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Beigbeder versammelt sein Arsenal an Provokationen, Bizarrerien und Zynismen zu einem furiosen Nachtstück, von großer Leichtigkeit und einiger Komik.Eine Posse, ein Spiel mit Identitäten, mit Wirklichkeit und Fiktion, und sie stellt die ernstgemeinte Frage nach dem Glück, nach der Möglichkeit von Glück in einer hypertrophen Welt.Der zweite Teil der Marc Maronnier-Trilogie.
Die Chronik einer "Nacht auf dem Scheißhaus": "Les Chiottes" nennt sich ein neuer Club, der sich in Form einer gigantischen Toilette mitten in Paris auf der Place de la Madeleine erhebt. Die Eröffnung wird mit einem
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Produktbeschreibung
Beigbeder versammelt sein Arsenal an Provokationen, Bizarrerien und Zynismen zu einem furiosen Nachtstück, von großer Leichtigkeit und einiger Komik.Eine Posse, ein Spiel mit Identitäten, mit Wirklichkeit und Fiktion, und sie stellt die ernstgemeinte Frage nach dem Glück, nach der Möglichkeit von Glück in einer hypertrophen Welt.Der zweite Teil der Marc Maronnier-Trilogie.
Die Chronik einer "Nacht auf dem Scheißhaus": "Les Chiottes" nennt sich ein neuer Club, der sich in Form einer gigantischen Toilette mitten in Paris auf der Place de la Madeleine erhebt. Die Eröffnung wird mit einem spektakulären Fest und einer entsprechend exklusiven Gästeliste gefeiert, auf der sich selbstredend der Gesellschaftskolumnist Marc Maronnier befindet. Die Crème de la Crème der Pariser In-group versammelt sich zu diesem Ereignis in einem Ambiente der Gigantomanie, das durch das Motto "Scheißhaus" direkt mit Ekel und Abgeschmacktheit verbunden wird.
Autorenporträt
Frédéric Beigbeider, geboren 1965 in Neuilly-sur-Seine, studierte Politikwissenschaft und lebt als Kritiker und Schriftsteller in Paris. Unter anderem arbeitet er für 'Elle', 'Paris Match' und die Kultursendung 'Masque et la plume' bei France Inter. Außerdem war er zehn Jahre lang als Texter in einer renommierten Werbeagentur tätig, die ihn nach der Veröffentlichung seines ersten Romans vom Fleck weg engagierte. Er gilt als Enfant terrible des französischen Literaturbetriebs.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.08.2002

Die Vorzüge der Wasserspülung
Für Liebhaber der frühen Neunziger: Frédéric Beigbeders Pariser Szene-Roman „Ferien im Koma”
Bücher gehören zu den Waren, die noch kein Mindesthaltbarkeitsdatum tragen. Die Bücher von Frédéric Beigbeder aus den neunziger Jahren, die der Rowohlt Verlag nach dem Megaerfolg von „39,90” sukzessive auf den Markt bringt, sollten lieber eins haben. „Ferien im Koma” zum Beispiel, der zweite Teil in Beigbeders Marc-Maronnier-Trilogie, den wir nun in Händen halten, ist über das Verfallsdatum schon hinaus. 1994 in Frankreich erschienen, war dieses Szenebuch eine ironisch-kritische Eloge auf das Partyleben der wilden Neunziger, die mit dem Untergang des falschen New- Economy-Glanzes und mit dem Ausfall der leicht verdienten Werbemillionen nun endgültig ausgefeiert sind.
Im Mittelpunkt des 160-seitigen Werks steht Marc Maronnier. Es ist Frédéric Beigbeders literarisches alter ego, eine Figur, von der der Autor sagt, dass er es selber sei, nur noch viel schlimmer! Und mit ihm, diesem fiktiven 27-jährigen Gesellschaftsklatschkolumnisten, das Party-, Paarungs- und Szeneleben der wilden und glanzvollen Neunziger.
In einem „Selbstkritik statt Vorwort” genannten Vorwort versucht Beigbeder die Gunst der heutigen Leser zu erlangen, indem er sein Werk in den Boden stampft (oder handelt es sich hier um gnadenlose Ironie? Bei diesem Autor liegen Größenwahn und satirisches Talent so eng beieinander, dass man hier kaum zu unterscheiden weiß!): den „Gatsby” des ausgehenden Jahrtausends habe er schreiben wollen, mindestens einen zweiten „Ulysses”, herausgekommen sei aber nur ein Romänchen, dessen Idee naiv ist (so sagt es der Autor, die Einheit von Ort, Raum und Zeit meinend), dessen Thema banal ist (Party, Party, Party!), dessen Titel schlecht sei (die großen wie „Geschlossene Gesellschaft” oder „Reise ans Ende der Nacht” waren leider schon vergeben), kurz: „Ferien im Koma” sei ein missglücktes Buch, so die vorausgehende Gunsterwerbung abschließend, aber unglücklicherweise auch Frédéric Beigbeders bestes! Also lesen wir´s und stellen fest: Der Autor hat fast recht!
