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Politik stellt eines der ältesten Themen der Philosophie dar. Die Sophisten und Platon haben es gewissermaßen erfunden, während der schulmäßige Aristotelismus die Politik bis an die Schwelle der Kantischen Denkrevolution begleitet hat. Allerdings war inzwischen mit der Konstruktion des neuzeitlichen Staates ein durchaus anderes Verständnis des Politischen aufgetreten, das unsere Auffassung heute bestimmt.
Seit der Emanzipation der »Politischen Wissenschaft« als Spezialdisziplin im 20. Jahrhundert ist der Zusammenhang mit der Philosophie weitgehend zerbrochen. Das hat beiden Seiten nicht
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Produktbeschreibung
Politik stellt eines der ältesten Themen der Philosophie dar. Die Sophisten und Platon haben es gewissermaßen erfunden, während der schulmäßige Aristotelismus die Politik bis an die Schwelle der Kantischen Denkrevolution begleitet hat. Allerdings war inzwischen mit der Konstruktion des neuzeitlichen Staates ein durchaus anderes Verständnis des Politischen aufgetreten, das unsere Auffassung heute bestimmt.

Seit der Emanzipation der »Politischen Wissenschaft« als Spezialdisziplin im 20. Jahrhundert ist der Zusammenhang mit der Philosophie weitgehend zerbrochen. Das hat beiden Seiten nicht gutgetan, wie man inzwischen sieht. Deshalb wird in diesem Buch die Tradition des politischen Denkens von den Anfängen vergegenwärtigt. Fluchtpunkt bleibt aber die Gegenwart mit ihren systematischen Problemen, und also ergibt sich unter der Hand eine Auseinandersetzung mit der Politologie.
Autorenporträt
Bubner, RüdigerGeboren 1941 in Lüdenscheid, Studium der Philosophie und klassischen Philologie in Tübingen, Wien, Heidelberg und Oxford. 1973 o. Professor für Philosophie in Frankfurt am Main, 1979 in Tübingen, ab 1996 in Heidelberg. Rüdiger Bubner starb am 9. Februar 2007.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.08.2002

Die mit ihrem Pseudoenglisch
Rüdiger Bubner zeichnet Grundlinien der politischen Philosophie

Kommunitarismus und Liberalismus haben als gemeinsame Grundlage ihres Streites die Frage, wie die allgemeine Ordnung beschaffen sein soll. Das ist bei der liberalen Bestimmung der Rechte des Individuums eindeutig. Aber auch Kommunitaristen untersuchen nicht die Formen und Verflechtungen realer Gemeinschaften, sondern behaupten die Notwendigkeit, Gemeinschaftlichkeit überhaupt zu fördern. Und bei den sozialliberalen oder -demokratischen Übergangsgestalten wächst die Bestimmung des guten Lebens oder der gerechten Gesellschaft zu ganzen Forderungskatalogen aus, die die Welt abarbeiten muß, will sie vor der Philosophie bestehen.

Solchen Untersuchungen gegenüber muß Rüdiger Bubner als jemand erscheinen, der die einfachsten Unterscheidungen nicht verstanden hat. Für eine Einführung in die politische Philosophie ist sein neuestes Buch, obwohl vermutlich aus entsprechenden Vorlesungen hervorgegangen, zu voraussetzungsreich, für einen Debattenbeitrag zu thetisch, und auch für einen kulturkritischen Essay taugen die recht konventionellen Attacken gegen das "Pseudoenglisch der Flughäfen und Hotelketten" und "die tiefe Langeweile, die das Juste-milieu westlicher Mittelstandsgesellschaften mit öffentlich organisierter Wohlfahrt ausstrahlt", kaum. Vor allem sieht es so aus, als ob Bubner, in Vermengung von Sein und Sollen, Genesis und Geltung, seine normativen Stellungnahmen durch ein einseitiges Referat der Geschichte der politischen Theorie erschleicht.

