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"Er fragt sich, warum es in seinem Gedächtnis soviel Schnee gibt, soviel knirschenden Schnee in seiner Schlaflosigkeit. Dabei ist es August, der Apotheker hat es ihm gesagt, und das hatte eine durchsichtige, unbezwingbare Freude in ihm geweckt, eine Art rein körperlichen Glücks." Am 6. August 1945, drei Monate nach seiner Befreiung aus einem deutschen Lager, ist Manuel unweit Paris aus einem Zug gefallen. Als er aus der Ohnmacht erwacht, beginnt er, sich die Welt und das eigene Leben langsam wieder zusammenzusetzen. Ein Geflecht von Erinnerungen und von Reflexionen über die Arbeit des…mehr

Produktbeschreibung
"Er fragt sich, warum es in seinem Gedächtnis soviel Schnee gibt, soviel knirschenden Schnee in seiner Schlaflosigkeit. Dabei ist es August, der Apotheker hat es ihm gesagt, und das hatte eine durchsichtige, unbezwingbare Freude in ihm geweckt, eine Art rein körperlichen Glücks." Am 6. August 1945, drei Monate nach seiner Befreiung aus einem deutschen Lager, ist Manuel unweit Paris aus einem Zug gefallen. Als er aus der Ohnmacht erwacht, beginnt er, sich die Welt und das eigene Leben langsam wieder zusammenzusetzen. Ein Geflecht von Erinnerungen und von Reflexionen über die Arbeit des Bewusstseins, über Wert und Unwert des Lebens entsteht. Schweifendes Erinnern und Sinnieren führen zu einer Verräumlichung der Zeit, zu einer Gleichzeitigkeit, in der das ganze Leben aufgehoben zu schweben scheint.Gegen Ende des spanischen Bürgerkriegs ist Manuel mit den Eltern nach Frankreich geflohen. Er hat sich dem Widerstand angeschlossen, ist verhaftet und gefoltert und in ein deutsches Lager depo rtiert worden. Und hat überlebt. Und begonnen, für den kommunistischen Untergrund in Spanien zu arbeiten. Jahre später beschwört er den besonderen Zustand nach seinem Zugunfall noch einmal herauf. Die Ohnmacht, Sempruns zweiter Roman lässt sich auch als eine Art Fortsetzung seines ersten Romans Die große Reise (st 744) begreifen, der Sempruns Bahntransport 1944 ins Konzentrationslager Buchenwald und was ihm dort widerfuhr beschreibt.
Autorenporträt
Jorge Semprún wurde am 10. Dezember 1923 in Madrid geboren. Mit 14 Jahren musste er bei Beginn des spanischen Bürgerkrieges mit seiner Familie nach Paris fliehen. Dort besuchte er das Lycée Henri IV und studiert Philosophie an der Sorbonne. 1941 trat er unter dem Pseudonym 'Gérard' der kommunistischen Résistance-Bewegung 'Francs-Tireurs et Partisans' bei. Die deutsche Gestapo verhaftete ihn 1943, und Semprun wurde in das KZ Buchenwald deportiert. Nach der Befreiung 1945 kehrte er nach Paris zurück. Ab 1953 koordinierte er als Mitglied des ZK der spanischen Exil-KP im Geheimen den Widerstand gegen das Franco-Regime in Paris. Unter dem Pseudonym Federico Sánchez arbeitete er zwischen 1957 und 1962 im Untergrund der kommunistischen Partei im franquistischen Spanien. 1964 wurde er wegen Abweichung von der Parteilinie aus der KP ausgeschlossen. Seitdem widmete sich Semprun seiner schriftstellerischen Tätigkeit. In den sechziger Jahren wurde er erstmals als Drehbuchautor bekannt; mit berühmten Filmen wie beispielsweise La guerre est finie (Der Krieg ist aus) von 1966, Z von 1968 und L'aveu (Das Geständnis) von 1970. Nach seiner Amtszeit als spanischer Kultusminister von 1988 - 1991 lebte Jorge Semprún bis zu seinem Tod (2011) in Paris.

