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Eine Liebe in Zeiten der Revolution 1937 trifft die junge, attraktive Schauspielerin Lan Ping den charismatischen Revolutionär Mao. Die Liebe zwischen den beiden wird nicht nur ihr eigenes Leben, sondern das von Millionen Menschen in China bestimmen. Anchee Min erzählt in ihrem Roman die dramatische Geschichte einer leidenschaftlichen, zornigen Frau, die zur gefürchteten Herrscherin wurde.

Produktbeschreibung
Eine Liebe in Zeiten der Revolution
1937 trifft die junge, attraktive Schauspielerin Lan Ping den charismatischen Revolutionär Mao. Die Liebe zwischen den beiden wird nicht nur ihr eigenes Leben, sondern das von Millionen Menschen in China bestimmen. Anchee Min erzählt in ihrem Roman die dramatische Geschichte einer leidenschaftlichen, zornigen Frau, die zur gefürchteten Herrscherin wurde.
Autorenporträt
Anchee Min, geboren 1957 in Shanghai, wurde bekannt durch ihre Autobiographie 'Rote Azalee'. Sie hat eine persönliche Beziehung zur Geschichte von Madame Mao. Mit 17 wurde sie in ein Arbeitslager gesteckt, wo sie Jahre später entdeckt und in Madame Maos Filmstudio zur Schauspielerin ausgebildet wurde. Als Madame Mao wegen Mordes an ihrem Mann zum Tod verurteilt wurde, musste Min acht Jahre lang niedrige Arbeit im Studio verrichten, bis sie 1984 in die USA kam. 'Rote Azalee' (1994) wurde von der 'New York Times' ausgezeichnet und war ein internationaler Besteller.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.04.2003

Die große Steuerfrau
Anchee Mins Roman über Madame Mao und die Kulturrevolution

Sie hat es niemandem leicht gemacht. Am wenigsten sich selbst. Unzählige Schichten historischer Urteile, die mehr über den Betrachter als über den Gegenstand seiner Betrachtung sagen, haben sich über ihre Person in Geschichtsbüchern und Biographien abgelagert. Macht ist immer faszinierend und verstörend zugleich - besonders in den Händen einer Frau. Dann wird gern besonders tief in die Requisitenkiste der handfesten Vorurteile und misogynen Reflexe gegriffen.

In ihrem Roman "Madame Mao" hat die sino-amerikanische Autorin Anchee Min das historische Material erneut gesichtet und eine Perspektive gewählt, der mentalitätsgeschichtliche und psychoanalytische Überlegungen zugrunde liegen. Herausgekommen ist ein kenntnisreiches und staunenswertes Porträt einer der fraglos faszinierendsten Frauen des zwanzigsten Jahrhunderts: Das Portrait Jiang Qings, der letzten und langjährigen Ehefrau des chinesischen Revolutionsführers Mao Zedong.

Gewissermaßen anstelle der Tochter, die sich der Rolle der Biographin verweigert, zeichnet die Autorin das Leben der Frau an Maos Seite nach - so der Prolog. Dies ist auch deshalb bemerkenswert, weil die Autorin im Shanghaier Filmstudio Jiang Qings zur Schauspielerin ausgebildet wurde und in einer ihrer Modellopern vor der Kamera stand. Im Mittelpunkt des biographischen Romans steht die Lebens- und Liebesgeschichte Jiang Qings, die entlang der historischen Eruptionen des zwanzigsten Jahrhunderts erzählt wird: vom Ende der letzten chinesischen Dynastie über den Bürgerkrieg zwischen Nationalisten und Kommunisten, der Ausrufung der Volksrepublik und den darauf folgenden Massenkampagnen, deren Kulmination in der Kulturrevolution bis hin zur Verhaftung der sogenannten "Viererbande". Biographischer Ausgangspunkt und Vehikel des Erzählens ist der unstillbare Schmerz, die noch immer klaffende Wunde: der Schmerz einer grausamen Kindheit. Später wird er als Schmerz der Nation wiederkehren, revolutionärer Rache und der erbarmungslosen Auslöschung der "Feinde" Auftrieb geben. Ähnliche Folgen haben die tiefen Verletzungen und entwürdigenden Schikanen, die die junge Shanghaier Schauspielerin in den dreißiger Jahren erfährt. Drei Jahrzehnte später, im Zenit ihrer politischen Macht, wird gnadenlos Rache an Unschuldigen genommen: Tausende werden ausgeschaltet, ins Gefängnis geworfen, zum Selbstmord gezwungen oder umgebracht.

