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Von Woody Allen bis Georges Simenon - "Ihr Unvergeßlichen" ist ein Buch der Begegnung mit 22 der aufregendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts - aus Kunst, Film, Sport, Mode, Literatur, Musik ... Sie alle haben Georg Stefan Troller beeindruckt, nicht selten amüsiert und auch persönlich geprägt. Denn ihr Beispiel half ihm nach vielen Jahren der Emigration und des Krieges auch in schwierigen Lebenssituationen. Wie wurden diese Menschen mit ihren Problemen fertig? Wie schafften sie es, so selbstverständlich zu sich selbst zu stehen? Und schließlich Trollers Hauptinteresse: Wie diese…mehr

Produktbeschreibung
Von Woody Allen bis Georges Simenon - "Ihr Unvergeßlichen" ist ein Buch der Begegnung mit 22 der aufregendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts - aus Kunst, Film, Sport, Mode, Literatur, Musik ... Sie alle haben Georg Stefan Troller beeindruckt, nicht selten amüsiert und auch persönlich geprägt. Denn ihr Beispiel half ihm nach vielen Jahren der Emigration und des Krieges auch in schwierigen Lebenssituationen. Wie wurden diese Menschen mit ihren Problemen fertig? Wie schafften sie es, so selbstverständlich zu sich selbst zu stehen? Und schließlich Trollers Hauptinteresse: Wie diese kostbaren Erfahrungen dem Leser von heute übermitteln? Denn Troller sieht seine Personen nicht nur als - bald tragische, bald heitere - Figuren seines inneren Dramas, sondern auch als große menschliche Vorbilder. Das Buch beschreibt Begegnungen mit: Muhammad Ali, Woody Allen, Barbara, Charles Bukowski, Coco Chanel, Axel Corti, Robert Crumb, Romain Gary und Jean Seberg, Ron Kovic, Frieda Lawrence, William Somerset Maugham, Edith Piaf, Roman Polanski, Rossellini & Co., Arthur Rubinstein, Charlotte Salomon, Georges Simenon und Art Spiegelman.
Autorenporträt
Georg Stefan Troller, geboren 1921 in Wien, emigrierte 1938 nach Frankreich, dann in die USA, lebt seit 1949 in Paris. Berühmt wurde er in den 60er Jahren mit der Fernsehsendung "Pariser Journal", danach lief seine "Personenbeschreibung" über mehr als zwei Jahrzehnte. Troller hat bedeutende Dokumentarfilme ("Mord aus Liebe"), "Unter Deutschen", "Amok") gedreht und zahlreiche Bücher veröffentlicht.
Im Mai 2005 erhielt er den Literaturpreis der Theodor-Kramer-Gesellschaft in Wien.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.12.2006

Der Autor als Menschenfresser
Georg Stefan Troller ist ewig auf der Suche: Eine Porträtsammlung

Der Filmemacher, Korrespondent, Reporter und Drehbuchautor Georg Stefan Troller hat einen guten Teil seines Lebens mit der Jagd nach der Lebenswirklichkeit anderer Menschen verbracht. Unterwegs mit der Kamera, drehte er von 1962 bis 1971 für den WDR das "Pariser Journal", in dem er Prominente und Quartiere der Seinemetropole vorstellte; von 1972 an dann in 22 Jahren siebzig Folgen der Sendereihe "Personenbeschreibung", die, das Konzept des "Pariser Journals" weiterverfolgend, Trollers subjektive Beschreibungen prominenter Künstler und unbekannter Zeitgenossen den Fernsehzuschauern vorstellte.

Trollers Ausbeute seiner von ihm als "Menschenfressertum" bezeichneten Arbeit lieferte wie nebenbei auch immer Material für Texte, nicht nur für Drehbücher (etwa für Axel Cortis preisgekrönte Fernsehtrilogie "Wohin und Zurück"), sondern auch für zahlreiche Bücher über Trollers Arbeit mit Protagonisten der schöpferischen Welt, die stets das Moment der Zerstörung in sich trägt.

