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Sie sind unter uns - Die Geschichte eines Mythos von Liebe, Nacht und TodDie Vampire sind unter uns. Aber kennen wir ihre Wurzeln? Sind uns die verschiedenen Typen der unheimlichen Bewohner von Draculas Reich hinreichend vertraut: Untote, Nachzehrer, Wiedergänger, Lamien, Empusen ...? Claude Lecouteux, der große Kenner aller Geisterwesen und Unholde der Nacht, gibt umfassende Auskunft über Geschichte, Erscheinungsformen, Wandlungen und literarische Ausprägungen des Vampir-Mythos bis hin zum Film und zur modernen Literatur. Ein auf eingehender kulturgeschichtlicher Forschung beruhendes Buch und zugleich eine fesselnde, amüsante Lektüre.…mehr

Produktbeschreibung
Sie sind unter uns - Die Geschichte eines Mythos von Liebe, Nacht und TodDie Vampire sind unter uns. Aber kennen wir ihre Wurzeln? Sind uns die verschiedenen Typen der unheimlichen Bewohner von Draculas Reich hinreichend vertraut: Untote, Nachzehrer, Wiedergänger, Lamien, Empusen ...? Claude Lecouteux, der große Kenner aller Geisterwesen und Unholde der Nacht, gibt umfassende Auskunft über Geschichte, Erscheinungsformen, Wandlungen und literarische Ausprägungen des Vampir-Mythos bis hin zum Film und zur modernen Literatur. Ein auf eingehender kulturgeschichtlicher Forschung beruhendes Buch und zugleich eine fesselnde, amüsante Lektüre.
Autorenporträt
Claude Lecouteux, Kulturwissenschaftler und Germanist, lehrt als Professor an der Sorbonne. Er ist durch seine zahlreichen Bücher über mythische Vorstellungen bekanntgeworden.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.12.2001

Blut und Liebe
Was will der Vampir? Claude Lecouteux meint es zu wissen
Im Jahr 1592 wurde der allseits geachtete Bürger Johannes Cuntze aus dem Dorf Bennisch nahe der mährischen Grenze von einem Pferd getreten und sah seine letzte Stunde geschlagen. Schon bald nach der Beerdigung zeigte sich nachts ein Gespenst in der Gestalt des Verstorbenen, quälte und würgte die Nachbarn, mißhandelte das Vieh und saugte den Kühen die Milch aus den Eutern. Als man sein Grab öffnete, entdeckte man einen unversehrten Leichnam mit geöffneten Augen, aus dessen Adern frisches Blut quoll. Erst nachdem man ihn auf einem Scheiterhaufen verbrannt und seine Asche in einen Fluß gestreut hatte, kehrte im Dorf wieder Ruhe ein.
Viele Erklärungen hatte der Volksglaube in vergangenen Zeiten dafür, dass Tote keine Ruhe fanden, als sogenannte Wiedergänger die Lebenden erschreckten und häufig ins Grab nach zogen. Oft handelte es sich um Selbstmörder, Hingerichtete oder Ermordete, doch auch Personen mit körperlichen Behinderungen oder üblem Charakter, solche die mit Zähnen oder Haaren zur Welt gekommen waren, Ungetaufte und unehelich Geborene, Angehörige bestimmter Berufsgruppen wie Holzfäller oder Schmiede sowie generell Menschen am Rande der Gesellschaft wurden gefürchtet. Hinzu kamen jene, die aus dem Leben geschieden waren, ohne ihre Aufgabe erfüllt oder ein Versprechen eingehalten zu haben, die kleine Kinder hinterließen, einer Liebe nachhingen oder sich aus anderen Gründen nicht von ihren irdischen Fesseln lösen konnten. „Ein Vampir”, heißt es bei Claude Lecouteux, „gibt das Diesseits nicht auf, und auch wenn er nicht der Spielball eines mißgünstigen Schicksals ist, so ist er jedenfalls ein Unbefriedigter, der das immergültige Gesetz verneint, von dem ein jeder ins Grab gezwungen wird.”
In seiner „Geschichte der Vampire” legt der französische Kulturwissenschaftler die mentalen Wurzeln eines Mythos frei, der seit Bram Stokers berühmten Dracula-Roman die Schriftsteller und Filmemacher inspiriert hat. Dem Publikum bekannt als bleicher Blutsauger mit spitzen Eckzähnen, der nachts die Schlafenden aufsucht und ihnen das Lebensmark aussaugt, blickt der Vampir auf eine jahrhundertealte Tradition in Gestalt des Klopfers oder Verschlingers, Würgers oder Leichentuchzehrers zurück.
Anhand eines breiten Quellenfundus, der literarische Texte ebenso wie frühe wissenschaftliche Abhandlungen, Auszüge aus Chroniken wie Augenzeugenberichte umfasst, rekonstruiert Lecouteux die unterschiedlichen Erscheinungsformen und archetypischen Denkmuster, aus denen sich der moderne Vampirmythos speist. Minutiös schildert er Rituale und Prozeduren, mit denen die Lebenden sich seit jeher vor den gefährlichen Untoten zu schützen suchten, von altbewährten Hausmitteln wie Knoblauch oder Kruzifix bis zur Hinrichtung exhumierter Leichen, die trotz Verboten aufgeklärter Herrscher bis weit ins 19. Jahrhundert hinein praktiziert wurde.
Es mag paradox anmuten, dass der Vampirglaube gerade im Zeitalter der Aufklärung seine Blüte erlebte. Doch wie Lecouteux überzeugend darlegt, verstärkten die Angriffe der Vernunft auf die Religion das Bedürfnis der Menschen, ihrer Ängste Herr zu werden und eine Erklärung für alle Übel, etwa die immer wiederkehrenden Seuchen zu finden. Auf der Suche nach den Ursachen für die anhaltende Faszination der Vampire taucht er tief in die Vorstellungswelt unserer Vorfahren ein und wahrt dabei doch stets gelehrte Distanz, auch wenn manche Kapitelüberschrift – etwa „Wie man einen Vampir erkennt und zu Tode bringt” oder „Wie erholt man sich vom Vampirbiß?” – anderes vermuten lassen könnte. Wer da nützliche Tipps gegen nächtliche Heimsuchungen erwartet, wird enttäuscht sein.
MARION LÜHE
CLAUDE LECOUTEUX: Die Geschichte der Vampire. Metamorphose eines Mythos. Aus dem Franz. von Harald Ehrhardt. Artemis & Winkler, Düsseldorf / Zürich, 2001. 224 Seiten, 49,80 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Dem französischen Kulturwissenschaftler Claude Lecouteux geht es, in der Formulierung der Rezensentin Marion Lühe, um "die mentalen Wurzeln" des Vampir-Mythos. Zu diesem Zweck untersucht er verschiedene geschichtliche Formationen des Volksglaubens, in dem Wiedergänger in vielfacher Gestalt auftreten: als "Kopfer oder Verschlinger, Würger oder Leichentuchzehrer". Besondere Kandidaten für Ruhelosigkeit einschlägiger Art waren "Selbstmörder, Hingerichtete oder Ermordete", aber auch "Holzfäller oder Schmiede". Lühe lobt die umfangreiche Quellenkenntnis des Autors, der die Literatur, wissenschaftliche Texte, aber auch Chroniken nach Vampiren abgesucht hat und daraus die "archetypischen Denkmuster" abzulesen versucht. Einzig die zu flapsigen Kapitelüberschriften ("Wie erholt man sich vom Vampirbiss?") lassen einen Mangel an Seriosität befürchten, der dem Buch, wie die Rezensentin betont, keineswegs zu eigen ist.

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