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"Ihre Freundschaft war ehrlich genug für Tapferkeit vor dem Freund", schreibt Uwe Johnson, eine Zeile von Ingeborg Bachmann aufgreifend, zum Tod von Hannah Arendt im Dezember 1975. Zehn Jahre zuvor waren sie einander zum ersten Mal begegnet. Der Briefwechsel umfaßt insgesamt 60 größtenteils unveröffentlichte Briefe und dokumentiert das Verhältnis zwischen dem Schriftsteller, der durch Hannah Arendt zum ersten Mal jüdischem Leben und Denken begegnet, und der Philosophin, die das Erzählen des Verfassers der Jahrestage tiefgreifend geprägt hat.
Auf Einladung von Günter Grass begleitete Uwe
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Produktbeschreibung
"Ihre Freundschaft war ehrlich genug für Tapferkeit vor dem Freund", schreibt Uwe Johnson, eine Zeile von Ingeborg Bachmann aufgreifend, zum Tod von Hannah Arendt im Dezember 1975. Zehn Jahre zuvor waren sie einander zum ersten Mal begegnet. Der Briefwechsel umfaßt insgesamt 60 größtenteils unveröffentlichte Briefe und dokumentiert das Verhältnis zwischen dem Schriftsteller, der durch Hannah Arendt zum ersten Mal jüdischem Leben und Denken begegnet, und der Philosophin, die das Erzählen des Verfassers der Jahrestage tiefgreifend geprägt hat.

Auf Einladung von Günter Grass begleitete Uwe Johnson den Schriftstellerkollegen 1965 auf einer dreiwöchigen Amerikareise. Deren gemeinsamen Auftritt in New York beschreibt Hannah Arendt so: "Apropos deutsche Schriftsteller: Sind augenblicklich alle hier, Grass und Johnson habe ich kennengelernt, darüber mündlich. Und Enzensberger ist im Anzug. Der Mangel an gesundem Menschenverstand ist oft zum Verzweifeln."

Ein Jahr später, gleich zu Beginn seines zweijährigen New-York-Aufenthalts, suchte Uwe Johnson das Gespräch mit Hannah Arendt. Beide wohnen in unmittelbarer Nachbarschaft am Riverside Drive.

Es entwickelt sich eine Freundschaft, die auch nach Uwe Johnsons Rückkehr aus Amerika gepflegt wird und bis zum Tod von Hannah Arendt anhält. Man hält sich auf dem laufenden über Berufliches und Privates und die hohe persönliche Wertschätzung öffnet auch die Tür zu Arbeitsfragen: "Ich bekomme Seminare in Philosophiegeschichte, zeitgenössischer Politik, Zeitgeschichte, je nach Wunsch", so Uwe Johnson.
Autorenporträt
Hannah Arendt, am 14. Oktober 1906 in Hannover geboren und am 4. Dezember 1975 in New York gestorben, studierte Philosophie, Theologie und Griechisch unter anderem bei Heidegger, Bultmann und Jaspers, bei dem sie 1928 promovierte. 1933 Emigration nach Paris, ab 1941 in New York. 1946 bis 1948 Lektorin, danach als freie Schriftstellerin tätig. 1963 Professorin für Politische Theorie in Chicago, ab 1967 an der New School for Social Research in New York.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.06.2004

Eine amerikanische Freundschaft
Diskret: Hannah Arendt und Uwe Johnson wechseln Briefe

Wer den Briefwechsel von Hannah Arendt und Uwe Johnson in die Hand nimmt, der sollte zuerst das Nachwort lesen. Dort erfährt man, wann die beiden sich zum erstenmal in New York getroffen haben. Das war auf einer Veranstaltung des Goethe-Hauses in New York am Abend des 21. Mai 1965. Der erste Brief von Hannah Arendt an Uwe Johnson stammt vom 22. Juni 1967.

