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»Nachschriften sind freilich trübe Quellen« - dieses Heideggerdiktum kann gegen die studentischen Nachschriften zu Hegels Ästhetikvorlesungen nicht geltend gemacht werden. Anders als die von Hotho »geschönte« Ästhetik erweisen sie sich als höchst authentisch und bieten einen aufschlußreichen Einblick in Hegels Gedanken zur Rolle der Kunst in der Kulturgeschichte. Unter den vier Berliner Vorlesungen zur Philosophie der Kunst, die Hegel zwischen 1820 und 1829 gehalten hat, ist besonders jene von 1826 brisant. In ausführlicher Auseinandersetzung mit exemplarischen Kunstwerken stellt er hier der…mehr

Produktbeschreibung
»Nachschriften sind freilich trübe Quellen« - dieses Heideggerdiktum kann gegen die studentischen Nachschriften zu Hegels Ästhetikvorlesungen nicht geltend gemacht werden. Anders als die von Hotho »geschönte« Ästhetik erweisen sie sich als höchst authentisch und bieten einen aufschlußreichen Einblick in Hegels Gedanken zur Rolle der Kunst in der Kulturgeschichte. Unter den vier Berliner Vorlesungen zur Philosophie der Kunst, die Hegel zwischen 1820 und 1829 gehalten hat, ist besonders jene von 1826 brisant. In ausführlicher Auseinandersetzung mit exemplarischen Kunstwerken stellt er hier der sogenannten »These vom Ende der Kunst« die Behauptung von der Unersetzlichkeit der Künste entgegen. Mit der Mitschrift des Studenten von der Pfordten wird eine vollständige Überlieferung dieser Vorlesung nun erstmals publiziert.
Autorenporträt
Hegel, Georg Wilhelm FriedrichGeorg Wilhelm Friedrich Hegel wurde am 27. August 1770 in Stuttgart geboren und starb am 14. November 1831 in Berlin. Er wuchs in einem pietistischen Elternhaus auf. Vermutlich ab 1776 besuchte Hegel ein Gymnasium in Stuttgart, seit 1784 das Obergymnasium. Seine Interessen waren breit gestreut. Besonderes Augenmerk widmete er der Geschichte, insbesondere der Antike und den alten Sprachen. Ein weiteres frühes Interesse bildete die Mathematik. 1788 nahm Hegel an der Tübinger Universität das Studium der Theologie auf. Im September 1790 erhielt er den Grad eines Magisters der Philosophie, 1793 wurde ihm das theologische Lizenziat verliehen. Hegel profitierte viel von dem intellektuellen Austausch mit seinen später berühmten Zimmergenossen Hölderlin und Schelling. Sie hegten große Sympathie für die revolutionären politischen Ereignisse in Frankreich. Jedoch fand später durch das Scheitern Napoleons eine politische Umorientierung bei Hegel statt. Er wurde e

in Anhänger der konstitutionellen Monarchie Preußens und söhnte sich mit den politischen Gegebenheiten aus. Hegels Philosophie erhebt den Anspruch, die gesamte Wirklichkeit in der Vielfalt ihrer Erscheinungsformen einschließlich ihrer geschichtlichen Entwicklung zusammenhängend, systematisch und definitiv zu deuten. In ihrer Wirkung auf die westliche Geistesgeschichte ist sie mit dem Werk von Platon, Aristoteles und Kant vergleichbar. Sein philosophisches Werk Phänomenologie des Geistes aus dem Jahre 1807 zählt zu den wirkmächtigsten Werken der Philosophiegeschichte überhaupt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.02.2005

Die Schraube bitte fester ziehen!

Daß hochfahrende Gymnasiasten, die weiter vorausdenken als spucken können, irgendwann zwischen siebzehn und neunzehn Jahren einen Nietzschefimmel entwickeln, der mitunter erst im Berufsleben, also an den Gerichten, in den Redaktionen oder auf dem Lehrstuhl, wieder abklingt und manchmal gar nicht mehr, halten wir für den Lauf der Natur, so lange ist es schon das Gegebene. Bevor das Phänomen zum erstenmal auftrat, waren diese Jugendlichen besser dran: Es gab eine Zeit, als statt des Nietzschefimmels der Hegelknall die entscheidenden Jahre adoleszenter intellektueller Selbstüberhebung prägte. Nietzsches pausbäckiger, aber ungesunder Stolz darauf, daß er "mit dem Hammer philosophieren" konnte, verstellt den Kleinen heute leider den Blick darauf, daß man es - wie Georg Wilhelm Friedrich Hegel - statt mit dem Hammer auch eher bohrend versuchen kann, als jemand, der seine Gedanken der Welt anzudrehen versteht wie eine Schraube, die eben noch locker war. Spekulatives Denken dieser Sorte sitzt nicht selten gerade deshalb, weil es zunächst andauernd im Kreis herumgeht, am Ende fester als das Behämmerte.

