14,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

1 Kundenbewertung

Barcelona fiebert im Rausch der ersten Weltausstellung: Die "Stadt der Wunder" vollzieht den Aufbruch in die Moderne in gewaltigen, oft brüsken Sprüngen, alles scheint möglich. Onofre Bouvila, Junge aus der Provinz, weiß seine Chance zu nutzen: Ihm gelingt ein beispielloser Aufstieg zum mächtigsten Mann der katalanischen Metropole, den weder die gute Gesellschaft noch die Unterwelt aufhalten können.

Produktbeschreibung
Barcelona fiebert im Rausch der ersten Weltausstellung: Die "Stadt der Wunder" vollzieht den Aufbruch in die Moderne in gewaltigen, oft brüsken Sprüngen, alles scheint möglich. Onofre Bouvila, Junge aus der Provinz, weiß seine Chance zu nutzen: Ihm gelingt ein beispielloser Aufstieg zum mächtigsten Mann der katalanischen Metropole, den weder die gute Gesellschaft noch die Unterwelt aufhalten können.
Autorenporträt
Eduardo Mendoza wurde am 11. Januar 1943 in Barcelona geboren. 1965 schloß er sein Jurastudium ab und arbeitete für kurze Zeit als Rechtsanwalt. Hierbei lernte er die juristisch-administrative Sprache kennen, die er später in einigen seiner Romane parodierte. Von 1973 bis 1982 war er in New York als Dolmetscher im Auftrag der Vereinten Nationen tätig. Mendoza widmete sich schon früh dem Schreiben, glaubte aber nicht, daß er jemals davon würde leben können. Um so überraschender kam für ihn der große Erfolg seines ersten Romans La verdad sobre el caso Savolta (Die Wahrheit über den Fall Savolta, 1991), der die Unruhen der Anarchisten und ihre Unterdrückung in den Jahren 1917-1919 zum Thema hat. Das Buch erschien 1975, wenige Monate vor Francos Tod, und wurde zu einer literarischen Sensation. Mendoza wurde dafür der bedeutende spanische Literaturpreis »Premio de la Crítica« zugesprochen. 1979 folgte der Roman El misterio de la cripta embrujada (Das Geheimnis der verhexten Krypta, 1990), der unter dem Titel »La cripta« auch verfilmt wurde. 1986 erschien sein bisher größter Erfolg: La ciudad de los prodigios (Die Stadt der Wunder, 1989). Der Roman wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt, mit dem »Premio Ciudad de Barcelona« und mehreren anderen Preisen ausgezeichnet und 1999 verfilmt. 1989 erschien La isla inaudita ( Die unerhörte Insel, 1993), 1992 der Roman El año del diluvio (Das Jahr der Sintflut, 1997), für den er 1992 mit der »III Edición del Premio Literario de las lectoras« der Zeitschrift ELLE ausgezeichnet wurde. 1996 erschien mit Una comedia ligera (Eine leichte Komödie, 1998) ein Roman, den er im Barcelona der 40er Jahre, der Zeit nach dem Spanischen Bürgerkrieg, ansiedelte. Hierfür erhielt er 1998 in Frankreich den »Prix du Meilleur Livre Étranger«. Ihm folgte 2001 La aventura del tocador de señoras (Niemand im Damensalon, 2002), ein Roman, der den Leser erneut auf die Spur des namenlosen Helden aus Das Geheimnis der verhexten Krypta führt und schnell zum Verkaufsschlager wurde. Im November 2001 erschien Baroja, la contradicción, ein biografischer Essay über den 1956 verstorbenen spanischen Schriftsteller Pío Baroja. Der Erfolg seiner Romane ermöglicht es Mendoza, der sich selbst als leidenschaftlicher Leser von Geschichtsbüchern bezeichnet, seine Tätigkeit ganz auf die schriftstellerische Arbeit zu konzentrieren. Als Konferenzdolmetscher arbeitet er nur noch einige Monate im Jahr. Seine Reisen führten ihn hierbei als Begleiter des spanischen Ministerpräsidenten Felipe González nach Genf, Wien und New York, in die Großstädte also, denen er einen weiteren Teil seiner literarischen Arbeit widmet: Über New York hat er bereits 1986 einen literarischen Reiseführer herausgegeben, als Co-Autorin des Stadtwanderbuches Barcelona modernista firmiert seine Schwester Cristina. Neben den bereits erwähnten Romanen umfaßt sein Werk auch ein Theaterstück in katalanischer Sprache, Restauraciò. Eduardo Mendoza lebt mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen in Barcelona. Im Jahr 2006 wurde sein neuester Roman Mauricio o las elecciones primarias (dt. Mauricios Wahl, 2007) mit dem Preis der Fernando Lara Stiftung für das beste Buch des Jahres 2006 in spanischer Sprache ausgezeichnet. Peter Schwaar, geboren 1947 in Zürich, dort Gymnasium und Abitur, literatur- und musikwissenschaftliche Studien in Zürich und Berlin, Redakteur Kultur und Lokales beim Zürcher Tages-Anzeiger. Seit 1987 freier Übersetzer und Autor. Übertragungen aus dem Spanischen von Eduardo Mendoza, Carlos Ruiz Zafón, Tomás Eloy Martínez, Juan José Millás, David Trueba, Zoé Valdés, Adolfo Bioy Casares, Francisco Ayala, Javier Tomeo, Álvaro Mutis, Jorge Ibargüengoitia u.a. Lebt in Barcelona.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.02.2008

