Marktplatzangebote
12 Angebote ab € 5,70 €
  • Gebundenes Buch

Die vielen Facetten einer ganz besonderen Beziehung - International renommierte Autorinnen - Neu und besonders: Anschauliche Fallbeispiele aus bekannten Filmen und Romanen der Weltliteratur - Bestseller in Frankreich (150.000 verkaufte Exemplare)
Männer werden es vielleicht nicht wissen: Nicht über sie reden Frauen vor allem, wenn sie unter sich sind, sondern über die eigene Mutter. Auch wenn nicht alle Frauen selbst Mütter sind und auch nicht alle Mütter Töchter haben, so hat doch jede Frau eine Mutter. Und mit dieser müssen sich alle Frauen fast schon schicksalhaft auseinander setzen - ob…mehr

Produktbeschreibung
Die vielen Facetten einer ganz besonderen Beziehung
- International renommierte Autorinnen
- Neu und besonders: Anschauliche Fallbeispiele aus bekannten Filmen und Romanen der Weltliteratur
- Bestseller in Frankreich (150.000 verkaufte Exemplare)

Männer werden es vielleicht nicht wissen: Nicht über sie reden Frauen vor allem, wenn sie unter sich sind, sondern über die eigene Mutter. Auch wenn nicht alle Frauen selbst Mütter sind und auch nicht alle Mütter Töchter haben, so hat doch jede Frau eine Mutter. Und mit dieser müssen sich alle Frauen fast schon schicksalhaft auseinander setzen - ob sie es wollen oder nicht. Die vielen Spielarten und Facetten der Mutter-Tochter-Beziehung beleuchten die Autorinnen anhand von Schlüsselszenen berühmter Filme und literarischer Werke. Auf eindringliche Weise dokumentieren gerade Kunstwerke wie "Madame Bovary", "Effi Briest", "Herbstsonate", "Das Piano" oder "Die Klavierspielerin", in welcher Form von Generation zu Generation Rollen weitergegeben und weibliche Identitäten und Modelle der Selbstverwirklichung herausgebildet werden. Eindrucksvoll führen sie vor, wie die Rolle des Dritten - des Vaters oder anderer enger Bezugspersonen - maßgeblich darüber entscheidet, ob Ablösung gelingt und eine positive Tochteridentität entstehen kann.

Caroline Eliacheff ist Psychoanalytikerin in Paris und hat zahlreiche Bücher veröffentlicht.

Nathalie Heinich ist Soziologin und arbeitet am Centre National de Recherches Scientifiques (CNRS). Sie ver-öffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten und mehrere Bücher.

Pressestimmen:
"Mit schlagenden Argumenten belegen die Autorinnen eine These von großer Überzeugungskraft: die Unabdingbarkeit eines Dritten in der Mutter-Tochter-Beziehung." Libération

"Caroline Eliacheff und Nathalie Heinich greifen für ihre Darstellung der verheerenden Konflikte zwischen Müttern und Töchtern auf Fiktionen, literarische wie filmische, zurück. Das hat den Vorteil, das individuelle und zufällige Beispiel hinter sich zu lassen zugunsten eines kollektiven Erfahrungsschatzes der menschlichen Einbildungskraft." Le Monde
Autorenporträt
Caroline Eliacheff, geboren 1947, studierte Medizin und Kinderpsychiatrie und anschließend Psychoanalyse bei Jacques Lacan. Seit 1987 betreut sie in der Nachfolge von Francoise Dolto das Säuglingsheim des Pariser Vororts Antony und ist die prominenteste V
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Hilal Sezgin lobt das "dichte, vielgestaltige psychische Szenario", das sie in diesem Buch der Kinderpsychiaterin Caroline Eliacheff und der Soziologin Nathalie Heinich gefunden hat. Das alles will zwar aufmerksam gelesen werden, bleibe aber nie im Theoretischen, lobt die Rezensentin weiter. Wie Sezgin darstellt, bedienen sich die Autorinnen zur Untermauerung ihrer Typologie möglicher Mutter-Tochter-Beziehungen nicht der klinischen Erfahrung, sondern der Fiktion. Und dieser Ansatz, lobt Sezgin, zahlt sich aus. Interpretiert werden "Madame Bovary", Oscar Wildes "Salome", Jelineks "Klavierspielerin", Thomas Bernhards "Am Ziel" oder Douglas Sirks Film "Solange es Menschen gibt". Was die Autorinnen dabei in "kurzen, aber sehr erhellenden Ausflügen in die heutige gesellschaftliche Umgebung" entwickelten, überzeugt Sezgin, weil "frau" es kennt oder eben einfach, weil es sich in den Interpretationen "als so überraschend, aber schlüssig erweist".

