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In der führenden Nation des Westens spielen die Belange der Mittelschicht und der Geringverdiener, aber auch des Umweltschutzes und der Minderheiten eine empörend geringe Rolle. Doch der Sozialist Bernie Sanders kämpft weiter für eine politische Revolution: für eine Ökonomie, die nicht nur Jobs schafft, sondern auch für gerechte Löhne sorgt; für ein Gesundheitswesen, das allen zugute kommt; für den nachhaltigen Schutz unserer Umwelt - und gegen jede Form von Rassismus. Nur so wird es gelingen, den USA und der ganzen Welt eine bessere Zukunft zu schaffen. Sanders' Buch ist die linkspolitische…mehr

Produktbeschreibung
In der führenden Nation des Westens spielen die Belange der Mittelschicht und der Geringverdiener, aber auch des Umweltschutzes und der Minderheiten eine empörend geringe Rolle. Doch der Sozialist Bernie Sanders kämpft weiter für eine politische Revolution: für eine Ökonomie, die nicht nur Jobs schafft, sondern auch für gerechte Löhne sorgt; für ein Gesundheitswesen, das allen zugute kommt; für den nachhaltigen Schutz unserer Umwelt - und gegen jede Form von Rassismus. Nur so wird es gelingen, den USA und der ganzen Welt eine bessere Zukunft zu schaffen. Sanders' Buch ist die linkspolitische Agenda für alle, die mit dem Primat der Profitgier und der Willkür des Establishments nicht einverstanden sind und nach neuen Wegen jenseits des Raubtierkapitalismus suchen.
Autorenporträt
Sanders, BernieBernard "Bernie" Sanders, geboren 1941 in New York, ist ein amerikanischer parteiloser Politiker und vertritt seit 2007 den Bundesstaat Vermont im Senat, wo er der Fraktion der Demokratischen Partei angehört. Von 1991 bis 2007 war er Mitglied des Repräsentantenhauses. Sanders trat in den Vorwahlen der Demokraten für die Präsidentschaftswahl 2016 an. Mit seiner Kampagne gewann er insbesondere viele junge und linke Wähler für seine Reformvorstellungen, bevor er schließlich Hillary Clinton unterlag. Sanders bezeichnet seine politische Orientierung als "Democratic Socialism"

Born, FrankFrank Born wurde 1965 in Kleve geboren. Er studierte Kommunikationswissenschaft, Anglistik und Kunstwissenschaft an den Universitäten Essen und Bangor (North Wales). Seit 2002 arbeitet er als freier Übersetzer vorwiegend geistes- und sozialwissenschaftlicher Werke, u.a. von Daniel Dennett, Judith Butler und Slavoj Zizek.

Genschow, KarenKaren Genschow, geboren 1974, studierte Hispanistik. Sie lebt und arbeitet als freie Autorin und Lektorin in Frankfurt am Main und Berlin und übersetzte unter anderem Bücher von Slavoj Zizek.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für Dietmar Dath ist Bernie Sanders' Buch irgendwie zu rechtschaffen und zu brav. Ihm leuchtet zwar durchaus ein, dass die USA eine Bewegungslinke brauchen, die nicht so unpolitisch sind wie die Gewerkschaften und nicht so verdorben wie die Demokraten. Doch solange Sanders der Partei verhaftet bleibe, fürchtet Dath, komme er nicht aus der Defensive heraus. Allerdings lernt der Rezensent doch einiges aus dem Buch: über den Kreuzzug der rechtsextremen, milliardenschweren Koch-Brüder oder über die politische und ökonomische Entrechtung der Amerikaner.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.06.2017

Ein starkes Straßenkind

Ob Bernie Sanders als Kandidat der Demokraten gegen Donald Trump hätte siegen können, weiß niemand. Was er selbst will, weiß er aber immer noch ganz genau. In seinem neuen Buch erklärt er es.

Der viel beredete "Sozialismus" dieses Mannes, der mit dem Wort die halbe Welt in Erstaunen versetzt, weil man von fernsehbekannten Politikern der Vereinigten Staaten von Amerika nicht gewohnt ist, dass sie es positiv besetzen, stammt nicht aus Betrieben, wo Gewerkschaften mehr Lohn und mehr Lebenssicherheit für Leute erkämpfen, die nichts zu vererben haben. Er stammt auch nicht aus Parlamenten, in denen man über Vorschriften und Gesetze berät. Nein, dieser Sozialismus stammt buchstäblich von der Straße und ist eine Kinderidee (was ihn noch nicht entwerten muss - es gibt ja sehr vernünftige, von keiner Erwachsenenkorruption angefressene Kinderideen).

