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César ist Schriftsteller, doch die Zeiten sind schlecht. Wie gut, dass er auch ein genialischer Wissenschaftler ist. Erst kürzlich konnte er ein uraltes Rätsel lösen und einen wertvollen Piratenschatz heben. Reich geworden, verfolgt César sein eigentliches Ziel: die Erlangung der Weltherrschaft. Und welcher Ort wäre zur Umsetzung dieser Idee besser geeignet als ein Literaturkongress? Denn wenn das Vorhaben Erfolg haben soll, muss er den weltberühmten mexikanischen Schriftsteller Carlos Fuentes klonen. Doch die Sache geht gründlich schief und droht in einer universellen Katastrophe zu enden.…mehr

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Produktbeschreibung
César ist Schriftsteller, doch die Zeiten sind schlecht. Wie gut, dass er auch ein genialischer Wissenschaftler ist. Erst kürzlich konnte er ein uraltes Rätsel lösen und einen wertvollen Piratenschatz heben. Reich geworden, verfolgt César sein eigentliches Ziel: die Erlangung der Weltherrschaft. Und welcher Ort wäre zur Umsetzung dieser Idee besser geeignet als ein Literaturkongress? Denn wenn das Vorhaben Erfolg haben soll, muss er den weltberühmten mexikanischen Schriftsteller Carlos Fuentes klonen. Doch die Sache geht gründlich schief und droht in einer universellen Katastrophe zu enden.
Ein vergnügliches literarisches Spiel, in dem César Aira seine Rolle als Autor aufs Korn nimmt und sich der höchst aktuellen Frage nach Originalität und Kopie widmet.
Autorenporträt
Aira, César
César Aira, geboren 1949 in Coronel Pringles, hat neben Erzählungen, Essays und Dramen um die dreißig Romane veröffentlicht und gilt als einer der wichtigsten Autoren Argentiniens. César Aira lebt heute in Buenos Aires. Im Herbst 2012 ist der Stipendiat des DAAD in Berlin.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Jubelnd begrüßt Rezensent Leopold Federmair den neuen, nun unter dem Titel "Der Literaturkongress" erschienenen Roman Cesar Airas, den er als eine der "schillerndsten" Figuren der argentinischen Gegenwartsliteratur würdigt. Federmair ist ganz verzaubert von dem Fantasie-Reichtum und der Gabe des Autors, stets die Leseerwartungen zu überschreiten. Und so folgt er gebannt der neuen, leicht "verrückten" Geschichte um einen an Goethes "Zauberlehrling" erinnernden Schriftsteller, der mit einem als "Exoskop" bezeichneten medizinischen Gerät versucht, geklonte Wesen zu bannen, die die venezolanische Stadt Merida bedrohen. Nicht zuletzt lobt der Kritiker Airas Buch als intertextuellen Roman, der sich insbesondere an der avantgardistischen Literaturgeschichte bedient und dabei immer wieder neue Überraschungen birgt. Mit Nachdruck empfiehlt der vergnügte Rezensent, sich selbst in Airas Welt des "Surrealistischen Rokoko" zu begeben.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.11.2012

Ist jedes Genie zugleich ein Ungeheuer?

Der argentinische Erzähler César Aira lässt sein Idol wiederauferstehen und erhebt den Dilettantismus zum höchsten Prinzip der literarischen Schöpfung.

Eine Hand wäscht die andere, eine Buchseite motiviert die nächste. Der große Mexikaner Carlos Fuentes lobt den Argentinier César Aira im Verlauf einer Erzählung und geht darin so weit, ihm den Literaturnobelpreis zu verleihen. Ein paar Jahre zuvor unternimmt der Jüngere den Versuch, seinen Mentor zu verewigen: César Aira klont Carlos Fuentes - und zwar mit Hilfe einer genmanipulierten Wespe, die er mit dem Diebstahl einer einzelnen Körperzelle beauftragt hat. Ein Literaturkongress in den Anden scheint ihm der günstigste Anlass für eine solch preziöse Gewebeentnahme.

Der Erzähler des Romans wird dorthin eingeladen, um der Aufführung eines seiner eigenen frühen Theaterstücke beizuwohnen, von dem er sich mit den Jahren auf existentielle Weise entfremdet hat. Alte Liebschaften kehren traumartig und im Gewand einer neueren in sein Leben zurück, während die Wespe ihrer Bestimmung nachkommt. Danach haucht sie ihr auf kurze Dauer befristetes Leben in der Streichholzschachtel ihres Schöpfers aus.

