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Im Koreakonflikt sind die Fronten verhärtet wie eh und je und das nordkoreanische Regime zeigt keinerlei Anzeichen für ernsthafte Reformbemühungen. Die wirtschaftliche Lage Nordkoreas ist so katastrophal, dass geschätzte drei Millionen Menschen von einer erneuten Hungersnot bedroht sind. Mit seinem Buch macht Martin Chan auf einen in Europa weitgehend vergessenen und ignorierten Konflikt aufmerksam, der eine enorme globale Sprengkraft entwickeln könnte, sollte er erneut eskalieren. Nach einer historischen Einleitung beschreibt der Autor die Koreakrise aus Sicht der direkt beteiligten Staaten:…mehr

Produktbeschreibung
Im Koreakonflikt sind die Fronten verhärtet wie eh und je und das nordkoreanische Regime zeigt keinerlei Anzeichen für ernsthafte Reformbemühungen. Die wirtschaftliche Lage Nordkoreas ist so katastrophal, dass geschätzte drei Millionen Menschen von einer erneuten Hungersnot bedroht sind. Mit seinem Buch macht Martin Chan auf einen in Europa weitgehend vergessenen und ignorierten Konflikt aufmerksam, der eine enorme globale Sprengkraft entwickeln könnte, sollte er erneut eskalieren. Nach einer historischen Einleitung beschreibt der Autor die Koreakrise aus Sicht der direkt beteiligten Staaten: beide Koreas, Japan und China sowie Russland und die USA. Danach geht er auf mögliche zukünftige Szenarien ein, etwa den Zusammenbruch des Regimes im Norden und eine mögliche Wiedervereinigung sowie deren globalen Auswirkungen. Der Leser erhält damit Einblick in einen komplexen Konflikt, der das letzte Relikt des Kalten Krieges darstellt.
Autorenporträt
Martin Guan Djien Chan, geb. 1966 in Konstanz, studierte in Berlin und Taiwan Sinologie und Politische Wissenschaften mit den Schwerpunkten internationale Beziehungen und Sicherheits- und Wirtschaftspolitik in Asien. Nach dem Studium arbeitete er fast ein Jahrzehnt in China, der Mongolei und Bangladesch, unter anderem als Weltbankberater und Hochschuldozent. Im Moment schreibt er an seiner Doktorarbeit über die chinesische Außenpolitik betreffs der Koreafrage.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Das Buch zählt Christian Y. Schmidt zu den besseren über Nordkorea. Als Abriss der Geschichte des modernen Korea, speziell des Nordens, taugt es ihm ebenso wie als Einführung in die vielfältigen Beziehungen Nordkoreas zu anderen Nationen. Besonders bei dem Verhältnis zu China, so Schmidt, habe Martin G. D. Chan relativ genau hingesehen. Wenn Schmidt allerdings darlegt, wie Chan das Atomprogramm als überlebenswichtig für Nordkorea erklärt, weiß man nicht genau, ob man diese Naivität dem Autor oder dem Rezensenten zuschreiben soll. Allerdings entdeckt Schmidt auch viel Fragwürdiges in dem Buch, das gleich ganz auf Quellenangaben verzichtet. Chans Angaben zum Hungerproblem in Nordkorea, seine Sicht der Weltwirtschaft nach einem etwaigen Zusammenbruch des Regimes und seine Negativprognose für eine friedliche Reformierung des Landes hält der Rezensent für zweifelhaft.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.03.2013

Die letzten Gottkaiser
In Deutschland gilt Nordkorea als letzte Enklave des Stalinismus, deren Führer den Westen hasst
und mit einer Atombombe droht. Martin Guan Djien Chan zeigt das Land etwas genauer
VON CHRISTIAN Y. SCHMIDT
Relevante deutschsprachige Literatur über Nordkorea ist rar gesät. Im Buchhandel erhältlich sind ein paar kürzere Porträts des Landes, mehrere Flüchtlingserzählungen, zwei Reiseführer, einige Bachelorarbeiten, ein Comic sowie Reisetagebücher von Pauschaltouristen als Books on Demand. Das 2006 erschienene Standardwerk des Amerikaners Bradley K. Martin „Under the Loving Care of The Fatherly Leader. North Korea and the Kim Dynasty“ findet man dagegen nicht.