In seinem jüngsten Sammelband "Ihr Unvergeßlichen. 22 starke Begegnungen" hat Troller erneut Künstler- und Prominentenporträts versammelt. Die Namensliste beginnt mit Muhammad Ali und endet mit dem Karikaturisten Art Spiegelman. Dazwischen stehen Regisseure wie Woody Allen, Axel Corti, Roman Polanski und Roberto Rossellini, die Chansonnieren Barbara und Edith Piaf, die Schriftsteller Charles Bukowski, William Somerset Maugham und Georges Simenon.

Mit vielen der Porträtierten verbindet Troller, der am 10. Dezember 1921 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Wien geboren wurde, 1938 aus Wien floh, 1941 nach Amerika emigrierte und nach dem Zweiten Weltkrieg nach Europa zurückkehrte, die Erfahrung von Vertreibung und Exil. Im Erforschen und Beschreiben anderer fand Troller nach seiner Rückkehr ein Mittel gegen die tiefe Verunsicherung und die eigene Entwurzelung. Im Vorwort zum Sammelband beschreibt er, wie besonders "starke" Begegnungen in ihm eine innere Wandlung bewirkten und eigene verschüttete Gefühle freizusetzen vermochten. Was so pathetisch klingt, heißt für die Porträts, daß sie in zwei Richtungen gelesen werden wollen: hin zu den Porträtierten und mit Blickrichtung zum Porträtierenden selbst.

Beeindruckend ist an "Ihr Unvergeßlichen" die tiefe und dabei stets einfühlsam bleibende Neugier, mit der Troller die Menschen mit ihren "Hang-ups, Schwächen, Lastern und Gebrechen" beobachtet und befragt. Daß bei ehrlichem Interesse der eigene Blick und die eigene Erwartung im Verlauf eines Gesprächs dabei den überraschenden Wendungen einer Situation häufig nicht standhalten; daß der Gesprächskurs schneller Änderung bedarf, um die Eindrucksfähigkeit zu erhalten, daß der Versuch, das Gegenüber möglichst genau zu ergründen, an unüberschreitbare Grenzen stoßen kann - das zeigt sich an dem Porträt Woody Allens. Das Interview mit dem von Troller für seinen Humor so bewunderten Regisseur gerät durch Allens kühl abwehrendes Profiverhalten zur Nervenprobe. Allens Ablehnung kann Trollers Hochachtung nicht schmälern - der Text ist eine Hommage.

Daß Trollers Arbeit zeit seines Lebens um den Bereich des Visuellen kreiste, spiegelt sich in der Gestaltung der Porträts wider. Drehbuchanweisungen vergleichbar, liefern die Porträts nicht nur Gespräche, Eckdaten der Begegnungen und Lebensstationen, sondern auch genaue Schilderungen des jeweiligen Settings. So könnten die Porträts zum Grundsubstrat von kleinen Filmen werden; in den Beschreibungen wird geschnitten, von der Totale wird hin zu optischen Details gezoomt, das Auge des Betrachters adaptiert die Fahrten einer Kamera. Der Besuch bei Coco Chanel führt durch den prachtvollen Verkaufsraum in der Rue Cambon über die weltbekannte Spiegeltreppe in deren private Räume, nimmt die weißen Handschuhe des Butlers beim Servieren ins Visier und bleibt irgendwann an den etwas abgewetzten Ellenbogen von Madame Chanels Kostüm hängen. Der Blick auf die Details rückt das große Ganze in ein neues Licht.

