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Der Aufstieg Asiens ist das beherrschende Thema der Zeit. Mit China und Indien schließen die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Erde wirtschaftlich zur Weltspitze auf. Ihr politisches Gewicht erhöht sich entsprechend. Das 21. Jahrhundert wird ein asiatisches sein, darüber sind sich alle politischen Beobachter einig. Weitgehend unbestritten ist auch, dass damit einhergehend die zweihundertjährige Dominanz des Westens beendet, zumindest relativiert wird - nicht nur ökonomisch, auch politisch. Das Buch des singapurischen Politikwissenschaftlers Kishore Mahbubani ist eine der ersten…mehr

Produktbeschreibung
Der Aufstieg Asiens ist das beherrschende Thema der Zeit. Mit China und Indien schließen die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Erde wirtschaftlich zur Weltspitze auf. Ihr politisches Gewicht erhöht sich entsprechend. Das 21. Jahrhundert wird ein asiatisches sein, darüber sind sich alle politischen Beobachter einig. Weitgehend unbestritten ist auch, dass damit einhergehend die zweihundertjährige Dominanz des Westens beendet, zumindest relativiert wird - nicht nur ökonomisch, auch politisch.
Das Buch des singapurischen Politikwissenschaftlers Kishore Mahbubani ist eine der ersten maßgeblichen Stimmen aus Asien, die sich mit dieser dramatischen Machtverschiebung befassen. Im Gegensatz zu den oft alarmistischen Wortmeldungen westlicher Provenienz strahlt es das neue Selbstbewusstsein aus, mit dem die asiatischen Eliten den Gang der Ereignisse begleiten. Mahbubani zeigt, wie die Übernahme westlicher Modelle - Öffnung der Märkte, Leistungsgesellschaft - Asien nach vorn gebracht hat, erst Japan, dann die Tigerstaaten, schließlich China und Indien. Zugleich kritisiert er die westliche Doppelmoral bei der Forderung nach Demokratie und Menschenrechten oder bei der Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen. Dieser Blick aus der Perspektive Asiens ist der Blick des 21. Jahrhundert. Er wird die Diskussion über die Rolle des Westens in der künftigen Welt beleben.
Autorenporträt
Kishore Mahbubani lehrt Politikwissenschaft an der National University of Singapore, einer der führenden Universitäten Asiens. Zuvor war er im diplomatischen Dienst seinesLandes tätig, u. a. als Botschafter bei der UNO in New York. Mitglied zahlreicher internationaler Think tanks, darunter das International Institute for Strategic Studies in Washington.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.09.2009

