrzeuge und Panzer der verschiedensten Bauweisen waren an ihre Stelle getreten.

Der Erste Weltkrieg galt und gilt vielen Zeitgenossen und Nachgeborenen als die Urkatastrophe des zwanzigsten Jahrhunderts. Denn als er nach einer längeren Friedensperiode auf dem europäischen Kontinent begann, ahnten nur wenige, wie lange und opferreich dieser Krieg werden würde. Das Deutsche Reich, dessen politische und militärische Führung nur zu gern in diesen Krieg hineinschlitterte, gehörte zu seinen Hauptverlierern - aber auch die Siegermächte, jedenfalls die europäischen, hatten schwer an den Kriegsfolgen zu tragen. Insbesondere in Großbritannien herrschte nach Kriegsende eine Stimmung der Trauer und Bedrückung. Die Besten einer ganzen Generation junger Männer waren im Krieg gefallen.

Michael Morpurgo ist Engländer. Sein zuerst 1982 erschienenes Buch über Joey, ein kupferrotes Halbblutpferd, und dessen Erlebnisse im Krieg ist durch diese Grundstimmung von Trauer und Bedrückung gekennzeichnet. Gemessen an den vielen älteren Kriegsbüchern für Jugendliche, in denen der Krieg als eine Art Super-Indianerspiel inszeniert wird, wird das Kriegsgeschehen hier sachlich und ohne Verharmlosung geschildert. Morpurgo gelingt der literarisch gewagte Trick, die Geschichte ganz und gar aus der Perspektive von Joey zu erzählen. Joey berichtet von seiner Pferdekindheit, von seinem dramatischen Abschied von dem Bauernhof im südlichen England, seiner harten Ausbildung zur Militärtauglichkeit und schließlich seinen Erlebnissen in den langen Kriegsjahren. Im Krieg verschlägt es Joey zu den Deutschen; zwischendurch wird er von einem kleinen französischen Bauernmädchen gesund gepflegt.

Für Morpurgo sind, wie für uns alle, die Gründe, die damals zum Krieg geführt haben, und die chauvinistisch überhöhten Kampfmotive der Soldaten Staub der Vergangenheit. Die Menschen, die in diesem Buch auftauchen, werden so auch nicht anhand ihrer Nationalität beurteilt, vielmehr danach, ob sie genügend Pferdeverstand besaßen, wobei hier der Verstand immer auch die Liebe zu diesen Kreaturen einschließt. Mitten im Krieg gibt es eine Art Internationale der Pferdekenner, denen es Joey letztlich verdankt, daß er danach auf seinen Bauernhof in Devon zurückkehren kann. Den meisten anderen der vielen tausend im Krieg eingesetzten Pferde ist es erheblich übler ergangen.

"Schicksalsgefährten" gehört zu den eigenwilligsten Büchern unter all den Neuerscheinungen zum Ersten Weltkrieg - drei besondere Eigenschaften fallen hier besonders auf: Es besticht erstens durch seine Kombination von großer Diskretion und hoher Präzision bei der Beschreibung des Krieges. Wir werden nicht zu Voyeuren des Schreckens gemacht; uns wird aber auch nicht erspart zu erfahren, wie viele Opfer dieser Krieg einfordert. Zweitens gelingt es dem Autor so gut wie immer, die delikate Balance zwischen Nüchternheit und Anteilnahme zu halten. Er enthält sich aller Sentimentalität, was einem tieferen Mitgefühl beim Lesen Raum gibt. Drittens schließlich ist der Text dieser Ausgabe durch die in Aquarelltechnik gemalten Illustrationen von François Place noch einmal um eine ganze Dimension bereichert worden. Place, selbst ein meisterhafter Geschichtenerzähler, hat seine Bilder in einem etwas altertümlichen, jedenfalls traditionellen Stil gemalt. Wie es ihm gelingt, über die Körperhaltungen - von Mensch und Tier - Atmosphärisches auszudrücken, das macht ihm keiner nach.

Trotz des sozusagen glücklichen Endes bleibt man nach der Lektüre ein bißchen traurig und bedrückt. Oder sollte es heißen: Trotz der Trauer und Bedrückung, die das Kriegsende 1918 nicht überwinden konnte, gibt es hier ein glückliches Ende? Jedenfalls weiß man, daß diese Mischung aus Erleichterung und Freude, Trauer und Bedrückung im Rückblick auf den Ersten Weltkrieg völlig angemessen ist.

WILFRIED VON BREDOW

Michael Morpurgo: "Schicksalsgefährten". Mit Bildern von François Place. Aus dem Englischen übersetzt von Klaus Fritz. Carlsen Verlag, Hamburg 2004. 189 S., geb., 14,50 [Euro]. Ab 12 J.

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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Das seltene Exemplar eines Jugendbuchverrisses haben wir Monika Klutzny zu verdanken, die kein gutes Haar an Michael Morpurgos Pferdegeschichte lässt. Der schöne, kluge und rassige Joey erzählt darin mit "menschlichem Gefühl und Verstand" aus seinem turbulenten, tragischen Leben zu Zeiten des Ersten Weltkriegs und genau da liegt für die Kritikerin der Hase im Pfeffer. Denn Joey ist nun mal ein Pferd und Morpurgos Vermenschlichung macht die Chose nicht glaubwürdiger. Der Autor zupfe an "irgendeiner sentimentalen Saite der Leser, die immer dann anklingt, wenn es um das Leid der geschundenen Kreatur geht". Monika Klutzny will sich aber partout nichts vom Pferd erzählen lassen und wir ahnen, warum.

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