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Die letzte Mucke: gestern noch bei den Streichern der Philzharmoniker, heute im Vorprogramm einer ranzigen Heavy-metal-Band. Eine Katastrophe. Ausgegeigt. Charlie Evans will nur noch weg, raus aus Philz Town.
Also erstmal die Kasse auffüllen. Für den heftigsten Job in der Stadt gibt's am meisten Geld, denn die Sache ist nicht sauber: Ratten killen im Akkord, und zwar in der städtischen Kanalisation. Charlie goes underground, zusammen mit seinem Kumpel Tinsel Greetz, der sich an seiner stabilen Pechsträhne durchs Leben hangelt.
Im Lauf der Nacht, in der sie die unverhofft reichlichen
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Produktbeschreibung
Die letzte Mucke: gestern noch bei den Streichern der Philzharmoniker, heute im Vorprogramm einer ranzigen Heavy-metal-Band. Eine Katastrophe. Ausgegeigt. Charlie Evans will nur noch weg, raus aus Philz Town.

Also erstmal die Kasse auffüllen. Für den heftigsten Job in der Stadt gibt's am meisten Geld, denn die Sache ist nicht sauber: Ratten killen im Akkord, und zwar in der städtischen Kanalisation. Charlie goes underground, zusammen mit seinem Kumpel Tinsel Greetz, der sich an seiner stabilen Pechsträhne durchs Leben hangelt.

Im Lauf der Nacht, in der sie die unverhofft reichlichen Ratten-Dollars in Hochprozentiges umsetzen, lassen sie keinen Zusammenstoß aus. "Heil dir Discordia." Aber wie sind sie an diese Frau gekommen, in deren Luxussuite sie am nächsten Morgen halbtot aufwachen?

Charlie zwischen Filmriß und Spucke-weg. Ein Wahnsinn, diese Louise mit langem i und noch längeren Beinen. Zum erstenmal in seinem Leben hat's gefunkt, und sie ist offenbar durch nichts zu erschüttern. Das riecht nach Zukunft. Und ausgerechnet jetzt kommt Greetz mit seinem neuesten Plan: dem genialen, dem ultimativen Bankraub.

Die Welt ist komisch, wenn man sie nicht selbstverständlich hinnimmt, wie sie ist. Wie kann man überhaupt reibungslos hineinpassen in eine Welt, die so ist, wie sie ist?

Komik & Reibung - Spezialgebiet des jungen Amerikaners Tristan Egolf, der mit Monument für John Kaltenbrunner "wie eine arktische Brise" in die amerikanische Gegenwartsliteratur hereingefegt ist.
Autorenporträt
Tristan Egolf, 1971 in Pennsylvania geboren, spielte, nachdem er das College geschmissen hatte in einer Punkrockband, reiste quer durchs Land und lebte eine Zeitlang in Indiana. Er begann mit der Niederschrift seines ersten Romans, während er mit seiner Gitarre durch Europa zog. Tristan Egolf lebte in Indiana und schließlich in New York (Bundesstaat). 2005 beging Egolf Selbstmord.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.04.2003

In der Welt von Chuck Evans, einem kambodschanisch-schwarzen arbeitslosen Geiger (und daher nun Kanalrattentotschläger), wimmelt es von „Gründelasseln, Matratzenschlampen, Billiganarchistenfuzzis, Postpunkerpack, Sumo-Nazis, Abschaumschlägern, Kornmaiden und Schlingschleichen”. Eine seltsame Welt voller unheimlicher Kerle und Kraftausdrücke. Da wirkt die Luxus- Schönheit Louise, in deren Bett Chuck eines verkaterten Morgens aufwacht, wie eine Baccara-Rose im Unkrautgestrüpp. Wie viel davon der amerikanische Jung- Autor Tristan Egolf selbst erlebt hat, ist nicht bekannt. Zumindest hat der College-Abbrecher aus Pennsylvania in vielen Jahren als Punkrocker und Herumtreiber in den USA und Europa bestimmt einige Gestalten kennen gelernt, die nun in seinem zweiten Roman „Ich und Louise” (Suhrkamp) auftauchen. Am Dienstag, 6. Mai, liest er um 20.30 Uhr bei Colibris (Leonrodstraße19, Telefon 16 93 26).
zir
SZ BUCH-TIPP
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.05.2003

Muskulöse Sprache
Tristan Egolf stellt seinen neuen Roman "Ich & Louise" in der Goethe-Universität vor

Vom Streicher bei den "Philzharmonikern" zum Rattenkiller in der Kanalisation von "Philz Town": Charlie Evans hat sich auf dem American way of life offenbar verlaufen. Außerdem scheint er sich in der Zimmertür geirrt zu haben, denn nach der jüngsten Sauftour mit seinem Kumpel Tinsel Greetz wacht er in der Suite eines First-class-Hotels auf und erblickt die schönsten Beine, die er je gesehen hat. Sie gehören Louise, und fortan hat der schwarze Außenseiter nur noch Augen für die Schöne aus Paris. Doch bevor er sich mit ihr auf und davon macht, muß er diverse Abenteuer bestehen. Etwa ein Essen im Nobelrestaurant der Stadt, wo er zwar die Speisekarte nicht übersetzen kann, aber die oberen Zehntausend mit einem barbarischen Allegro von Bartók erobert.