Tatsächlich ist für Bubner der Kommunitarismusstreit nur eine amerikanische Figuration der politischen Querelle des Anciens et des Modernes. "Die Polis war eine Lebensform. Der Staat ist eine rationale Anstalt." Die Polis als Lebensform wird reflektiert in einer Philosophie, die das Politische in einer Ontologie des Handelns begründet. Das Handeln verfolgt in der Zeit und unter mehr oder weniger unabsehbaren Umständen seine je eigenen Ziele, die mit mehr oder weniger Klugheit nach den gegebenen Möglichkeiten ausgerichtet wurden. Und das Handeln geschieht in Kooperationen, deren oberste die autarke Polis ist. Deshalb hat Platon darauf insistiert, daß jeder das Seine tut, das, worin er sich auskennt und wofür er sich interessiert. Und Aristoteles hat die Polis als Verschränkung des Herrschers und Beherrschtwerdens beschrieben. Der Staat dagegen, der absolutistische wie der demokratische, fußt auf dem Gedanken einer Willensfreiheit, in der die christliche creatio ex nihilo nur notdürftig säkularisiert ist. So erwächst die Illusion, alles ließe sich zu jeder Zeit machen, und der Drang, bei allem mitzureden.

Bubners Sympathie gilt natürlich den Griechen. Besonders interessiert er sich für den frühneuzeitlichen Aristotelismus, für die Klugheitsliteratur der Moralisten, für Montesqieu, Humboldt, Hegel, dann Arendt, Strauss, Voegelin. Dennoch liegt die Pointe seines Buches in der Darstellung, wie immer neu die politischen Philosophien in Auseinandersetzung mit dem Traditionsbestand nach Lösungen für aktuelle Probleme suchen. Politische Philosophen wollen in die Gegenwart eingreifen. Weil die Gegenwart aber je eine andere ist, können uns überlieferte politische Philosophien immer nur als Vorbilder oder Beispiele dienen: Praktische Philosophie darf nicht nach dem Vorbild der theoretischen entworfen werden.

Weit entfernt davon, Normativität erschleichen zu wollen, möchte Bubner - wie ganz ähnlich der Aristoteliker Bernard Williams - den Gegensatz zwischen Sein und Sollen, Genesis und Geltung als eine uns problematisch gewordene Figur politischen Denkens aufweisen. Konsequenterweise erfolgt dieser Aufweis im Nachvollzug dessen, wie politische Philosophie operiert. So wird der Leser in eine Haltung eingeübt. Der Philosoph dagegen, der als kleiner Gott der Welt meint, wenn er seinen Forderungskatalog nur gut genug begründet hat, könne die Wirklichkeit nicht standhalten, hat ein Stück Säkularisierungsgeschichte nicht mitgemacht.

GUSTAV FALKE

Rüdiger Bubner: "Polis und Staat". Grundlinien der politischen Philosophie. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002. 196 S., br., 11,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.09.2002

