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Ein Erzählband über junge Großstädter, ihre Fragen an das Leben und dessen vollkommen unverständliche Antworten. Wo fängt die Liebe an, wo hört die Freundschaft auf? Wer braucht einen Partner, wenn ein Hund der treuere Gefährte ist? Qualifiziert ein Jura-Examen für einen Job im Sexshop? Lauren Holmes Geschichten handeln von der Zeit zwischen Schule, Studium und dem großen Schritt ins Erwachsenenleben. Sie erzählen von Jasons erster Liebe und Lalas exzentrischer Mutter, von Jennas College-Affäre und Barbaras ungewöhnlichem Sexleben. Barbara, Jenna, Lala und Jason: Sie alle reiben sich an Eltern…mehr

Produktbeschreibung
Ein Erzählband über junge Großstädter, ihre Fragen an das Leben und dessen vollkommen unverständliche Antworten.
Wo fängt die Liebe an, wo hört die Freundschaft auf? Wer braucht einen Partner, wenn ein Hund der treuere Gefährte ist? Qualifiziert ein Jura-Examen für einen Job im Sexshop?
Lauren Holmes Geschichten handeln von der Zeit zwischen Schule, Studium und dem großen Schritt ins Erwachsenenleben. Sie erzählen von Jasons erster Liebe und Lalas exzentrischer Mutter, von Jennas College-Affäre und Barbaras ungewöhnlichem Sexleben.
Barbara, Jenna, Lala und Jason: Sie alle reiben sich an Eltern und Freunden, suchen sich und ihren Platz in der Welt, wollen Nähe und sind doch oft einsam.
Autorenporträt
Holmes, Lauren
Lauren Holmes, geboren 1984, lebt in New York. Sie studierte am Hunter College und arbeitete dort als Dozentin für Literatur und kreatives Schreiben. Ihre Geschichten wurden in den renommierten Zeitschriften Granta, Zyzzyva und Guernica veröffentlicht. «Barbara die Schlampe und andere Leute» ist ihr Debüt.

Handels, Tanja
Tanja Handels, geboren 1971 in Aachen, lebt und arbeitet in München, übersetzt zeitgenössische britische und amerikanische Literatur, u.a. von Zadie Smith, Anna Quindlen, Erica Jong und William Finnegan, und ist auch als Dozentin für Literarisches Übersetzen tätig. 2019 wurde sie mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.07.2015