  Auch weil eine solch detaillierte Gesamtdarstellung der nordkoreanischen Verhältnisse bis heute auf Deutsch fehlt, ist das neue Buch von Martin Guan Djien Chan zu begrüßen. Der Autor gibt einen gutenAbriss der Geschichte des modernen Korea, wobei er sich auf die Geschichte des Nordens konzentriert. Im Besonderen verknüpft er die Entwicklungen in Korea mit denen in Japan, China, den USA und in der Sowjetunion respektive Russland. Tatsächlich ist die koreanische Geschichte ohne den Blick nach außen nicht zu verstehen.
  Chan betont völlig richtig, dass es sich bei Nordkorea um ein einzigartiges Gebilde handle, das mit klassischen sozialistischen Staaten kaum etwas gemein hat. Vielmehr habe man es mit „einem gottkaiserlich geführten Staat“ zu tun, der ideologisch auf ostasiatischen religiösen Eklektizismus, uraltaischen Schamanismus, Christentum und nur ganz am Rande auf Marxismus-Leninismus stalinistischer Prägung gründe. Der Gottkaiser, momentan Kim Jong Un, stehe an der Spitze eines Vasallensystems, das wie in feudalistischen Zeiten in kaiserliche Familie, Hochadel, Beamtenschaft und Militär zerfalle.
  Selbst beim Verhältnis zwischen China und Nordkorea hat der Autor genauer hingesehen als viele andere. Zwar sei China auf dem Papier noch immer ein Verbündeter des Nordens, stehe inzwischen aber tatsächlich Südkorea sehr viel näher. Sogar gegen eine Wiedervereinigung des Landes unter der Führung des Südens habe man in Peking wohl nichts mehr einzuwenden. Das sind Aussagen, die sich weitgehend mit jüngeren Verlautbarungen der chinesischen Presse decken. „Im Moment“, so schrieb Mitte März die, im Verlag des Parteiorgans Volkszeitung erscheinende Global Times , „verursacht Nordkorea China mehr Probleme als den USA.“
  Zudem legt Chan überzeugend dar, dass aus nordkoreanischer Sicht das Festhalten am eigenen Atomprogramm nur folgerichtig ist, auch weil die USA grundsätzlich ihren Anspruch auf einen atomaren Erstschlag aufrechterhalten. „Um genau diesen Einsatz zu verhindern“, schreibt er, „benötigt Nordkorea eine glaubwürdige atomare Abschreckung.“ Dies erscheint aus der Sicht Pjöngjangs umso dringlicher, seitdem man beobachten konnte, wie es Regimes ergangen ist, die – wie Libyen im Jahr 2003 – auf Druck des Westens auf ihr Atomprogramm verzichteten. So ließ die nordkoreanische Führung im Februar über ihre Presseagentur verbreiten: „Die tragischen Konsequenzen in den Ländern, die auf halbem Weg ihr Nuklearprogramm aufgegeben haben, beweisen, dass die DVRK sehr weitsichtig und angemessen reagiert hat, als sie die nukleare Option traf.“
  Es findet sich jedoch auch einiges Zweifelhafte in dem Buch. Um nur ein Beispiel zu nennen: Wenn Chan behauptet, dass momentan drei Millionen Menschen in Nordkorea hungerten, dann wüsste man schon gern, woher er diese Zahl hat. Die Regionalkoordinatorin der Welthungerhilfe in Pjöngjang, Katja Richter, jedenfalls erklärte Anfang des Jahres dem Evangelischen Pressedienst: „Zurzeit hungert niemand.“ Leider hat Chan in seinem Buch auf jegliche Quellenangaben verzichtet.
