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Das Schlagwort von der Politikverdrossenheit hat wie kaum ein anderer Begriff die politische und politikwissenschaftliche Diskussion der letzten Jahre geprägt, obwohl der Begriff als höchst problematisch gilt. Ein erstes Ziel der vorliegenden Arbeit war es deshalb zu klären, was in der einschlägigen Literatur unter Politikverdrossenheit verstanden wird. Dabei zeigte sich, dass hinsichtlich der theoretischen Vernetzung, der Objekte, der Ursachen, der Mikro- und der Makro-Folgen von Verdrossenheit in der Literatur kein Konsens herrscht. Nicht einmal darüber, welche Einstellungen überhaupt mit…mehr

Produktbeschreibung
Das Schlagwort von der Politikverdrossenheit hat wie kaum ein anderer Begriff die politische und politikwissenschaftliche Diskussion der letzten Jahre geprägt, obwohl der Begriff als höchst problematisch gilt. Ein erstes Ziel der vorliegenden Arbeit war es deshalb zu klären, was in der einschlägigen Literatur unter Politikverdrossenheit verstanden wird. Dabei zeigte sich, dass hinsichtlich der theoretischen Vernetzung, der Objekte, der Ursachen, der Mikro- und der Makro-Folgen von Verdrossenheit in der Literatur kein Konsens herrscht. Nicht einmal darüber, welche Einstellungen überhaupt mit Verdrossenheit bezeichnet werden sollen, sind sich die Autoren einig. Der kleinste gemeinsame Nenner der fast 180 untersuchten Arbeiten besteht vielmehr darin, dass sie mit Verdrossenheit eine negative oder neutrale Einstellung gegenüber politischen Objekten bezeichnen.
Ein kritischer Vergleich mit den wichtigsten aus der empirischen Politikforschung bekannten Konzepten ergab zudem, dass der Terminus entbehrlich ist, weil diese etablierten Konzepte mit den im Kontext der Verdrossenheitsdebatte am häufigsten untersuchten Einstellungen identisch sind und teilweise sogar mit denselben Instrumenten gemessen werden, im Unterschied zum Verdrosssenheitsbegriff aber vergleichsweise klar definiert sind. Zudem lassen sich die meisten dieser Konzepte als Facetten des Eastonschen Unterstützungsbegriffes auffassen, der sich in der empirischen Politikforschung als außerordentlich fruchtbar erwiesen hat.
Im Anschluss an diese stärker analytischen Fragen beschäftigte sich der zweite Teil der Arbeit mit drei Hypothesen, die bislang nicht systematisch untersucht wurden, obwohl sie als Hintergrundannahmen für die Verdrossenheitsforschung von zentraler Bedeutung sind, weil sich aus ihnen Argumente dafür ergeben könnten, trotz der analytischen Probleme den Verdrossenheitsbegriff beizubehalten: Der Vorstellung, dass Verdrossenheitseinstellungen ein "`Synd
Autorenporträt
Kai Arzheimer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft der Universität Mainz.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.09.2002

Geisterrunde

POLITIKVERDROSSENHEIT - dieses Gespenst geht um in Deutschland. Politiker, Journalisten, Politikwissenschaftler und Staatsrechtler, aber auch Stammtischbesucher lamentieren seit langem über ein Syndrom, das angeblich besonders die Bundesrepublik Deutschland befallen habe. So populistisch griffig dieses Schlagwort zur Darstellung politischer Verdrossenheit auch ist, es stimmt mit der Realität nicht überein. Insofern ist es höchst erfreulich, daß Kai Arzheimer in seinem Buch unter Berücksichtigung von zwei umfangreichen Datensätzen zu den Bundestagswahlen 1994 und 1998 sowie unter Sichtung von rund 180 einschlägigen Publikationen zum Thema Politikverdrossenheit zu dem Ergebnis kommt, nichts spreche dafür, "am Verdrossenheitsbegriff festzuhalten. Insbesondere zur Analyse der politischen Einstellungen im wiedervereinigten Deutschland ist er denkbar ungeeignet", da er viel zuwenig die Unterschiede in der politischen Kultur West- und Ostdeutschlands berücksichtige. Aber auch im Vergleich mit anderen Staaten kann den Bürgern der alten Bundesrepublik kein ungewöhnlich negatives Verhältnis zur Politik bescheinigt werden. Im Gegenteil! Arzheimer kommt in seiner sehr gründlichen Auswertung der herangezogenen Daten und der Literatur zum Thema Politik- und Parteienverdrossenheit sowie zum Niedergang der Parteien (1998 waren nur 3,2 Prozent der Wahlberechtigten in den alten Bundesländern Mitglieder in einer politischen Partei, ein Rückgang um 1,3 Prozent gegenüber 1980) zu dem Schluß, daß "die Deutschen in mancher Hinsicht sogar ein positiveres Bild von der Politik hatten als Bürger vergleichbarer Staaten". Unverkennbar ist jedoch eine Abnahme der Parteienidentifikation und folglich eine zunehmende Abneigung gegenüber Politikern und Parteien. Deren geradezu krakenhaftes Ausgreifen in nahezu alle Lebensbereiche der Bürger stößt zunehmend auf Skepsis. Arzheimer ist beizupflichten, wenn er wegen der verschwommenen Begrifflichkeit für die Streichung des Terminus Politikverdrossenheit und für seine Ersetzung durch die "Konzepte der politischen Unzufriedenheit beziehungsweise der politischen Unterstützung" plädiert. Der Leser hätte sich ein ausführlicheres Fazit gewünscht, das die aus der Fülle der Analysedaten gewonnenen Ergebnisse klarer "auf den Punkt" bringt. (Kai Arzheimer: Politikverdrossenheit. Bedeutung, Verwendung und empirische Relevanz eines politikwissenschaftlichen Begriffs. Westdeutscher Verlag, Opladen 2002. 355 Seiten, 34,90 Euro.)

UDO KEMPF

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nur mit einer winzigen Einschränkung - nämlich dass am Ende nicht alles klarer "auf den Punkt" gebracht ist - lobt Udo Kempf diese Arbeit. Das Ergebnis jedenfalls, dass der Lieblingsbegriff journalistischer Kommentatoren "denkbar ungeeignet" sei, das wesentlich differenziertere Verhältnis des Bundesbürgers zu seinem Staat zu beschreiben, gefällt ihm. Ihm gefällt außerdem, wie der Autor dort angelangt ist: durch eine "Fülle von Analysedaten" sowie die Durchsicht von "180 einschlägigen Publikationen" zum Thema. Er pflichtet dem Autor bei, dass der Terminus der Verdrossenheit ersetzt werden müsse durch "Konzepte der politischen Unzufriedenheit", - aber ob mit solcher Umdefinierung die verschwindend klein gewordene Zahl von Parteimitgliedern im Lande sich erhöhen ließe?

© Perlentaucher Medien GmbH