Fast alle Porträtierten Trollers eint ihre ungezügelte, nicht selten brutale Arbeitswut, aus der die Bereitschaft erwächst, das gesamte Leben in den Dienst des eigenen Schaffens zu stellen. Georges Simenon, Charles Bukowski, Edith Piaf und eben Woody Allen sind Beispiele für die Obsessivität, die Künstlerexistenzen häufig bestimmt. Auch diese Eigenschaft läßt Rückschlüsse auf Troller zu, dessen Lebenswerk von gewaltiger Schaffenskraft zeugt.

Der wohl anrührendste Text in "Ihr Unvergeßlichen" erinnert an den Regisseur Axel Corti, an eine Männerfreundschaft, deren schönstes Kennzeichen war, "daß man nicht über Gefühle zu reden brauchte". Cortis plötzlicher Tod zeigt die Kehrseite dieser emotionalen Zurückhaltung einer auf Arbeit fokussierten Beziehung und legt den Schmerz über Ungesagtes offen.

Nicht alle Porträts beziehen sich auf tatsächlich Erlebtes. Trollers Erinnerung an Barbara imaginiert ein stets ersehntes, aber nie gewährtes Interview mit der Pariser Sängerin; der Text entführt in einen Traum, aus dem der Schreiber brutal erwachen muß. Die Geschichte der Troller persönlich nicht bekannten Malerin Charlotte Salomon, die im Alter von sechsundzwanzig Jahren nach Auschwitz deportiert wurde und über deren kurzes Leben er 1963 einen Nachruf dreht, gibt Troller Anlaß, sich seines eigenen Überlebens der Shoah zu erinnern.

"Ihr Unvergeßlichen" weist in vielen Passagen über eine Sammlung privater Erinnerungen hinaus. Die Texte zeugen in ihrer tiefen, verzaubernden Melancholie von der Welterfahrung eines Beobachters, dem das Leben die Offenheit und den klaren Blick für die Einzigartigkeit eines jeden Menschen nicht hat rauben können.

BEATE TRÖGER

Georg Stefan Troller: "Ihr Unvergeßlichen". 22 starke Begegnungen. Verlag Artemis & Winkler, Düsseldorf 2006. 293 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.05.2006

