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Die chinesische Wegbereiterin der Moderne
Eileen Changs fünf brillante Erzählungen spiegeln die Umbruchzeit der 40er Jahre in China wider. Sie erzählen vom Leben der Frauen, die sich ihren Weg bahnen zwischen rigider Familienmoral und dem Versprechen auf Selbstbestimmung. In "Das goldene Joch", der bekanntesten Geschichte der chinesischen Moderne, muss eine Frau sich entscheiden, ob sie die Zwänge einer arrangierten Ehe oder die vermeintliche Freiheit des Konkubinats aushalten will.
Qiqiao ist mittellos, aber schön. Im China Mitte des 20. Jahrhunderts hat sie die Wahl, sich vor das
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Produktbeschreibung
Die chinesische Wegbereiterin der Moderne

Eileen Changs fünf brillante Erzählungen spiegeln die Umbruchzeit der 40er Jahre in China wider. Sie erzählen vom Leben der Frauen, die sich ihren Weg bahnen zwischen rigider Familienmoral und dem Versprechen auf Selbstbestimmung. In "Das goldene Joch", der bekanntesten Geschichte der chinesischen Moderne, muss eine Frau sich entscheiden, ob sie die Zwänge einer arrangierten Ehe oder die vermeintliche Freiheit des Konkubinats aushalten will.

Qiqiao ist mittellos, aber schön. Im China Mitte des 20. Jahrhunderts hat sie die Wahl, sich vor das goldene Joch einer arrangierten Ehe spannen oder als Konkubine aushalten zu lassen. Qiqiao heiratet in die reiche Jiang-Familie ein und muss sich mit dem bettlägerigen Sohn abfinden. Sie hasst ihren Mann, und in ihrer Einsamkeit verliebt sie sich in den gut aussehenden Schwager. Gefangen in der strikten Familienordnung und den Gehässigkeiten ihrer Verwandtschaft hilflos ausgeliefert, beginnt sie Trost im Opium zu suchen. Qiqiao zerbricht an ihrer Zeit, in der das moderne Versprechen der Selbstbestimmung neben der rigiden Moral und dem konfuzianischen Familienideal steht.

In dieser und vier weiteren Erzählungen erweckt Eileen Chang das sich wandelnde Shanghai der 40er Jahre zum Leben.

"Eileen Changs psychologisches Gespür und ihr sprachliches Geschick sind überwältigend." Neue Zürcher Zeitung

"Das goldene Joch: Die brillanteste Erzählung der gesamten chinesischen Literaturgeschichte." Kindlers Literaturlexikon
Autorenporträt
Chang, Eileen
Eileen Chang wurde 1920 als Zhang Ailing in Shanghai geboren. Durch ihre Erzählungen und Übersetzungen von z.B. Hemingway wurde sie in den 40er Jahren zu einem Star der Literaturszene. Vor allem ihre oft sehr dunklen Liebesgeschichten fanden großen Zuspruch, wie die 1943 veröffentlichte Erzählung "Liebe in einer gefallenen Stadt". 1952 ging sie nach Hongkong und arbeitete bei der American News Agency. Dort entstand ihr großer Roman "Das Reispflanzerlied", zunächst auf English. 1955 emigrierte sie in die USA, übersetzte dort den Roman ins Chinesische, er erschien 1968 erstmals in Taiwan, und schrieb weitere Romane und Erzählungen. Sie geriet in ihrem Heimatland in Vergessenheit, da ihre Geschichten und ihr Erzählstil politisch nicht opportun waren. Sie starb 1995. Die Verfilmung ihrer Erzählung "Gefahr und Begierde" durch Ang Lee wurde 2007 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet und machte ihre Erzählkunst weltweit

bekannt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.01.2012

Party im subtropisch schwülen Weihrauchkessel
Kolonialismus-Schwärmerei wird hier entlarvt: Eileen Changs brillante Erzählungen beleuchten das zwischen Tradition und Moderne zerrissene China der fünfziger Jahre

Unter jungen chinesischen Autoren grassiert das "Zhang-Ailing-Fieber" schon seit den neunziger Jahren. Endlich scheint es auch Deutschland heimzusuchen. Mit seinen Veröffentlichungen "Gefahr und Begierde" und "Das Reispflanzerlied" sowie dem jüngst erschienenen Erzählband "Das goldene Joch" gibt der Ullstein Verlag jedenfalls Hoffnung zu einer gründlichen Infektion deutschsprachiger Leser.