Am 1. Juni 1966 tritt Johnson eine zeitlich befristete Stelle als Schulbuchlektor bei einem Verlag in New York an, um sich auf diese Weise seinen Aufenthalt in der von ihm geliebten Stadt zu erarbeiten. Eine Woche darauf trifft er Hannah Arendt, die den deutschen Schriftsteller später in intellektuelle und jüdische Kreise einführen wird. Im August 1968 muß Johnson leider die Vereinigten Staaten wieder verlassen. Das zweite Jahr in New York hatte er sich dank eines Stipendiums der Rockefeller Foundation leisten können, für das Hannah Arendt ein Empfehlungsschreiben verfaßt hatte.

Schon der dritte Brief, den Johnson an Arendt schreibt, kommt aus Berlin, wo er mit der Niederschrift der "Jahrestage" beginnt. Die Briefe, die diesem Schreiben vorausgehen, haben die Länge von Postkartenmitteilungen. Die Briefe, die diesem Schreiben folgen, kommen zum größten Teil inhaltlich über das Postkartenformat nicht hinaus. Wer erwartet, daß zwischen den beiden, dem Schriftsteller und der Philosophin, die Funken fliegen, wird schwer enttäuscht. Das Nachwort vermutet, daß die Grundlage ihrer Freundschaft in den zwei amerikanischen Jahren gelegt worden ist, wo sie in nachbarschaftlicher Nähe wohnten. Die beiden konnten sich ihre Freundschaft am besten im Gespräch beweisen. In den Briefen kann man das ahnen und eine Verbundenheit spüren, die ohne intellektuellen Austausch hielt. Schlau aber wird man aus den Briefen nicht, wenn man überlegt, was die beiden zusammengehalten hat, und man möchte es vielleicht auch gar nicht wissen, wenn man sich die Forderungen nach Diskretion in Erinnerung ruft, die Johnson gerne erhob.

Durch die Kommentierung der Briefe wird ein kleines zeitgeschichtliches Panorama im Hintergrund angelegt - im Vordergrund spricht Hannah Arendt die Einladung aus, Johnson möchte doch ins Tessin kommen, wo sie immer wieder einige Tage und Wochen verbrachte. Oder Johnson spricht im Vordergrund sein Bedauern aus, daß er nicht ins Tessin kommen kann, weil er mit seinem Roman beschäftigt sei. Über diesen Roman, dessen letzter, vierter Band erst 1983 erscheint, acht Jahre nach Arendts Tod, hat die Philosophin in einem Brief an Johnson bemerkt: Sie halte das Buch für ein "Meisterwerk", für ein Dokument, in dem Vergangenheit haltbar und überzeugend gemacht sei.

Im Nachwort des Briefwechsels wird der Versuch unternommen, zwischen Johnson und Arendt eine Brücke zu schlagen über den Stil - das literarische Schreiben hier und das essayistische Schreiben dort, die beide ihre Spannung aus der Anstrengung beziehen, daß nur ein unablässiges Verstehen ein Zuhause in der Wirklichkeit ermögliche. Das ist ein schöner Gedanke, wenn wir auch nicht der Ansicht sind, daß die Philosophin genuin eine "Geschichtenerzählerin" gewesen sei. Wer nach dem Nachwort die Briefe der beiden gelesen hat, wird sich fragen, was sie sich zu sagen hatten, und sich daran halten, daß die beiden sich im Gespräch wahrscheinlich alles sagten, in ihren Briefen aber weitgehend nichts.