Der liebende Menschenfresser
Georg Stefan Troller porträtiert seine „Unvergesslichen”
Für Georg Stefan Troller sind Dokumentarfilmer „liebende Menschenfresser”, die vor allem „vom Herzblut” ihrer Opfer leben. Ist diese kannibalische Arbeit verrichtet, weiß man mehr über das „Opfer” und auch über den „Täter”, denn auch er, so Troller, hat sich im Ritual der filmischen „Personenbeschreibung” seinem Gegenüber anheim gegeben. Auch wenn Troller in seinem langen Arbeitsleben, das bald sechs Jahrzehnte umspannt, sich nur selten vor die Kamera stellte, so hat er sich mit „seinen jähen Fragen” (Peter Handke), den begründenden Beobachtungen und einem „ganz eigenen Tonfall” nachhaltig eingeprägt.
Georg Stefan Troller, der im Dezember 85 Jahre alt wird, ist ein unermüdlicher Menschensammler: Mit Sympathie, aber aus kritischer Distanz hat er sich - nach den 50 Folgen des legendären „Pariser Journals” (1962 bis 1971) - mit fast 150 außergewöhnlichen, extremen oder auch nur an den Rand der Gesellschaft gedrängten Menschen befasst - Hollywood-Stars darunter und Mörder, Prediger, Poeten, Abenteurer, Überlebende - immer wieder gerade die, mit denen er, 1938 vor den Nazis aus Wien geflohen, das Schicksal der „immerwährenden Emigration” teilt. 2001 dann widmete er sich sich selbst: die Personenbeschreibung als „Selbstbeschreibung”.
Ali, Woody, Rubinstein
Aus seinen filmischen Dokumentationen destillierte Troller 1990 und 2001 schriftliche Porträtsammlungen. Denen er nun, im „director’s cut”, wie er es nennt, unter dem etwas pathetischen Titel „Ihr Unvergesslichen”, 22 Charakterstudien folgen lässt von Zeitgenossen, die ihn mehr als andere berührten. Und ihm eben auch, als Juden, als lebenslang Ausgegrenzte, besonders verbunden sind. Das Opening hat er der Boxlegende Muhammad Ali überlassen, dessen Charisma er aufspürt im feinfühlenden Staunen vor der furchtlosen Großmäuligkeit und in der fast schon saloppen Schilderung des Rückzugs in die Schutzburg der großen Familie: Ali, noch strahlender Held, wird in all seiner (kindlichen) Verletzbarkeit erahnbar - aus dem eitlen Getöse präpariert Troller das doch auch bewunderte Vorbild in Zivilcourage.
Auf Ali folgt im starken Kontrast Woody. Troller gelingt eine amüsante Studie über Eitelkeiten und Vorbehalte; der eine will eben unbedingt einen Film über den berühmteren anderen machen, und Woody Allen fügt sich, weil das seinem Ego schmeichelt und auch noch einen Werbeeffekt für seine eigenen Filme haben kann.
Am Beispiel Allen wird deutlich, dass der Porträtist Georg Stefan Troller als „Menschenfresser” auch geliebt sein will, während er die Spur seines „Opfers” aufnimmt. So gelingen Troller kräftige, facettenreiche Zeichnungen von Lebensverläufen, denen man gerne und mit zunehmender Anteilnahme folgt, auch über die Klippen manch ungewöhnlicher Formulierungen hinweg. Amüsant wird es, wenn er sich lustvoll, wie bei Arthur Rubinstein, über die Lufthoheit von Salonlöwen in Verehrerkreisen mokiert. Und an einem wie Roman Polanski (der dem KZ entkommen ist, wie Art Spiegelman, mit dessen Geschichte der Band endet), von dem man doch alles zu wissen meint, entdeckt der alte Personenbeschreiber überraschende Aspekte.
Mitten unter diesen, die das Leben bis an die äußersten Grenzen ausloteten - ausloten mussten -, hat Georg Stefan Troller das Porträt von Axel Corti platziert, dem bedeutenden österreichischen Filmemacher, der 1993, erst 60 Jahre alt, starb: Ein Nachruf auf seinen „besten Freund”, der Trollers Jahre der Flucht und der Emigration in der Trilogie „Wohin und zurück” mit größtmöglicher Genauigkeit nachgezeichnet hat. Troller, der eher dem Impressionistischen und der psychologischen Innensicht vertraut, bewundert diese Genauigkeit in der Erkundung der Geschichte und Geschichten und die nie erlahmende Energie Cortis in der Auseinandersetzung mit dem Faschismus. Das Motto des Buches, das er als „Dank an die Unvergesslichen” verstanden wissen will: „Lechaim - auf das Leben und alle Lieben!”
THOMAS THIERINGER
GEORG STEFAN TROLLER: Ihr Unvergesslichen. 22 starke Begegnungen. Artemis & Winkler, Düsseldorf 2006. 296 Seiten, 19,90 Euro.
Jähe Fragen: Autor und Filmemacher Georg Stefan Troller
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Thomas Thieringer haben die 22 Charakterstudien, die der "unermüdliche Menschensammler" Georg Stefan Troller aus seinen filmischen Porträts destilliert hat, gefallen. Troller, der auf der Flucht vor den Nazis schon als Jugendlicher seine Heimat Österreich verlassen musste und in Paris ein dauerhaftes Exil fand, lasse Menschen zu Wort kommen, die ihn während seines sechzig Jahre andauernden Arbeitslebens als Dokumentarfilmer besonders beeindruckt haben und denen er sich auf Grund ihrer Lebensverläufe oder ihrer religiösen Herkunft verbunden fühlt. Dabei erfahre man ebenso Neues über die illustren Persönlichkeiten wie Woody Allen oder Art Spiegelman wie über den Porträtisten selbst.

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