Eva Moldenhauer, 1934 in Frankfurt am Main geboren, war seit 1964 als Übersetzerin tätig. Sie übersetzte Literatur und wissenschaftliche Schriften französischsprachiger Autoren ins Deutsche, u.a. von Claude Simon, Jorge Semprún, Marcel Mauss, Mircea Eliade, Gilles Deleuze und Lévi-Strauss. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Helmut-M.-Braem-Übersetzerpreis und dem Paul-Celan-Preis. Eva Moldenhauer verstarb am 22. April 2019.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.06.2001

Das Weiß des Schnees und die Wellen des Schmerzes
Jorge Semprúns Roman „Die Ohnmacht” liegt nun endlich auch in deutscher Übersetzung vor
Allmählich ist der leere Gedächt-
nisort, den die Geschichte des abgelaufenen Jahrhunderts für Jorge Semprún bildet, mit lebenden Zeugen dicht besetzt – mit seinen Büchern. Die Schauplätze seiner Biografie sind mit Signalwörtern beschriftet: Exil, das Lager, Hitler, Stalin, der Terror, der Tod, das Vergessen. Die Rückgewinnung des Lebens oder nur die Verzögerung des Endes heißt: sich zu erinnern. All diese mit verschwenderischer Intellektualität unter der schwärzesten Sonne streunenden Bücher sind in diesen poetischen Dienst gestellt: das Gedächtnis aus der persönlichen Amnesie, aus der Verschollenheit der früheren Tage und aus den politisch verordneten Verdrängungen zu retten.
Die Reihe dieser Bücher begann mit einem Akt der politischen Entdisziplinierung. Als Semprún, in der Franco-Zeit von Paris aus mit Untergrundarbeit in Spanien befasst, anfing, die Logik der Kommunistischen Partei zu bezweifeln, löste sich seine Geschichte, wie sie in dem Roman Die große Reise von 1963 erzählt ist. Ineinander verlaufen die Fahrten eines 20-jährigen Jungen nach Buchenwald und zurück, die Reise ins Lager und die Fahrt in die physische Freiheit, die als eine innere nicht einfach wiederzugewinnen war. In zwei ausholenden Büchern hat sich Semprún danach immer tiefer hineinversenkt ins Lager, in die Hölle, die Gedankenfluchten, die Parallelaktion des GuLag, die verstorbenen Kameraden, hat aber auch Hegel und Goethe und eine erlesene Schar poetischer Geister an diesen Ort geträumt.
Der Roman Die Ohnmacht, 1967 auf Französisch veröffentlicht, hat im Deutschen aus unerfindlichen Gründen bisher gefehlt. Er schließt an Die Große Reise an. Manuel Mora ist drei Monate nach seiner Befreiung aus einem Pariser Vorortzug gefallen. In einer Apotheke, wohin der Ohnmächtige geschafft worden ist, erwacht er am 6. August 1945. Er versucht, an den beiden obsessiven Wörtern „Schnee” und „Flieder” entlang, ins erinnernde Bewusstsein zurückzufinden.
Der Roman kreist, im Perspektivenwechsel von dritter und erster Person erzählt, in die Vergangenheit zurücktauchend und im Vorgriff auf einige zukünftige Jahre, die Lebensgeschichte in Momentbildern der Erinnerung ein. Manuel wird in seine Wohnung gefahren, die ebenso wenig die seine ist wie eine andere: Er ist ein politischer Flüchtling aus Spanien und wird sich dort im Untergrund betätigen. Er muss sich einer Operation unterziehen, denn sein Ohr ist bei dem Sturz halb abgerissen, so dass er am kommenden Tag noch einmal aus einer Betäubung erwachen wird. Das Weiß des Schnees erinnert an Wintertage in Buchenwald, bezieht sich auf die Landschaft am Lago Maggiore, wohin Manuel ein halbes Jahr später zur Erholung fahren wird, ruft Körper und Gesten einiger Geliebter in nächtlichen Betten auf, bezieht sich auf politische Erstarrung und den Zustand der Bewusstlosigkeit gleichermaßen. Die Wellen des Schmerzes, die ihn nach seinem Sturz heimsuchen, erinnern ihn an die Folter, die der Maquisard erfuhr, als ihn die Gestapo schnappte; an die zerbrechlichen Körper der Männer im Sterberevier des Kleinen Lagers von Buchenwald, wo sein verehrter Lehrer, der Soziologe Maurice Halbwachs, lag. Die Dolmetscherin der Gestapo memoriert die Gestalt des deutschen Kinderfräuleins, das den Jungen mit deutscher Kultur erstmals in Berührung brachte.