EBERHARD RATHGEB

Hannah Arendt/Uwe Johnson: "Der Briefwechsel 1967-1975". Herausgegeben von Eberhard Fahkle und Thomas Wild. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004. 342 S., geb., 18,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.11.2006

Tantalus oder Die Zurückweisung
Hier wächst nichts, aber auch gar nichts zusammen, und das Wort „Freundschaft” steht für eine Sehnsucht, die sich nie erfüllen wird: Der Briefwechsel zwischen Uwe Johnson und Fritz J. Raddatz Von Helmut Böttiger
Wenn sich zwei so unterschiedliche Menschen Briefe schreiben, muss schon viel zusammenkommen. Das Bild Uwe Johnsons, der 1984 in seinem entlegenen englischen Zufluchtsort Sheerness on Sea starb, hat sich im Lauf der Zeit immer weiter verfestigt: ein mecklenburgischer Einzelgänger, äußerst akribisch und skrupulös, mit hohen moralischen Maßstäben, dabei gleichzeitig höchst empfindlich und stur, einer, der sein Leben radikal und konsequent in Literatur aufzulösen schien. Fritz J. Raddatz hingegen, der in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag gefeiert hat, ist heute noch so umtriebig und eloquent, wie man es seit jeher von ihm behauptet hat – ob in seiner Zeit als Cheflektor des Rowohlt-Verlags von 1960 bis 1969 oder als Feuilletonchef der „Zeit” von 1977 bis 1985.
Es gibt Briefe, Postkarten, Telegramme und Billette zwischen den beiden, insgesamt 179 an der Zahl, von August 1966 bis August 1978 zeitweilig recht intensiv, dann unterbrochen, schließlich endend in zwei einzelnen Briefen vom August 1983. Der Briefwechsel zwischen diesen beiden Autoren entstammt einer Zeit, die vermutlich als eine entscheidende Zäsur in die Literaturgeschichte eingehen wird. Diese Generation ist die letzte, bei der Archivare noch auf klassische Weise fündig werden können. Wenn es eng wurde, schrieben sie sich Briefe.
Wie bei so vielen Protagonisten des bundesdeutschen Literaturgeschehens fand die erste Begegnung zwischen Johnson und Raddatz bei einem Treffen der Gruppe 47 statt: im Oktober 1959 auf Schloss Elmau. Ihre Bekanntschaft bleibt zunächst verhalten, obwohl es im äußeren Leben auffällige Gemeinsamkeiten gibt: Raddatz hat die DDR Ende 1958 verlassen, Johnson im Juli 1959. Johnsons Roman „Mutmaßungen über Jakob” erscheint im Herbst 1959 bei Suhrkamp, erregt wegen seiner ungewohnten, von William Faulkner beeinflussten Schreibweise Aufsehen. Raddatz gehört zu den frühen Fürsprechern und rezensiert die „Mutmaßungen” sofort in der Zeitschrift „Die Kultur”: von „jakobinischem Ernst” ist in seinem Text die Rede, von „jener nahezu transzendenten Leidenschaftslosigkeit, wie wir sie von Brecht kennen”.
Die beiden treffen sich bei offiziellen Anlässen, bei den Tagungen der Gruppe 47 vor allem, bei Lesungen und Diskussionen im Radio oder im Fernsehen. Der Briefwechsel setzt ein, als Johnson für zwei Jahre in New York lebt, von 1966 bis 1968. Johnson schreibt dort an seinem epochalen Roman „Jahrestage”, arbeitet daneben als Schulbuchlektor und interessiert sich für die Anthologie „Nachrichten aus Deutschland”, Texte aus der DDR, die im Februar 1967 bei Rowohlt erscheinen. Johnsons Bitte ist der Anlass dafür, weiter in Kontakt zu bleiben. Der stets neugierige Raddatz ergreift die Gelegenheit mit den Worten: „Schreiben Sie mir mal, wie Ihnen New York so gefällt und was Sie so machen.”