Das klingt zunächst ziemlich krude, albern und dilettantisch zusammengehauen. Doch in dem Roman von 1996 ist weder ein naiver noch ein talentfreier "Klonator" am Werk. Aira gehört zurzeit zu den maßgeblichen Autoren Lateinamerikas. Nicht zuletzt Roberto Bolaño hielt große Stücke auf den medienscheuen Kollegen, der durch seinen Hang zu grotesken Miniaturen literaturverwandtschaftliche Beziehungen zu Julio Cortázar unterhält. In einem Gespräch plädierte Aira einmal für das Elitäre in der Literatur. In seinem eigenen Fall hieße das, den Dilettantismus zum höchsten Prinzip literarischer Schöpfung zu veredeln.

Das knapp hundert Seiten umfassende Buch beginnt dementsprechend mit einem Wunder, wie es nur dem Dilettanten widerfahren kann. Einem Habenichts von Schriftsteller gelingt es, in der Nähe von Caracas ein jahrhundertealtes Rätsel zu lösen: Der "Faden von Macuto" aus Ananas- und Lianenseide wurde angeblich von Seeräubern über und unter der rauen See aufgespannt. An seinem Ende wird ein unermesslicher Schatz vermutet, doch ist es bislang noch niemandem gelungen, den Faden an der richtigen Stelle zu lupfen. Beim Anblick des rätselhaften Gebindes ist Airas Schriftsteller zunächst wenig angerührt. Die Wirklichkeit, schreibt er, reiße ihm den Schleier der Träume davon. Die Aura des Fadens entfaltet sich also nicht bei seiner Betrachtung.

Es ist erst der deformierende Blick des Schriftstellers, der das Wunder in Gang bringt. Er gerät in einen Zustand tiefster Erkenntnis und weiß plötzlich, kraft seiner Einbildung, was zu tun ist. "Betonen möchte ich allerdings, dass ich mich nicht darauf beschränkte, das Rätsel spekulativ zu lösen, sondern dass ich es auch praktisch getan habe. Das heißt, nachdem ich verstanden hatte, was getan werden musste, ging ich hin und tat es." Der Schatz also ist gehoben nach der Art, wie ein Schriftsteller in der Lage ist, einen Schatz zu heben, wenn ihm dabei nur die Erzählfäden nicht aus der Hand gleiten.

Reich und berühmt wird Airas Schriftsteller durch seine Tat und auch ein bisschen größenwahnsinnig. Sein frischer Ruhm soll mit einem noch ruhmreicheren Projekt gekrönt werden. Es geht dem auf literarische Stile spezialisierten Klonator darum, die Weltherrschaft zu erringen. Ein besonders wertvolles Exemplar der menschlichen Gattung, "nicht einfach ein befehlsempfangender Organismus, sondern selbst ein schöpferischer, der die Fähigkeit besäße, seinen Schöpfer zu besiegen", soll als Matrize dienen.

Carlos Fuentes wird nun von erwähnter Helferwespe angeflogen. "Es war eine wunderschöne Zelle, unergründlich, prall mit Sprachen angefüllt, irisierend und von einem reinen Blau mit transparenten Reflexen." So blau wie Fuentes Naturseidenkrawatte, die er am Tag seiner Zellentnahme trug. Wie die Katastrophe in Gestalt von blau schimmernden Seidenraupen angekrochen kommt, darf sich jeder selbst ausmalen. "Unter anderen Umständen hätte ich beim Anblick des plumpen, zerstörerischen Gigantismus, zu dem literarische Grandezza schrumpft, wenn sie über den Webstuhl des Lebens gegangen ist, nur wehmütig-ironisch gelächelt", sagt der Erzähler. Indem er beim Klonen auf den "Genieknopf" gedrückt habe, sei es zu einer Invasion des Monströsen gekommen.

Man kann diese Metafiktion auf vielerlei Weise verstehen - sprachkritisch (Sprache erschafft Monster) oder rezeptionsästhetisch (Ende mit dem Geniekult!). In letzterem Fall wäre die so wahre wie plumpe Feststellung, dass jedes Genie zugleich ein Ungeheuer ist, zwar kein Beleg für seine Ungenießbarkeit. Aber Aira scheint seinen Lesern sagen zu wollen: Bannt das Monster zwischen zwei Buchdeckel, klont darin so viele Genies, wie ihr wollt, aber nennt es am Ende nicht Realismus, noch nicht einmal magischen Realismus.

KATHARINA TEUTSCH

César Aira: "Der Literaturkongress". Roman.