So holt sich das durch „diese Lepra des Vergessens” mehrfach geschlagene Bewusstsein die Einzelheiten aus verschiedenen Zeitzonen zurück. Es sammelt blitzlichtartig erhellte Augenblicke, die von schwarzer, leerer Zeit umfasst sind – unwillkürlich, nicht der Regel der Chronologie folgend, denn: „Der Reihe nach sind die Dinge unsagbar.” So existiert dieser Roman wie ein Orchester aus Namen, Stimmen, Bildern, die zueinander finden und die einander brechen, einer Bewegung der Willkür folgend, die mehr ausdrückt als das Irreguläre des Gedächtnisses, die vielmehr eine dunkle Schicksalslinie ausmacht, die ein anderer als Semprún vielleicht als deus abscondidus bezeichnet, zur Instanz personalisiert hätte.
Die sich wiederfindende Erinnerung an verlorene Zeit ist in Ohnmacht noch nicht das eminent politische Motiv, das die nachfolgenden Aufzeichnungen Was für ein schöner Sonntag durchzieht. Es fehlt in dem geradezu familiären Kleinformat dieses Romans noch die ständige Reibungsfläche des Stalinismus, die in den späteren Aufzeichnungen das Netz des Gedächtnisses über den Eisernen Vorhang hinweg bestimmt. Aber diese Technik, aus lauter Bruchstücken des Erinnerns gleichsam ein musikalisches Mosaik zu fügen, ist auch im Roman Die Ohnmacht auf artistische Weise vorgeführt.
Jorge Semprúns literarische Bücher liegen nun, die meisten von ihnen in den vorzüglichen Übersetzungen Eva Moldenhauers, auf deutsch vor. Aber eines bedürfte dringend einer Neuausgabe: Die Autobiografie des Federico Sanchez, die Lossagung des führenden Kommunisten Semprún von der Partei, die Bilanz eines Irrwegs, die Abrechnung mit der heroischen Pose Carillos und der Passionaria, ist 1981 nur verstümmelt und in mangelhafter Übersetzung erschienen. Eine komplette und fehlerlose deutsche Ausgabe wäre fällig. Mit dem Roman Die Ohnmacht ist nun der Schlussstein im großen Bauwerk der erzählten Augenblicke Jorge Semprúns gesetzt. Ein einzigartig instrumentiertes Werk liegt vor, das die Suche nach der verlorenen Zeit als einen Kampf gegen das Vergessen thematisiert, das sich aber auch als das große Zeremoniell eines erzählenden Orpheus lesen lässt. Der Künstlerroman steht neben der Vergegenwärtigung des Terrorismus, Ramon Mercader, der nom de guerre des Trotzki-Mörders, neben dem zauberischen Ingenium eines Vermeer, der „akademische Kolportageroman” über den Pariser Mai neben dem politischen Krimi, der mit dem Namen des russischen Attentäters Netschajew spielt. Die Totenklage und die erotischen Episoden überlagern einander. Kaum ein anderer Erzähler hat sich so intensiv und mit vergleichbar ausholender Energie dem Doppelgedächtnis an die unterschiedlichen und doch vergleichbaren Lager gewidmet. Eine gewisse Abschiedsfeierlichkeit könnte sich breit machen. Aber wir vermuten: Jorge Semprún wird sie ironischerweise mit einem neuen Buch durchkreuzen.
WILFRIEDF.SCHOELLER
JORGE SEMPRUN: Die Ohnmacht. Roman. A. d. Französischen. v. Eva Moldenhauer. Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M. 2001. BS1339. 200 Seiten, 26,90Mark.
Jorge Semprún Foto: Isolde Ohlbaum
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.03.2001