Erdmut Wizisla, der verdienstvolle Herausgeber des Briefwechsels, bezeichnet Johnsons zögernde Antwort durchaus nachvollziehbar als eine „Keimzelle” für die „Jahrestage”. Allerdings verwischt er wohl die Gegensätze zwischen den beiden Briefschreibern, wenn er aus der gemeinsamen DDR-Vergangenheit die gemeinsame Überzeugung destilliert, „dass Literatur nicht im gesellschaftsfreien Raum stattfindet, aber auch den unbestechlichen Blick, eine gewisse Schwäche für Moral und die Leidenschaft für die Wahrheit”.
Im Vordergrund dieses Briefwechsels steht eher, dass Raddatz die Existenzbedingungen des Westens offensiv annimmt, er wird geradezu zu einem Paradebeispiel für die Erscheinungsformen des sich entwickelnden Kulturbetriebs, für das Wirbeln und Rudern, für die Meinungsfreude in tagesaktuellen Debatten, für die Lust, in der Öffentlichkeit zu agieren. Johnson legt dagegen größten Wert auf Distanz. Sein Naturell und dasjenige von Raddatz‘ ergeben viel weniger Schnittmengen, als vor allem Raddatz sie sich wünscht.
Johnsons charakteristisch spröder, juristisch vertrackter, sublim ironischer Stil unterscheidet sich sehr von den Tonlagen, die Raddatz anschlägt: mal offiziell geschäftig, mal launig plaudernd. Obwohl Raddatz drei Jahre älter ist, erscheint er als der enthusiastische Jüngere. Er verehrt, er wirbt um Treffen, wirbt zugleich, ob als Lektor oder als Redakteur, um den Autor Johnson, die privaten und die beruflichen Komponenten gehen dabei untrennbar ineinander über. Johnson wirkt demgegenüber fast herablassend, kühl, und manchmal sind seine Wendungen, kunstvoll gebaut und wie literarische Vorstudien, schroff und abweisend. Die gegenseitigen Anreden verraten viel von diesen Rollenspielen: Johnsons „Liebes Fritzchen” ist wie eine Maske, da wird gerade in der neckisch zitierenden Ansprache eine Trennwand eingebaut, und bei Raddatz‘ „Lieber Groß-Uwe” schwingt bei aller vorgegebenen Ironie das Wissen um die Unerreichbarkeit des Anderen mit. Man ahnt von vornherein, dass die beiden immer beim „Sie” bleiben werden.
Dabei schreibt Raddatz ohne Umschweife über seine verschiedenen Tätigkeiten: über die Kündigung bei „Rowohlt” wegen der „Ballon-Affäre”, als die Verlagsleitung ohne sein Wissen in Zusammenarbeit mit den Behörden antikommunistische Schriften über der DDR abwarf, über die Arbeit an seiner Marx-Biografie oder an seiner Habilitationsschrift über DDR-Literatur. Raddatz polarisiert, macht sich viele Feinde und Neider, ist seinerseits extrem kränkbar durch Kritik. Er möchte unbedingt bei Suhrkamp veröffentlichen (wie Johnson) und er beklagt sich über die Haltung des Verlegers Siegfried Unseld, einmal aus der Machtposition heraus, die er zweifellos besetzt, ein andermal wie jemand, der gerade seinen ersten Lyrikband eingereicht hat.
Obwohl die Chemie zwischen ihm und Unseld offenkundig nicht stimmt, versucht Raddatz immer wieder, vom Prestige einer Suhrkamp-Veröffentlichung zu zehren und Johnson dabei einzuspannen. Dabei lässt er seinen Gefühlen freien Lauf, zu taktischen Spielchen oder versteckten Intrigen scheint er viel weniger in der Lage zu sein, als es auf den ersten Blick wirkt. Es bleibt nicht aus, dass Johnson sich zurückzieht und Raddatz‘ Überschwang ins Leere laufen lässt.
