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Wiege der Reformation, der Klassik und Romantik - ein farbig erzählter Literaturführer durch das "Grüne Herz Deutschlands". Von Walther von der Vogelweide über Schiller und Goethe bis Hans Fallada Thüringen, das grüne Herz Deutschlands, steht für eine unverwechselbare Geschichts- und Kulturregion. Weitreichend und überaus vielfältig sind die kulturellen Impulse, die in den unterschiedlichsten Epochen von Thüringen ausstrahlten, Spuren in Deutschland und zum Teil ganz Europa hinterlassen haben. Allen voran ist die Reformation Martin Luthers das herausragende Ereignis, kaum weniger bedeutsam…mehr

Produktbeschreibung
Wiege der Reformation, der Klassik und Romantik - ein farbig erzählter Literaturführer durch das "Grüne Herz Deutschlands". Von Walther von der Vogelweide über Schiller und Goethe bis Hans Fallada Thüringen, das grüne Herz Deutschlands, steht für eine unverwechselbare Geschichts- und Kulturregion. Weitreichend und überaus vielfältig sind die kulturellen Impulse, die in den unterschiedlichsten Epochen von Thüringen ausstrahlten, Spuren in Deutschland und zum Teil ganz Europa hinterlassen haben. Allen voran ist die Reformation Martin Luthers das herausragende Ereignis, kaum weniger bedeutsam sind die Glanzzeiten von Literatur und Philosophie in der Weimarer Klassik, im Idealismus und in der Romantik. In einer Ost-West-Reise von Eisenach, Gotha und Erfurt bis Jena und Weimar nimmt Jochen Klauß die literarische Spurensuche auf und erstaunt den Leser mit einer Fülle von Eindrücken und Begegnungen: von Walther von der Vogelweide bis Goethe, Herder und Schiller, von den Brüdern Schlegel über Hölderlin, Wagner und Nietzsche bis Becher, Apitz und Jorge Semprun.
Autorenporträt
Jochen Klauß Jahrgang 1951, promovierter Germanist und Historiker, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Goethe- Nationalmuseum, Stiftung Weimarer Klassik. Zahlreiche Buchpublikationen zu Weimar und Goethe, zuletzt bei Artemis Winkler "Weimar. Stadt der Dichter, Denker und Mäzene".
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.12.2003

