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Die vorliegende aktualisierte und erweiterte Fassung von Franklins Standardwerk zur Geschichte der Sklaverei beruht auf der Neuausgabe von 1994 und enthält neben neuen Kapiteln auch eine vollständig überarbeitete Bibliographie. Franklin skizziert zunächst die afrikanische Vorgeschichte der Schwarzen, ihre gewaltsame Entwurzelung und die menschenverachtenden Institution der Sklaverei. Er betrachtet die Rolle der Schwarzen in der Amerikanischen Revolution, den Beginn der Jim-Crow-Gesetzgebung und die Segregation nach dem Bürgerkrieg. Franklins Studie dehnt sich mit zahlreichen Dokumenten bis in…mehr

Produktbeschreibung
Die vorliegende aktualisierte und erweiterte Fassung von Franklins Standardwerk zur Geschichte der Sklaverei beruht auf der Neuausgabe von 1994 und enthält neben neuen Kapiteln auch eine vollständig überarbeitete Bibliographie. Franklin skizziert zunächst die afrikanische Vorgeschichte der Schwarzen, ihre gewaltsame Entwurzelung und die menschenverachtenden Institution der Sklaverei. Er betrachtet die Rolle der Schwarzen in der Amerikanischen Revolution, den Beginn der Jim-Crow-Gesetzgebung und die Segregation nach dem Bürgerkrieg. Franklins Studie dehnt sich mit zahlreichen Dokumenten bis in die Zeit der Bürgerrechtsbewegung und zeichnet auch den starken Einfluß der afrikanischen Kultur auf die Moderne in den USA und Europa nach.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.08.2000

Auch Soldat kennt Schmerz
Gut gedient, schlecht behandelt: Gleich zwei Bücher zur Geschichte der Schwarzen in Amerika

Im Jahr 1898 hielten vier Regimenter afroamerikanischer Soldaten ihren Kopf für die Vereinigten Staaten bei der Eroberung Kubas hin. Im gleichen Jahr wurden in den Vereinigten Staaten mehr als hundert Schwarze von weißen Rassisten gelyncht. Erste Integrations- und Anpassungsleistungen einerseits, brutaler Rassismus und konsequente Rassentrennung andererseits prägten das Zusammenleben von Schwarzen und Weißen nach dem Ende der Sklaverei. Die Jahre zwischen dem Ende des amerikanischen Bürgerkrieges 1865 und dem Ersten Weltkrieg bildeten eine Achsenzeit in diesem Rassenkonflikt.

Norbert Finzsch, James und Lois Horton beleuchten in ihrem Buch "Von Benin nach Baltimore" die Epoche der Afrikaner in Amerika. Ihr Buch hatte einen so schlichten wie zwingenden Auslöser: Seit Jahrzehnten gab es keine zusammenfassende Darstellung dieses Themas auf dem deutschen Buchmarkt. Diese Lücke fiel aber nicht nur Finzsch und den Hortons auf. So kommt es, daß für deutsche Leser fast zeitgleich die Übersetzung des amerikanischen Klassikers von John H. Franklin und Raphael A. Moss auf Grundlage der amerikanischen Ausgabe von 1994 greifbar ist. Aufbau und Struktur beider Bücher sind praktisch identisch. In chronologischer Ordnung, mit gelegentlichen themenzentrierten Einschüben wird die Geschichte von der Situation im präkolonialen Afrika bis zur Rassenpolitik der 1990er Jahre erzählt.

Das Spektrum der Themen ist beeindruckend breit. Der Arbeitsalltag, die Rolle der Frau in der Sklaverei und in der afroamerikanischen "Gemeinschaft" sowie das brutale Strafsystem werden ausführlich beschrieben und an Hand biographischer Skizzen illustriert. Unterschiede in der Bewertung sind hier kaum auszumachen. Die gilt auch für die Zeit vor und nach dem amerikanischen Bürgerkrieg. In beiden Büchern wird deutlich, daß die Afroamerikaner nicht in einer Opferrolle verharrten. Sie zeigen Formen des Widerstands und erste Organisationsstrukturen im Kampf gegen die Sklaverei. Neben verschiedenen weißen Organisationen kam den freien Schwarzen eine Schlüsselrolle zu. Sie wurden zu den "wirkungsvollsten Propagandisten" (Finzsch und die Hortons) der Anti-Sklaverei-Bewegung unter den Weißen der Nordstaaten und organisierten für die Sklaven des Südens Fluchtwege in die Freiheit. Finzsch und die Hortons gehen dabei den Organisationsstrukturen etwas ausführlicher nach als Franklin und Moss.

In beiden Büchern wird immer wieder die überdurchschnittliche Rekrutierung von Amerikanern afrikanischer Herkunft und ihre Einsatzbereitschaft in der amerikanischen Armee hervorgehoben. Doch an der "Heimatfront" in den Südstaaten änderte dieses Engagement weder nach dem Ersten noch nach dem Zweiten Weltkrieg etwas. Rassenunruhen, Segregation und die Herrschaft des Ku-Klux-Klan bestimmten das Bild. Das Urteil des Supreme Court aus dem Jahr 1954 - "Getrennte Bildungseinrichtungen sind ihrem Wesen nach ungleich" - machte den Weg frei für die Auflösung der Rassentrennung im Schulwesen. Leider erfährt man in keinem der Bücher, weshalb das Gericht diese liberale Linie gegen mannigfaltige Widerstände durchsetzen konnte und wollte.

