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Aus dem Sohn einer schwerreichen Unternehmerfamilie wurde der asketische Guru der analytischen Philosophie: So faszinierend wie Ludwig Wittgensteins Lebensweg ist auch sein intellektueller Werdegang - vom gewieften Logiker und antimetaphysischen Mystiker zum einfühlsamen Konstrukteur ausgeklügelter Sprachspiele.

Produktbeschreibung
Aus dem Sohn einer schwerreichen Unternehmerfamilie wurde der asketische Guru der analytischen Philosophie: So faszinierend wie Ludwig Wittgensteins Lebensweg ist auch sein intellektueller Werdegang - vom gewieften Logiker und antimetaphysischen Mystiker zum einfühlsamen Konstrukteur ausgeklügelter Sprachspiele.
Autorenporträt
Joachim Schulte ist Autor mehrerer Bücher über Ludwig Wittgenstein und Mitherausgeber der Kritischen Editionen von Wittgensteins Hauptwerken.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.10.2005

Suhrkamp macht Reiseführer
Knapp und gut: Joachim Schultes Wittgenstein-Einführung
In Aufmachung und Format erinnert die neue Reihe „BasisBiographie” des Suhrkamp Verlags an eine Kreuzung aus den populären „rororo Monographien”und der Reiseführerreihe „Merian classic”: übersichtliches Orientierungswissen mit vertiefenden Kommentaren zum Thema. Der Clou der Reihe: viel praktische, schnörkellose Information, reichlich Bilder, und alles zum kleinen Preis.
Mit dem Erwerb der Wittgenstein-Biographie Joachim Schultes macht der Leser tatsächlich ein wahres Schnäppchen. Denn er bekommt für ein paar Euro eine sehr übersichtlich und unprätentiös geschriebene Einführung in Leben, Werk und Wirkung des 1889 in Wien geborenen und 1951 im englische Cambridge gestorbenen Sprachphilosophen, der wie kaum ein anderer Denker des 20. Jahrhunderts schulbildend gewirkt und die Debatten der letzten fünfzig Jahre mitbestimmt hat.
Jeder Adept, der sich am „Tractatus” (veröffentlicht 1921) oder den locker gefügten Bemerkungen der Spätphilosophie (ab 1929) versucht hat, spürt, dass Wittgenstein ein tiefer und in vielerlei Hinsicht anregender, aber nur auf den ersten Blick leicht zugänglicher oder gar leicht verständlicher Denker war. Über fast jeden Satz seiner zumeist posthum veröffentlichten Schriften wurden Dutzende von Aufsätzen und Abhandlungen verfasst; Ausdrücke wie „Sprachspiel”, „Familienähnlichkeit” oder der ominöse - und so oft falsch zitierte - Satz 7 des „Tractatus”: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen” sind bereits zu Bestandteilen jener Alltagssprache geworden, die Wittgenstein selbst gegen die Logik und Philosophie aufgeboten hat.
Joachim Schulte erweist sich in dem kleinen Büchlein einmal mehr als einer besten Kenner der verschlungenen Wege, die Wittgensteins reiches Denken eingeschlagen hat, und bietet dem Leser einen Ariadnefaden durch die Sinnlabyrinthe der sprachphilosophischen Analysen des Meisters. Gut ausgewählte Bibliographien zu den einzelnen Werkaspekten runden die Darstellung ab. Darüber hinaus gibt Schulte dem Leser einen knappen Überblick über die überaus reiche Wirkungsgeschichte Wittgensteins nicht nur in der Philosophie, sondern auch in Musik, Film, Literatur und bildender Kunst.
Es ist durchaus legitim, dass sich Schulte zumeist auf seine eigene oder die Mainstream-Deutung von Person und Werk verlassen und die nicht unerhebliche Streubreite der fachlichen Rezeption vernachlässigt hat. Bedauerlich ist hingegen das Fehlen einer genaueren Verortung Wittgensteins in die Kulturdebatten seiner Zeit, obwohl er zuweilen äußerst kritisch an ihnen teilgenommen hat. Man hätte gern Genaueres über den Einfluss des zeitgenössischen Denkens nicht nur der Wiener Moderne auf seine Denkbewegungen erfahren.
Verdüsterter Horizont
Merkwürdig aber ist vor allem, dass Schulte Wittgensteins ausgeprägten Antimodernismus und Kulturpessimismus im wesentlichen als Ausdruck einer persönlichen Krise oder gar Depression deutet. Immerhin stand (und steht) der Philosoph mit seiner Skepsis gegenüber dem ethischen und zivilisatorischen Nutzen der modernen Wissenschaften und der Durchindustrialisierung der Gesellschaft doch nicht allein da; die Schrecken des Nazi-Regimes und die Atombombe verdüsterten den gesamten Horizont der Zeitgenossen.
Trotz solcher Auslassungen, die gewiss auch dem bewusst knapp gehaltenen Umfang des Büchleins zu verdanken sein dürften, bietet der Autor alles andere als einen Wittgenstein light. Schultes Biographie macht auf jeder Seite dem Leser Lust, in das so originelle Werk dieses Klassikers einzutauchen und ein wenig den schier endlosen Kontinent der Sprachphilosophie mit zu durchwandern.
MATTHIAS KROSS
JOACHIM SCHULTE: Ludwig Wittgenstein. Leben, Werk, Wirkung. Suhrkamp Verlag (BasisBiographien, Bd. 7), Frankfurt am Main 2005. 154 Seiten, 7,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Viele lobende Worte findet Rezensent Matthias Kross für Joachim Schultes Buch über Leben, Werk und Wirkung des 1889 in Wien geborenen und 1951 im englische Cambridge gestorbenen Sprachphilosophen Ludwig Wittgenstein. Kross preist die Einführung als "knapp und gut" sowie als "sehr übersichtlich und unprätentiös". Dennoch biete Schulte, der sich einmal mehr als einer der "besten Kenner" der Materie erweise, alles andere als einen "Wittgenstein light". Gut ausgewählte Bibliografien zu den einzelnen Werkaspekten rundeten die Darstellung ab. Erfreut zeigt sich Kross weiter über Schultes Überblick über die reiche Wirkungsgeschichte Wittgensteins nicht nur in der Philosophie, sondern auch in Musik, Film, Literatur und bildender Kunst. Für "bedauerlich" hält er dagegen das Fehlen einer genaueren Verortung Wittgensteins in den Kulturdebatten seiner Zeit. Nicht einverstanden ist Kross mit Schultes Deutung von Wittgensteins ausgeprägten Antimodernismus und Kulturpessimismus als einer persönlichen Krise oder gar Depression. Solche Kritik schmälert aber seinen überaus positiven Gesamteindruck nicht: "Schultes Biografie macht auf jeder Seite dem Leser Lust, in das so originelle Werk dieses Klassikers einzutauchen."

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