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.06.2004

Mein Hut, der hat drei Ecken
Überfällig: Caroline Eliacheff und Nathalie Heinich singen das Lob des Dreiecksverhältnisses
Mutter und Tochter auf dem Schutzumschlag sind gar grässlich anzuschauen. Die Tochter grübelt, wie kann ich’s hinkriegen, dass Blicke töten können, daneben steht die Mutter und lächelt süßlich-überlegen: Das schaffst du nie! Dieses Tableau könnte die Leserinnen fesseln. Der Beginn der Lektüre fällt allerdings banal aus, denn „Es muss kein Geist aus dem Grabe steigen”, um uns zu sagen, dass der Dritte für ein funktionierendes Mutter-Tochter-Verhältnis eine Notwendigkeit ist. Freud hat es vor vielen, vielen Jahre gesagt und viele, viele andere nach ihm. Das ist psychoanalytisches Einmaleins.
Also viel Lärm um Selbstverständliches? Doch nicht ganz. Zum einen ist das Buch eine Fundgrube für Mutter-Tochter-Literatur und -Filme; bei der Literatur handelt es sich allerdings hauptsächlich um französische Literatur, die hierzulande kein Mensch kennt. Auch kein Beinbruch, weil die Autorinnen - Caroline Eliacheff ist Psychoanalytikerin, Nathalie Heinich Soziologin aus der Schule Bourdieus - genau nacherzählen, was passiert. Der Hauptvorteil jedoch gegenüber einer Alice Miller, der deutschen Skandalnudel der psychoanalytischen Szene, ist die Unaufgeregtheit, mit der sie ihr Thema entwickeln. Die beiden machen keinen Unterschied zwischen guter und schlechter Literatur und verzichten auf „reale” Fallgeschichten; dagegen ist methodologisch nichts einzuwenden, denn gerade die „schlechtere” Literatur liefert in dem Fall auch nichts anderes als Fallgeschichten, und in dem Augenblick, wo man eine reale Fallgeschichte geschrieben vor sich hat, ist auch sie Literatur. Die realen Positionen sind ohnehin nichts, wo sie nicht auch symbolische sind - symbolisiert werden ja nicht Symbole, sondern reale Verhältnisse.
Schwindel der Auflösung
Damit ist die Grundtendenz des Buchs bezeichnet: die Triangulierung ist nichts Bedrohliches, sondern gewissermaßen die Realität selbst; jeder Verzicht auf Triangulierung ist Verzicht auf Realität. Was hier als die Beziehung zum Dritten bezeichnet wird, ist der gesellschaftliche Zusammenhang aller psychoanalytischen Einsichten. Auch kommt ihr Dritter nicht mit Lacanschem Aplomb, sondern - fast kann man sagen - als Realitätsbeweis. Und so ergreift in dem Augenblick, wo der Dritte ausgeschlossen wird der Schwindel der Auflösung und Zerstörung das Subjekt. Die große Gefahr, die die Autorinnen sehen, ist, dass es einmal eine Realität der Zeugung im Reagenzglas geben könnte, die von den Prämissen der Realitätszerstörung her selbst ihre eigenen Prämissen nimmt. Was nach Meinung der Autorinnen fast eine Invariante ist, ist das, was sie den „Zweiten-Komplex” nennen, das heißt die Mutter hinter dem Mann, um die es ihm eigentlich immer gehe. Gruselgestalten wie „Rebecca” sind dann eine sekundäre Realisierung eines solchen Krisenfaktors Nummer Eins, der gewissermaßen systemisch mit Ehen verbunden ist.
Die Ehefrau ist mit der Drohung oder Verlockung konfrontiert, mit der Mutter des Ehemanns zu verschmelzen. Dieses Problem ist nicht mit den Begriffen zu fassen, die Freud für das ödipale Feld entwickelte. Es ist das Urdilemma der Ehefrau: Soll ich die Mutter sein oder darf ich sie gerade nicht sein? Angesichts einer solchen schwindelerregenden Unentschiedenheit pflegt der Mann dann zu sagen: Kinder, das geht mich nichts an, lasst mich in Ruhe damit.
Eine Grammatik von Mutter-Tochter-Konstellationen wird entwickelt, eine Typologie der Inzestmöglichkeiten wird vorgestellt, von denen der „platonische” der häufigste ist, der „normale”, sexuell realisierte, zwischen Tochter und Mutter nicht vorkommt, oder sollte man vorsichtiger sagen: ausgeblendet ist? Vermutlich nicht einmal derart, wie die Sodomie ausgeblendet war, weil sie absolut tabuiert war, sondern ausgeblendet, weil man für diesen Mutterinzest einfach kein Anschauungsmaterial hatte.
