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Bereits seit Monaten unterrichtet Schramm nicht mehr; etwas soll vorgefallen sein zwischen ihm und einem Schüler. Die Kollegen haben es schon immer gewußt, hinter seinem Rücken zerrissen sie sich über ihn, der immer korrekt war, die Mäuler. Und in der Tat, Schramm war porös geworden über die Zeit mit dem Jungen, der ihm in seiner Radikalität gegen sich selbst so ähnlich schien, und plötzlich hörte Schramm ein "wir" und war wie verzaubert, vollkommen ungeschützt in einem Moment, und dann -. Zeit hat er jetzt genug, sollte man meinen, aber die Sache ist längst nicht ausgestanden. Und so wendet…mehr

Produktbeschreibung
Bereits seit Monaten unterrichtet Schramm nicht mehr; etwas soll vorgefallen sein zwischen ihm und einem Schüler. Die Kollegen haben es schon immer gewußt, hinter seinem Rücken zerrissen sie sich über ihn, der immer korrekt war, die Mäuler. Und in der Tat, Schramm war porös geworden über die Zeit mit dem Jungen, der ihm in seiner Radikalität gegen sich selbst so ähnlich schien, und plötzlich hörte Schramm ein "wir" und war wie verzaubert, vollkommen ungeschützt in einem Moment, und dann -. Zeit hat er jetzt genug, sollte man meinen, aber die Sache ist längst nicht ausgestanden. Und so wendet Schramm sich widerwillig an den einzigen Menschen, den er noch hat, seinen Bruder. Vielleicht kann dieser ihm helfen herauszufinden, wie eins zum andern kam, wer hier wen in der Hand hatte, wie die Dinge sich so gegen Schramm verschwören konnten. Mit unheimlicher Präzision zieht Nina Bußmann uns hinein in ein Indizienspiel von parabolischer Gestalt. Während wir noch Opfer von Tätern zu unterscheiden suchen, drängt es uns unaufhaltsam hin zu jenem Moment, in dem ein Mann alles auf eine Karte setzt.
Autorenporträt
Bußmann, Nina
Nina Bußmann, geboren 1980 in Frankfurt am Main, studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie in Berlin und Warschau und lebt heute in Berlin. Für ihre Romane erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien, zuletzt den Robert Gernhardt Preis 2019.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.03.2012

Nach mir das Unkraut

Mit "Große Ferien" hat die Debütantin Nina Bußmann einen erstaunlich lebensklugen Roman über die Frage geschrieben, wie man ein Eigenbrötler wird.

Von Lena Bopp

Der Suhrkamp Verlag ist zu beneiden - oder zu bedauern. Da hat das Haus gleich zwei junge Schriftstellerinnen an sich gebunden, und dann schreiben die beiden Romane, deren Ähnlichkeiten so frappierend sind, dass man sie keinesfalls gleichzeitig veröffentlichen kann. Nina Bußmann und Judith Schalanksy, beide 1980 geboren, widmen sich einer Lebensphase, der sie eigentlich längst entwachsen sind: Sie kehren beide zurück an die Schule. Und selbst wenn man davon ausgehen darf, dass sie sich weder abgesprochen haben, noch die eine bei der anderen abgeschrieben hat, wird es sich kaum vermeiden lassen, dass bald sehr viele Leser sagen werden: Die Bußmann ist wie die Schalansky.

Dafür kann Nina Bußmann nichts. Ihr Debütroman "Große Ferien", aus dem sie im vergangenen Sommer beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt einen Auszug las und mit dem sie einen Preis gewann, sei, wie sie sagte, schon damals fertig gewesen. Aber weil er eben so vollständig in das gleiche Universum eintaucht wie Judith Schalanskys Roman "Der Hals der Giraffe", der im vergangenen Herbst erschien (F.A.Z. vom 10. September 2011), erreicht Bußmanns Werk die Buchhandlungen erst in diesen Tagen.

