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Das neue Werk der streitbaren Feministin und Kulturkritikerin.
Warum überhaupt ein Buch über die Vagina? Ich habe mich immer für die weibliche Sexualität interessiert. Die Art, wie eine Kultur auf die Vagina blickt - sei es respektvoll oder verächtlich, fürsorglich oder geringschätzig -, steht stellvertretend dafür, wie in der betreffenden Zeit und an dem betreffenden Ort auf die Frau schlechthin geblickt wird. Am Anfang dieser Reise ging ich davon aus, dass ich eine ganze Menge über uns Frauen lernen würde, und zwar als Lustobjekte ebenso wie als Mitglieder der Gesellschaft. Ist die Vagina…mehr

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Produktbeschreibung
Das neue Werk der streitbaren Feministin und Kulturkritikerin.
Warum überhaupt ein Buch über die Vagina? Ich habe mich immer für die weibliche Sexualität interessiert. Die Art, wie eine Kultur auf die Vagina blickt - sei es respektvoll oder verächtlich, fürsorglich oder geringschätzig -, steht stellvertretend dafür, wie in der betreffenden Zeit und an dem betreffenden Ort auf die Frau schlechthin geblickt wird. Am Anfang dieser Reise ging ich davon aus, dass ich eine ganze Menge über uns Frauen lernen würde, und zwar als Lustobjekte ebenso wie als Mitglieder der Gesellschaft.
Ist die Vagina eine Pforte zur Erleuchtung, wie sie es für die Praktizierenden des indischen Tantra war? Oder ein "goldener Lotus", wie es die Philosophie des Tao behauptete? Oder eine Art "Prüfstelle" für die weibliche Reife, ein Organ, das die Frauen von den Mädchen unterscheidet, wie Sigmund Freud glaubte? Oder das, als was sie die zeitgenössische Massenpornografie zeigt: eine "scharfe", aber im Grunde austauschbare Körperöffnung und jedermann zugänglich, der einen Internetanschluss besitzt?
Ich begann zu erkennen, dass es in Wahrheit um etwas geht, über das nur selten gesprochen wird: um eine tiefgreifende Verbindung zwischen Gehirn und Vagina. Im Keim war dieses Buch als historische und kulturelle Reise angelegt, doch es wurde rasch eine sehr persönliche und notwendige Entdeckungsreise daraus. Ich musste die Wahrheit über die Vagina herausfinden, denn mir war durch Zufall ein Einblick in eine Dimension vergönnt, die ich noch nie an ihr wahrgenommen hatte.
Autorenporträt
Wolf, Naomi
Naomi Wolf, geboren 1962, wurde in den neunziger Jahren durch ihren Bestseller "Mythos Schönheit" bekannt und galt damals als Vorreiterin eines neuen Feminismus. 1996 engagierte sie Bill Clinton als Beraterin für seinen Wahlkampf. Vier Jahre später beriet sie auch den Präsidentschaftskandidaten Al Gore. Heute arbeitet Naomi Wolf in der 'Soros Foundation' für Friedensforschung.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Richtig böse ist die Rezensentin auf den Pseudofeminismus der Naomi Wolf. Das Buch, meint sie, hat mit Aufklärung nichts, mit Selbstinszenierung jedoch viel zu tun. Wenn die Autorin etwa verkündet, das Allerneueste über die Gehirntätigkeit während des Orgasmus gelesen zu haben, kann Martina Lenzen-Schulte nur lachen. Alles alte Hüte der Sexualforschung, weiß sie. Und was Frau Wolf so nach dem vaginalen Orgasmus empfindet, scheint Lenzen auch nicht zu interessieren. Schlimm wird es für die Rezensentin, wenn Wolf aus derartigen Erfahrungen verallgemeinernde Thesen und medizinische Halbwahrheiten konstruiert. Die Rezensentin vermutet, das begriffliche Durcheinander im Buch habe Methode und nütze der krausen Argumentation der Autorin.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.06.2013

Jauchzender Bericht vom Allerheiligsten

Die neue Göttinnenmatrix ist gefunden: Naomi Wolf wechselt von der Kapitalismuskritik zur körperbetonten frohen Botschaft und feiert Tiefe und Macht des einzig richtigen Orgasmus. Bei so viel Begeisterung für die Ekstase geht allerdings einiges durcheinander.

Naomi Wolf will der schwierigen Frage, "wie man eine befreite heterosexuelle Frau sein und doch ein tiefempfundenes körperliches Verlangen nach der Verbindung mit einem Mann erfüllen kann", nicht ausweichen, wie das andere Feministinnen ihrer Meinung nach taten. Das verkündet sie jedenfalls in der Mitte ihres neuen Buches, das die Vagina zur neuen "Göttinnenmatrix" eines im Grunde protoromantischen Beziehungskonstrukts zwischen Mann und Frau deklarieren möchte. "Die Natur" habe es eben "so eingerichtet, dass wir im Idealfall einen Partner haben"; und diesen Idealfall gilt es mit einem Gemisch aus medizinischer Pseudowissenschaft, eigenen Beobachtungen, halbseiden anmutenden Gurus und Einsprengseln aus der Kulturhistorie wieder herbeizuzwingen. Denn schließlich hänge "eine gesunde Nachkommenschaft von der sexuellen Ekstase der Frau" ab.

