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Die Naturwissenschaften beschreiben, wie sich die Welt entwickelt hat und erklären kausal den Wirklichkeitsprozess. Religionen geben eine Antwort darauf, wozu die Welt geschaffen wurde, und beschreiben sie telelogisch. Die Beiträge namhafter Vertreter der Natur- und Geisteswissenschaften belegen, dass Schöpfung und Evolution keine Gegensätze sein müssen, aber verschiedene Intentionen verfolgen und Bilder prägen. Mit dem Buch wollen die Autoren eine konstruktive Auseinandersetzung mit der Evolutionstheorie und dem Schöpfungsgedanken ermöglichen.

Produktbeschreibung
Die Naturwissenschaften beschreiben, wie sich die Welt entwickelt hat und erklären kausal den Wirklichkeitsprozess. Religionen geben eine Antwort darauf, wozu die Welt geschaffen wurde, und beschreiben sie telelogisch. Die Beiträge namhafter Vertreter der Natur- und Geisteswissenschaften belegen, dass Schöpfung und Evolution keine Gegensätze sein müssen, aber verschiedene Intentionen verfolgen und Bilder prägen. Mit dem Buch wollen die Autoren eine konstruktive Auseinandersetzung mit der Evolutionstheorie und dem Schöpfungsgedanken ermöglichen.
Autorenporträt
* Dr. Klose ist Leiter des Bildungswerks Dresden der Konrad Adenauer Stiftung. Zuvor war er Direktor der Katholischen Akademie des Bistums Dresden - Meissen. * Prof. Oehler ist Neurobiologe an der TU Dresden und Vorsitztender des Landesverbandes Sachen des vbio.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.04.2009

Schöpfung ist keine vernünftige Angelegenheit
Ein Sammelband bemüht sich, Evolutionsbiologie und Theologie miteinander ins Gespräch zu bringen

Zuerst scheint alles ganz einfach: Die Biologen sprechen von Kausalerklärungen, die Theologen über den Sinn, den Ursprung und das Absolute. Jeder hat seinen Bereich, man kommt sich nicht in die Quere, macht sich das Terrain nicht streitig. Am Ende scheint wieder alles ganz harmonisch: Wenn Religion und Wissenschaft sich gegenseitig inspirieren, verhindert das auf beiden Seiten Verabsolutierungen. Also nicht Gott oder Darwin, sondern Gott und Darwin. Friede Freude - Pustekuchen. Denn zwischen Einleitung und letztem Kapitel des interdisziplinär hochkarätig besetzten Bandes, der auszubuchstabieren versucht, wie sich vernünftig über Schöpfung und Evolution reden lässt, spielt sich eher ein Drama ab. Jedenfalls für den, der sich irgendeine gehaltvolle Vereinbarkeit von Schöpfung und Evolution erhofft hatte.

Die Basis der Diskussion ist unstrittig: Zum einen die Evolutionstheorie, die so gut abgesichert ist, wie man es sich von einer wissenschaftlichen Theorie nur wünschen kann. Zum anderen die Einsicht, dass der biblische Schöpfungsbericht nicht wortwörtlich zu nehmen ist. Vertreter von Kreationismus oder Intelligent Design sind also nicht mit von der Partie.

Der mit "Evolution" überschriebene Teil des Bandes umfasst interessante Beiträge, ist aber in Sachen Dialog ganz unergiebig. Wie könnte es auch anders sein, denn dass Biologen als Biologen zur Richtigkeit theologischer Aussagen keine Angaben machen können, versteht sich von selbst. Allenfalls können sie eine evolutionstheoretische Erklärung für die Überlebensdienlichkeit religiösen Glaubens finden und so Religion und Religiosität selbst mit der großen Klammer der Evolutionstheorie umfassen.

Wenige beziehen so deutlich Position wie der Biologiehistoriker Thomas Junker, der unvereinbare Gegensätze in Weltanschauung und Methode konstatiert. Um nicht mit der Wissenschaft in Konflikt zu geraten, müsse die religiöse Weltauffassung die Zeitgebundenheit ihrer Ansichten akzeptieren, so Junker. Andere Autoren retten sich in Beiträge zur Evolution von Gehirn, Sprache oder Sexualität, vermeiden aber jede Stellungnahme zur Theologie oder beschränken sich auf unverfängliche Hinweise wie jenen, dass die Evolutionstheorie den Menschen besser zu verstehen helfe.

