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Der Clan der Otori umfasst drei Bücher, die von einem imaginären Land in einer feudalen Epoche erzählen. Weder der Schauplatz noch das Zeitalter sollen mit einer wahren historischen Epoche übereinstimmen, obwohl Anklänge an viele japanische Sitten und Traditionen zu finden sind und Landschaft und Jahreszeiten den japanischen entsprechen. Nachtigallenböden (uguisubari) sind wirkliche Erfindungen und wurden auf dem Gelände vieler Herrenhäuser und Tempel gebaut; die berühmtesten Beispiele sind in Kyoto bei Schloss Nijo und Chion’In zu sehen. Ich habe den Orten japanische Namen gegeben, doch sie…mehr

Produktbeschreibung
Der Clan der Otori umfasst drei Bücher, die von einem imaginären Land in einer feudalen Epoche erzählen. Weder der Schauplatz noch das Zeitalter sollen mit einer wahren historischen Epoche übereinstimmen, obwohl Anklänge an viele japanische Sitten und Traditionen zu finden sind und Landschaft und Jahreszeiten den japanischen entsprechen.
Nachtigallenböden (uguisubari) sind wirkliche Erfindungen und wurden auf dem Gelände vieler Herrenhäuser und Tempel gebaut; die berühmtesten Beispiele sind in Kyoto bei Schloss Nijo und Chion’In zu sehen. Ich habe den Orten japanische Namen gegeben, doch sie stehen selten im Zusammenhang mit tatsächlichen Orten; Ausnahmen sind Hagi und Matsue, die mehr oder weniger in ihrer realen geografischen Lage angesiedelt sind. Die Romangestalten sind alle erfunden bis auf den Künstler Sesshu, der sich unmöglich nachbilden lässt.
Puristen vergeben mir hoffentlich die Freiheiten, die ich mir genommen habe. Meine einzige Entschuldigung ist, dass es sich hier um ein Werk der Phantasie handelt.
(Lian Hearn)
Autorenporträt
Lian Hearn studierte moderne Sprachen in Oxford und arbeitete in London als Filmkritikerin und Redakteurin, bevor sie sich in Australien niederließ. Ein lebenslanges Interesse an Japan führte dazu, dass sie Japanisch lernte und das Land unzählige Male bereiste. In Japan selbst wurde auch die Idee zum Clan der Otori geboren.

Irmela Brender, geb. 1935 in Mannheim, ist freie Autorin und Übersetzerin. 1980 erhielt sie den Stuttgarter Literaturpreis.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als "literarisch anspruchsvollste phantastische Buchreihe der letzten Zeit" würdigt Annette Zerpner die nunmehr vierbändige Saga "Der Clan der Otori" von Lian Hearn. Inhaltlich fällt das monumentale Werk um die Suche des jugendlichen Kriegers Takeo nach seinem Platz in der Welt ihres Erachtens zwar nicht aus dem Fantasy-Rahmen. Dafür glänzt es zu Zerpners Freude um so mehr durch seine darstellerischen Qualitäten. Überzeugend findet sie nicht nur die liebevolle Gestaltung eines feudalen Japans und die gekonnte Führung eines großen Figurenensembles sowie die genaue Zeichnung der Frauenfiguren und die ungeschönten Schilderungen des Kriegerdaseins. Mit hohem Lob gedenkt sie auch der literarischen Fähigkeiten der Autorin, die es verstehe, die historische Kultur Japans und seiner Mythen für ihre Geschichte optimal einzusetzen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.08.2003

