Produktdetails
  • Verlag: Carlsen
  • Seitenzahl: 144
  • Abmessung: 14mm x 166mm x 229mm
  • Gewicht: 496g
  • ISBN-13: 9783551514912
  • ISBN-10: 3551514917
  • Artikelnr.: 24615990
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.11.1999

Das Spiel mit den zwei Seiten der Welt
Gegensätze mit Durchblick zwischen abstrakt und konkret: "Nur nicht verwechseln"

Wir ordnen die Welt und haben unseren Spaß dabei. Von der bloßen Unterscheidung der Dinge schreiten wir zum polaren Gegensatz, und so kommt in die Beobachtung ein logisches Moment hinein. Tag und Nacht, Sonne und Mond, die Mamas und die Papas bauen sich als anschauliches Yin und Yang vor uns auf. An einem Kinderspiel, das um die Worte "fort - da" kreiste, entwickelte ja auch Sigmund Freud seine Spätphilosophie. Wer das Glück hat, ein Kind bei der Lektüre des Buches von Hervé Tullet beobachten zu können, der bemerkt, wie bald die Entdeckerfreude sich einstellt und eigene, andere Antworten versucht werden. Und wie die älteren Geschwister skeptische Fragen äußern: Sind die Gegensätze wirklich plausibel? Ist die Flasche, in der sich noch etwas am Boden sammelt, wirklich "leer"? Und sind die Begriffe, die man dem Kind als "zu schwer" vorenthalten hatte, es denn wirklich? "Abstrakt" - eine Reihe reiner Formen, Kreis, Dreieck, Wellenlinien - steht hier im Gegensatz zu "konkret" - einer Kuh. Aber das Kind hat das Wort schon aufgeschnappt und begrüßt am nächsten Tag die formalisierten Logos in einem Hotelführer als "abstrakt". Der Ältere, der wusste, dass es "senkrecht" und "waagerecht" gibt, aber mit der Bedeutung seine Probleme hatte, weiß nun auch Bescheid. Manchmal ist das kleine Kind genauer: "viereckig" sagt es zu dem Quadrat, das als "eckig" ausgewiesen ist. In kräftigen Farben und Konturen wird auch der Daseinskampf deutlich: "Groß" - ein Wesen wie der alte Pacman - frisst "Klein" - einen Punkt. "Lieb", ein lächelnder kleiner Fisch, wird vom "bösen" Hai gejagt und versucht noch zu entwischen. Die klaren Gegensätze werden buchstäblich durchlöchert, denn immer bleibt ein kleiner Durchblick auf die nächste Seite. Das linke Auge der Papas ist auch das der Mamas. Hier gibt das Buch einen Ausblick auf das spätere Leben: Das Verwischen und Vertauschen der Gegensätze kommt dann von ganz allein.

L.J.

Hervé Tullet: "Nur nicht verwechseln". Aus dem Französischen von Anke Knefel. Carlsen Verlag, Hamburg 1999. 144 S., geb., 29,90 DM. Ab 4 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Sehr amüsiert hat sich der Autor mit dem Kürzel L.J über diese bildnerische Darstellung von Gegensätzen. Besonders würdigt er dabei, dass Hervé Tullet auch vor abstrakteren Begriffen nicht zurückschreckt. Auch das Wort "abstrakt" selbst komme vor und werde mit geometrischen Figuren illustriert. "Konkret" sei dagegen die Kuh.

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