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Eingeleitet von einem eindringlichen Vorwort des Autors, der seit 2006 unter Personenschutz leben muß, durchmißt "Die Schönheit und die Hölle" den Weg, den Saviano insbesondere nach der Veröffentlichung von "Gomorrha" genommen hat. Den Kämpfer gegen die Camorra lernen wir von neuen, überraschenden Seiten kennen.
Saviano berichtet von Lionel Messi der die größte Herausforderung, die es für einen Fußballchampion geben kann, gemeistert hat; von Anna Politkowskaja, die ermordet wurde, weil sie anders nicht zum Schweigen zu bringen war; von Felicia, der Mutter von Peppino Impastato, die zwanzig
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Produktbeschreibung
Eingeleitet von einem eindringlichen Vorwort des Autors, der seit 2006 unter Personenschutz leben muß, durchmißt "Die Schönheit und die Hölle" den Weg, den Saviano insbesondere nach der Veröffentlichung von "Gomorrha" genommen hat. Den Kämpfer gegen die Camorra lernen wir von neuen, überraschenden Seiten kennen.

Saviano berichtet von Lionel Messi der die größte Herausforderung, die es für einen Fußballchampion geben kann, gemeistert hat; von Anna Politkowskaja, die ermordet wurde, weil sie anders nicht zum Schweigen zu bringen war; von Felicia, der Mutter von Peppino Impastato, die zwanzig Jahre lang mit dem frei herumlaufenden Mörder ihres Sohnes konfrontiert war, bevor endlich Recht gesprochen wurde; und von vielen weiteren, denen Saviano an Orten des Leidens und der Erniedrigung begegnete - oder im weiten Reich der Literatur.Seite für Seite bekräftigt er sein Vertrauen in das Wort, das die Realität aus den Angeln hebt, das sich jeder Art von Gewalt widersetzt und Zeugnis ablegt von der Gewißheit, daß "die Wahrheit, trotz allem, existiert".
Autorenporträt
Saviano, RobertoRoberto Saviano, geboren 1979 in Neapel, studierte Philosophie. Seit dem Erscheinen der dokumentarischen Studie Gomorrha im Jahr 2006 lebt er unter Personenschutz.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.11.2010

Vor der Hinrichtung
Roberto Saviano schweigt nicht: Er schreibt über seine Helden, seine Kämpfe, seine Ziele

Wann ist Literatur gefährlich? Wann ist Literatur so gefährlich, dass ihr Schöpfer unter Polizeischutz gestellt werden muss? Wenn sie von der Wirklichkeit erzählt. Von der skandalösen Wirklichkeit, der skandalösen Gegenwart. Aber eben nicht einfach als Nachricht, als journalistische Weltmitschrift, sondern als ein literarischer Bericht über die alltägliche Wirklichkeit, die uns alle angeht. Das ist die Kunst: ein scheinbar abseitiges Weltproblem auf eine Weise erfahrbar, nachvollziehbar zu machen, dass es Menschen erschüttert, die davon eigentlich in keiner Weise betroffen sind.

Dem italienischen Autor Roberto Saviano ist das 2006 mit seinem Buch "Gomorrha" auf so spektakuläre Weise gelungen, dass er seitdem unter Polizeischutz im Verborgenen leben muss. Jeden Tag und jede Nacht unter der Aufsicht der staatlichen Sicherheitsbehörden. Sein Buch hat sich inzwischen weltweit über drei Millionen Mal verkauft. Er selbst lebt in einem beweglichen Käfig. Der tödliche Schuss kann jederzeit fallen.

Boxer der Freiheit

Wie lebt so einer mit der Bedrohung, jeden Tag und jede Nacht unter den wachsamen Augen der Polizisten? Darüber hat Roberto Saviano jetzt ein Buch geschrieben. Es ist ein Buch über die Gefahr, über den Mut und die Kunst des Schreibens. Vor allem ist es ein Buch über seine Helden, seine Vorbilder, über kompromisslose Kämpfer auf dem Feld der Wahrheit. Und das sind nicht nur Schriftsteller: Savianos Helden sind zum Beispiel Uwe Johnson, Lionel Messi und Anna Politkowskaja oder der italienische Boxer Clemente Russo, Miriam Makeba und der Autor William T. Vollmann. Sie alle vereint, in den Augen Savianos, der kompromisslose Kampf gegen Feigheit, Selbstgefälligkeit und Zynismus und die Fähigkeit, eine scheinbar undurchdringliche Wand transparent und durchlässig zu machen.

