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Alles begann mit einem Gemälde. Das Deutsche Historische Museum Berlin erwarb vor ein paar Jahren das Bild "Preußisches Liebesglück", entstanden 1890, das einen Schwarzen in preußischer Uniform mit seiner jungen weißen Geliebten zeigt. Was verbarg sich hinter dem Motiv? Eine Alliance scandaleuse? Eine Allegorie?
'Der Kunsthistoriker Gorch Pieken machte sich daran, die Hintergründe dieses mysteriösen Gemäldes zu recherchieren, und fand heraus, dass es den uniformierten Schwarzen tatsächlich gegeben hat. Sein Name: Gustav Sabac el Cher. Der Vater, August Albrecht Sabac el Cher, war 1843 als
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Produktbeschreibung
Alles begann mit einem Gemälde. Das Deutsche Historische Museum Berlin erwarb vor ein paar Jahren das Bild "Preußisches Liebesglück", entstanden 1890, das einen Schwarzen in preußischer Uniform mit seiner jungen weißen Geliebten zeigt. Was verbarg sich hinter dem Motiv? Eine Alliance scandaleuse? Eine Allegorie?
'Der Kunsthistoriker Gorch Pieken machte sich daran, die Hintergründe dieses mysteriösen Gemäldes zu recherchieren, und fand heraus, dass es den uniformierten Schwarzen tatsächlich gegeben hat. Sein Name: Gustav Sabac el Cher. Der Vater, August Albrecht Sabac el Cher, war 1843 als siebenjähriger Knabe dem preußischen Prinzen Albrecht zum Geschenk gemacht worden vom ägyptischen Vizekönig Mehmed Ali. Der Prinz nahm den Jungen mit nach Berlin und ließ ihn zum preußischen Offizier ausbilden. Seitdem lebt die Familie in Deutschland, mehrere Generationen dienten im kaiserlichen Heer, in Hitlers Wehrmacht und in der Bundeswehr. Selbst den Rassismus der Nazis überlebten die Sabac el Chers. Zwar wurde das von ihnen geführte Gartenlokal boykottiert und musste schließen, aber ein Sohn der Familie kämpfte für "Volk und Vaterland" in Russland. Gorch Pieken und Cornelia Kruse erzählen die verblüffende Geschichte dieser Familie von den Anfängen bis heute. Das faszinierende Quellen- und Bildmaterial, das sie zutage gefördert haben, eröffnet den Blick auf ein unbekanntes Kapitel preußisch-deutscher Geschichte, das uns auf geheimnisvolle Weise berührt und in den Bann zieht.
Autorenporträt
Gorch Pieken, geboren 1961 in Sanderbusch bei Jever, ist promovierter Historiker und Autor zahlreicher Dokumentarfilme (für Arte, ZDF und ARD). Von 1995 bis 2005 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Museum Berlin, seit 2006 ist er Projektleiter der Dauerausstellung am Militärhistorischen Museum Dresden.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.11.2007

Der numibische Preuße
Corch Pieken und Cornelia Kruse erkunden die Geschichte des August Albrecht Sabac el Cher und seiner Nachkommen
Nicht zufällig beginnt dieses Buch wie ein Film, dessen Handlung in Gang gesetzt wird, indem der Protagonist erfährt: „Sie brauchen wohl Urlaub? Den haben Sie hiermit!” Gorch Pieken, neben Cornelia Kruse Co-Autor von „Preußisches Liebesglück”, war langjähriger Mitarbeiter des Deutschen Historischen Museums und hat einige Sujets, auf die er dort gestoßen ist, für das Fernsehen aufbereitet. Auch „Preußisches Liebesglück” war 2006 zunächst für den Spartenkanal Arte produziert worden. Schwer zu sagen also, ob die filmische Inszenierung einer Vorliebe der Autoren oder dem Ursprungsformat Fernsehen geschuldet ist. Dramatisierung und Personalisierung jedenfalls lassen sich leicht als Hauptmerkmale einer Populärwissenschaft orten, die schlichte Ereignisse emotional ausbeutet und das Ganze mit wummernden Beats unterlegt. Der vorliegende Band funktioniert auf diese Weise. Schon nach Lektüre der süffig geschriebenen Einleitung sucht man nach einer CD mit dem passenden Soundtrack.