Den Vergleich mit der Vorgängerin braucht sie indes nicht zu scheuen. Ja, auch sie macht einen Lehrer zur Hauptfigur ihres Werks, der ein seltsam intimes Verhältnis zu einem seiner Schüler pflegt. Auch bei ihr ist dieser Lehrer ein Eigenbrötler erster Güte, einer von denen, deren Unglück die Schüler sofort erahnen, ein Mensch, den eine Reihe von größeren und kleineren Demütigungen bitter und ungesellig haben werden lassen. Und auch bei Nina Bußmann spiegelt sich der Zwangscharakter dieses tragischen Helden in seinem Blick auf die Natur, die in dem Roman als Bedrohung erscheint, als Großmetapher für das stets scheiternde menschliche Bemühen, eine bleibende Ordnung zu errichten. Auch ihr Roman erweist so im Grunde einer vor fast genau einhundert Jahren erschienenen Erzählung die Ehre, die sich ebenfalls dem wahnhaften Ringen eines Menschen mit der Natur widmete, Alfred Döblins "Die Ermordung einer Butterblume".

Den ganzen Roman hindurch nennt Nina Bußmann ihren Lehrer nur beim Nachnamen: Schramm. Der eine Tag aus seinem Leben, den sie schildert, beginnt mit der Arbeit im Vorgarten, in dem Schramm für gewöhnlich viele Stunden damit verbringt, Unkraut zu zupfen. Dabei offenbart sich in der Art, wie er den Pflanzen zu Leibe rückt, die sich zwischen den Gehwegplatten ausbreiten, seine manische Pedanterie: "Schramm scharrte. Er hieb die Spitzhacke tief in die Ritzen, bis er die Stränge der Wurzeln zu fassen bekam, und lockerte sie in kleinen, wiederholten Bewegungen, einem Rucken und Heben. Manche Triebe ließen sich dann sogar schon mit den Fingern herauszupfen, andere durch Ziehen mit verkanteter Klinge heranholen; abschließend schabte er die Reste der Wurzelhärchen aus der Fuge."

Damit ist der Ton vorgegeben, in dem sich die Geschichte bewegt. Es ist Schramms Ton, denn aus seinem Innenleben entsteht der Roman. Wie es Gedanken eigen ist, sind sie jedoch nicht zielgerichtet, so dass der Leser zwar einiges über Schramms Leben erfährt, vieles aber im Ungefähren bleibt. Dass Schramm unter einem strengen Vater und einer schwachen Mutter litt, dass er im Vergleich mit dem Bruder Viktor, dem früh die Mädchenherzen zuflogen, immer den Kürzeren zog, dass er eigentlich gar nicht Lehrer werden wollte und sich schließlich an der Schule den Ruf eines Tyrannen erworben hat - all diese Informationen werden dem Leser gleichsam en passant zuteil, wobei die Beiläufigkeit, mit der Schramm sie erinnert, den Dingen nur vordergründig den Schrecken nimmt. Darin liegt eine große Stärke dieses Romans: Wie das unaufhaltsam sich ausbreitende Unkraut langsam, aber stetig durch den Garten wuchert, so ergreift auch das Grauen allmählich vom Leser Besitz. Irgendwann ist man bereit, hinter Schramms Fernbleiben von der Schule ein echtes Verbrechen zu vermuten.

"Etwas ist vorgefallen", heißt es denn auch an einer Stelle, und in dieser passiven, unpersönlichen Formulierung, die klug gewählt ist, spiegeln sich sowohl die Anlage als auch die Dramatik des gesamten Geschehens. Denn was genau vorgefallen ist, wird man nicht erfahren, und strenggenommen ist es auch nicht entscheidend. Es reicht zu wissen, dass Schramm mit dem Schüler Artur Waidschmidt aneinandergeraten ist, nachdem sich die beiden zuvor eine Weile recht nah gestanden haben. Ob homoerotische Neigungen auf Seiten des Lehrers eine Rolle spielten? Gut möglich. Ob Waidschmidt einfach nur ein böses Spiel mit Schramm trieb? Auch möglich. Sicher ist nur, dass es Waidschmidt war, der die Pausen zunächst lieber mit dem Lehrer verbrachte, bevor er später doch die Gesellschaft von seinesgleichen, vor allem von einem Mädchen, vorzog. Was bleibt, sind Verdächtigungen und Mutmaßungen - und zwar sowohl auf Seiten Schramms als auch auf Seiten des Lesers.