In "Madame Mao" erscheint die "Große Proletarische Kulturrevolution" nicht länger als kühnes (wenngleich schiefgelaufenes) Meisterwerk ideologischer Visionäre, sondern als Racheakt einer unerwiderten Liebe, als Ränkespiel wechselnder Allianzen, als perfekte Inszenierung einer nationalen Katharsis. Der Roman zeigt ein menschelndes Historiendrama, in dem der "Große Steuermann" Regie führt und Genossin Jiang Qing auf Weisung der Partei zunächst in eine unbedeutende Nebenrolle gedrängt wird. Als die Dinge aus dem Ruder zu laufen drohen, wittert die Geschaßte ihre Chance, übernimmt die Dramaturgie im Hintergrund und avanciert schließlich zur Hauptdarstellerin im Schauspiel Kulturrevolution. Der Regisseur Mao Zedong stirbt gerade rechtzeitig: So ist er zwar verantwortlich für das Desaster und kann doch als Mythos weiterleben.

Nun rächt sich auch Jiang Qings Begehren, im Rampenlicht stehen zu wollen. Der Vorhang fällt, und niemand und nichts erinnert mehr an die Heldin auf der Bühne der Revolution. Was in den Köpfen zurückbleibt, ist die machtgeile weißknöchrige Teufelin, die ihr Publikum verführt und die Revolution verraten hat. Ende der Vorstellung. Jiang Qing sitzt als Rädelsführerin der "Viererbande" vierzehn Jahre in der Todeszelle, bevor sie 1991 im Alter von siebenundsiebzig Jahren ihr Leben beendet: "Es ist Zeit, die Bühne freizumachen."

Doch ist es nicht allein der Theatralik der Revolution an sich geschuldet, daß dieser historische Stoff in der Metaphorik des Theaters aufgearbeitet wird. Die Autorin weiß aus eigener Erfahrung, wovon sie schreibt, und führt den Leser gleich in doppeltem Sinne hinter die Kulissen. So wird ein Einblick in die fragilen, narzißtischen und größenwahnsinnigen Seelen der Handelnden möglich, und zugleich erfährt man, wer im China des zwanzigsten Jahrhunderts wann welche Fäden im Hintergrund gezogen haben könnte. Durch die Verschränkung von frühkindlicher Erfahrung und politischem Handeln, von individueller Disposition und persönlicher Entwicklung zeigt sie Maos Witwe so, wie sie gewesen sein könnte. Damit setzt sich die Autorin überzeugend von jener eindimensionalen Sicht ab, die die Frau an Maos Seite wahlweise zur sexbesessenen, machtgierigen Kaiserin oder zum Opfer einer Revolution, die ihre eigenen Kinder frißt, stilisiert. Mins Roman ist keine Enthüllungsgeschichte, sondern beläßt der Hauptfigur ihr Geheimnis. Madame Mao wird weiterhin als ungelöstes Rätsel Faszination und Abscheu erregen.