Ein bißchen barbarisch wirkt auch die Schreibe von Tristan Egolf. Vor allem, wenn seinem verliebten Helden unter allerlei "@$%_&§?##" wie im Comic die Sinne schwinden. Schon nach seinem ersten Roman "Monument für John Kaltenbrunner" hatte die deutsche Kritik den amerikanischen Nachwuchsautor als jungen Wilden abgestempelt, der die Dynamik der Punkmusik auf die Literatur übertragen habe. Lektor Jürgen Dormagen sieht in dieser stilistischen Kraftmeierei eher eine Energie am Werk, die sich beim Erzählen zu einer "muskulösen Sprache" forme. Auf Einladung des Suhrkamp Verlags und des Amerika-Hauses stellte Egolf jetzt in einem Werkstatt-Gespräch mit Studenten der Amerikanistik an der Frankfurter Goethe-Universität seinen zweiten Roman "Ich & Louise" vor.

Die Liebesgeschichte zwischen dem verarmten Ich-Erzähler  und der wohlhabenden Journalistin ist im sprachlich nur leicht verkappten Philadelphia verortet. Dort kennt Egolf sich aus, denn er wurde 1971 in Pennsylvania geboren und wuchs ebendort auf, bevor er nach New York und später nach Indiana umzog, wo er heute lebt. Das College hatte er abgebrochen, war mit einer Punkrockband durch die Staaten getingelt und später mit seiner Gitarre als Straßenmusiker durch Europa getrampt. Hier schrieb er sein erstes Roman-Manuskript zu Ende, das die amerikanischen Verleger nicht zu schätzen wußten, hier lernte er Maria Modiano kennen, deren Vater Patrick bei Gallimard unter Vertrag war. So kam der Amerikaner zum renommiertesten Verlag in Paris, und sein Debütroman über einen Loser im Mittleren Westen zu einer französischen Urfassung. Christoph Buchwald, einst avisierter Unseld-Nachfolger, vermittelte den Erstling vor drei Jahren an den Suhrkamp-Lektor, der sich von Egolfs energetischem Furioso überzeugen ließ.

Auch in seinem zweiten Roman legt der Autor ein atemberaubendes Tempo vor, das sein sprachschöpferischer Übersetzer Frank Heibert kongenial mithält. Etwa in der Restaurant-Szene, die Egolf im Poelzig-Bau wie einen Slapstick vortrug. Seine Prosa löst sich in ein dialogisches Stakkato auf, das nur von inneren Kurz-Monologen im Kursivdruck unterbrochen wird. Autobiographische Bezüge sind so offenkundig, daß der Verfasser sich gar nicht erst Mühe gab, sie zu leugnen. Doch nach Vorbildern in der Literaturgeschichte zu stöbern, findet er müßig, da er sich vor allem vom Leben, von Film und Musik geprägt fühle. Seine Botschaft wollte eine Studentin wissen. "Never quit" (Niemals aufgeben), entgegnete Egolf unbekümmert, aber: "Vor allem hört nicht auf andere Leute."

CLAUDIA SCHÜLKE

Am 16. Mai um 20 Uhr liest Tristan Egolf mit seinem Übersetzer im Künstlerhaus Mousonturm aus "Ich & Louise".  

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Kunstvolle Schundromane liegen im Trend. Allerdings sind sie kompliziert in der Herstellung, und einiges kann dabei schief gehen. Auch der spritzigen Geschichte von Charlie, einem Geige spielenden afrikanisch-kambodschanischen Amerikaner, seinen Freund Tinsel und der schönen Frau, die beide erlösen will, mangelt es ein wenig an tieferer bedeutung. Macht aber kaum was: US-Autor Tristan Egolf hat nach "Monument für John Kaltenbrunner" gezeigt, dass er ein zweites Mal sehr witzig sein kann. Der Rest findet sich schon noch.

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

"Ein Roman wie aus einem Cultural-Studies-Reader entsprungen", zieht Gustav Mechlenburg das Fazit gleich im ersten Satz. Womit er sagen will: Randgruppen und komische Gestalten, wohin das Auge des Lesers blickt. Unter anderem der Erzähler Charlie Evans, ein Geige spielender afrikanisch-kambodschanischer Amerikaner, und sein anarchistischer Freund Tinsel, die irgendwann als Rattenkiller beschäftigt sind, bevor sie von einer Frau wie aus dem Märchen in die Klasse der obersten Zehntausend eingeführt werden. Die Katastrophe komme verlässlich, auch an "Tempo, Skurrilität und infernalischer Sprache" mangele es nicht, nur leider an Substanz. Und das, erinnert sich Mechlenburg, war bei Egolfs erstem Roman "Ein Monument für John Kaltenbrunner" ganz anders. Der Nachfolger sei zwar recht kurzweilig, wirke aber "wie eine nachträgliche Vorstudie". Souverän verfertigter Trash, nicht mehr.

© Perlentaucher Medien GmbH