Eileen Chang (1920/21 bis 1995) wurde als Zhang Ying in Schanghai geboren. Die modern und westlich gesinnte Mutter nannte sie nach dem Englischen ,Eileen' Ailing. Changs Familie zerbrach an dem schwelenden Konflikt zwischen Tradition und Moderne: Der Vater huldigte der Tradition, hielt sich Konkubinen und verfiel dem Opium. Changs Mutter verließ ihn bald, ging zum Studium nach England und reiste - trotz gebundener Füße - zum Skifahren in die Schweiz.

Die Tochter musste beim Vater bleiben, besuchte die Missionsschule und publizierte im Alter von zwölf Jahren ihre erste Erzählung. Er war so eifersüchtig auf die Mutter, dass er Ailing mehrere Monate einsperrte und ihr ärztliche Hilfe im Krankheitsfall versagte. Ailing floh bei erster Gelegenheit, blieb zwei Jahre bei der Mutter, konnte ihr Studium an der University of London wegen Kriegsausbruchs aber nicht antreten und ging nach Hongkong. 1941 erlebte sie die Besetzung der Stadt durch die Japaner und siedelte nach Schanghai um, wo sie als freie Schriftstellerin auch durch Unterstützung eines mächtigen Verlegers erfolgreich war. Doch übernahmen die Kommunisten 1949 die Macht. Changs Stern sank, denn sie galt den Kommunisten als Autorin der Dekadenz. Sie reiste 1952 nach Hongkong und 1955 nach Amerika aus. Dort führte sie nach dem Tod des zweiten Ehemanns ein zurückgezogenes Leben. Ihre Werke wurden ausschließlich in Taiwan und Hongkong verlegt.

Changs Erzählungen speisen sich auch aus ihrer Lebensgeschichte. Bei der Titelgeschichte "Das goldene Joch" handelt es sich um Changs berühmteste Erzählung. Sie erschien erstmals 1943 und richtete sich gegen die sogenannte "haipai", eine kitschige und apolitische Liebesliteratur, die im Schanghai der vierziger Jahre Konjunktur hatte. "Das goldene Joch" erzählt von Qiqiao, einer Frau aus kleinen Verhältnissen, die sich an den kranken Sohn einer reichen Familie verkauft, um ihr Auskommen zu finden, und nach seinem Ableben um einen erheblichen Teil des Familienerbes betrogen wird. Sie verbittert und zwingt - tyrannisch und sadistisch geworden - ihre Kinder in die Opiumsucht. "Was war echt, was falsch?", lautet Qiqiaos Mantra. Es erfasst eine gesellschaftliche Situation, in der ausschließlich Ansehen, Macht, Geld und Güter zählen.

Spielt "Das goldene Joch" noch weitgehend im traditionellen China, so widmen sich die Geschichten "Rote Rose, weiße Rose" (1944), "Axiaos trauriger Herbst" (1944) und "Der Weihrauchkessel" (1943) den Beziehungen von Chinesen und Engländern. "Rote Rose, weiße Rose" erzählt von einem ehrgeizigen Chinesen, der auf die begehrten englisch sozialisierten Frauen um der standesgemäßen und unglücklichen Ehe mit einer Chinesin willen verzichtet. "Axiaos trauriger Herbst" nimmt demgegenüber einen unglücklichen, wohlhabenden und gutaussehenden Engländer in den Blick. Er misstraut seiner treuen Haushälterin Axiao schon deshalb, weil er sich verbietet, sie zu begehren. Umgekehrt ist diese von ihrem Ehemann enttäuscht und verhärmt. Ihre Frustrationen gibt sie an den kleinen Sohn weiter, den sie ebenso sadistisch behandelt wie Qiqiao ihre Kinder.