Jeder Bürger sei ein Philosophenkönig
Keinen Spezialisten für das Allgemeine, keine Experten für das Gute: Rüdiger Bubner sucht einen substantiellen Begriff der Politik
Lange Zeit hat die politische Philosophie siech darniedergelegen. Mit Rawls’ Gerechtigkeitstheorie ist sie ins intellektuelle Leben zurückgekehrt. Sie hat die Demütigung durch den logischen Positivismus und die Marginalisierung durch die analytische Sprachphilosophie abgeschüttelt und altes begründungstheoretisches Selbstvertrauen zurückgewonnen. In Auseinandersetzung mit dem Kommunitarismus hat sie den Gedanken des Liberalismus ausgelotet und in all seinen Variationen ausgebreitet. Ihr Problemkatalog ist auf der Höhe ihrer Zeit. Sie geht gegenwärtig den Fragen einer normativen Sozialstaatsbegründung nach, untersucht die Gelingensbedingungen deliberativer Demokratie und diskutiert die Auswirkungen der Globalisierung auf unser in nationalstaatlichen Zusammenhängen entwickeltes Politikverständnis. Man sollte meinen, dass an politikphilosophischer Reflexion kein Mangel herrschte.
Rüdiger Bubner ist da jedoch anderer Meinung. Inmitten der Hochkonjunktur der politischen Philosophie sieht er nur Leere, „das Vakuum eines substantiell gefaßten Politikbegriffs”. Zu erneutem Nachdenken über den Begriff des Politischen von Grund auf veranlasst Bubner der zwielichtige Zustand der Politologie.
Politologen als Landvermesser
Politologen sind zum einen Spezialisten, die dem sich maßlos ausdehnenden Staat folgen wie die Landvermesser der Okkupationsarmee. Angesichts der hemmungslosen Politisierung aller gesellschaftlichen Bereiche kennt die Lebenswelt kaum noch politikverschonte Flecken. Entsprechend wächst die Bedeutsamkeit politologischer Datensammelei und Datendeutung. Aber Politologen sind nicht nur Spezialisten, sie sind auch Experten. Aus Spezialisten werden Experten, wenn sie die Distanz zu den Orten der Entscheidung aufgeben, die Nähe zur Macht suchen. Aber weder von dem politologischen Spezialisten noch von dem politologischen Experten ist zufriedenstellende Auskunft über die Politik zu erhalten. Denn unter ihnen findet sich kein Spezialist für das Allgemeine und auch kein Experte für das Gute. Freilich ist der Geräuschpegel der Betriebsamkeit des Faches so hoch, dass dieser Mangel niemandem auffällt. Durch die Zentrifugalkraft der Spezialisierung ins Detail gedrängt, nimmt niemand wahr, dass die begriffliche Mitte der Wissenschaft leer ist. Daher muss sich hier der Philosoph selbst zu Wort melden.
Wie gelangt der Autor nun zu dem vermissten „substantiellen Politikbegriff”, der der Theorie eine neue Grundlage und der Praxis eine einheitliche Zielvorstellung verschaffen soll? Man sollte meinen, dass er ohne systematische Reflexion kaum zu gewinnen sein wird. Bubner jedoch bietet wenig mehr als zwei ideengeschichtliche Kurzgeschichten. Dass systematische Reflexion nicht archimedische Begründungsillusionen pflegen sollte, versteht sich. Auch der sich in der „Grundsatzdimension” verortende philosophische Gedanke kann seine Zeit nicht überspringen. Jedoch darf hermeneutische Demut nicht so weit gehen, dass man die Trennung zwischen dem Systematischen und dem Historischen einebnet. Auch eine gedankenvolle Darstellung vergangener Perioden der Denkgeschichte ist kein systematisches Argument. Es bedarf zusätzlicher Anstrengungen, um aus dem ideengeschichtlichen Material die begrifflichen Strukturen herauszukeltern, die sich zu einem substantiellen Begriff der Politik zusammennehmen lassen. Und dann wird man auch nicht darauf verzichten dürfen, den so gewonnenen Begriff in der gegenwärtigen Situation zu bewähren.