Daß man Hegel der Philosophiegeschichte und Doxographie überlassen soll, weil die holistisch sein ganzes System bestimmenden idealistischen Voraussetzungen seines Werks dessen Entstehungsepoche nicht überlebt haben, ist eine in Mitteleuropa verbreitete Ansicht. Sie dürfte so richtig sein wie die von Richard Rorty mit einschläfernder Regelmäßigkeit vorgebrachte Ansicht, die anglo-amerikanische analytische Philosophietradition des zwanzigsten Jahrhunderts sei tot; ihr Sterbedatum fällt hierbei bequemerweise immer auf den historischen Moment, da Rorty selbst sich von ihr abwandte. Das Drollige daran: Ausgerechnet der angeblich mausetote Hegel befruchtet neuerdings just die ebenso angeblich absterbende besagte anglo-amerikanische Tradition in bemerkenswerter Weise.

Man konnte das wohl ahnen, seit Donald Davidson seinen schönen Einfall, daß man Gedanken nicht alleine denken kann, sondern nur als jemand, der sich in einem sozialen Zusammenhang anderer Denkender weiß, bei Hegel wiederfand, während er die Transformation der analytischen Philosophie in eine sie dialektisch aufhebende "postanalytische" unternahm. Eine neue Anthologie ("Hegels Erbe". Herausgegeben von Christoph Halbig, Michael Quante und Ludwig Siep. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004. 434 S., br., 15,- [Euro]) zeigt insbesondere in den Beiträgen der analytisch gefärbten "Bostoner Neuhegelianer" Robert Brandom und John McDowell, daß mit Hegel immer noch ein Gestus der temperamentvollen Attacke auf lohnende Probleme verbunden sein kann - dessen Gewinn allerdings den Verlust des Geschichtsphilosophen Hegel, ja geradezu eine (mal offene, mal verdeckte) Entgeschichtlichung jenes Denkers mit sich bringt, den man von Adorno und Marcuse bis Fukuyama vor allem als radikalsten Historisten des neunzehnten Jahrhunderts gelesen hat.

Nicht nur als Galvanisator angelsächsischer Analytiker jedoch hat Hegel Gebrauchswert. Die kürzlich erfolgte Veröffentlichung einer die Schminke der geglätteten offiziellen Hegelschen "Ästhetik" auflösenden Vorlesungsmitschrift aus dem Sommersemester 1826 ("Philosophie der Kunst. Vorlesung von 1826". Herausgegeben von Annemarie Gethmann-Siefert, Jeong-Im Kwon und Karsten Berr. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004. 297 S., br., 10,- [Euro]) macht außerdem klar: Seine Kunstphilosophie ist eine der wenigen, die vor dem zwanzigsten Jahrhundert und seinen bis ins einundzwanzigste verschleppten Spukerscheinungen keine Angst haben müssen. Sie kann über alles mögliche Aufschluß geben, das Hegel selbst nicht gekannt hat: Der Gegensatz zwischen Romantik und Klassik etwa ist so, wie er ihn entwickelt hat, ziemlich genau der zwischen Punk-Rock und Heavy Metal respektive der zwischen Ostküsten- und Westküsten-Rap; seine Lehre davon, daß "so wie die wahrhafte Subjektivität anfängt, das Symbolische schwindet", beschreibt genau, wie der amerikanische Horrorfilm von den allegorischen Monsterepen der vierziger und fünfziger Jahre zu den antisymbolischen Viszeralschockern der sechziger und siebziger Jahre gelangen konnte; und wo er über Malerei und Zeichnung dozierend feststellt, die Formen der Darstellung von Gesichtsausdruck seien dem Ausdruck "nicht für sich angemessen": "Wenn die Kinder weinen, so verzerren ihre Gesichter sich so, daß wir darüber lachen", so gelangt er eine Seite später zu Überlegungen betreffs der Herstellung ausdrucksvoller Bildlichkeit, bei der "die Umrisse eine charakteristische Zeichnung mit wenig Strichen" verlangt, worin nicht weniger als die ganze Ausdruckstheorie der Comicfigur vorgebildet ist. Daß die popkulturinteressierte Jugend Hegels Überlegungen zur Ästhetik noch widerstehen kann, läßt sich demnach nur damit erklären, daß sie diese noch nicht kennt.