Vom amerikanischen Kriegs- und Gewaltautor Vollmann erzählt er die Geschichte, wie er ihm einmal an der Amalfiküste begegnet sei. Ein Ort, an dem er Vollmann nicht unbedingt erwartet hätte. Wie auch die Touristen, die ahnungslos am Abend zu seiner Lesung kamen, um sich ein wenig zu zerstreuen. Doch was ihnen geboten wurde, zerstreute sie nicht, im Gegenteil, es wühlte sie auf bis zur Empörung, und eine Dame fiel ob der brutalen Zudringlichkeit der dargestellten Wirklichkeit in Ohnmacht. Vollmann war begeistert. Nach der Lesung sagt er in einem Interview: Eben erst sei ihm klar geworden, was er mit Literatur erreichen wolle. "Es zu schaffen, dass diese Frau in Ohnmacht fällt. Sie hat sich von meinen Worten etwas Erhebendes versprochen, aber ihr Körper hat nicht widerstanden. Die Worte sind in sie eingedrungen. Das ist es, was ich will."

Und das ist natürlich auch das, was Saviano will. Er umschreibt Vollmanns - und damit auch seine - Programmatik so: "Er schleift die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Phantasie, Wahrheit und Unwahrheit - Grenzen, die sich heute ohnehin nicht mehr klar ziehen lassen, weil es die alte Unterscheidung zwischen Tatsächlichem und Erfundenem, Verifizierbarem und Fiktivem nicht mehr gibt."

Nur selten schreibt Saviano direkt über sich. Aber natürlich sind all die Texte über die Menschen, die er bewundert, die er in ihrem Kampf unterstützen will, denen er ein großes Publikum, eine große Durchschlagskraft, eine starke Wirkung wünscht, auch Texte über ihn selbst. Und wenn Saviano liebt, wenn er bewundert, dann scheut er auch das Pathos nicht: "Ein Schriftsteller erzählt aus dem Gefühl der Schuld, die Dinge nicht ändern zu können, und mit der Hoffnung, dass die Saat seines Schreibens im Denken und Bewusstsein seiner Leser aufgeht, damit sie an seiner Stelle oder an seiner Seite handeln, um den großen Traum von einer Menschengemeinschaft zu verwirklichen, die begreift, fühlt, voranschreitet. Und lebt."

Messi der Wahrheit

Nicht aufgeben! Nicht zynisch werden! Nicht ironisch, dumm und faul! Darum geht es auf jeder Seite dieses Buches. Wie bewundert er den zwergenhaften Zauberfußballer Lionel Messi dafür, dass er gegen alle Wahrscheinlichkeiten seinen Traum wahrmachte und Fußballprofi wurde. Fußballprofi und ein Künstler, der die Schleier zerreißt, wie ein großer Schriftsteller: "Man spürt eine Art Begeisterung, einen geistigen Schauer, und wer ihm zusieht, wie er mit dem Ball zaubert, spürt keinen Unterschied mehr zwischen sich und dem Geschehen, dem er beiwohnt, sondern fühlt sich ganz eins mit der ungleichmäßigen und doch harmonischen Bewegung." Saviano trifft ihn einmal in der Umkleidekabine des FC Barcelona. Zärtlich und leise nähert er sich dem Bewunderten, dem Floh, der mit seinen kleinen Füßen, der schmächtigen Brust eigentlich keinen Platz haben dürfte im modernen Fußball, der ganz aus Muskeln, Masse und Kraft gemacht ist. "Aber Messi weiß nichts davon. Und darum ist er der größte von allen."

Auch Messi hat diese Grenze überwunden - das hat immer wieder beinahe etwas Magisches, wenn Saviano das beschreibt. Wenn der Zuschauer oder Leser eins wird mit dem Geschehen, mit dem Gelesenen. Wenn Saviano fragt, wie es sein kann, dass Anna Politkowskaja sterben musste, nur weil sie so gut und so eindringlich über den Tschetschenienkrieg berichtete, dass auch Menschen in Italien, Deutschland und Amerika begriffen, um was es dort geht, was dort geschieht. Dass es auch sie etwas angeht. "Deshalb musste sie sterben."