Globale Innenpolitik
Demokratische Prinzipien für eine neue Weltordnung
Worum es in diesem Buch geht, hat Indiens Premierminister Manmohan Singh bereits im Dezember 2006 zusammengefasst: „Genauso wie die Welt der Neubelebung Europas in der Nachkriegszeit Rechnung getragen hat, muss sie sich jetzt dem Aufstieg der neuen asiatischen Wirtschaften in den nächsten Jahren anpassen. Das bedeutet, dass wir globale Institutionen und neue globale ,Spielregeln‘ benötigen, die für den friedlichen Aufstieg neuer Nationen in Asien förderlich sein können. Es bedeutet ferner, dass die vorhandenen globalen Institutionen und Kooperationsrahmen weiterentwickelt und verändert werden müssen, um dieser neuen Realität Rechnung zu tragen. Das gilt ebenso für die Reform und Revitalisierung der Vereinten Nationen und die Umgestaltung des Sicherheitsrats wie für das Management des multilateralen Handelssystems, den Schutz der globalen Umwelt und die Sicherung der Weltenergieversorgung.”
Da diese Forderungen auch zum Standardvokabular westlicher Politiker und Leitartikler geworden sind, stellt sich die Frage nach der konkreten Umsetzung umso dringlicher. Kishore Mahbubani versucht sie zu beantworten. Nach dem Urteil des an der National University in Singapur lehrenden Politologen wird die Umgestaltung der Weltordnung „ebenso schwer wie leicht”: schwer, weil er keine selbstverständlichen Anführer sieht, die sie bewerkstelligen könnten – Obamas Siegeszug scheint ihn nicht sonderlich beeindruckt zu haben; schwer auch, weil für Mahbubani der Westen ein Teil des Problems ist und die asiatischen Länder in seinen Augen noch nicht so weit sind, an dessen Stelle treten zu können.
Wer sich nun fragt, woher die Leichtigkeit bei der Sache kommen soll, der wird von Mahbubani aufgeklärt: „Wir müssen das Rad nicht neu erfinden, um das Prinzip der Global Governance, der Weltordnungspolitik, zu verbessern.” Der ehemalige Botschafter Singapurs bei den Vereinten Nationen hält es für ausreichend, wenn die Prinzipien der „Good Governance”, der guten Regierungsführung einzelner Gesellschaften, auf die Welt übertragen werden. Damit will er innenpolitisch bewährte Methoden global nutzen.
Obwohl Mahbubani den Westen als Teil des Problems betrachtet, sieht er in ihm zugleich einen Teil der Lösung. Denn drei der besten Prinzipien zur Aufrechterhaltung sozialer und politischer Ordnung stammen aus der westlichen Welt: Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und soziale Gerechtigkeit. Diese behutsam global anzuwenden, stellt für das Mitglied des International Institute for Strategic Studies (IISS) in London die zentrale Aufgabe des 21. Jahrhunderts dar. Dabei lehnt er „Global Government”, eine Weltregierung, ab. Für ihn ist vielmehr „Global Governance”, eine Weltordnungspolitik, ausschlaggebend.
Um die globalen Entscheidungsprozesse mit demokratischem Geist zu erfüllen, plädiert Mahbubani für eine Stärkung der UN. Als große Ironie in diesem Zusammenhang bezeichnet er, dass im Westen viele zwar bereit seien, mit UN-Ablegern wie der Weltgesundheitsorganisation oder der Weltorganisation für Meteorologie zusammenzuarbeiten, sich aber weigerten, den Kern der UN zu stärken: die UN-Vollversammlung. Dabei habe keine andere Institution der Welt die Bezeichnung „Parlament der Menschheit” (Paul Kennedy) verdient. Denn nach Mahbubanis Beobachtung besitzen in den Augen der 6,5 Milliarden Menschen, „die in dieser unvollkommenen Welt leben”, die Entscheidungen „dieser unvollkommenen Institution” Legitimität.
Kluge Ansätze
Bei aller berechtigten Kritik Mahbubanis am Westen: Das Bild, das er von der EU und den USA zeichnet, scheint überholt zu sein. Zwar ist für ihn das inzwischen völlig friedfertig gewordene Europa Vorbild für eine auf Regularien beruhende Gesellschaft. Zwar erkennt er an, dass die EU ein komplexes Regelwerk aufgebaut hat, um das Verhalten ihrer Mitglieder zu steuern. Zwar gibt er zu, dass eine gesetzestreue Region helfen kann, eine gesetzestreue Welt zu schaffen. Aber sein Vorwurf, Europa sei bislang nicht in der Lage gewesen, seinen günstigen Einfluss über die eigenen Grenzen hinaus zum Tragen zu bringen, da es im Verhältnis zur Außenwelt kaum kluge europäische Politikansätze gebe, verkennt die Realität. Denn es ist nicht zuletzt der berühmte „alte” Kontinent, der in der gegenwärtigen Weltwirtschaftskrise bisher den kühlsten Kopf bewahrt hat. Und auch der amerikanische Pragmatismus, den Mahbubani in den letzten Jahren schmerzlich vermisst hat, scheint mit Barack Obama eine Renaissance zu erleben. Nur Mahbubanis Buch weiß davon noch nichts. THOMAS SPECKMANN
KISHORE MAHBUBANI: Die Rückkehr Asiens – Das Ende der westlichen Dominanz. Propyläen Verlag, Berlin 2008. 334 Seiten, 22,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Wie lässt sich ein immer stärker werdendes Asien in die globale Community integrieren? Rezensent Thomas Speckmann stößt in diesem Buch des ehemaligen Botschafters und Politologen Kishore Mahbubani zwar durchaus auf bedenkenswerte Antworten (Reform der UN, innenpolitische Methoden global nutzen). Insgesamt jedoch erscheint ihm Mahbubanis damit einhergehende Kritik an europäischen und US-amerikanischen Politikansätzen überholt. Schließlich, so Speckmann, sei der vom Autor vermisste amerikanische Pragmatismus mit Obama zurückgekehrt, bewältige Europa die Weltwirtschaftskrise mit vergleichsweise kühlem Kopf.

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