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Rhöndorfer Ausgabe jetzt bei Schöningh
- "Adenauers Briefe und Aufzeichnungen, nichts davon für Veröffentlichung und Nachwelt bestimmt, geben viel von dem preis, was die 'Erinnerungen' nur andeuten. Diese Briefe (...) spiegeln mit den deutschen Lebens- und Überlebensfragen ihrer Entstehungszeit auch die Antworten wider, die ein Mann gab, dessen historische Größe, je weiter der Abstand, unzweideutig hervortritt."
Michael Stürmer / Neue Zürcher Zeitung
- "Die Briefbände sind selbst für den, der Adenauer ganz gut zu kennen meinte, eine große Überraschung: Wider Erwarten erweist sich
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Produktbeschreibung
Rhöndorfer Ausgabe jetzt bei Schöningh

- "Adenauers Briefe und Aufzeichnungen, nichts davon für Veröffentlichung und Nachwelt bestimmt, geben viel von dem preis, was die 'Erinnerungen' nur andeuten. Diese Briefe (...) spiegeln mit den deutschen Lebens- und Überlebensfragen ihrer Entstehungszeit auch die Antworten wider, die ein Mann gab, dessen historische Größe, je weiter der Abstand, unzweideutig hervortritt."
Michael Stürmer / Neue Zürcher Zeitung
- "Die Briefbände sind selbst für den, der Adenauer ganz gut zu kennen meinte, eine große Überraschung: Wider Erwarten erweist sich der alte Herr als bedeutender Briefschreiber. Es gibt viel von ihm zu lernen in dieser Kunst. Hier kann man beobachten, wie und wann man sich anderen zu nähern vermag, dabei vorankommt, energisch und beschwingt, wie man beharrlich-behutsam seinen Zielen zustrebt, sich durchsetzt, imponiert und lockt, für sich einnimmt - im Politischen, im Privaten. Adenauer ist ganz präsent in jeder Zeile. Absichtsvoll, liebenswürdig."
Arnulf Baring / Frankfurter Allgemeine Zeitung

Autorenporträt
Konrad Adenauer (1876-1967), deutscher Politiker und erster Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. 1917-1933: Oberbürgermeister der Stadt Köln. 1920-1933: Präsident des preußischen Staatsrats. 1933 von den Nationalsozialisten seines Bürgermeisteramtes enthoben, 1934 und 1944 vorübergehend inhaftiert, seit Mai 1945 erneut Kölner Oberbürgermeister. Gründungs- und Vorstandsmitglied der CDU, 1946 deren Vorsitzender in der britischen Zone. 1950-1966: Bundesvorsitzender. 1948 /49: Präsident des Parlamentarischen Rates. 1949-1963 MdB, 1949-1963 Bundeskanzler. Unter dem Eindruck der Isolierung, überzeugt von der Bedrohung durch die UdSSR betrieb Adenauer, der 1951-55 zugleich Außenminister war, eine Politik der Westintegration (1951 Montanunion und Europarat; 1952: Deutschland Vertrag, 1954/55: WEU und NATO; Wiedererlangung der Souveränität, 1957: EWG und Euraton). Das Kernstück dieser Politik war die Aussöhnung mit Frankreich (1963 deutsch- französischer Freundschaftsvertrag mit Charles de Gaulle). Mit der UdSSR vereinbarte er 1955 die Aufnahme diplomatischer Beziehungen und erreichte dabei die Freilassung von 10.000 deutscher Kriegsgefangener. Innenpolitisch war die "Ära Adenauer" gekennzeichnet von der Errichtung eines demokratischen Staatswesens, in dem sich die

Hans-Peter Schwarz, geboren 1934, ist Professor für Politik und Zeitgeschichte und u. a. Verfasser zweier Bände der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland über die Ära Adenauer. Zahlreiche Auszeichnungen, wie 1999 den Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.02.2001

Führungsinstrument und Disziplinierungsmittel
Adenauers Briefe aus den Jahren 1957 bis 1959: Die hohe Kunst der Schluß- und Grußformel

Adenauer. Rhöndorfer Ausgabe. Briefe 1957-1959. Bearbeitet von Hans Peter Mensing. Herausgegeben von Rudolf Morsey und Hans-Peter Schwarz. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2000. 580 Seiten, 88,- Mark.