Das Identitätsdilemma bei jeder Form des Inzests entsteht, weil das Subjekt keinen symbolisch eindeutigen Ort mehr hat. Den muss es dem anderen vorgaukeln. Um durchzukommen, muss es dann ein Spaltirresein einführen, das Freud allerdings in der „Psychopathologie des Alltags” ohnehin ausgemacht hätte. Realer Inzest zerstört Realität. Gespielt wird mit ihm freilich immer - ob in Träumen, Tagträumen, bewussten oder unbewussten Phantasien, und das heißt, gespielt wird immer auch mit der Zerstörungspotenz, die darin steckt, die als ein Begehrenskick mitgeführt wird.
Gefährliche Gefährtin
Das Mutter-Tochter Verhältnis ist eine singuläre und die komplexeste aller Beziehungen. Der Psychoanalytiker Jean-Bertrand Pontalis formuliert: „Ihre Mutter ist zweifellos das einzige Wesen auf der Welt, das nicht austauschbar ist. Trotzdem versuchen alle Töchter beharrlich ein Leben lang, sie zu ändern.” Fünfzig Prozent sagen: Ich will auf keinen Fall wie meine Mutter werden, die anderen fünfzig: Ich will wie meine Mutter werden. In dieser Hälfte gibt es glücklicherweise dann doch noch Varianten, die eine benignere Ablösung erlauben.
Das große Problem in heutigen Mutter-Töchter-Verhältnissen ist nicht mehr die autoritäre Verbotshaltung, sondern die liebende Dauereinmischung. Mütter wollen Freundinnen sein, und das geht naturgemäß mit Entfremdung Hand in Hand und ist ein Stück praktizierter Gleichgültigkeit.
Das kann in dem Augenblick ins Trostlose umschlagen, in dem die Position des Dritten überhaupt nicht mehr existiert. Wo der Vater nicht mehr der verschollene Fremde ist, sondern nie existiert hat außer über eine anonyme Samenspenderbank, wo die Mutter nicht die Verlassene ist, sondern diejenige, die sich besorgt hat, was sie haben wollte, stellt sich die Frage verschärft, wie ein Dritter in das Verhältnis hineinzubringen ist. Wenn dann die Mutter nicht intelligent verfährt, ist sie die Übermächtige, die den Dritten ein für allemal verhindern kann, und dann wird das Verhältnis Mutter-Tochter pathogen hoch drei. Aber schon Alleinerziehende haben es nicht einfach. Wenn sie verstehen, dass sie das Kind nicht erdrücken dürfen, schlüpfen sie in eine Doppelrolle, sind Muttergefährtin und Vaterersatz in einer Person und könnten die rituellen Zeiten dafür nicht recht einhalten.
Solange die Einsichten der Autorinnen psychoanalytisch nicht falsch sind, müssen sie sich nicht an der vordersten psychoanalytischen Denkfront befinden. Das würde Leserinnen, die nach Lebenshilfe und Erziehungsleitfäden suchen, nur abschrecken.
Sie haben, das muss vielleicht noch erwähnt werden, allerdings in einer Hinsicht ein Buch für Frankreich geschrieben (im Unterschied zu Johann August Schülein, der mit seiner „Geburt der Eltern” ein, freilich auch theoretisch anspruchsvolleres, Buch für deutsche Verhältnisse geschrieben hat). Denn die Opposition Frau als Mutter und Mutter als „Frau” gibt es in Deutschland nicht. Den Wunsch kann man natürlich nie ausschließen, aber wir führen keine Debatten darüber, dass eine Frau sagt, ich will kein Kind, weil ich als Frau attraktiv bleiben will. Unsere Opposition besteht in Mutter als Nur-Mutter und berufstätiger Mutter. Die traditionelle Rolle der attraktiven Frau gehörte in Frankreich zur Bourgeoisie, in Deutschland niemals in dem Maße, vielleicht deshalb nicht, weil unsere Bourgeoisie nicht liberal war.
Eliacheff und Heinich haben ihre Sache elegant gemacht. Sie halten mit der leichten Distanz des Überblicks die richtige Mitte zwischen einer Außenbetrachtung und einem Sicheinlassen auf die Phänomene. Dadurch ist das Unspektakuläre des Buchs eigentlich sein größter Gewinn.
CAROLINE NEUBAUR
CAROLINE ELIACHEFF, NATHALIE HEINICH: Mütter und Töchter. Ein Dreiecksverhältnis. Aus dem Französischen von Horst Brühmann. Walter Verlag, Düsseldorf 2004. 349 Seiten, 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr
"Caroline Eliacheff und Nathalie Heinich greifen für ihre Darstellung der verheerenden Konflikte zwischen Müttern und Töchtern auf Fiktionen, literarische wie filmische, zurück. Das hat den Vorteil, das individuelle und zufällige Beispiel hinter sich zu lassen zugunsten eines kollektiven Erfahrungsschatzes der menschlichen Einbildungskraft." (Le Monde) "Mit schlagenden Argumenten belegen die Autorinnen eine These von großer Überzeugungskraft: die Unabdingbarkeit eines Dritten in der Mutter-Tochter-Beziehung." (Liberation)