  Dazu nervt eine übertriebene Spitzfindigkeit des Autors, speziell in völkerrechtlichen Fragen. Es mag ja sein, dass „bei genauer juristischen Betrachtung ... China seit dem 21. Oktober 1971 gar kein Mitglied in der Uno“ ist und damit „auch das Vetorecht“ entfalle. Doch ist es wohl sehr unwahrscheinlich, dass dieser „Verfahrensfehler ... bei einer wirklich heißen Eskalation der Koreakrise durchaus ,entdeckt‘ werden könnte.“
  Ebenso dürfte kaum ein Angriff Nordkoreas auf den Süden als Angriff auch auf Deutschland gewertet werden, obwohl man das rein theoretisch so sehen könnte: Schließlich wurde der Koreakrieg offiziell unter dem Kommando der Vereinten Nationen geführt, einer Institution, in der die Bundesrepublik seit 1973 Mitglied ist. Müssten also deshalb auch deutsche Truppen die UN in Südkorea verteidigen? Chan meint, das sei ernsthaft zu erwägen. In der politischen Praxis interessiert diese Frage aber nicht.
  Auch mit seiner Neigung zu Dramatisierung und Apokalyptik – so prophezeit er den Zusammenbruch der gesamten Weltwirtschaft, sollte es zu einem neuen Koreakrieg kommen – riskiert der Autor seinen Anspruch auf Seriosität. Ähnliches gilt für die gegen Ende des Buches getroffenen Prognosen. So geht Chan davon aus, dass sich Nordkorea keinesfalls aus eigener Kraft und auf friedlichem Wege reformieren wird, da – anders als in anderen ehemals planwirtschaftlich organisierten Staaten – die privatwirtschaftlichen Nischen fehlten. Dabei ignoriert er, dass – wie der Economist jüngst in einer Titelgeschichte belegte – sich in den vergangenen zehn Jahren ebensolche Nischen auch in Nordkorea herausgebildet haben.
  Trotz solcher Abstriche gehört Chans Buch sicher zu den besseren Veröffentlichungen über Nordkorea. Wer aber Genaueres über dieses einzigartige, merkwürdige Land erfahren will, der lese Bradley K. Martins Standardwerk.
Martin G. D. Chan : Korea. Gegenwart und Zukunft eines geteilten Landes. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2012. 208 S., 24,90 Euro.
Der Publizist Christian Y. Schmidt lebt in Peking.
China setzt auf den Westen und
traut den USA mehr als
seinem „Verbündeten“ Nordkorea
Nordkorea tut so, als könne es autark leben. Es meint, mit seinem Atomprogramm der Welt die lange Nase zeigen zu können. Wer hat darunter zu leiden? Nordkorea. Selbst China findet die Politik des Landes verwunderlich.
ZEICHNUNG: SOBE
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»Der Autor gibt einen guten Abriss der Geschichte des modernen Korea, wobei er sich auf die Geschichte des Nordens konzentriert. Im Besonderen verknüpft er die Entwicklungen in Korea mit denen in Japan, China, den USA und in der Sowjetunion respektive Russland. Tatsächlich ist die koreanische Geschichte ohne den Blick nach außen nicht zu verstehen.« Süddeutsche Zeitung »Durchweg aufschlussreich und erhellend.« Asien Kurier »Nordkorea gilt weiterhin als Terra incognita. Umso wertvoller erscheint daher der Blick eines intimen Kenners der koreanischen Halbinsel auf die Lage im Norden.« Der Tagesspiegel »Nordkorea - wer kennt schon dieses Land? Innenansichten der nordkoreanischen Diktatur verspricht das Buch des Autors Martin Guan Djien Chan.« MDR Figaro »Dieses Buch bietet Diskussionsstoff und ermöglicht es, die Schlagzeilen aus Ostasien einzuordnen.« Mittelbayerische Zeitung