Auch Saviano weiß, dass ihm der baldige Tod droht. Spätestens seitdem ein Mafia-Aussteiger ihm sogar den genauen Zeitpunkt seiner Hinrichtung preisgegeben hat. Es sei "ein merkwürdiges Gefühl" gewesen, schreibt Saviano, als die Carabinieri ihn anriefen, um ihm mitzuteilen, dass sich von nun an sein Leben für immer ändern werde. Und es änderte sich. Er deutet es immer nur kurz an: die Einsamkeit, die Leere, das bindungslose Leben von Ort zu Ort, von Versteck zu Versteck, und wie er irgendwann anfing die Worte zu hassen, die er geschrieben hatte und die ihm die Freiheit genommen haben. Seine Hoffnung sind die Menschen, die seine Bücher lesen: "Der Schriftsteller kann mundtot gemacht werden, aber er hat einen engen Verbündeten: den Leser. Und solange es diesen Leser gibt, kann den Worten des Schriftstellers nichts passieren."

VOLKER WEIDERMANN

Roberto Saviano: "Die Schönheit und die Hölle". Aus dem Italienischen von Friederike Hausmann und Rita Seuß. Suhrkamp, 300 Seiten, 19,90 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.01.2012

Dichter und
Kämpfer
Nach dem Erfolg seines Anti-Camorra-Romans „Gomorra“ lebt der Autor Roberto Saviano unter Polizeischutz. Er beschreibt sich selber als heldenhaften Streiter gegen Korruption und Machtmissbrauch. Er kämpft in Zeitungsartikeln und TV-Talks und versteht sich doch lieber als Dichter. In südländisch schwärmerischem Ton besingt er seine Vorbilder und Helden, darunter Musiker, Fußballspieler, Filmschaffende. Saviano setzt in seinen Porträts vor allem auf die Kraft der eigenen Begeisterung, dringt nicht allzu tief in sein Gegenüber. Man spürt die Angst des Autors, sich zu verlieren und die nagenden Zweifel an seiner Künstler- Identität. Möglicherweise liest sich manches im Original eleganter, vielleicht haben die Übersetzerinnen punktuell zu penibel gearbeitet, während sie andererseits stets „Schauer“ für „Schauder“ gelten lassen und anderes mehr.
Helmut Mauró
Roberto Saviano: Die Schönheit und die Hölle. Übers. v. F. Hausmann, R. Seuß. Suhrkamp, Berlin 2012. 304 S., 9,99 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

In knappen Zügen erzählt Rezensent Andreas Rossmann erst einmal das Schicksal Roberto Savianos nach, der seit der Veröffentlichung seines Anti-Mafia-Bestsellers "Gomorrha" nur noch mit Polizeischutz unterwegs sein kann und in Verstecken lebt. In diesem Band werde nun das journalistische Profil des Autors sichtbar, und zwar in seiner ganzen Vielfalt. Zwar gehe es auch wieder um die Mafia, daneben treten aber andere wichtige Themen hervor, etwa in der Besprechung literarischer Werke von William Vollmann bis Uwe Johnson. Besonders beeindruckt ist Rossmann aber von Savianos Texten über das Boxen. Im Kampf "Mann gegen Mann" in aller Öffentlichkeit erkennt Saviano - und der Rezensent stimmt ihm da zu - das Gegenprinzip zur Dunkelmannkriminalität der Mafia.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Saviano wird nicht müde, die Zustände in Italien anzuprangern, auf die gesellschaftliche Verwahrlosung aufmerksam zu machen und die Lethargie seiner Landsleute zu beklagen, was den ... appellativen Charakter vieler Artikel erklärt. Ein gewisses Pathos ist vermutlich auf den Ausnahmezustand zurückzuführen, in dem sich Roberto Saviano befindet - schliesslich setzt er permanent sein Leben aufs Spiel.« Maike Albath Neue Zürcher Zeitung 20110108