Bubner beginnt das Polis-Kapitel mit einem kurzen Blick auf einige Fragmente der Vorsokratiker Anaximander und Heraklit, in denen von Ausgleich und Gerechtigkeit, Recht und Ordnung die Rede ist. Dann folgt ein kurzer Kommentar des berühmten Solonschen Lobes der Eunomia. Der folgende Abschnitt enthält eine bemerkenswerte Interpretation der Sophisten, die in eine erhellende Gegenüberstellung von sophistischer Rhetorik und Sozialtechnik einerseits und platonischem Wahrheitspathos und Gerechtigkeitsstaat andererseits mündet. Für Bubner bietet Platons „Politeia” keinen Idealstaatsentwurf, da sie einen großen Reichtum an erziehungs- und organisationspolitischen Details besäße und, da folgt Bubner Hegel, genuiner Ausdruck der griechischen Sittlichkeit sei, Utopien jedoch sozialtechnische Projekte, und darum typisch neuzeitlich, seien.
Diese Begründung leuchtet nicht ein: gerade neuzeitliche Utopien sind überaus detailfreudig und brüsten sich, wie Bubner selbst sagt, Platon noch überboten zu haben. Und was das Verhältnis der „Politeia” zur griechischen Sittlichkeit angeht: wenn Platons Gerechtigkeitsdiskurs die Polissittlichkeit zum Ausdruck bringt, dann dürfte schwer erklärbar sein, warum gemeinhin Aristoteles‘ Politik- und Ethikkonzeption gerade in den Partien als überzeugendes Dokument einer philosophischen Erfassung griechischer Polissittlichkeit gilt, in denen merklich von Platons Vorstellungen abgewichen wird. Und Bubner selbst scheint dem auch zuzustimmen. Seine schöne Formulierung, dass bei Aristoteles „gleichsam jeder Bürger sein eigener Philosophenkönig werden müsse”, deutet das an: man wird doch wohl in einer Herrschaft gleichberechtigter Freier und Gleicher eher eine philosophische Verdichtung griechischer Polissittlichkeit erblicken wollen als in einer Sophokratie der philosophischen Ideenexperten, deren Wissen und Handlungsgründe den Beherrschten nicht zugänglich sind.
Unter dem Titel einer „Privatisierung des Aristotelismus” zeigt Bubner dann noch einmal, dass in der frühen Neuzeit der Politikbegriff seine ausschließlich politische Bedeutung verlor und auch zur Bezeichnung alltäglicher Klugheit im Geschäft und im privaten geselligen Umgang verwandt wurde. Aber, und mit dieser schönen Überlegung weist er alle Öffentlichkeitsemphatiker Arendtschen Schlages in die Schranken, diese Entwicklung solle man weniger als sittlich-politische Niedergangserscheinung lesen, sondern als Voraussetzung der spezifisch modernen Öffentlichkeit, die eben nicht als ethische Arena von Politen zu verstehen sei, sondern als Meinungsforum von Privatleuten. Kants „Publicität”, die dann in der Habermasschen „Öffentlichkeit” diskursethische Quecksilbrigkeit gewinnt, hat nicht in einem Vernunftwunder, sondern – das ist Bubners solide historische These – in der Privatisierung des Aristotelismus ihre Wurzeln.
Das politische Parallelphänomen zu dieser Auswanderung der Klugheit in die Privatheit ist die Einwanderung der Machttechnik in die Politik. Seit je ist damit der Name Machiavelli verbunden worden. Mit ihm beginnt Bubners zweites Kapitel, das den „Staat als Einrichtung” behandelt. Die folgenden Ausführungen sind dem Souveränitätskonzept gewidmet und dem in ihm verankerten Konstitutionalismus. Sodann diskutiert Bubner den Kontraktualismus und stellt noch einmal heraus, dass die unerträgliche Not des Naturzustandes, die zu wenden der leviathanische Staat ins Leben gerufen wurde, nicht in der tierischen Natur des Menschen, sondern in seiner in die Zukunft sehenden Vernunft begründet ist. Eine erhellende Gegenüberstellung von Hobbes und Rousseau zeigt, dass im Zentrum des neuzeitlichen Kontraktualismus vor allem das Problem der politischen Einheit stand. Denn damit der Auszug aus dem Naturzustand erfolgreich sein sollte, musste geklärt werden, wie aus der Menge eine handlungsmächtige personale Einheit entstehen konnte.