Intensiv und mit detailliertem Blick auf die äußeren Ereignisse schildern beide Bücher den Kampf der Bürgerrechtsbewegung und ihrer Führungsfiguren Martin Luther King und Malcolm X. Manchen vom weißen Hollywood geliebten Stoff, wie der vom unbestechlichen FBI-Agenten, der den mordenden Rassisten das Handwerk legt ("Mississippi Burning"), verweisen Finzsch und die Hortons ins Reich der Legende. Sie zeigen, wie tief das FBI in das System der Rassentrennung verstrickt war und wie massiv es gegen die Bürgerrechtsbewegung vorging.

Beide Bücher verweisen in ausführlichen Kapiteln auf die kulturellen Leistungen der Afroamerikaner. In Nuancen lassen sich hierbei Unterschiede feststellen. Während bei Finzsch und den Hortons eher die unübersehbaren "Cross-over-Effekte" betont werden, spricht aus dem Buch von Franklin und Moss eher der Stolz über das Geleistete. Ohne die Tradition afrikanischer Musik wäre die populäre Musik heute nicht vorstellbar. Schwarze Basketball- und Baseballspieler, Boxer und Leichtathleten prägen das Bild des amerikanischen Profisports.

Zwei weitere Unterschiede zeichnen sich ab. Zum einen bieten Finzsch und die Hortons in der Einleitung einen theoretischen Rahmen, in dem sie über Begriffe wie Afroamerikaner, Rasse, Gemeinschaft ("community") und die Schwierigkeit ihrer Übersetzung reflektieren. Erfreulich ist dabei, daß das in den Vordergrund gestellte theoretische Konzept der "community" nicht krampfhaft verfolgt wird. Schließlich bestätigt die Absetzbewegung der schwarzen Mittelschicht, daß die Gemeinschaft der Schwarzen in eine Vielzahl afroamerikanischer Teilmilieus zerfällt.

Franklin und Moss dagegen gehen in ihrer Einführung sehr viel unbefangener mit ihrem Gegenstand um. Sie betonen, daß sich die Bezeichnung "Afroamerikaner" heute zwar im wesentlichen durchgesetzt habe, aber für die Zeit vor dem Bürgerkrieg völlig unpassend sei und deshalb die damals zeitgenössischen Begriffe Neger oder Schwarze benutzt würden. Zum anderen strahlt aus dem Buch von Franklin und Moss in den letzten Abschnitten ein beeindruckendes Sendungsbewußtsein. Die Afroamerikaner waren demnach die "Mahner der Nation", die in ihrem Kampf um Freiheit und Gleichheit das gesamte Land vorangebracht hätten. Finzsch, James und Lois Horton betonen dagegen die nach wie vor unübersehbare "color line".

"Von Benin nach Baltimore" ist gegenüber "Von der Sklaverei zur Freiheit" die modernere, knappere Zusammenfassung der Geschichte der Afroamerikaner, die unübersehbar von dem älteren Klassiker profitierte. Dieser wiederum ist detailreicher und erzählfreudiger, ohne daß Finzsch und die Hortons in trockene Wissenschaftsprosa verfielen. Durch die zahlreichen Überschneidungen und die ähnliche Anlage kann man sich getrost für eines der beiden Bücher entscheiden. Wählen Sie selbst.

JÜRGEN SCHMIDT.

Norbert Finzsch/James O. Horton/Lois E. Horton: "Von Benin nach Baltimore". Die Geschichte der African Americans. Hamburger Edition, Hamburg 1999. 673 S., Abb., geb., 68,- DM.

John Hope Franklin/Raphael A. Moss jr.: "Von der Sklaverei zur Freiheit". Die Geschichte der Schwarzen in den USA. Aus dem Amerikanischen von Angela Adams. Ullstein Taschenbuch Verlag, Berlin 1999. 864 S., Abb., br., 34,90 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Jürgen Schmidt bespricht in einer Sammelrezension zwei Bücher, die sich mit der Geschichte der Schwarzen in Amerika seit dem Ende des Bürgerkrieges 1865 befassen: "Von Benin nach Baltimore" von Finzsch/Horton (Hamburger Edition) und "Von der Sklaverei zur Freiheit" von Franklin/Moss jr. (Ullstein).
Seit Jahrzehnten, so der Kritiker, habe es auf dem deutschen Buchmarkt keine zusammenfassende Darstellung dieses Themas mehr gegeben. Aufbau und Struktur beider Bücher ist nach Ansicht des Rezensenten fast identisch, das Themenspektrum beider Bücher "beeindruckend breit". Detailliert schilderten beide Bücher Ereignisse und Personen. Welches der beiden Bücher man wählt, scheint egal zu sein - man wird offenbar von beiden gut informiert. Als Entscheidungshilfe lässt uns Schmidt noch wissen, dass Hope und Moss jr. wesentlich unbefangener mit dem Thema umgingen. Besonders beeindruckte den Rezensenten das "Sendungsbewusstsein" in den letzten Abschnitten: in ihrem Kampf um Freiheit und Gleichheit, meinen die Autoren, hätten die Afroamerikaner das ganze Land weitergebracht. Finzsch und Horton dagegen profitierten von dem älteren Klassiker und seien die kürzere Zusammenfassung.

© Perlentaucher Medien GmbH