Ullstein Buchverlage, Berlin 2012. 108 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.04.2013

Die Rache der Riesenraupen
Wenn ein Klonkünstler Gott spielt: César Airas Roman „Der Literaturkongress“
Was hat der Schriftsteller mit Gott zu tun? Oder der Genetiker mit der Genesis? Adam mit Eva? Der Mann mit der Frau? Das Original mit der Kopie? Der Bodensatz der Realität mit dem Himmel der Fiktion? Die unheimliche Antwort lautet: Der Eine macht sich das Andere untertan – was dann doch nicht ganz stimmt, weil das Andere immer noch ein wenig querschießen kann. Und weil der Eine nichts wäre ohne ein Zweites, was ihn ja erst zu dem Einen macht. Es geht also darum, die übergeordnete Position zu besetzen, oder, genauer gesagt, um Dominanz und Schöpfungswahn.
  Das Wort „Wahn“ klingt allerdings ein bisschen zu düster für dieses zierliche, libellenhaft dahinschwirrende Opusculum des argentinischen Schriftstellers César Aira, in dem tatsächlich Insekten und Literaten an seidenen Fäden hängen. Noch dazu ist die Sache mit den Fäden keine simple Metapher, weil „Der Literaturkongress“ eine doppelt geknüpfte Fadentheorie parat hält. Mit echten Fäden – und Monstern, die sie gesponnen haben.
  César Aira, der als Erbe Jorge Luis Borges’ gilt und mit seinen über dreißig Romanen und Theaterstücken zu den bekanntesten Autoren Südamerikas zählt, zaubert mit dieser kleinen Fingerübung all das aus dem metapherntheoretischen Zylinder, was zuvor nicht darin war.
  Ein Schriftsteller namens César reist in die venezolanische Stadt Mérida, weil dort ein Literaturkongress tagt, dessen Ehrengast er ist. Kurz zuvor hat der geniale Tüftler noch ein Welträtsel gelöst, das unter dem Namen „Der Faden von Macuto“ berühmt war und den bis dahin eher bescheiden lebenden Autor mit einem Schlag reich gemacht hat. Auf dem Kongress angekommen, liegt er zwar am Hotelpool und widmet sich seinen naturwissenschaftlichen Experimenten, die ihn längst mehr auf Trab halten als die Literatur: Er will Lebewesen klonen.
  Mithilfe einer selbst konstruierten Klonwespe kommt der Ich-Erzähler in den Besitz einer Zelle des Schriftstellers Carlos Fuentes – der nämlich soll, als Genie alter Schule, reproduziert werden, damit der verrückte Wissenschaftler César die Weltherrschaft ergreifen kann. Während der Fuentes-Klon ausgebrütet wird, träumt César von einer alten Liebe namens Amelina, die ihn wiederum an eine noch ältere Liebe namens Florencia erinnert. Alles ist immer schon kopiert, vor allem in der Liebe, die nur scheinbar einen Notausgang aus diesem höllischen Egotrip eröffnet. Und der reicht zurück bis zum Ursprung der Menschheit: „Mit Adam und Eva war im Gewand der Rippenfabel eine Vermehrung gegeben, die nichts anderes war als Klonen. In dem Moment, in dem zwei Personen auf den Plan traten, ging es mit dem Klonen bergab.“
  Diese Gedanken kommen dem Klonkünstler, als er sich eins seiner alten Theaterstücke (zufällig mit Adam und Eva als Hauptfiguren) anschaut, das während des Kongresses aufgeführt wird. Dann überstürzen sich die Ereignisse, eine erdbebenähnliche Katastrophe Kleistischen Ausmaßes nimmt ihren Lauf: Tödliche Riesenraupen robben auf die Stadt zu, und César muss erkennen, dass alles seine Schuld ist. Das Experiment läuft schief, statt Carlos Fuentes wird eine Zelle aus seiner Seidenkrawatte geklont. Schuld ist der Schriftsteller aber auch – so verwandelt Aira seine Liebes- in eine Literaturtheorie – weil er alles geschaffen hat, was die Welt ist.
  Aber grade im selbst geschaffenen Gemetzel regiert perfider Sündenstolz. Noch die schrecklichste Tragödie mutiert, wenn das schreibende Ich es verlangt, zur grotesken Gruselinvasion – und wieder zurück, denn der Schriftsteller benimmt sich letztlich wie ein gottgleicher Schöpfer. Und das ist nicht nur atemberaubend komisch, sondern auch flirrend leicht und intelligent. Dieser Schriftsteller spinnt auf die literarisch eindrucksvollste Weise: Wenn sein starker Arm es will, stehen alle Raupen still.
JUTTA PERSON
  
      
  
  
  
César Aira: Der Literaturkongress. Roman. Aus dem Spanischen von Klaus Laabs. Ullstein Verlag, Berlin 2012.
108 Seiten, 18 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"Aira gehört zurzeit zu den maßgeblichen Autoren Lateinamerikas.", Frankfurter Allgemeine Zeitung, Katharina Teutsch, 20.11.2012