Die letzten beiden Abschnitte des Staats-Kapitels gelten Montesquieu und Hegel, die auf je eigene Art den ahistorischen Konstruktivismus der Vertragslehre zurückgewiesen haben und das historische Denken, sei es im empirischen Gewand der Beobachtung der Gesetzgebung der Völker, sei es im Rahmen einer spekulativen Geschichtsdeutung, in die politische Reflexion eingeführt haben.
Aufdringliche Marktgesellschaft
Dass Bubner den Reigen der politikphilosophischen Gestalten mit der Hegelschen Rechtsphilosophie enden lässt, hat seinen Grund. Hegels Versuch, vor dem Hintergrund preußischer Staatlichkeit den klassischen Begriff der Sittlichkeit zu erneuern und mit dem modernen Prinzip des Selbstbewusstseins und seiner aufdringlichsten politischen Gestalt, der Marktgesellschaft, zu versöhnen, ist in Bubners Augen dem kontraktualistischen Politikverständnis überlegen. Während dieses das Zusammenleben der Menschen ausschließlich auf den Interessenkalkül stütze, lasse Hegel den Wirtschaftssubjekten einen Weg in das „allgemeine Leben” offen, zeige ihnen die Möglichkeiten einer erfüllteren, weil das Politische mit umfassenden Existenz.
Bildet Hegels Konzept des sittlichen Staates also den Fundus, aus dem der in der Einleitung geforderte „substantiell gefaßte Politikbegriff” gewonnen werden kann? Dass Bubner weder den modischen Aristoteles- Renaissancen noch dem vielgestaltigen Gegenwartskantianismus eine politikphilosophische Grundlegung zutraut, wird immer wieder deutlich. Aber in welchem Sinne ein gegenwartsfähig gemachter Hegelianismus hier helfen könnte, wie ihm ein systematisches Profil jenseits des historischen Zitats gegeben werden könnte, bleibt unklar.
Der Leser findet in dem Buch einen anregenden Durchgang durch die Geschichte der politischen Philosophie bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Häufig kann er sich über treffende Formulierungen und scharfsinnige Beobachtungen freuen. Intellektuelles Vergnügen bereitet auch die mit vielen Seitenhieben gespickte Eingangsdarstellung des Zustandes der Politologie. Aber dass der dort erhaltene „Anstoß, das Nachdenken erneut und in der Grundsatzdimension zu beginnen”, den Verfasser zu einem neuen substantiell gefassten Politikbegriff geführt hätte, kann der Leser nicht sehen. WOLFGANG KERSTING
RÜDIGER BUBNER: Polis und Staat. Grundlinien der Politischen Philosophie. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002. 196 Seiten, 11 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Eingehend, aber nicht ohne von vornherein bekundete Skepsis resümiert Wolfgang Kersting den Versuch Rüdiger Bubners, zu einem "substanziellen Politikbegriff" zurückzufinden. Er schildert zunächst Bubners Zweifel an der neueren politischen Philosophie etwa vom Schlage John Rawls', aber mehr noch an der modernen Politologie, die Bubner viel zu sehr in leerem Spezialisten- und Expertengehabe um die Macht selbst zu kreisen scheint, als dass sie fähig wäre, den von ihm erwünschten Politikbegriff zu formulieren. Kersting verfolgt dann, wie Bubner in zwei großen Kapiteln selbst auf den substanziellen Begriff kommen will, merkt aber gleich an, dass Bubner hier zwar zwei interessant zu lesende "ideengeschichtliche Kurzgeschichten" erzählt, seine Begrifflichkeit aber nicht systematisch begründet - für Kersting eindeutig ein Manko. Dennoch zeichnet er Bubners "Kurzgeschichten" über die Entwicklung der Polis- und Öffentlichkeitsdiskurse von den Vorsokratikern bis Habermas und über die "Einwanderung der Machttechnik" von Machiavelli bis Hegel mit merklichem intellektuellen Vergnügen nach. Ob dann aber in "Hegels Konzept des sittlichen Staates", bei dem auf Bubner alles hinauszulaufen scheint, nun der herbeigesehnte "substanzielle Politikbegriff" endlich neu gewonnen werden kann, ist für Kersting denn doch wieder mehr als fraglich.

© Perlentaucher Medien GmbH…mehr