Von den Mühen des Dabeiseins
Marc Maronnier, mit 27 Jahren auf Partys lebensklug geworden, berichtet für die Hochglanzmagazine der Welt über den Klatsch und Tratsch aus Paris. Keine bedeutende Party entgeht ihm, so auch heute nicht: Kurz vor 19.00 Uhr erhält er die bislang geheim gehaltene Einladung zu Paris’ neuestem Schrei, zu einer neuen Nobeldisco, die an der Stelle einer ehemaligen Pariser Toilettenanlage residiert und „Das Klo” heißt. Die Tanzfläche hat die Form einer Klobrille, regelmäßig wird sie abgesenkt und von einer gigantischen Wasserspülung überflutet – ein Heidenspaß im Pariser Nachtleben.
Doch an Marc Maronnier geht dieser (erfundene!) Spuk fast vorbei. Er will auf dieser Party bloß, was er immer will: sich verlieben. Doch bis es soweit ist, will er in jedem Fall schon einmal Spaß haben, soll heißen Sex. Und so streift man im Laufe der 12 Stunden, die der Roman umfasst, mit dem von den Nöten der Einsamkeit und des Körperfrustes getriebenen Helden durch die Tücken und Feinheiten des Nachtlebens, durch den Kontakthof der Eitelkeiten und den Netzknoten der Neurosen. Man stolziert über Ausschweifungen kulinarischer und fleischlicher Art hinweg, diskutiert die neuesten Moden und Albernheiten im Kleidungs-, Musik- und Schönheitsmarkt, und am Ende fließt sogar echtes Blut. Die Gaudi hat schließlich Grenzen. Marc Maronnier hat am Ende dieser Nacht schließlich nicht nur seinen Spaß, sondern auch seine Liebe gefunden – zumindest für Tage, bis zum nächsten Fest.
Mit Witz und Ironie werden die Schlachten um Essen, Aufmerksamkeit und Frauen kommentiert. Doch werden vor allem diejenigen an diesem verspielten Anspielungsreichtum ihre Freude haben, denen die Namen, Orte und verschlüsselten Ereignisse etwas sagen, und das sind nun einmal eher die Franzosen, insbesondere die Pariser. Doch trägt zum gemischten Vergnügen bei, dass auch hier gilt, was schon für Beigbeders Werbesatire galt: Auch wer die Welt aus „39,90” nie erlebt hat, konnte scharfsinnige und lustige Analysen der Werbemacht nach Hause tragen.
Wer noch einmal die Launen und Überspanntheiten der frühen Neunziger spüren will, wer die sentimentale Erziehung eines juvenilen Helden im Spaß- und Drogenmilieu des vergangenen Jahrzehnts erleben will, der wird bei diesem erst jetzt eingetroffenen Buch des hedonistischen Satirikers Beigbeder über das abgelaufene Verfallsdatum großzügig hinwegsehen.
OLIVER SEPPELFRICKE
FRÉDÉRIC BEIGBEDER: Ferien im Koma. Roman. Aus dem Französischen von von Brigitte Große. Rowohlt Verlag, Reinbek 2002. 160 Seiten, 12 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als "gemischtes Vergnügen" bezeichnet Oliver Seppelfricke diesen nach dem Erfolg von "39,90" erstmals auf Deutsch veröffentlichten Roman Frederic Beigbeders, der im Original schon 1994 erschienen war. Acht Jahre ist zwar kein Alter für einen gelungenen Roman, doch bei diesem Werk ist das Haltbarkeitsdatum deutlich überschritten, findet Seppelfricke. Es geht um einen jungen Klatschreporter, der durch das Pariser Nachtleben streift, Ausschweifungen aller Art erlebt und dabei die "neuesten Moden und Albernheiten" diskutiert. Mit diesem Lebensstil, der eng mit der New Economy und ihren Werbemillionen verknüpft gewesen sei, ist jetzt wohl endgültig vorbei, glaubt unser Rezensent. Doch "wer noch einmal die Launen und Überspanntheiten der frühen Neunziger spüren will", der ist mit diesem gerade mal 160 Seiten dicken Roman des "hedonistischen Satirikers" Beigbeder ganz gut bedient, so Seppelfrickes Fazit.

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