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Eugenijus Alisanka, einer der wichtigsten jüngeren Lyriker der Gegenwart, legt nach seinem vielbeachteten Werk "aus ungeschriebenen geschichten" (2005) einen neuen Gedichtband vor. Ein ruhelos Reisender, a poet on the road, durchmißt er die Räume des neuen Europas, auf den Spuren seiner politischen und kulturellen Topographie. Leere Wachtürme stehen in versehrten Landschaften; die Städte und Provinzen zwischen Vilnius und Venedig bergen ungezählte Erinnerungen, eigene und fremde, eingefärbt von uralter Erfahrung. Wie Zbigniew Herbert, den Alisanka ins Litauische übersetzt hat und dem er als…mehr

Produktbeschreibung
Eugenijus Alisanka, einer der wichtigsten jüngeren Lyriker der Gegenwart, legt nach seinem vielbeachteten Werk "aus ungeschriebenen geschichten" (2005) einen neuen Gedichtband vor. Ein ruhelos Reisender, a poet on the road, durchmißt er die Räume des neuen Europas, auf den Spuren seiner politischen und kulturellen Topographie. Leere Wachtürme stehen in versehrten Landschaften; die Städte und Provinzen zwischen Vilnius und Venedig bergen ungezählte Erinnerungen, eigene und fremde, eingefärbt von uralter Erfahrung. Wie Zbigniew Herbert, den Alisanka ins Litauische übersetzt hat und dem er als Autor viel verdankt, hält sein lyrisches, Rollen spielendes Subjekt Zwiesprache mit Dichtern und Philosophen: Epikur und Empedokles, Dante und Proust, Milosz und Barthes.
Seine reimlose, prosodische Lyrik kommt erzählerisch, oftmals auch recht ironisch daher: wenn etwa Odysseus ins heutige "nichtraucher-europa" heimkehrt. Diese Gedichte verweisen nicht auf sich selbst, sondern öffnen den Blickfür die Wirklichkeit, die sich in ihnen verfangen hat. Mit traumwandlerisch leichter Hand geschrieben, wirken sie wie die Seiten eines imaginären Reisetagebuchs.
Autorenporträt
Alisanka, Eugenijus
Eugenijus Alisanka, 1960 in Barnaul/Sibirien geboren, lebt in Vilnius. Er studierte Mathematik, publizierte sechs Lyrikbände, Essays und Übersetzungen. Seit 2003 gibt er die Vilnius Review heraus, die zeitgenössische litauische Literatur auf englisch präsentiert.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.09.2011

Ritter, Hirt, Huhn
Eugenijus Alisanka hört aus allen
Dingen Stimmen knistern
„Ich sollte nicht klagen“: Gleich im ersten Gedicht gesteht uns eine Figur, sie wolle „geschichten erzählen, besonders erfundene“. Und tatsächlich haben die Verse des litauischen Lyrikers Eugenijus Alisanka einen narrativen Gestus. Da laufen Tote mit kleinen Stadtplänen durch die Straßen – oder ein Mann im „schwarzen retro-anzug“ stellt sich für ein Foto in Positur. Obwohl oder gerade weil Alisanka die Ironie zu seinem Steckenpferd erklärt hat und mit den Ideen der Postmoderne gut vertraut ist, gehören Schreiben und Tradition bei ihm stets zusammen. Mit wachem Ohr lauscht er den dichterischen Vorbildern, ja, mit den Worten seines litauischen Kollegen Tomas Venclova könnte man sogar sagen: „Aus allen Dingen hört er Stimmen knistern.“ Auch die Erfindung ist ihm nicht fremd. Am liebsten schlüpft er in allerlei lyrische Rollen und Masken. Mal begegnen wir ihm als Ritter im „sprachturnier“, mal als „hirten mit flöte“ oder gar als dichtendem Huhn, dessen „gefiedertes herz“ flimmert. Fast immer ist dieser ernüchterte Dichter unterwegs, ohne dass man ihn doch als Reisepoeten bezeichnen könnte, der nur touristische Impressionen sammeln würde. Vielmehr huscht Alisanka über die Kontinente wie jener Geist, den er einmal besingt. Claudia Sinnig zeigt in ihren Übersetzungen großes Gespür für die „separatistische stimmung“ in Alisankas Kopf. Mit schnellen Zeilensprüngen legt er seine freien Rhythmen über die Seiten. Manchmal benutzt er die Verse ein wenig zu deutlich, um das Tagesgeschehen zu kommentieren. Meist aber hüpft er leichthin „aus dem präsens in den irrealis“ und zurück.
NICO BLEUTGE
EUGENIJUS ALISANKA: exemplum. Gedichte. Aus dem Litauischen von Claudia Sinnig. Suhrkamp Verlag, Berlin 2011. 112 Seiten, 14,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Blicke in Abgründe traut die Rezensentin diesem Autor schon wegen seiner eigenen Vita zu, die ihn den Zusammenbruch des Sowjetreiches im litauischen Vilnius erleben ließ. Hinzu kommen laut Ilma Rakusa ein mathematisches Verhältnis zur Welt, sich niederschlagend in nüchternen, klaren Perspektiven auf die Widersprüche des Daseins, sowie Witz und Ironie. Solchermaßen ausgestattet gelingen dem Dichter zweifelnde, fern von jedem Pathos angesiedelte reimlose Betrachtungen von Glaube, Liebe, Tradition und geschichtlicher Wirklichkeit, die Rakusa in diesem Band souverän übersetzt vorfindet.

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