Denn auf ähnliche Weise wie Schramm, der im Laufe seines Lebens immer tiefer in einen Sog aus verschwörerischen Gedanken, Zweifeln und diffusen Ahnungen gerissen wird - und zwar so lange, bis diese Gedanken sein Leben selbst werden -, so verfängt sich auch der Leser in einer Folge von Ereignissen, die er gewissermaßen nur vom Hörensagen kennt und die ihn seltsam beunruhigt zurücklassen. Für Schramm werden die kruden Ahnungen schließlich zu Gewissheiten, weil es ihm nicht mehr gelingt, sie mit anderen zu teilen und an anderen auszuprobieren. Genau dies vergrößert seine Isolation und macht ihn zu dem Außenseiter, als der er uns entgegentritt.

Es zeugt von großem Talent, mit welcher Sicherheit sich Nina Bußmann in den Kopf dieses sonderbaren Menschen versetzt und mit welcher Selbstverständlichkeit sie den Leser auf diese Reise mitnimmt. Sie erzählt davon, wie jemand verschroben wird - und welches aggressive Potential in so einer Einsamkeit lauert. Ein lebenskluges, erstaunlich reifes Debüt.

Nina Bußmann: "Große Ferien". Roman.

Suhrkamp Verlag, Berlin 2012. 200 S., geb., 17,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Mit viel Lob bespricht Rezensent Nico Bleutge Nina Bussmanns ersten Roman "Große Ferien". Tief beeindruckt liest der Kritiker, wie es der Autorin gelingt, ihre Geschichte um einen Mathematik-, Physik- und Erdkundelehrer, der seinen Dienst nach einem nicht näher benannten Vorkommnis mit einem Schüler quittiert, in Thomas-Bernhard-Satzschleifen atmosphärisch dicht und intensiv zu entwickeln. In abwechselnden Momenten von Nähe und Distanz beobachtet Bleutge Bussmanns eigensinnigen Protagonisten bei seinem Versuch, durch Rückzug und Ordnungssucht seinen verdrängten Gefühlen und unterdrückten Wünschen, etwa beim Unkraut-Jäten, zu entfliehen. Von Bussmanns "angerautem" Ton und ihren verwirrenden, ausdrucksstarken Bildern hat sich der Rezensent schnell in den Bann ziehen lassen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.03.2012