Verpflichtet auf Leben und Tod
Fantasy-Erzählung aus Japan
Blut fließt reichlich, und der Leser lernt interessante Todesarten kennen: Spielarten des Vierteilens, des Hängens, des Aufs-Rad-Flechtens. Wir befinden uns in einer Art Mittelalter, nur düsterer und noch nicht christlich. Die Geschichte des Knaben Tomasu, dessen Dorf samt allen Bewohnern von dem niedergebrannt wurde, der sein großer Gegner sein wird, ist der Autorin in Japan eingefallen. So stellen die westlichen Vorstellungen eines östlichen Feudalsystems die Kulisse dar, vor der die aus prähistorischen Albträumen entsprungene Fantasy-Mannschaft agiert: Da ist Tomasu, gegen den auch das Schwert des Mörders zuckt. Da der Unbekannte, der den Knaben rettet, und den man gleich als den Guten erkennt, ein Lord, ein Fürst, dem gerade der Bruder ermordet worden ist und der in Tomasu dessen Abbild sieht, aber auch zauberische Eigenschaften in ihm erkennt, die nur den Männern eines bestimmten Stammes zu eigen sind. Sie können überscharf hören, sich unsichtbar machen oder ihre Gestalt verdoppeln – und sie sind Attentäter und verdingen sich jedem, der sie braucht. Wozu braucht nun der Fürst den Waisenknaben? Wie findet sich dieser mit seinem geheimen Stammeserbe ab, der doch bei den Verborgenen aufwuchs, die Gewaltlosigkeit leben?
Nach den Regeln dieser Welt fühlt sich Tomasu seinem Retter Shigeru auf Leib und Seele verpflichtet, und so wird aus dem sanften, verspielten Kind Takeo, der Adoptivsohn des Lords. Er lernt fechten und reiten und bei einem alten Freund des Lords die Zauberkünste seines eigenen Stammes, aber auch den Verrat kennen. Aber an der Rechtfertigung dieses Verrats, der zum Tode des Lords im Kampf gegen den gemeinsamen Feind führt, zeigt die Autorin ihr Geschick, eine eigene Ethik zu konstruieren, nach der die Leser Mord nicht gleich moralisch ablehnen. Zu diesem Zwecke hat sie Iida, den bösen Lord, mit allen Insignien der Hölle ausgestattet.
Sein Gegenbild ist Shigeru, der das Schlangenschwert der Gerechten führt. Tomasu wird zum Krieger, zum Attentäter, den Shigeru auf Iida, den Mörder seines Bruders, ansetzt. Bluttat gegen Bluttat. Ist das Gerechtigkeit oder gerechtfertigt? Ist der Tod in der offenen Schlacht etwas anderes als der Meuchelmord? Ist Tyrannenmord zu vergeben, falls er der Vernichtung dessen dient, der als das malum omnium anzusehen ist?
Das sind Fragen, die im Charakter der klassischen Fantasy ruhen. Und selbstverständlich gibt es die Schönste der Schönen, Lady Kaede, Takeo liebt sie, und sie ist es, die dem Schandtäter Iida ihren Dolch in den Wanst rammt. Takeo also muss nicht morden. Seine Liebste hat ihn erlöst, und er bleibt – von ein paar Verteidigungstotschlägen abgesehen – unser reiner junger Held.
Aber noch hat er kein Happy End verdient, in diesem ersten Teil der Trilogie. Erst holt ihn die Vergangenheit wieder ein. Aber der Leser muss nicht um den Helden fürchten. Denn das gehört zum Gesetz des Genres und zum Reiz einer so gut erzählten Geschichte wie dieser: Der Leser wird belohnt. Er wird vom ersten Wort an in eine seltsam vertraute, archaische Welt geführt, in der alles seine Ordnung hat. Es sind zeitlose Gefilde. Die Gewalt ist noch nicht gebändigt, das Wort Gewissen noch nicht erfunden, und Gerechtigkeit ist nicht absolut, sondern immer relativ.
Das sind Träume, Ventile unserer dunklen Lüste. Der Erfolg der Fantasy von Tolkien bis zum Krieg der Sterne zeigt, wie stark die Sehnsucht nach einer überschaubaren, noch nicht verwalteten und digitalisierten Welt ist, und viele Autoren stillen dieses Bedürfnis nach Art der Epigonen mit schierem Waffengeklirr, schnaubenden Rössern, Irrfahrten und dann und wann einem Drachen.
Lian Hearn aber gibt dem Genre einen eigenen Helden: Takeo empfindet Mitleid, und die Autorin gewährt ihm die Freiheit der Wahl. Noch fühlt er sich durch sein Wort, durch Ehre und Fürstenpflicht beschwert und verwirrt, aber er scheint auf dem Wege, keine Fantasy-Marionette, sondern ein Mensch wie wir zu werden, liebebedürftig und friedensliebend in einer Welt ungehemmter Grausamkeit und Gier. Ein kluges und ein reizvolles Buch. Eltern und Erzieher sollten es lesen, um darüber mit den Kindern zu reden. Diese jedenfalls werden neugierig sein, wohin es mit Takeo geht. (ab 13 Jahre und Erwachsene)
SYBIL GRÄFIN SCHÖNFELDT
LIAN HEARN: Das Schwert in der Stille. Aus dem Englischen von Irmela Brender. Carlsen Verlag 2003. 376 Seiten, 18 Euro.
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