Der Ufo-Unfall war gestellt

Licht und Schatten eines Alleskönners: Der 1943 in Barcelona geborene Autor Eduardo Mendoza hat mit "Die Stadt der Wunder" einen Klassiker geschrieben. Sein neues Buch dagegen enttäuscht.

Von Jochen Schimmang

Eduardo Mendoza gehört zu den Schriftstellern, die eigentlich alles können. In "Das Geheimnis der falschen Krypta" hat er die köstliche und urkomische Geschichte eines jugendlichen Gangsters erzählt und in "Das Jahr der Sintflut" die sehr anrührende und gar nicht komische einer Nonne, die sich verliebt, beides gleichermaßen brillant und virtuos. Virtuosität gerät leicht in den Verdacht, nicht ernsthaft zu sein. Nun ist Mendoza zwar ein Autor mit einer großen Begabung fürs Grelle. Das aber ist nur der kräftige Farbauftrag, der die grundsätzliche tragische Auffassung des Lebens übertüncht. Darin gleicht er seinem Landsmann Pedro Almodóvar.

Nirgends wird das deutlicher als in seinem opus magnum, "Die Stadt der Wunder", das Suhrkamp dankenswerterweise gerade in einer Neuausgabe herausgebracht hat. Denn "Die Stadt der Wunder" ist auch ein Buch der Wunder. Es ist eine Geschichte Barcelonas, eine Geschichte der Moderne von 1888 bis 1929, eine spanische und europäische Geschichte des gleichen Zeitraums, eine Geschichte des Kapitalismus, eine Parabel über das Verhältnis von Stadt und Land und der Roman vom Aufstieg und Fall (oder eher vom Verschwinden) des armen Jungen vom Land, der schließlich der reichste Mann Spaniens wird: ein Al Capone von europäischem Zuschnitt und deshalb auch mit entsprechender mythologischer Tiefe. Es versteht sich, dass Mendozas Buch dies alles zugleich ist: und noch viel mehr, denn schließlich handelt es auch vom Verrat und von der Liebe, von der Melancholie der Macht und des Erfolgs, vom Lebensüberdruss und der Vergeblichkeit.

Onofre Bouvila heißt der Junge aus der Provinz, der 1887 als Dreizehnjähriger nach Barcelona kommt, dort zuerst für Geld auf dem Gelände der kommenden Weltausstellung anarchistische Pamphlete verteilt und dann, schon als Kleinkapitalist, ein Haarwuchsmittel verkauft. Damit beginnt sein unaufhaltsamer Aufstieg zum Geschäftsmann, der eines Tages Politiker finanzieren wird. Mit der Weltausstellung 1888 beginnt der Roman, mit derjenigen von 1929, ebenfalls in Barcelona, endet er: vom Aufbruch in die Moderne (die Elektrizität, das frühe Kino, die ersten Automobile und Flugmaschinen sind durchaus Protagonisten) bis zum Vorabend der Weltwirtschaftskrise führt er.

Als der Schwarze Freitag in New York kommt, ist aber Onofre Bouvila schon zusammen mit seiner Geliebten in einem neuartigen Flugobjekt, gewissermaßen einem Ufo, ins Meer gestürzt. Da man aber nirgends Spuren findet, entsteht auch das Gerücht, "dass nämlich Onofre Bouvila in Wirklichkeit gar nicht gestorben und der Unfall nur simuliert worden sei und dass er jetzt komfortabel eingerichtet an irgendeinem abgelegenen Ort in Gesellschaft María Belltalls lebe, an deren Seite er endlich die wahre Liebe gefunden habe und mit deren Verehrung er sämtliche Tages- und Nachtstunden verbringe". Es bleibt natürlich dem Leser überlassen, sich dieser Version anzuschließen, nach welcher der Held durch die Liebe von seiner Schuld und von seiner Melancholie erlöst wäre. Lesen aber muss man diesen Roman, der unbedingt zum Kanon gehört und der bei all seinen Einfällen und seinem Variantenreichtum nie "aus der Form" gerät.

Der Zahnarzt springt im Dreieck.