Die Ohrfeige
Nina Bußmanns Debütroman „Große Ferien“ erzählt von der Not eines Lehrers und dem Scheitern des Schulsystems
Nur einen Tag umfasst der erste Roman von Nina Bußmann, und es scheint auch nicht viel zu geschehen. Es ist Hochsommer, der Held jätet Unkraut, während er auf die Ankunft seines Bruders wartet. Und er denkt dabei über sein Leben nach. Schramm ist seit dreißig Jahren Lehrer, oder genauer, er war es. Denn er wurde vom Dienst suspendiert. Er hat gegen einen Schüler die Hand erhoben. Zwar hat ihm die Direktorin angeboten, er könne zurückkehren. Doch das möchte er gar nicht. „Große Ferien“ heißt der Debütroman der 1980 in Frankfurt am Main geborenen Nina Bußmann. Aber es geht um mehr als die große Pause vom Alltagstrott, die man mit Jubel, Trubel, Heiterkeit assoziiert. Es geht um eine Selbstvernichtung. Da reißt einer die eigenen Wurzeln aus, sieht noch einmal nach, was von Anfang an marode war, und legt sich am Ende des Tages auf den gejäteten Boden.
Mit ruhiger Hand entwirft Nina Bußmann das Porträt eines Eigenbrötlers, der von seinem Innenleben nicht viel Aufhebens macht. Ihre Erzählstimme ist nüchtern, aber nicht kalt, von einer fast schmerzhaften Reinheit, die beinahe etwas Klösterliches hat. Sie will ihrem Helden gerecht werden, ohne ihm zu nahe zu kommen. Sehr vorsichtig rührt sie an die nur zum Teil vernarbten Wunden einer Biographie, die sich zu einem knorrigen Lebensbaum verästelt hat. Schramm, von dem wir nur den Nachnamen erfahren, definiert sich vor allem durch das, was er nicht hat: „keine Frau, kein Kind, nicht einmal ein Hund“. Er gilt als schwieriger Mensch, über den man allerlei Mutmaßungen anstellt, ohne dass man sich in ihn einfühlen will. Wie auch? Wenn einer so wenig Vergleichbares bietet? Er liebt Ordnung, Konsequenz, Sorgfalt, Gründlichkeit. Seine Autorin teilt ganz offensichtlich diese Vorlieben. Und sie versucht mit eben diesen Mitteln, Mitgefühl für ihren Helden zu erwecken. Genau hinsehen sollen wir, ohne voreilige Schlüsse zu ziehen.
Leise und vorsichtig setzt sie die Motive. Da gibt es einen Labrador auf dem ständig im Umbau begriffenen Grundstück der Nachbarn. Er steht öfter am Zaun, auch ganz zum Schluss, wenn er darauf wartet, ob Schramm wieder aufsteht. Er löst Erinnerungen aus: an Diana, die Hündin der Familie. Als sie krank wurde, hat der Vater sie einfach erschossen. Für Viktor, Schramms jüngeren Bruder, der lange in Nicaragua gelebt hat und Arzt geworden ist, war ihr Tod der Anlass, früh aus der Familie auszubrechen. „Wie schnell die Liebe allen Wert verliert“, behauptete er, daraus gelernt zu haben, und Schramm konnte nur staunen, wie leicht er „vom Kleinsten ins Große kam“. Und da gibt es das Motiv des Badeurlaubs am Meer. Schramm kam der Vater in den Ferien so heiter vor wie sonst nie. Aber Viktor erzählte, er sei zum Schwimmen gezwungen worden und wäre fast gestorben, als ihn der Vater im hohen Bogen ins Meer warf. Die Erinnerungsschleifen laufen wieder und wieder durch, auch jene Schleife, die um den Unfalltod des Vaters kreist; die beiden Söhne waren vierzehn und sechzehn. Schramm zog später wieder zur Mutter ins Elternhaus, wo sie bis zu ihrem Tod gemeinsam lebten.
Weil ihr Held ein empfindungsscheuer Mensch ist, kann die Erzählerin sein Innenleben nur indirekt beleuchten: in der Art, wie er Unkraut jätet, gebückt, systematisch und von Hand, nicht etwa mit einem Gasbrenner wie die Nachbarn; in seinen Gedanken über den Labrador, an dessen „feinen Hundeohren“ er deren „dauernde Empfänglichkeit“ abliest und wie geschickt das Tier heraussondert, „was für sein Leben von Belang“ ist; und schließlich in der neben dem Bruder zweiten Spiegelgestalt, einem Schüler, der als Kind aus Kirgisistan kam und kurz vor dem Abitur alles hinwarf. Was zwischen den beiden