Der Biologe Klaus Kowalik versucht, die faktische Unvereinbarkeit von Evolution und Schöpfung durch Ausweichen in die Praxis zu umgehen. Er konstatiert eine besondere Verantwortung des Menschen, die man im Sinne einer göttlichen Schöpfung verstehen könne: Sie zeige uns Grenzen auf und verpflichte uns, sorgsam mit unserer Umwelt umzugehen. Ein schöner Gedanke, der die Offenbarungsreligion aber auf eine gerade passende Handlungsanweisung reduziert.

Von theologischer Seite sind die Bemühungen um Vereinbarkeit drängender, aber nicht erfolgreicher. Solange man auf dem Boden der Vernunft steht, ist es zu einfach, mit Hans Kessler die religiöse und die wissenschaftliche Perspektive auf die Welt als "auf ihre je begrenzte Weise Entdeckungsreisen ins Reich der Wirklichkeit" zu bezeichnen. Die biblische Annahme eines einzigen Gottes sei zwar eine weltanschauliche Option, aber keine unvernünftige, meint Kessler. Was diese Option vernünftig macht, erklärt der Autor leider nicht.

Man könne die Bestimmung der menschlichen Natur als Koinzidenzpunkt von Evolution und Schöpfung annehmen, meint dagegen Wolfgang Frühwald, und Mitherausgeber Jochen Oehler assistiert: Nicht die religiösen Meinungen des Menschen seien gefordert, sondern die Erkenntnis, wie der Mensch wirklich ist. Dazu seien Natur- wie Geisteswissenschaften gleichermaßen gefragt. Dies ist sicher richtig, und ebenso sicher sind die biblischen Texte ein beeindruckendes Stück Literatur, aus dem sich viel über die menschliche Natur lernen lässt. Als eine Dimension bei der "Kartographie des menschlichen Bewusstseins" (Josef Wohlmuth) darf die religiöse Erfahrung nicht fehlen. Schöpfungsglaube und Offenbarungswahrheit sind dazu aber wohl nicht erforderlich.

Für Frühwald soll sich auch der Glaube auf dem Niveau komplexen Denkens bewegen. Dann aber bleibe von der ganzen Theologie ein einziger "schwach schimmernder" Stern, den man die Erfahrung von Liebe nennen mag oder wie auch immer, mehr nicht. Dies bestätigt sich im dritten Teil, "Übertragungen", in dem neben evolutionärer Ethik und Ästhetik die Entwürfe von Alfred North Whitehead und Theilhard de Chardin in den Blick kommen. Auch diese großen Brückenbauer sind weit weg von konkreten theologischen Aussagen. Sie bringen auf je eigene Weise das Gefühl zum Ausdruck, dass die Welt einen Sinn hat.

Kernpunkt der Debatte sei das Verhältnis von existentieller Grunderfahrung auf der einen und wissenschaftlicher Forschung auf der anderen Seite, resümiert der Theologe Jürgen Hübner. Grundlegend sei dabei, wie Natur und Welt erfahren werden. In diesem Punkt zeigt sich, wie tief die Darwinsche Revolution wirklich geht, denn sie kann selbst die "existentiellen Grunderfahrungen" erschüttern. Haben sie noch verbindliche Kraft, wenn sie erst als eine Art Überlebenstrick der Natur erkannt sind? Was die Evolutionstheorie den Menschen zumutet, kann man mit Robert Spaemann getrost als "nicht-trivial" bezeichnen.

"Gott oder Darwin?" ist ein interessanter und vielseitiger, aber auch quälender Band, in dem die Autoren wieder und wieder um die Erkenntnis herum schreiben, dass der angestrebte Dialog nicht stattfinden kann. Es gibt, um es mit Niklas Luhmann zu formulieren, keinen gemeinsamen Code zwischen den Systemen.

MANUELA LENZEN

Joachim Klose und Jochen Oehler (Hrsg.): "Gott oder Darwin?". Vernünftiges Reden über Schöpfung und Evolution. Springer Verlag, Berlin 2008. 415 S., geb., 29,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als interessant und vielseitig lobt Manuela Lenzen diesen von Joachim Klose und Jochen Oehler herausgegebenen Band mit Beiträgen von Biologen und Theologen auf der Suche nach gemeinsamer Verständigung. Die Hoffnung auf eine Vereinbarkeit von Evolutionstheorie und Schöpfungsglaube muss Lenzen allerdings schnell begraben. Was als Dialog gedacht war, entpuppt sich ihr als "Drama". So ordnen die im Band vertretenen Biologen laut Lenzen entweder kurzerhand die Religion der Evolutionstheorie unter, begreifen Offenbarung als Handlungsanweisung oder konstatieren ganz unverhohlen die Unvereinbarkeit der Gegensätze. Dass die Bemühungen zum Dialog von theologischer Seite dringlicher sind, kann Lenzen an den Beiträgen zwar ablesen, aber ebenso, dass es ihnen an Konkretheit mangelt. Fazit der Rezensentin: Ein Dialog findet nicht statt.