Winterschläfer
Lauren Holmes erzählt vom Phlegma der Großstadt
Eine heterosexuelle Juristin, die sich die Haare abschneidet, um für ihre Arbeit im Sexshop lesbischer auszusehen. Eine Mutter, die ihre Tochter nur zu Besuch einlädt, um sie zur Schmugglerin zu machen, und ein Hund, der vom Ende einer Beziehung berichtet: Die 31-jährige New Yorkerin Lauren Holmes spart in ihrem Debüt, dem Erzählungsband „Barbara die Schlampe und andere Leute“, nicht an skurrilen Szenerien. Ihre zehn Ich-Erzähler sind jung, ironisch begabt und phlegmatisch. Die meisten von ihnen schrecken vor anstehenden Entwicklungsschritten in Beruf- oder Privatleben zurück und richten sich stattdessen im Stillstand ein.
  Brenda, die Protagonistin der fünften Geschichte, driftet in eine Parallelidentität ab, um ihren postgraduellen Schwellenmoment in die Länge zu ziehen: Nach zwei Absagen von Anwaltskanzleien heuert die frisch examinierte Juristin in einem Sexshop an, der eigentlich eine lesbische Verkäuferin sucht. Brenda ist mit einem Anwalt namens Danny verlobt, hat fürs Vorstellungsgespräch aber eine Alternativvariante ihres Lebens konzipiert: „Ich erzählte ihm, ich sei mit meiner Freundin Nadeen hierher gezogen, die Anwältin sei, und hätte im College als Sexualberaterin gearbeitet. Der Mann schien sich daran zu stören, dass ich Jura studiert hatte, deshalb ließ ich den Teil weg. Das mit der Sexualberaterin stimmte aber. Und auch Nadeen war nicht völlig aus der Luft gegriffen. Ich hatte im ersten Jahr auf dem College was mit ihr gehabt, nachdem mein Vater mir erklärt hatte, er wolle nichts von wegen ,lesbisch bis zum Abschluss‘ hören, wenn ich schon darauf bestand, auf ein Frauen-College zu gehen.“
  Brenda richtet sich mit einer Energie in ihrer neuen Identität ein, die sie als Juristin nie aufbringen konnte: Sie probiert das Sortiment an Sexspielzeugen durch, philosophiert über lebensecht geformte Eicheln und knautschige Hoden und geht mit einer gut aussehenden Kundin aus, um ihre misstrauische Chefin zu überzeugen, dass sie wirklich lesbisch sei. Brenda schlittert in jedem ihrer zwei Leben einem Eklat entgegen und bleibt dabei seltsam unberührt, so wie die meisten Figuren in diesem Band ihren emotionalen Haushalt sehr zweckmäßig eingerichtet haben.
  Sie geben sich mit Zwischenlösungen zufrieden, mit Aushilfsjobs und Affären, um nicht allein zu sein und um für die Außenwelt produktiv zu erscheinen. In der Figur der Vivian, Erzählerin der dritten Geschichte, zeigt sich diese Absage an jede finanzielle wie emotionale Ambition vielleicht am drastischsten: Sie lebt mit einem Mann zusammen, den sie verabscheut: „(ER) versuchte mich zu wecken, weil er Sex wollte. Ich war gar nicht richtig wach, aber ich dachte mir, wenn wir es jetzt täten, müssten wir es später nicht mehr tun, wenn ich wach war, und er würde mich für mindestens eine Woche in Ruhe lassen.“ Vivian arbeitet schon viel zu lange als Hilfskraft in einer Klinik für Geschlechtskrankheiten. Und sie spricht stellvertretend für die Figuren dieses Bandes, wenn sie achselzuckend festhält: „Ich war mir nicht sicher, ob ich noch in der Lage wäre, Medizin zu studieren oder auch nur Chemie. Ich dachte darüber nach, vielleicht Gesundheitswissenschaften zu studieren, aber ich dachte auch darüber nach, in den Wald zu ziehen, mich von Beeren und Pilzen zu ernähren und im Winter mit den Bären Winterschlaf zu halten.“
  Holmes’ Figuren ist eine Scheu vor großen Worten und Gefühlen eingeschrieben; die einzigen Protagonisten, die hier auf ihre inneren Impulse vertrauen, sind ein Golden Retriever namens Princess und die titelgebende „Barbara die Schlampe“. Princess ist die Ich-Erzählerin der achten Geschichte und nutzt das Beziehungsdrama ihrer Bezugspersonen, um öfter an ihr Lieblingsfutter zu kommen. Barbara wird auf der Highschool mit Slut-Shaming konfrontiert: Nachdem sie einen Baseballspieler hatte abblitzen lassen, behauptet dieser, mit ihr im Bett gewesen zu sein, und spricht sie nur noch mit „Schlampe“ an – ein Trend, den die übrigen Mitschüler mit Begeisterung aufnehmen. Obwohl man ihr das Wort „Schlampe“ auf den Spind gesprüht, sie bedroht und sogar körperlich angegriffen hat, stellt Barbara sich selbst und ihre Sexualität nicht in Frage, sondern geht souverän zum Gegenangriff über.
  Man stellt sich Lauren Holmes’ Protagonisten unweigerlich mit übergroßen Hipsterbrillen und abwesendem Blick vor, auf der ironischen Seite des Lebens entlangschlurfend. Die Untiefen, die eigentlich in ihnen angelegt sind, werden von einem inneren Kommentator überstrahlt, der in jeder Geschichte identisch klingende, trockene Sätze produziert, ganz gleich, ob gerade aus Sicht eines Schulmädchens, eines Verwaltungsangestellten oder einer Philosophin erzählt wird. So reproduziert „Barbara die Schlampe und andere Leute“ trotz außergewöhnlicher Settings und Figurenkonstellationen am Ende die Langeweile, die es beschreibt.
DANA BUCHZIK
                          
Lauren Holmes: Barbara die Schlampe. Rowohlt Verlag, Reinbek 2015. 256 Seiten, 10,99 Euro.
Holmes schildert in ihrem
Debütband Figuren, die Leben
meist nur simulieren
Man stellt sich das Personal
dieser Storys mit Hipsterbrillen
und abwesendem Blick vor
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Ein Buch wie eine große Party. Wunderbar und schreiend komisch. NEON