Im Vergleich zu diesen nüchtern erzählten Geschichten ist "Der Weihrauchkessel" von einiger Opulenz. Er spielt auf ein besonderes Ding an, ein in China übliches Familienerbstück. Doch dient es hier keinem traditionellen Ritual, sondern erscheint als Relikt vergangener Zeit. In sein Feuer darf der Hörer schauen, um neue soziale Rituale, Parties, Tanztees und Gartenfeste aufsteigen zu sehen. Die Erzählerin beschreibt die éducation sentimentale der jungen Weilong, die sich ihrer Tante, einer reichen und hinterhältigen Salonlöwin, anvertraut, um ihren Schulabschluss zu finanzieren. Weilong wird zum Opfer der Tante. Sie verheiratet Weilong mit einem armen Gigolo und verkuppelt sie gegen reiche Gaben an ältere Männer.

Mit der Erzählung "Gischtblüten" (Mitte der fünfziger Jahre) scheint das Ende des traditionellen Chinas gekommen. Luo zhen, eine gebildete Jungfer, begibt sich nach der Machtübernahme durch die Kommunisten auf eine Schiffsreise und will außerhalb Chinas Arbeit suchen. Sie vereinsamt, fühlt sich in der fremden Welt begafft und umhergestoßen - vielleicht eine Personifikation von Chang selbst.

"Der Weihrauchkessel" und "Gischtblüten" spielen im subtropischen schwülen Klima Hongkongs, das zugleich das Seelenleben der Protagonisten spiegelt. Kolonialismus-Schwärmereien wie diejenigen Somerset Maughams entlarven Changs Erzählungen nicht nur durch die beklemmende Handlung, schonungslose und psychologisch gründliche Beschreibungen von Gedankenlosigkeit, Gier, Rassismus und sozial geächteten Mischehen, sondern auch durch ihre Erzählweisen: Innen- und Außensicht wechseln einander ab. Ellipsen und Parallelgeschichten verleihen dem Geschehen den Eindruck eines unbeeinflussbaren Schicksals. Zwar ist der Stil Changs malerisch, doch kommt sie ohne Kitsch aus und erzeugt eine düstere Spannung. Die Infektion mit dem "Zhang-Ailing-Fieber" ist schon deshalb schwer heilbar, aber unschädlich.

SANDRA RICHTER.

Eileen Chang: "Das goldene Joch". Erzählungen.

Aus dem Chinesischen von Wolf Baus u.a., mit einem Nachwort von Susanne Hornfeck. Ullstein Verlag, Berlin 2011. 365 S., geb., 19,90[Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Katharina Borchardt dankt dem Verlag für die Wiederentdeckung dieser Klassikerin der chinesischen Moderne. Für sie können es die im vorliegenden Band versammelten fünf Erzählungen von Eileen Chang an psychologischem Gespür und in der Spiegelung von weiblichen Seelenlagen im Gegenständlichen locker mit der chinesischen Gegenwartsliteratur aufnehmen. So hart das jeweils geschilderte Frauenschicksal im Schanghai oder Hongkong der beginnenden Moderne Borchardt auch erscheint, so wenig bewegen sie die Geschichten zu Mitleid mit den als Prostituierte oder Hausangestellte unter dem Joch des Patriarchats ihr Leben fristenden Frauen. Auch darin nämlich ist die Autorin laut Borchardt groß: in der Schilderung charakterlicher Veränderung. Durch Verletzung und Liebesentzug werden ihre Frauen zu "Giftspritzen".

© Perlentaucher Medien GmbH