Verordneten Urlaub bekam im Herbst 1842 Prinz Albrecht von Preußen, nachdem er sich offiziell von seiner Frau getrennt und einen Eklat auslöste hatte, der bei Hof lange erwartet worden war. Schon Friedrich Wilhelm III. meinte lakonisch, sein jähzorniger Letztgeborener „hätte einen guten Stallmeister abgeben”. Unter Stande heiratete der Prinz später tatsächlich und zog mit seiner zweiten Frau 1854 nach Dresden, wo er sich am Elbhang Schloss Albrechtsberg bauen ließ. Die Zwangsbeurlaubung hatte diesen Lebensabend im Exil bereits angekündigt: Möglichst weit weg von Berlin und möglichst lange sollte Albrecht verreisen. Er fuhr nach Ägypten. Pieken und Kruse fanden im Deutschen Historischen Museum eine bislang unbekannte Quelle ersten Ranges, die in Wort und Bild minutiös den Hergang dieser Unternehmung schildert. Ausgiebig beleuchten die Autoren das tagebuchartige „Album der Orientalischen Reise”.
Irgendwo auf dieser monatelangen Grand tour vergrößerte sich die preußische Entourage um einen dunkelhäutigen Knaben, der den Gästen als Geschenk überlassen worden war. Woher der kleine Numibier kam, liegt im Dunkeln. Gleichwohl verweben die Autoren das Schicksal des Jungen mit den Geschichten von Sklavenhandel und türkischer Fremdherrschaft in Ägypten, den düsteren Sagen um das Regime Mehmet Alis. Nach rund fünfzig Buchseiten weicht solide Quellenarbeit den Mutmaßungen – und das ist vor allem dem gewählten Thema geschuldet. Denn „Preußisches Liebesglück” hat es nicht auf das gut dokumentierte orientalische Intermezzo des Prinzen abgesehen, sondern auf die Figur des Jungen. August Albrecht Sabac el Cher, wie er genannt wurde, begleitete den Prinzen zurück nach Preußen, lernte dort Sprache, Drill und Protestantismus kennen und wurde schließlich naturalisiert. Als Lakai blieb er dem Hof verbunden. Als Familienvater schenkte er kaffeebraunen Berliner Kindern das Leben, die wiederum – man ahnt: es gibt den Stamm noch heute.
Dass es Vorteile haben kann, historische Zusammenhänge aus der Perspektive einer Persönlichkeit aufzurollen, bestätigt der Siegeszug der Biographik. Doch der Held muss aus eine gewisse Fallhöhe mitbringen, um in literarisierter Form bestehen zu können. Bloß gelebt zu haben genügt nicht, auch nicht als Schwarzer im Preußen des 19. Jahrhunderts. Das weitere Familienschicksal der Sabac el Chers bleibt austauschbar. Auch die Autoren hat wohl dieser Verdacht beschlichen. Mehrfach liest man Sätze, die wie fertige Folien klingen. „Als man Gustav und Getrud zu Grabe trug und am Horizont des Hitlerreiches längst dunkle Wolken dräuten…”.
Wenn das Buch aber nicht notwendig ist – warum existiert es dann? Der Band ist Teil des ausdifferenzierten Sachbuchmarktes, der seit einigen Jahren immer mehr „Einzelschicksale” hervorbringt. Verleger und Autoren scheinen zu glauben, Leser identifizierten sich mit einem Textgebräu aus Belletristik, Geschichte, Biographie, Lifestyle und Kitsch besonders gern. Dass diese Rechnung aufgeht, liegt an der symbiotischen Kopplung des Sachbuchwesens an das Fernsehen. „Preußisches Liebesglück” ist ein nahezu idealtypisches Beispiel dafür, wie der Markt eine historische Mücke zum publizistischen Elefanten aufbläst. CHRISTIAN WELZBACHER
Gorch Pieken und Cornelia Kruse
Preußisches Liebesglück. Eine deutsche Familie aus Afrika
Propyläen Verlag 2007. 271 Seiten, 24 Euro.
Mit diesem Gemälde (1890) begann die Spurensuche. Abb. aus dem bespr. Band
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Christian Welzbacher kann sich für dieses Buch über August Albrecht Sabac el Cher und seine Nachkommen nicht erwärmen. Im Grunde hält er das für Buch überflüssig. Dass Sabac el Cher Nubier war, als Knabe von Prinz Albrechts von Preußen bei einer Ägyptenreise auf- und nach Preußen mitgenommen wurde, wo er später eine Familie gründete, macht ihn in den Augen des Rezensenten noch nicht sehr interessant. Zumal Welzbacher das weitere Familienschicksal austauschbar erscheint. Er hält den Autoren vor, schnell die solide Quellenarbeit hinter sich zu lassen, um sich in Mutmaßungen über die Herkunft des Jungen zu ergehen. Man merke dem Buch auch an, dass die Autoren das "Preußische Liebesglück" 2006 erst für Arte verfilmt haben und jetzt noch ein Buch darüber hinterher schieben. Für den Rezensenten ist das ein mustergültiges Beispiel dafür, "wie der Markt eine historische Mücke zum publizistischen Elefanten aufbläst".

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