© Perlentaucher Medien GmbH
Aus den Rezensionen:

"... 25 oft hochkarätige Beiträge belegen das Zerwürfnis zwischen wissenschaftlicher Rationalität und Schöpfungsglaube genauso wie den geistigen Wegeplan möglicher Versöhnung. Ein streitbares, eindeutig christlich grundiertes Buch ... jedoch kühn und stolz in seinem Ansinnen: Denke scharf und glaube tief! ... Wer ... Interesse und Lektürefestigkeit mitbringt, dringt weit tiefer in die Probleme, als es Tageszeitungs-Debatten erlauben ..." (Arno Orzessek für Deutschlandradio Kultur, 15.09.2008, 11:33 Uhr)

"... Der provokative Titel und das rund 400 Seiten dicke Buch ... versammelt erfreulich und zugleich erstaunlich ohne Vorwertung biologische, philosophische, theologische und wissenschaftshistorische Beiträge. Man kann getrost an mancher Stelle völlig anderer Meinung sein und ein paar Seiten weiter etwas sehr Bedenkenswertes finden. Die Sammlung entspringt einer Vorlesungsreihe, die in Dresden gemeinsam vom damaligen Biologenverband vdbiol/heute VBIO mit der katholischen Akademie des Bistums veranstaltet worden war ..." (in: BioM Newsletter, 27. Nov. 2008)

"... Die Ursprungsfrage des Menschen und der Natur steht für viele Biologen heute längst nicht mehr allein im Mittelpunkt, sondern die 'Verbesserung' des genetischen Programms des Homo sapiens. Vor dieser Veränderung unserer biologischen Vorgaben warnt das Buch 'Gott oder Darwin', eines der besten unter denen, die zurzeit zum Darwinismus erscheinen. Seinen Untertitel 'vernüftiges Reden über Schöpfung und Evolution' trägt es völlig zu Recht ..." (Alexander Riebel, in: Die Tagespost, 29. Nov. 2008)

"... Es enthält Beiträge von 24 Natur- und Geistwissenschaftlern und einem Opernintendanten aus der gesamten Bundesrepublik und aus der Österreich. ... So unterschiedlich wie die Referenten sind deren Texte. Alle sind sie gründlich, tiefgehend, genau und differenzierend. In der Regel also sehr anspruchsvoll, was heißt, sie fordern die Anstrengung begrifflichen Denkens ... Am Ende gibt es ein nützliches Personenregister. Noch wertvoller ist das Stichwortverzeichnis. Damit kann man sich gezielt zu bestimmten Begriffen lesen ..." (T. Gärtner, in: DNN - Dresdner Neueste Nachrichten, 6. Dez. 2008)

"Sammlung von 25 Beiträgen zum Themenkreis Evolution und Schöpfungsglaube. Namhafte Autoren aus vielen Bereichen der Natur- und Geisteswissenschaften informieren und beziehen Stellung zum Verhältnis zwischen Religion und Evolution. Erkennbar ist eine große Spannweite der Themenaspekte und Einstellungen. ... Eine anspruchsvolle Sammlung für eine sehr eingehende und differenzierte Beschäftigung mit dem Thema. Eher für größere Bibliotheken." (Helmut Köhne, ekz-Informationsdienst Einkaufszentrale für öffentliche Bibliotheken, ID 45/2008)

"... Den Leser erwartet ein beeindruckend breites Spektrum an Beiträgen. 25 namhafte Autoren geben den Blick auf ein weites Panorama wissenschaftlicher Erkenntnisse frei. Diese Breite ist die größte Stärke des Buchs ... Dieser Band ist allen Lesern zu empfehlen, die sich über die Spannungsfelder Evolution und Religion in einer sachlichen, wissenschaftlich fundierten und breit angelegten Diskussion informieren wollen." (Ulrich Frey, in: Spektrum Der Wissenschaft, 2009, Issue 6, S. 102 f.)

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