Fruchtbringende Gesellschaft
Jochen Klauß erkundet das literarische Feld in Thüringen
Heute wäre es gut, in Weimar einen wie Friedrich Justin Bertuch zu haben, den „Allerweltskerl”, dem die Weimarer Klassik ihre wirtschaftliche Grundierung verdankte. Bertuch, Gründer des „Landes-Industrie-Comptoirs”, war Schatullier des Herzogs Carl August, darüber hinaus Landbesitzer, Fabrikant und Architekt der wirtschaftlichen Infrastruktur des Herzogtums im ausgehenden achtzehnten Jahrhundert.
So gut bestellt wie zu Bertuchs Zeiten ist der Weimarer Garten schon lange nicht mehr. Im kommenden Jahr muss die Stiftung Weimarer Klassik mit einem Defizit von mehr als einer Million Euro rechnen, das sind zehn Prozent des gesamten Etats. Helmut Seemann, Präsident der Stiftung, hat angekündigt, in diesem Winter eine Reihe von Museen und Schlössern geschlossen zu halten. Deshalb werden auch keine Besucher in das Renaissanceschloss von Dornburg bei Jena kommen, in das Goethe sich nach dem Tod Carl Augusts 1828 zurückgezogen hatte, um Studien zu Weinstock und Glockenblume anzustellen, „von der aufgehenden Sonne geweckt, mit der scheidenden gleichfalls Ruhe suchend, den Tag über in gränzenloser, fast lächerlicher Thätigkeit”.
Von emphatischen Schreibzeiten wie dieser berichtet Jochen Klauß in seinen literaturgeschichtlichen Erkundungen des Landes Thüringen, das immer wieder geteilt und verschiedenen Residenzen unterstellt war, aber zu keiner Zeit seine Identität verloren habe, wie der Autor schreibt. Denn diese fuße von jeher auf den Säulen von Kunst und Kultur, allen voran der Literatur, deren Schauplätze Klauß „entlang der Autobahn A4 von West nach Ost” besichtigt. Er beginnt mit der Wartburg in Eisenach, der Anfang des 13. Jahrhunderts der kunstsinnige Landgraf Hermann I. vorstand. Hermanns Mäzenatentum sorgte dafür, dass die Wartburg zu einem Zentrum höfischen Lebens wurde; hier soll im Jahr 1206 der sagenhafte Sängerkrieg stattgefunden haben: Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach sowie Heinrich Schreiber und Reinmar von Zweter stimmten das Lob auf ihre jeweils favorisierten Herrscher Hermann und Leopold VII. von Österreich an.
Ob der frühmittelalterliche Wettbewerb wirklich auf der Wartburg ausgetragen wurde, ist fraglich, ob es ihn überhaupt gegeben hat, unbekannt. Sicher hingegen ist, dass Goethe am Beispiel der Wartburg gezeigt hat, wie man Geschichte als Gedenkstätte aufbereitet. Die ersten musealen Einrichtungen entstanden um 1815 auf seine Anregung hin.
Richtig ist auch, dass Thüringen keine eigene Literaturgeschichte hat. Aber es haben sich hier literarische Strömungen gebündelt wie in kaum einer anderen Provinz. Und das nicht erst während des so genannten Goldenen Zeitalters von Wieland, Goethe, Schiller und Herder im Weimar des ausgehenden achtzehnten Jahrhunderts. In Wenigensömmern entstand Anfang des siebzehnten Jahrhunderts die „Fruchtbringende Gesellschaft” nach dem Vorbild italienischer Renaissance-Sozietäten. Die Mitglieder der sprach- und kunstpflegenden Versammlung waren die großen Barockdichter Opitz, Harsdörffer, Schottel, Moscherosch, und alle erhielten sie appetitliche Ordensnamen: „Der Schmakkhafte, „Der Mehlreiche, „Der Mehrende”.
Klauß geht es in solchen Beispielen nicht darum, Kuriosa zu präsentieren. Er will vielmehr zeigen, dass sich in der Provinz sozusagen kulturelles Weltgeschehen gebündelt hat und wie sehr sich künstlerisches Schaffen und gesellschaftliche Entwicklung in Thüringen bedingt haben. Emanzipationsgeschichten wie die der Unterhaltungsschriftstellerin Eugenie Marlitt aus Arnstadt werden ebenso erzählt wie das Wirken des Thüringen-Vermessers August Trinius, dessen „Märkische Streifzüge” ihre Leserschaft erst verloren, als Fontane seine Mark Brandenburg beschrieb.
Eingehende Portraits gelingen Klauß von Autoren der Gegenwartsliteratur: von Sarah Kirsch, deren Geburtshaus in Limlingerode heute Begegnungsstätte ist, und dem Gothaer Tagebuchschreiber Hanns Cibulka, dessen Werk von Erfahrungen der Kriegszeit und der repressiven DDR-Kulturpolitik geprägt ist.
Wege nach Weimar – der Titel ist klug gewählt. Denn er bedeutet bei Klauß nicht nur topographische Handreichung, sondern beschreibt auch das jahrhundertelange Bemühen, Kunstanstrengung gegen politische Zwänge zu stellen. Seit auf dem Ettersberg das Konzentrationslager Buchenwald errichtet wurde, ist Weimar, wie Anna Seghers schrieb, „in der deutschen Geschichte zugleich der beste und schlechteste Ort”.
HILMAR KLUTE
JOCHEN KLAUSS: Wege nach Weimar. Literarische Streifzüge durch Thüringen. Artemis & Winkler, Düsseldorf und Zürich 2003. 290 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Jochen Klauss will zeigen, wie sich in Thüringen kulturelles Weltgeschehen gebündelt hat, und das gelingt ihm auch, wie man der Besprechung von Hilmar Klute entnehmen kann. Der Autor zeige auf seinen "literaturgeschichtlichen Erkundungen", wie Thüringen trotz aller politischen Wechselbäder nie seine Identität verloren hat. Die basiere nämlich auf den Säulen von Kunst und Kultur, in besonderem Maße der Literatur. Angefangen bei Walther von der Vogelweide über Goethe bis hin zu Sarah Kirsch und Hanns Cibulka spanne sich der Bogen des Bandes. Besonders bei den Gegenwartsautoren gelingen Klauss "eingehende Porträts", lobt der Rezensent. Außerdem werde deutlich, wie sehr sich künstlerisches Schaffen und die gesellschaftliche Entwicklung der Region gegenseitig bedingt haben. Und auch der Titel sei klug gewählt. Der bedeute nämlich nicht nur "topografische Handreichung", sondern beschreibe auch das Jahrhunderte lange Bemühen, "Kunstanstrengung gegen politische Zwänge zu stellen".

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