Lug und Trug des Frühjahrsschnees
Jorge Semprúns früher Roman "Die Ohnmacht" / Von Walter Haubrich

Die Erinnerung sollte, nach der Überzeugung von Jorge Semprún, zur Obsession werden; denn, so zitiert er einmal Milan Kundera: "Der Kampf des Menschen gegen die Macht ist der Kampf der Erinnerung gegen das Vergessen."

Jorge Semprún kämpfte viele Jahre seines Lebens gegen die Macht: in der französischen Resistance und im Konzentrationslager Buchenwald gegen die Macht Nazideutschlands, im Madrider Untergrund und später als im Exil lebender Intellektueller gegen die Diktatur des spanischen Generals Franco. Einige Jahre hindurch übte dann Jorge Semprún auch selbst Macht aus: als Mitglied einer von Felipe González geführten demokratischen Regierung in Spanien. In den meisten seiner Bücher, den Romanen wie den politischen Memoiren, kreuzen sich zahlreiche Stränge der Erinnerung. Die ersten Romane Semprúns berichten von seinen ersten Erlebnissen im Kampf um die Freiheit. Nach "Die lange Reise", mit dem internationalen Formentor-Preis ausgezeichnet, erschien 1967 "L'Evanouissement", der einzige bislang noch nicht ins Deutsche übersetzte Roman Semprúns, der jetzt in der bis auf einige Irrtümer bei der Wiedergabe spanischer Ausdrücke präzisen, oftmals brillianten Übertragung von Eva Moldenhauer unter dem Titel "Die Ohnmacht" veröffentlicht wird.

"Die Ohnmacht" ist zeitlich eine Fortsetzung von "Die große Reise". Manuel, der Protagonist des ersten Romans, ist aus Buchenwald nach Frankreich zurückgekehrt. Beim Sturz von der Plattform eines Pariser Vorortzuges verliert er vorübergehend und teilweise das Gedächtnis. Manuel erinnert sich an einiges, doch nicht an alles aus seinem früheren Leben. Nach und nach kann er die fehlenden Einzelheiten dem Vergessen entreißen und seine Vergangenheit ordnen.

Dabei hilft ihm ein immer wiederkehrendes Bild: das vom Schnee und vom Flieder. Der Schnee überdeckte die Gräber und den Tod in Buchenwald, gibt dem schlimmen Deutschland Hitlers ein täuschend unschuldiges und Idylle vorspiegelndes Bild; er ist auch der trügerische Frühjahrsschnee bei einer Demonstration der sich siegreich fühlenden Linken nach dem Kriegsende. Ein Schnee, der wie die Hoffnungen der Linken und das Vertrauen in den Kommunismus schnell schmilzt.

Der Roman spielt in drei verschiedenen Zeiträumen: im Sommer 1945 nach der Rückkehr Manuels aus dem Konzentrationslager, dann im Rückblick auf die französische Resistance gegen die Deutschen und als Vorgriff auf die Zukunft in den fünfziger und beginnenden sechziger Jahren in Spanien beim Untergrundkampf gegen die Diktatur Francos. Die früheren und späteren Ereignisse reihen sich wie in einem Kreis aneinander; der zentrale Verknüpfungspunkt ist der 6. August 1945, als die Atombombe auf Hiroschima geworfen wurde und der Zweite Weltkrieg damit definitiv zu Ende war.