Um eine Persönlichkeit zu erfassen, gibt es kaum eine bessere und interessantere Quelle als die an ganz unterschiedliche Adressaten verfaßten Briefe. So entsteht auch in dem neuen Band mit 300 Briefen des Bundeskanzlers Adenauer ein sehr facettenreiches und deutlich konturiertes Bild dieses Mannes. Gleichzeitig bildet der Band eine erstrangige Quelle für die Geschichte der Bundesrepublik in den Jahren 1957 bis 1959.

Im Mittelpunkt steht die politische Korrespondenz mit Ministern des Bundeskabinetts, dem Vorsitzenden der Unionsfraktion Krone oder engen Mitarbeitern - an erster Stelle mit dem Staatssekretär im Bundeskanzleramt Globke. Gerade in den immer häufigeren und längeren Ruhepausen, die Adenauer in Cadenabbia am Comer See oder im südfranzösischen Vence verbrachte, werden die Briefe zu einem zentralen Führungsinstrument. Sie belegen, wie energisch und diszipliniert der im neunten Lebensjahrzehnt stehende Bundeskanzler die Regierungsgeschäfte lenkte, auch aus der Ferne.

Beispielhaft ist die Aufforderung aus Vence an Vizekanzler Erhard (25. Februar 1958), die Kabinettsmitglieder in der nächsten Sitzung darauf hinzuweisen, "daß kein Bundesminister berechtigt ist, auch nicht innerhalb der Fraktion, in wichtigen Fragen von den Richtlinien unserer Politik abweichende Erklärungen abzugeben". Vor allem gegenüber Verteidigungsminister Strauß und Wirtschaftsminister Erhard sind die Briefe Adenauers ein häufig eingesetztes Mittel der Disziplinierung. Die Briefe an Außenminister von Brentano zeigen, in welchem Maße sich Adenauer für die Außenpolitik zuständig fühlte und sich auch in die Personalpolitik des Auswärtigen Amts einmischte.

Eine zweite Gruppe stellen Adenauers Briefe an ausländische Staatsmänner dar. Diese bieten insgesamt auf knappem Raum eine Gesamtschau seiner politischen Grundüberzeugungen, zur Wiedervereinigung ebenso wie zur Verteidigungs- und Bündnispolitik. Wichtigstes Thema in diesem Rahmen ist die Abstimmung mit den westlichen Alliierten vor der im Mai 1959 beginnenden Deutschland-Konferenz der Vier Mächte in Genf.

Innenpolitisch bildet Adenauers Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten, die er wieder zurückzog, einen Schwerpunkt. Die sogenannte Präsidentschaftskrise des Jahres 1959 ist Teil seiner Bemühungen, über seine Amtszeit als Bundeskanzler hinaus "für die Kontinuität der deutschen Politik sorgen zu können" und die Berufung Erhards zum Bundeskanzler zu verhindern. Der Band versammelt hierzu insgesamt 34 Schreiben, die teilweise bereits andernorts abgedruckt sind. Eine Meisterleistung ist Adenauers Brief an Erhard vom 20. Mai 1959, in dem er diesem offen jegliche Fähigkeit als Außenpolitiker abspricht, ihn gleichzeitig hofiert und sich zuversichtlich zeigt, daß Erhard bei ruhigem Nachdenken auch zu der Überzeugung gelangen werde, daß es "richtiger ist, wenn Sie nicht Bundeskanzler werden, sondern Wirtschaftsminister bleiben".

"Mit treuköllschem Alaaf!"

Eine dritte Gruppe bilden familiäre Briefe und Schreiben an Freunde, insbesondere Dannie N. Heinemann. Trotzdem bleiben Einblicke in die Privatsphäre selten. Selbst die so persönlich beginnende Schilderung eines Urlaubstages gegenüber Bundespräsident Heuss erfährt eine politische Wendung (14. August 1958): "Lektüre: Lyrische Gedichte, Kriminalromane - hier und da -, die Atombombe u.s.w. von Jaspers, viel dösen, viel nachdenken - in Bonn kommt man viel zu wenig zu letzterem -, das ist mein Tagesablauf." Und erst am Ende eines politischen Briefes an Krone berichtet Adenauer ihm von dem "großen Anteil", der dem Bocciaspiel an seiner Erholung zukomme.

Immer wieder schenkt Adenauer protokollarischen Dingen Aufmerksamkeit: Einmal bemängelt er die Tischordnung beim Antrittsbesuch des stellvertretenden Kommandeurs der Nato-Truppen, dann führt er gegenüber dem Management des Bonner Hotels Königshof Klage über einen zähen Kalbsrücken, der bei einem Staatsempfang aufgetischt worden war.