Da zahlt es sich eben aus, dass Eduardo Mendoza alles kann. Allerdings kann er auch richtig langweilig schreiben, als sei er von allen guten Geistern verlassen. Das hätte man ihm bisher nicht zugetraut. Mit seinem Roman "Mauricios Wahl" hat er aber den Beweis dafür angetreten. Ein junger Zahnarzt in Barcelona lässt sich in den achtziger Jahren als Kandidat vor den Karren der Sozialisten spannen und hat gleichzeitig eine Beziehung zu zwei Frauen: zu einer jungen Rechtsanwältin und zu einer ehemals Drogenabhängigen, die er auf einer Wahlkampfveranstaltung kennenlernt und die am Ende des Romans an Aids sterben wird. Es geht außerdem um Barcelonas Bewerbung um die Olympischen Spiele 1992, um die Putschversuche und den langen Schatten der Franco-Diktatur, um die jungen Aufsteiger und das neue Establishment, um das Verhältnis der Geschlechter und überhaupt um vieles mehr.

Während in "Die Stadt der Wunder" das Disparate auf eine sehr souveräne Art miteinander verschlungen war, erzählt Mendoza in "Mauricios Wahl" wahllos alles, was ihm zu den achtziger Jahren in Barcelona und in Spanien einfällt. Die Personen des Romans sind nicht uninteressant; es sind Aufund Absteiger in der Zeit der ersten Ernüchterung nach dem Tod Francos, soziale Charaktere, ohne zu Klischees zu gerinnen. Es gelingt Mendoza sogar, einen Zahnarzt als Romanhelden interessant und sympathisch zu machen. Aber die Erzählung selbst bleibt merkwürdig lustlos. Sie verläuft streng linear, und wenn es schließlich an einer Stelle heißt: "Das war eines der schlechtesten Jahre seines Lebens", dann fragt man sich verzweifelt, welches Jahr denn nun gemeint ist, weil der träge Erzählfluss schon längst alles Gefühl für das Maß der erzählten Zeit unterspült hat.

Von dieser Lustlosigkeit lässt sich sogar der gute Übersetzer Peter Schwaar hier und da anstecken. Es bleibt zu bezweifeln, ob man sich mit jemandem "in Kontakt setzen" kann. "Obwohl seit der Zeit ihrer Schulkameradschaft viel Zeit vergangen war . . ." ist keine sehr elegante Formulierung. Wenn einer Person etwas geschieht, was sie nicht erwartet hat, dann geschieht das nicht "entgegen jeder Vorhersage", sondern "entgegen jeder Erwartung". Einen "Toast auf die Frischvermählten" kann man nicht "ausgeben" (man kann ihnen wohl einen ausgeben), sondern nur aussprechen.

Es gibt natürlich auch in diesem Roman hübsch erzählte Details, die Mendozas Sinn für das Komische ebenso wie für das Tragische zeigen. Nur sind sie selten und in einer zu großen Textmasse versteckt, die sich als Roman ausgibt. Um sie aufzuspüren, sollte niemand gezwungen werden, das ganze Buch zu lesen. Wer deshalb das Geld für zwei Bücher von Mendoza hat, der sollte zweimal "Die Stadt der Wunder" kaufen: einmal für sich und das andere Mal, um es zu verschenken.

- Eduardo Mendoza: "Die Stadt der Wunder". Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Peter Schwaar. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007. 503 S., geb., 9,90 [Euro].

- Eduardo Mendoza: "Mauricios Wahl". Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Peter Schwaar. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007. 383 S., geb., 19,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Hocherfreut zeigt sich Jochen Schimmang von der Neuauflage von Eduardo Mendozas Roman "Die Stadt der Wunder", den er neben "Mauricios Wahl", dem neuen Roman des Autors, bespricht. Während ihn letzterer sehr enttäuscht, ist er von ersterem hellauf begeistert. Er findet darin nicht nur eine Geschichte Barcelonas, der Moderne und des Kapitalismus, nicht nur eine Parabel über das Verhältnis von Stadt und Land, sondern auch einen Roman über den Aufstieg und Fall eines großen Verbrechers, der zum reichsten Mann Spaniens wird. Das Werk, in dem noch viel mehr steckt, Themen wie Liebe, Verrat, Melancholie der Macht, Lebensüberdruss, zeichnet sich für Schimmang durch seinen Reichtum an Ideen und Varianten aus, ohne dass es je formlos wäre, was seines Erachtens nicht zuletzt an Mendozas Fähigkeit liegt, meisterhaft das Disparate zu verbinden. Schimmangs Fazit: ein Klassiker, den man unbedingt gelesen haben muss.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Die Stadt der Wunder ist auch ein Buch der Wunder.« Jochen Schimmang Frankfurter Allgemeine Zeitung