vorgefallen ist, bleibt bis zuletzt ein Geheimnis. Doch es wird klar, dass sich Schramm von Artur Waidschmidt herausfordern ließ, offenbar zu mehr als nur zu einer angedrohten Ohrfeige. Eine Zeitlang besuchte Waidschmidt ihn fast täglich in dem kleinen Kabuff, wo die Landkarten aufbewahrt wurden und Schramm seine Mittagspausen verbrachte. Er verwickelte ihn in Gespräche, spottete über das deutsche Schulsystem und provozierte den Lehrer zu klaren Aussagen: Er müsse doch schließlich wissen, wo es langgeht. Aber wenn einer das nicht weiß, ist es Schramm. Ein Leben lang hat er sich treiben lassen, immer nur getan, was man von ihm erwartete. Und er denkt, auch Waidschmidt wolle vor allem dem Bild genügen, das er sich von den Erwartungen anderer macht.
Auch wenn Nina Bußmann mit homoerotischen Motiven spielt, ist die mögliche Homosexualität des Helden nicht die Pointe des Romans. Sie wäre nur die billige, die naheliegende Erklärung, was die Leute eben so reden, wenn einer bei seiner Mutter oder allein lebt und keine Kinder hat. Schramm, der Physik, Mathematik und Erdkunde unterrichtete, ist ein Naturwissenschaftler durch und durch. Doch an diesem einen Sommertag, an dem er vergeblich auf die Ankunft des Bruders wartet, muss er sich eingestehen, was er in den Gesprächen mit Waidschmidt erlebt hat: gemeinsames Denken, das mehr ist als Wissen und das „etwas Umfassenderes berührt“. Es hat nicht unbedingt mit Liebe, und es hat nicht unbedingt mit Begehren zu tun, wohl aber damit, dass man diese Form des In-der-Welt-Seins nicht allein herstellen kann.
„Große Ferien“ erzählt also nicht nur von einem Eigenbrötler. Mit ihrem an Kafka, Robert Walser und Thomas Bernhard geschulten Stil nimmt Nina Bußmann, die Literaturwissenschaften und Philosophie studiert hat, auch das Scheitern eines Schulsystems in den Blick, das aus guten Gründen, aber mit unglücklichen Folgen Lehrer und Schüler voneinander abschotten muss. Wie Waidschmidt, der ernsthaft und dringlich fragende Schüler, irgendwann klein beigibt und sich zu den gleichen Späßen herablässt, die seine Mitschüler lange mit ihm getrieben haben, so hält es auch Schramm nicht mehr aus, dass die Schule ein Raum bloßer Wissensvermittlung ist. Die Ohrfeige, zu der ihn Waidschmidt provozieren wollte, wird zu mehr als einem Übergriff. Sie wird zum Zeichen für das, „was sie alle miteinander in Wahrheit wollten und wünschten, dass eins zum andern kam und ihr Tun nicht ohne Folgen blieb“.
Was Platon „pädagogischer Eros“ nannte, kann sich heute kein Lehrer mehr leisten. Nach den Romanen von Markus Orths, Kai Weyand, Klaus Böldl und Judith Schalansky gibt es nun einen weiteren deutschen Roman, der einen Lehrer zum scheiternden Helden macht. So unterschiedlich diese Romane sind, kann man mittlerweile wohl von einem Symptom sprechen. Wenn selbst Künstler, die einstmals die Gegenposition zum „Philister“ besetzten, Mitgefühl für einen Berufsstand entwickeln, in dem die Anforderungen hoch sind und das Ansehen gering ist, muss etwas im Argen liegen. Womöglich erkennt der eine im andern sein Spiegelbild: als Kasper des Geistes, den keiner mehr ernst nimmt.
MEIKE FESSMANN
NINA BUSSMANN: Große Ferien. Roman. Suhrkamp Verlag, Berlin 2012. 200 Seiten, 17,95 Euro.
Was Platon „pädagogischer
Eros“ nannte, kann sich heute
keiner mehr leisten
Ein Schutzraum wie in Christophe Barratiers Film „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ ist die Schule heute weniger denn je. Foto: Cinetext/Constantin Film
Nina Bußmann in Klagenfurt.
Foto: Susanne Schleyer/Suhrkamp Verlag
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"So handelt Nina Bußmann in diesem ausgefeilten und bravourösen Debüt auch von der Notwendigkeit und den Möglichkeiten literarischen Sprechens".
Detlef Grumbach, Deutschlandfunk 07.05.2012