Diese an sich komplizierte Struktur des Romans wird für den Leser leichter erfaßbar durch zwei sich abwechselnde Erzähler. Der in der Ich-Form berichtende Manuel wird unterbrochen von einem vor allem vorausschauenden, auch objektivierenden allwissenden Erzähler, der über Manuels Leben und späteren Tod in der dritten Person Auskunft gibt.

In "Die Ohnmacht" findet sich schon die für Semprúns spätere Werke so charakteristische Konfrontation von Gegenwart und Erinnerung, die dann in "Was für ein schöner Sonntag!" zu dem ständigen Vergleich der Verbrechen zweier Diktaturen, der nationalsozialistischen und der stalinistischen, führt. Für Semprún ist auch die Erinnerung fragwürdig; sie kann - wie etwa in "Die Ohnmacht" - durch einen Unfall oder die Folter zumindest für eine Zeitlang ausgelöscht oder aber bewußt manipuliert werden. Über Schuld oder Unschuld des Gedächtnisses hat Semprún viel geschrieben. In den Büchern, die von seiner Zeit in der Führung der Kommunistischen Partei Spaniens handeln, stellt er seine eigene Erinnerung den Aussagen anderer gegenüber und hält es für möglich, daß zwei völlig gegensätzliche Zeugnisse aus der Vergangenheit beide im guten Glauben gegeben werden. Das Gedächtnis der Protagonisten historischer Ereignisse kann, vielleicht für diese selbst unbewußt, im Laufe der Zeit stark verändert werden. Semprún hat es sich zur Pflicht gemacht, einstmals mächtige Politiker an ihre Vergangenheit zu erinnern. 1982 hat er in einem Interview mit Michi Strausfeld gesagt: "Für mich gibt es kein unschuldiges Gedächtnis mehr. Und diese Manie, mich an alles zu erinnern, nichts zu vergessen, rührt zunächst von einer starken persönlichen Erfahrung her, ist dann aber auch ein Entschluß, fast eine persönliche Strategie. Nicht nur literarisch, sondern auch politisch oder moralisch."

In "Die Ohnmacht" erinnert sich Semprún, der trotz seiner Erfahrungen mit den Nazis keine Ressentiments gegen Deutschland hegt, auch an die erlittene Folter durch Gestapo-Männer und Feldgendarme. Es war an der Zeit, auch diesen Roman, der so viel mit Deutschen zu tun hat, in die deutsche Sprache zu übersetzen, womit jetzt im Suhrkamp Verlag das gesamte literarische Werk von Semprún vorliegt. Längst vergriffen ist das wichtigste politische Erinnerungsbuch Semprúns: "Die Autobiographie von Federico Sánchez", die in den siebziger Jahren in einer fehlerhaften und gekürzten Übersetzung in einem anderen Verlag veröffentlicht wurde und die jetzt in einer neuen, korrekten Übersetzung erscheinen sollte.

Jorge Semprún: "Die Ohnmacht". Roman. Aus dem Französischen übersetzt von Eva Moldenhauer. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001. 200 S., br., 26,90 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die deutsche Fassung dieses Romans hatte Wilfried F. Schoeller schon lange vermisst. Nun hat er diesen "Schlussstein im großen Bauwerk der erzählten Augenblicke Jorge Semprúns" lesen dürfen und ist überwältigt, ohnmächtig sozusagen: "So existiert dieser Roman wie ein Orchester aus Namen, Stimmen, Bildern ... einer Bewegung der Willkür folgend, die mehr ausdrückt als das Irreguläre des Gedächtnisses". Zwar weiß Schoeller um das Fehlen des erst später im Werk des Autors auftauchenden politischen Motivs, der "ständigen Reibungsfläche des Stalinismus", im "geradezu familiären Kleinformat dieses Romans". Die auch späterhin verwendete Technik jedoch, "im Perspektivenwechsel von dritter und erster Person ... in die Vergangenheit zurücktauchend und im Vorgriff", aus lauter Bruchstücken des Erinnerns ein "musikalisches Mosaik" zu fügen, findet er auch hier "auf artistische Weise vorgeführt."

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