Der Sarkasmus Uwo Johnsons kann kalt und schneidend sein. Dissonanzen zwischen den beiden Briefschreibern kündigen sich früh an: „was sind Sie doch für ein merkwürdiger freund, der immer nur strafend-abfälliges zur verfügung hat in seinen begrüssungen. muss das wirklich so sein?”, schreibt ihm Raddatz am 24. Februar 1975. Doch er rafft sich nach jeder Verstimmung immer wieder auf: „so viele freunde hat man nicht, dass man sich langen groll gegenseitig leisten sollte/könnte, oder?”, so heißt es am 21. November 1975.
„Freundschaft” ist ein großes Wort. Raddatz benutzt es als Losung seiner Sehnsucht. Als er Feuilletonchef der Zeit wird, umgarnt er Johnson mit allen Mitteln, und die gegenseitigen Besuche, das abendliche Weintrinken, das Sich-Aussprechen muss gelegentlich wirklich befreiend gewesen sein, in den Briefen kann man es nur indirekt erschließen. Doch wenn Raddatz sich wieder beschwert, dass alles so „schwierig” sei, „vor allem bei mir”, wird Johnson sofort grantig, er wertet dergleichen offenkundig als eine Art luxuriöses Selbstmitleid. Zunehmend reagiert er nach persönlichen Begegnungen im größeren Kreis allergisch auf etwas, was er als Raddatz’ „Witzeleien” bezeichnet, als „feinen Ton der hamburger Geisteswelt”, der ihm überhaupt nicht „gefällt”.
Als Raddatz sich seinem Empfinden nach vorsichtig danach erkundigt, ob Johnson und seine Frau wirklich getrennt leben, kommt es zum Bruch. Johnson argwöhnt, Raddatz sei daran beteiligt, das sein Privatleben in die Öffentlichkeit gerät. Im August 1978 wirft er Raddatz „unmanierliche Klatschsucht” vor und schreibt Sätze, von denen er weiß, wie weh sie tun: „Nun bedauern wir gründlich, nie gehört zu haben auf jene Reihe Leute, die uns davor warnten, Ihnen je zu vertrauen.”
Es kommt im Grunde nie zu einem vertrauten Ton, immer schwingt etwas Quälendes mit. Dennoch ist der Briefwechsel aufschlussreich. Neben einigen Farbtupfern aus dem Literaturbetrieb zeigt er so deutlich wie selten die Atmosphäre, die Uwe Johnsons in seinen späten Jahren umgab: seine Strenge, seine Rigorosität, seinen „Rasiermesserbegriff von Freundschaft”, wie Raddatz es einmal verzweifelt nennt. Die beiden stehen für zwei entgegengesetzte Pole des literarischen Lebens. Wer will, mag darin etwas Allgemeineres erkennen.
Uwe Johnson, Fritz J. Raddatz
„Liebes Fritzchen” – „Lieber Groß-Uwe”
Der Briefwechsel. Herausgegeben von Erdmut Wizisla. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006. 339 Seiten, 26,80 Euro.
Uwe Johnson, Fritz J. Raddatz
Foto: Brigitte Friedrich (oben), Erwin Elsner (unten)
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Sehr interessiert, wenn auch scheinbar ohne größeren Erkenntnisgewinn hat Stephan Reinhardt den Briefwechsel zwischen Hannah Arendt und dem drei Jahrzehnte jüngeren Uwe Johnson gelesen. Man entnimmt seiner Besprechung, dass es darin hauptsächlich um den Austausch politischer Ansichten ging: "Arendt und Johnson teilen sich die Schwächen und Fehler ihrer Länder mit" - Arendt hadert mit Nixon, Johnson bedauert die hysterischen Reaktionen auf die RAF-Aktivitäten, die Verunglimpfung von Intellektuellen als Sympathisanten. Der Rezensent seinerseits findet es schade, dass die wirklich brisanten Gespräche - was etwa den Totalitarismus, Arendts Thema, oder den jüdisch-palästinensischen Konflikt angeht - mündlich stattfanden, als Johnson in der New Yorker Nachbarschaft Arendts wohnte. So seien die "sorgfältig" kommentierten Briefe vor allem Zeugnis einer Zuneigung und Beleg dafür, dass der schwierige Charakter Johnson "eine Begabung für die Freundschaft mit weiblichen Intellektuellen und Charakterköpfen" zeigte.

© Perlentaucher Medien GmbH