Sanders erzählt: "Ich verbrachte einen Großteil meiner Kindheit damit, auf der Straße oder auf Schulhöfen zu spielen; die Straße war unsere Welt, und wir gingen nie aus dem Haus ohne einen kleinen Gummiball. Anders als heute gab es keinerlei Aufsicht durch Erwachsene, und wir organisierten alle unsere Spiele selbst." Der letzte Satz dieser Passage aus dem Buch "Unsere Revolution. Wir brauchen eine gerechte Gesellschaft", das Sanders geschrieben hat, um rechtschaffene Gefühle in nützliche Begriffe zu übersetzen, ist schon sein ganzes Glaubensbekenntnis: Man setze für "Erwachsene" sowohl "Kapitalisten" wie "bürgerliche Parteien", dann hat man die Summe dessen, woran Sanders glaubt.

Die passende politische Form dafür ist die sogenannte Bewegungslinke. Die bilden Menschen, denen der rein gewerkschaftlich-ökonomische Streit zu unpolitisch ist und der rein bürgerlich-parlamentarische zu verdorben. Diese Position ist nie und nirgends bequem, aber in den Vereinigten Staaten haben es ihre Vertreter besonders schwer, weil dort diejenigen unter ihnen, die es dank Massenmedien zu Bekanntheit und zahlenmäßig relevanter Anhängerschaft bringen, sofort in Versuchung geraten, ihre jeweilige Bewegung zur Manövriermasse der Demokratischen Partei oder diverser Interessenverbände der Nichtbesitzenden zu machen. Damit enttäuschen sie die Bewegung dann irgendwann, sie läuft auseinander und das war's, bis zur nächsten guten Hoffnung.

Die etablierten Organisationen locken nirgends mit soviel Geld und logistischen Angeboten wie in den Staaten: Treib uns deine Leute zu, liebes Straßenkind, und wir werden dann schon sehen, wie viel von deinen Absichten wir in Gesetze, Verträge oder sonst irgendeine Art Realität umsetzen können (oder auch nur wollen).

Allzu viele sind das nie, deswegen dürfen amerikanische Bewegungslinke, wenn sie es ernst meinen mit ihrer jeweiligen Sache, das Risiko nicht scheuen, eigene Organisationen aufzubauen - wie jener Eugene Debs, den Sanders maßlos bewundert und über den er in seinem Buch schreibt: "Debs war der Gründer der sozialistischen Partei Amerikas und kandidierte sechsmal für die Präsidentschaft. 1920 erhielt er fast eine Million Stimmen, nachdem er seinen Wahlkampf von einer Gefängniszelle aus geleitet hatte, in die er wegen seines Widerstands gegen den Ersten Weltkrieg gesteckt worden war. Das Leben von Eugene V. Debs, seine Vision einer Welt in Frieden, Gerechtigkeit, Demokratie und Brüderlichkeit hat mich immer sehr inspiriert. Eine Plakette von Debs hängt an der Wand meines Washingtoner Senatoren-Büros."

Das ist nett von Sanders und schön für Debs, aber eine eigene Organisation hat der Senator aus Vermont anders als sein Idol bislang gerade nicht aufgebaut, weshalb für diejenigen, die ihre Hoffnungen an ihn binden, eben doch wieder mal alles davon abhängt, was ihr Wortführer mit den Gewerkschaften und den Demokraten anfängt. Die großen Gewerkschaften sind in seiner Nation unreformierbare Lobby- und halbe Gangsterbanden, die ihre Mitglieder am Gängelband durch undurchschaubare Deals zerren; ihre wichtigsten Bonzen haben sich mit Trump rasch arrangiert, die Baugewerkschaftschefs machten ihm im Weißen Haus den Hof und der Häuptling des Dachverbands AFL-CIO, Richard Trumka, ging den kuriosen Kerl sicherheitshalber schon eine Woche vor seiner Vereidigung in New York besuchen, um Blumen vorbeizubringen und sich als künftiger Sozialpartnerschaftsdealer zu empfehlen.

