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Seit drei Jahren ist Günther Brubecks Feuer erloschen, der einst so elegante, integere Kommissar dienstunfähig. Erst als ihn sein Vorgesetzter und Freund Henning Krull vorzeitig in Pension schicken will, erwacht er aus seiner Lethargie. Er nutzt die letzten Dienstwochen, um diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die er für sein Unglück verantwortlich macht.

Produktbeschreibung
Seit drei Jahren ist Günther Brubecks Feuer erloschen, der einst so elegante, integere Kommissar dienstunfähig. Erst als ihn sein Vorgesetzter und Freund Henning Krull vorzeitig in Pension schicken will, erwacht er aus seiner Lethargie. Er nutzt die letzten Dienstwochen, um diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die er für sein Unglück verantwortlich macht.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.07.2000

Der Improvisator
„Brubecks Echo” von Wolfgang Stauch: ein Krimi der höheren Art
Selten hat mich das Wort des Plautus, Name sei zugleich Vorbedeutung, ja zwingender Hinweis auf mit ihm verbundenen Hintersinn so überzeugt, wie in dem Titel Brubecks Echo. Zwar ist der Name Brubeck im Titel des Kriminalromans von Wolfgang Stauch nicht als plattestes Nomen est omen zu verstehen, wie etwa das Namenspiel des Eishockeyspielers Kühnhackl oder des Fußballers Beinlich: Doch wer sich je mit dem Jazz beschäftigt hat, verbindet Brubeck mit dem Jazzpianisten Dave Brubeck, dessen musikalisches Charakteristikum die improvisierte kontrapunktische Kunst ist, die ihn mehr mit Bach als mit den Veteranen von New Orleans verbindet.
Anklang und Nachklang dieses Namens setzen Assoziationen frei: Kein Kriminalkommissar kann Brubeck heißen, dessen Arbeitsmethode nicht mit der Improvisationstechnik des Jazzpianisten zu vergleichen wäre, wie kein Kommissar mehr Derrick heißen kann, ohne den Typ des philosophisch angehauchten deutschen Durschnittsermittlers zu verkörpern.
Gunther Brubeck, der Ermittler in Stauchs Roman, beharrlich, geradezu ingrimmig hinter dem Mörder seiner Frau und seines Söhnchens her, ist der Prototyp des vom Leben gezeichneten Improvisators. Über eine langwierige Recherche hinweg wirft er Schatten und Echo dessen, der von Gelegenheit zu Gelegenheit, aus dem Handgelenk ermittelt. Stauch entwickelt dabei eine Erzählsprache, die über glänzende Beherrschung des Atmosphärischen hinaus bis in äußerste Präzision der Beschreibung vorstößt. Die wie Eisregenschauer niederprasselnden Lampenscherben, der wie Raucherhusten knatternde Motor, der schwitzende Champagnerkübel sind Sprachbilder, die dem Kriminalroman eine zwingende poetische Metaphorik verleihen.
Und wenn Miriam, die Bardame, ihren Body auszieht, um zu zeigen, dass sie darunter noch einen zweiten trägt, stößt der Roman mit dieser Szene in Dimensionen von Dashiell Hammett vor. Zwar ist Stauchs Brubeck nicht Hammetts Sam Spade, auch verträgt er den Whisky nicht so gut wie dieser, doch Humphrey Bogart, lebte er noch, könnte gut und gerne in die Rolle Brubecks schlüpfen.
Wie die Geschichte sich entwickelt, sich hinschleppt, in Neben- und Irrwege verzweigt und schließlich löst, ist spannend erzählt. Der Mond, so viel sei verraten, ist das deutsche romantische Endglied in der Beweiskette, die Jan Piel, Brubecks Nachfolger im Amt, auf seine jugendlich unbekümmerte Weise schließt. Der ältere Leser erinnert sich bei seinem Namen an Harry Piel, den draufgängerischen Filmhelden der dreißiger Jahre.
LUDWIG HARIG
WOLFGANG STAUCH: Brubecks Echo. Kriminalroman. Suhrkamp, Frankfurt 2000. st 3095, 266 Seiten, 17,90 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Wer den Namen Brubeck liest, so Ludwig Harig, muss gewiss an den Jazzpianisten Dave Brubeck denken, und das sollte er auch ruhig. Denn Improvisation ist auch die Kunst dieses Ermittlers, dessen Frau und Kind ermordet wurden. Harig attestiert dem Autor eine "glänzende Beherrschung des Atmosphärischen" und Sprachbilder von "zwingender poetischer Metaphorik". Wie sich das Knäuel aus Motiven, Verdächtigungen, Wegen und Irrwegen schließlich auflöst, verrät Harig natürlich nicht. Aber er teilt uns mit, er könne sich Humphrey Bogart gut als Brubeck vorstellen. Immerhin.

© Perlentaucher Medien GmbH