In Zeiten des allgegenwärtigen "Mit freundlichen Grüßen" zeigt die feine Differenzierung der Adenauerschen Grußformeln, welcher Ausdrucksmöglichkeiten man sich durch diese Verengung beraubt hat. Ärgert sich der Kanzler darüber, daß Bundestagspräsident Gerstenmaier während einer Rede Thomas Dehlers, die Adenauer als beleidigend empfand, nicht eingeschritten war, so heißt es am Ende "Mit ausgezeichneter Hochachtung". Sein Brief an den hessischen Ministerpräsidenten Zinn (SPD), in dem er darauf hinweist, daß die von der Stadtverordnetenversammlung in Frankfurt beschlossene Volksbefragung über die Stationierung von Atomwaffen mit dem Grundgesetz unvereinbar sei, schließt "Mit vorzüglicher Hochachtung". Ein Brief an Verteidigungsminister Strauß, in dem der Bundeskanzler ihm mit der Entlassung drohte, mit "Hochachtend".

Felix von Eckardt, der Pressechef der Bundesregierung, erhielt vom verärgerten Kanzler sogar ein Schreiben ohne Anrede und Grußformel. Gegenüber dem sowjetischen Botschafter Smirnow griff der Kanzler auf die diplomatische oder behördliche Höflichkeitsformel "Genehmigen Sie, Herr Botschafter, den Ausdruck meiner ausgezeichnetsten Hochachtung" zurück. Neben den freundlichen Grüßen findet sich in Briefen an Erich Mende die Formel "Mit hochachtungsvollen Grüßen", an den Innenminister Gerhard Schröder einmal die ambivalente Wendung "mit verbindlichen Grüßen", an Globke, den Abgeordneten Kiesinger oder von Brentano "Mit vielen Grüßen, Ihr ergebener". Bei Bundespräsident Heuss ist es einmal ein: "In großer Verehrung. Ihr sehr ergebener", ein andermal ein "In großer Verehrung und Freundschaft wie immer Ihr" und beim französischen Ministerpräsidenten Charles de Gaulle: "Ich bin in freundschaftlicher Hochachtung Ihr sehr ergebener". Gegenüber Kardinal Frings wird daraus "Ihr ergebenster". Der amerikanische Außenminister Dulles erhält ein "Ich bin wie immer in herzlicher Freundschaft Ihr" und seine Antwort auf einen mundartlich gefaßten Geburtstagsgruß des Präsidenten der "Köllsche Funke rut wieß vun 1823" schließt der Kanzler: "Mit treuköllschem Alaaf!"

Die Kommentierung der Briefe ist vorbildlich. Kritisch sei lediglich angemerkt, daß recht häufig auf die Kommentierung in vorangehenden Bänden der Rhöndorfer Ausgabe verwiesen wird. Dies ist ärgerlich, wenn man nicht alle Bände zur Hand hat. Insgesamt liegen nun 14 Bände der Rhöndorfer Ausgabe vor, durch die zentrale Teile des in Rhöndorf liegenden Adenauer-Nachlasses in wissenschaftlicher Form erschlossen werden. Den Kern bilden die inzwischen sieben Bände, die in Auswahl die Briefe Adenauers für die Jahre 1945 bis 1959 dokumentieren.

KARL-ULRICH GELBERG

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Um eine Persönlichkeit zu erfassen, gibt es keine bessere Quelle als deren Briefe. So sieht es Karl-Ulrich Gelberg. Bestätigt findet sich der Rezensent durch die nun vorliegende und, wie er anmerkt, vorbildlich kommentierte Ausgabe der Briefe Konrad Adenauers. Es entsteht ein sehr facettenreiches und deutlich konturiertes Bild dieses Mannes, schreibt er und fügt hinzu, dass es sich bei dem Buch zugleich um eine erstrangige Quelle für die Geschichte der Bundesrepublik in den Jahren 1957 bis 1959 handele. Gelberg teilt die rund 300 versammelten Briefe in drei Gruppen: Politische Korrespondenz mit Mitgliedern des Bundeskabinetts, "Briefe an ausländische Staatsmänner" und schließlich - "familiäre Briefe". Was ihn besonders fasziniert hat indes, fügt die Gruppen wieder zu einem Ganzen: Es ist die "feine Differenzierung der Adenauerschen Grußformeln", von "Ihr ergebenster" bis "Mit treuköllschem Alaaf!"

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