Mit solchen Dubiositäten hat Sankt Bernie nichts zu tun. Aber da er weiß, dass ohne Organisation nichts geht, betätigt er sich nicht erst seit seiner Beinahe-Präsidentschaftskandidatur im letzten Jahr als eifriger Zutreiber für die mehr oder weniger (meistens weniger) sozialdemokratischen Demokraten, zuletzt (und besonders schmählich) für Heath Mello bei der Bürgermeisterwahl in Omaha, Nebraska.

Diese Figur hat zum Thema reproduktives Selbstbestimmungsrecht von Frauen in der Vergangenheit mitunter die allerunsozialistischsten Positionen vertreten, die man sich überhaupt denken kann, Sanders aber hat ihn gegen Frauengruppen mit dem klassischen "Kleineres Übel"-Argument verteidigt, man müsse jetzt überall, von den Städten bis in den Kongress, so viele Demokraten wie möglich installieren, um Trump Paroli zu bieten, das sei doch gerade auch für Frauen wichtig.

Man wird von Sanders, solange er keine neue Organisation herbeizaubert, die seine hübsche, im Buch ausführlich dargelegte Programmatik (vom Kampf gegen die Privatisierung des Bildungswesens bis zum Antimilitarismus) mit Druck durchsetzen kann, nichts sehen und hören, das nicht den Demokraten hilft; und man bekommt von dieser Partei nicht mehr als von der SPD (abermals: eher weniger - und ganz sicher weniger als von Corbyns Labour). Weder in Sanders' Taten der letzten Jahrzehnte noch in seinem Buch, das es jetzt auf Deutsch gibt, ist irgendetwas zu erkennen, das über die Unterstützung dieser braven Option hinausginge.

Bei Hillary Clinton übrigens war genau das immer klar, ebendeshalb haben einige Linke sie unterstützt, weil das, was Bernie zusätzlich anzubieten hat, eben doch eher Sprüche sind (wie der, jede Amerikanerin und jeder Amerikaner solle die Demokratie "im Herzen tragen", du lieber Himmel). Wer von links für Clinton eintrat, wusste und sagte, dass dabei nicht mehr herauskommen konnte als eine typische Abgesandte der Demokraten im Weißen Haus und dass das Problem, wie man von der Straße in die Betriebe und in die Parlamente hineinwirkt, anders als über Wahlen gelöst werden muss.

Clinton hätte als rechte Sozialdemokratin im Amt die Bewegungslinke von der Aufgabe entlastet, gegen allerlei Verschärfungen der ökonomischen, politischen, polizeilichen Wirklichkeit kämpfen zu müssen, die jetzt anstehen oder schon stattfinden. Die Bewegungslinke hätte daher aus der Defensive in die Offensive kommen können. Sanders darf jetzt die Defensive anführen, denn wie man sieht, ist die Partei, der er so eifrig dient, nicht in der Lage, irgend jemanden sonst für diesen Job aufzubauen (Hillary quatscht nur noch von ihren Wahlniederlagenschmerzen und sucht Russen unter jedem Bett).

Sanders' Buch bietet einige Munition für besagte Defensive. Dass etwa die Hetze gegen den biederen Liberalen George Soros, der amerikanische und europäische Konservative damit gegen sich aufbringt, dass er einen Teil seines Riesenvermögens für allerlei bunte linke Scherze ausgibt, mal in ihren richtigen Kontext gestellt wird, der darin besteht, dass die Koch-Brüder, zwei nach unseren europäischen Maßstäben rechtsextreme Milliardäre, fast viermal so viel Geld haben wie Soros und es für ihre finsteren Ziele wesentlich effizienter einsetzen als der kauzige Philanthrop das seine, ist sehr verdienstvoll. Als Information von hohem Wert sind auch Statistiken über das Verhältnis von ökonomischer und politischer Entrechtung, in denen wir Europäer nicht nur die amerikanische Gegenwart, sondern, wenn's dumm läuft, auch unsere Zukunft kennenlernen können.Was der Verfasser daraus strategisch und taktisch folgert, ist freilich dünn: "Die Zukunft liegt in euren, in unseren Händen. Machen wir uns an die Arbeit!" Tut man ihm sehr unrecht, wenn man vermutet, dass das nicht mehr bedeutet als: Wählt schön und betet kräftig?

DIETMAR DATH

Bernie Sanders: "Unsere Revolution". Wir brauchen eine gerechte Gesellschaft.

Aus dem Englischen von F. Born, K.-D. Schmidt und K. Genschow. Ullstein Verlag, Berlin 2017. 464 S., geb., 24,- [Euro].

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