IRMY SCHWEIGER

Anchee Min: "Madame Mao". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Barbara Heller. Scherz Verlag, Bern 2002. 348 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Eine Frau will nach oben
Selbstbewusstsein, Ehrgeiz und ein eiserner Wille gehören nicht zu den traditionellen Eigenschaften einer guten Chinesin. Schon gar nicht im Jahr 1919. 1919 - mit diesem Jahr beginnt Anchee Mins Romanbiografie Madame Mao. Es ist die Geschichte des Mädchens Yunhe, die später als Maos Ehefrau und Mitglied der Viererbande zur Kulturrevolution aufrief.
Ihre Mutter wollte das Beste für ihre Tochter und bandagierte ihr die Füße, um sie zu Lotosfüßchen zu formen. Zuerst wehrt sich Yunhe nicht. Als später die Schmerzen einsetzen, reißt sie die Wickel von den eiternden Füßen. Es ist eine Szene, auf die der Roman immer wieder zurückkommt. Yunhe will sich sich nicht verbiegen lassen, sie will und kann sich durchsetzen, das hat sie daraus gelernt.
Wie ein Pfau unter Hühnern
So fühlt sich Yunhe in ihren Partnerschaften, unterfordert und unverstanden. Immer wieder läuft sie weg, dann schließt sie sich den Kommunisten an und trifft auf dem Langen Marsch einen Partner, der ihr ebenbürtig ist: Mao Zendong. Ihre Ehe steht unter einem schlechten Stern. Die Partei hatte durchgesetzt, dass Yunhee, die jetzt Genossin Jiang Qing genannt wird, keinerlei politische Macht erhalten sollte. Jiang Qing fühlt sich zurückgesetzt, doch es gelingt ihr, wichtige Kontakte aufzubauen.
Mit Hilfe eines erzählerischen Tricks beleuchtet Anchee Min die Geschichte Madame Maos aus zwei Perspektiven. Ein Erzählstrang zeichnet Madame Maos Leben als Autobiografie nach. Dazwischen sind Passagen eingestreut, die den Leser auf Verfälschungen im Dienst der Propaganda hinweisen und dabei häufig dem bisher Erzählten vorgreifen.
Der Kampf um Maos Liebe, die Angst vor einem Attentat...
... und die Hoffnung auf die Macht nach Maos Tod sind die treibenden Kräfte in ihrem Leben. Mao betrügt sie, jeder, auch Madame Mao weiß es, und sie leidet darunter. Später, als seine Macht wankt, lässt er es zu, dass die gelernte Schauspielerin für ihn Propaganda macht. Doch bis zuletzt spielt Mao ein falsches Spiel...
Anhand von umfangreichem Quellenmaterial hat Anchee Min in Madame Mao ein sehr facettenreiches und detailliertes Charakterbild einer Frau entworfen, die sich unter dem Druck der politischen Verhältnisse zu einer unberechenbaren Despotin entwickelte. Zugleich ist dieser sehr spannende Roman die tragische Liebesgeschichte zweier wesensverwandter, sehr leidenschaftlicher Menschen. (Birgit Kuhn)
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Bei einer mächtigen Frau, schreibt Irmy Schweiger, sind die "misogynen Reflexe" der Geschichts- und Geschichtenschreiber nicht weit. So auch bei Jiang Qing, der Gattin Maos und "Hauptdarstellerin im Schauspiel Kulturrevolution", die sich nach 14 Jahren in der Todeszelle das Leben nahm. Anchee Min mache es in ihrem Roman besser und könne sich dabei vor allem auf ihre biografische Nähe zu "Madame Mao" verlassen, in deren Filmstudio sie einst zur Schauspielerin wurde. "Entlang der historischen Eruptionen des zwanzigsten Jahrhunderts" erzähle sie die Lebensgeschichte der Herrscherin, die sich mit ihrer brutalen Machtausübung für eine "grausame Kindheit" gerächt habe - an Unschuldigen. Mins psychoanalytischer Zugang ermöglicht laut Schweiger einen "Einblick in die fragilen, narzisstischen und größenwahnsinnigen Seelen der Handelnden (...), und zugleich erfährt man, wer im China des zwanzigsten Jahrhunderts wann welche Fäden im Hintergrund gezogen haben könnte". Damit weiche die Autorin von der üblichen eindimensionalen Sichtweise ab. Trotzdem, ist sich die Rezensentin sicher, wird "Madame Mao" wohl immer ein Geheimnis bleiben.

© Perlentaucher Medien GmbH