"Man möchte", hat der Dichter Ronald M. Schernikau stöhnen müssen, "daß, wer Hegel liest, ein anderer wird. Dann lernt man den Westherausgeber von Hegel kennen." Der deutscheste Bürgerphilosoph und bürgerlichste Deutsche wird im bürgerlichen Westen, anders als bei Sozialisten wie Schernikau oder Peter Hacks, immer noch viel zu selten gelesen - und sticht von der approbierten Einfallsausbeutung gegenwärtiger akademischer wie populärer Denkerei immer noch ab wie der erste richtige Daumen von der ersten echten Hand des ersten wirklichen Menschen.

DIETMAR DATH

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.05.2005

Wir beugen das Knie nicht mehr
Der Buchstabe, nicht der Geist der Kunstphilosophie Hegels: Eine Mitschrift von 1826
Hegels Philosophie der Kunst gilt zu Recht als ein Meilenstein in der auf Platon und Aristoteles zurückgehenden Bemühung um eine ästhetische Theorie. So hat vor allem sein resolutes Eintreten für die, wenn auch nur relative Wahrheitsfähigkeit der Kunst sowie die mit dieser Auffassung zusammenhängende These vom Ende der Kunst den kunsttheoretischen Diskurs des 19. und 20. Jahrhunderts entscheidend mitbestimmt. Ohne die Hegelschen Überlegungen zur Rolle der Kunst als eine Wirklichkeit erschließende geistige Leistung wäre manch eine der neueren Positionen, wie zum Beispiel die von Adorno in seiner „Ästhetischen Theorie” dargelegte, nicht einmal im Ansatz verständlich.
Doch nicht nur für die Kunsttheorie hat Hegels Philosophie der Kunst gar nicht hoch genug einzuschätzende Folgen gehabt. Auch für die akademische Disziplin der Kunstgeschichte ist sie von entscheidender Bedeutung gewesen. Seine Lehre von den Kunstformen (symbolische, klassische und romantische ) und den Kunstarten (Architektur, Skulptur, Malerei, Musik und Poesie) sowie seine ebenso originelle wie gewaltsame Zuordnung von Kunstarten zu Kunstformen haben probate Mittel bereitgestellt, die mannigfaltigen Kunstprodukte systematisch zu ordnen und die Kunstbetrachtung von dem Stigma des bloß subjektiven Geschmacksurteils zu befreien. Dies hat nicht ganz zu Unrecht zu der häufig geäußerten Überzeugung geführt, dass Hegels Philosophie der Kunst die Kunstgeschichte als eine geisteswissenschaftliche Disziplin erst ermöglicht hat.
Nun ist es ein manchen erstaunendes, manche eher erheiterndes Faktum, dass die Textgestalt, in der sich die Hegelsche Philosophie der Kunst so wirkungsmächtig erwiesen hat, keineswegs von Hegel selbst stammt. Die uns seit fast 170 Jahren geläufige Textfassung ist ein Produkt des Hegelschülers Heinrich Gustav Hotho, der sie für die erste Gesamtausgabe der Werke Hegels aus Studentennachschriften der Berliner Ästhetikvorlesungen Hegels zusammengebraut hat.
Ist Hothos Kompilationsleistung auch zunächst hohe Anerkennung gezollt worden, so hat sich die Situation vor allem in den letzten zwanzig Jahren stark verändert. Auf einmal soll Hothos Zusammenstellung „zu unauthentisch”, zu wenig „richtiger Hegel” sein. Nun hat nie jemand behauptet, am wenigsten Hotho, dass in seiner Version der Hegelschen Ästhetik Hegel selbst zu Wort gekommen sei. Es gab eben keine von Hegel selbst verfasste Schrift zu diesem Thema. Wo also einen authentischeren Hegel hernehmen?
Doppelt soll besser halten
Hier nun sollen die Quellen nutzen, auf die auch schon Hotho sich gestützt hat: die Nachschriften der Studenten. Die Publikation von Nachschriften der hegelschen Vorlesungen - und nicht nur die von Hegels Vorlesungen über Ästhetik - ist mittlerweile geradezu zu einer kleinen Industrie geworden. Dutzende von ihnen sind an allen möglichen und unmöglichen Orten der Welt wieder aufgetaucht. Zu ihnen gehört auch die von Annemarie Gethmann-Siefert u. a. herausgegebene Nachschrift des Studenten von der Pfordten einer Vorlesung über die Philosophie der Kunst aus dem Jahre 1826. Frau Gethmann ist anerkannte Expertin auf dem Gebiet der Edition von Vorlesungsnachschriften der Hegelschen Ästhetik. Sie hat bereits zwei weitere Nachschriften in unterschiedlichen Verlagen betreut, eine davon ist eine Nachschrift eben derselben Vorlesung von 1826 - doppelt soll wohl besser halten. Auch die hier vorgelegte Edition betreut sie kompetent und kenntnisreich.
Der Inhalt der Nachschrift gibt allerdings wenig Anlass zu der Hoffnung, dass Hegels ästhetische Theorie in einem neuen Licht erscheint. Sie liest sich wie eine wenig subtile Kurzfassung der durch Hotho präsentierten Version. Zwar mag die Nachschrift authentischer in dem Sinne sein, dass sie einen besseren Eindruck von der Hegelschen Vorlesungspraxis bietet. Doch die gedankliche Vielschichtigkeit, der immense Materialreichtum und die systematische Komplexität des Unternehmens bleiben auf der Strecke. Um in einer Metapher der Hegel-Zeit zu bleiben: Die Nachschrift gibt uns im besten Fall den Buchstaben, nicht aber den Geist der Hegelschen Philosophie der Kunst. Dieser Geist ist nach wie vor bei Hotho besser aufgehoben.
Eigentlich ist das auch gar nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass hier die von der Hörsaalsituation abhängigen Notizen eines Studenten in einen etwas misslichen, weil unfairen Wettstreit mit den wohlüberlegten Ausführungen eines gestandenen Kenners der Materie geschickt werden. Verwunderlicher ist schon eher, wie man der Meinung anhängen kann, dass studentische Nachschriften inhaltliche Authentizität beanspruchen dürfen. Keiner, der jemals eine Vorlesung gehalten hat und dem das Unglück widerfahren ist, einer Mitschrift von ihr konfrontiert worden zu sein, wird solch eine Hoffnung auch nur im Traume hegen. Dies spricht nicht unbedingt gegen die Studenten, vor allem dann nicht, wenn man, wie bekanntlich Hegel, als äußerst dunkler Darbieter seiner Gedanken in Wort und Schrift gilt. Doch spricht es gegen die Vermutung, dass in einer Nachschrift mehr ‚echter’ Hegel steckt als in den informierten Kompilationen derer, die sich mit Billigung Hegels als dessen Schüler betrachten konnten.
ROLF-PETER HORSTMANN
GEORG WILHELM FRIEDRICH HEGEL: Philosophie der Kunst. Vorlesung von 1826. Herausgegeben von Annemarie Gethmann-Siefert, Jeong-Im Kwon und Karsten Berr. Suhrkamp Verlag, Frankfurt / Main 2005. 297 S., 10 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rolf-Peter Horstmann ist nicht wirklich überzeugt von der jetzt edierten Nachschrift einer Hegel-Vorlesung aus dem Jahre 1826. Zwar gibt es keine authentische Ästhetik Georg Wilhelm Friedrich Hegels, so wirkungsmächtig dieselbe paradoxerweise auch geworden ist. Man behilft sich mit einer vom Hegelschüler Heinrich Gustav Hotho besorgten Kompilation studentischer Mitschriften. Aber die jetzt von der erfahrenen Hegel-Editorin Annemarie Gethmann-Siefert zusammen mit Jeong-Im Kwon und Karsten Berr herausgegebene Vorlesungsmitschrift bezeichnet der Rezensent schlankweg als "eine wenig subtile Kurzfassung" der Hothoschen Fassung. Und die wissenschaftliche Erfahrung, so berichtet der Rezensent offenbar aus der eigenen Praxis, widerlege die Ansicht, die Nachschriften, die Studenten von Vorlesungen anfertigen, dürften einen besonders hohen Authentizitätsgrad für sich beanspruchen. Jedenfalls: Der Geist der Hegelschen Ästhetik, findet Horstmann, "ist nach wie vor bei Hotho besser aufgehoben".

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