Diese Ekstase falle aber tiefer und befriedigender aus, wenn der Orgasmus von der Vagina herrührt - das eröffne den Frauen insbesondere nach dem Beischlaf die Fähigkeit, Farben heller zu sehen, die Details der Natur kommen zumindest der Autorin dann "schärfer und verlockender vor". Insgesamt fühlt sich Frau Wolf danach jedenfalls gesprächiger und energiegeladener. Sie legt Wert auf die Feststellung, dass sie selbstverständlich immer zu klitoralen Orgasmen fähig war, dann aber die vaginale Komponente dem Erlebnis eine neue psychologische Dimension hinzufügte. Ein solcher Hinweis - seht her, ich bin keine von diesen frigiden Emanzen - soll vermutlich antifeministische Vorurteile unterlaufen, ist jedoch die Art von Kotau, den man von einem Buch mit feministischem Anspruch gerade nicht erwartet.

Was die Theorie der rein vaginal herbeigeführten sexuellen Klimax der Frau angeht, so tut Wolf so, als konvergierten alle möglichen modernen wissenschaftlichen Befunde darin, dies endlich zu bestätigen. Das kann man ihr leider so nicht durchgehen lassen. So einig, wie sie die Forscher wähnt, sind diese sich mitnichten. Der italienische Sexualwissenschaftler Vincenzo Puppo von der Universität Bologna etwa, der einer streng anatomisch und physiologisch begründeten Sichtweise das Wort redet, hat erst kürzlich in einer Publikation vehement alle Versuche als Dilettantismus zurückgewiesen, einzig über die Scheide ausgelöste Orgasmen wissenschaftlich belegen zu wollen. Hierfür gebe es keinerlei Korrelate in den anatomischen Strukturen, lautet sein Urteil. Vor allem die Existenz des nach einem deutschen Frauenarzt, Ernst Gräfenberg, benannten G-Punkts als anatomisch distinkte, besonders empfängliche erogene Gewebezone an der Vorderwand wird kategorisch bestritten.

Um zu begreifen, wie wenig schlagkräftig die sogenannten wissenschaftlichen Argumente sind, deren sich Wolf völlig arbiträr bedient, sollte man sich klarmachen, dass sich in einer gewöhnlichen medizinischen Universitätsbibliothek mehr als fünfzig Fachzeitschriften einsehen lassen, die sich der Sexualforschung widmen. Von den "Advances in Sexual Medicine" über "Sexual Health" bis zur "Zeitschrift für Sexualforschung" - es werden monatlich unzählige Studien veröffentlicht, die sich mit der weiblichen und männlichen Sexualität und deren Störungen befassen.

Wenn in dem Buch in geradezu aufjauchzender Sprache Erkenntnisse verkündet werden wie die, man habe endlich herausgefunden, was im Gehirn bei der Erregung verschiedener Teile der Klitoris passiere, so zeugt das nur von fundamentaler Unkenntnis der Literatur. Seit es moderne Bildgebung gibt, hat man Probandinnen während ihres Orgasmus oder einer Ekstase, die dafür stand, im Magnetresonanztomographen oder mittels Positronemissionstomographie Bilder vom Gehirn abgetrotzt und irgendwelche Erregungskorrelate konstruiert. Man sitzt mit 3D-Ultraschallgeräten neben ihnen und hält Schallköpfe an die Genitalien, um zum Beispiel die Blutfüllung bestimmter Strukturen unter den Schamlippen zu vermessen, wenn sich die Studienteilnehmerinnen entweder selbst befriedigen, ihr Partner oder ein nicht näher spezifizierter "Experimentator" das tut, wahlweise mit gefüllter Harnblase oder ohne. Moderater Alkoholkonsum fördert die Erregbarkeit, Rauchen drosselt die Durchblutung, das sind so die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus derartigen Beobachtungsstudien.

Man möchte Frau Wolf gern erklären, dass es nicht nur nichts gibt, was sogenannte Wissenschaft in diesem Sektor nicht schon unternommen hat, man möchte sie auch davor warnen, daraus verallgemeinerbare Thesen abzuleiten: Wenn bei solch einer Studie zwei oder fünf Versuchspersonen mitwirken oder wenn es sich um junge italienische Probandinnen mit einem Body-Mass-Index von 21 bis 22 handelt, wird selbst ein Laie das nicht für eine schlüssige Beweisführung halten, die sich so ohne weiteres auf den weiblichen Teil der Bevölkerung übertragen lässt. Was die medizinischen Halbwahrheiten angeht, so sollte, ja darf man dieses Buch nur mit ganz spitzen Fingern anfassen.

Der Rest macht das leider nicht wett: Schon weil ihr die Begriffe fehlen, geht bei der Autorin vieles durcheinander. Es wird nicht immer klar, wann sie von der Scheide, der Vulva, von beidem oder einer Art Konglomerat eines weiblichen Geschlechtsapparates spricht. Man darf dahinter Methode vermuten, denn so manches, das sie für ihre Argumentation nutzt, bezieht sich tatsächlich eher auf die Vulvaregion als auf die Vagina, nicht zuletzt das gesellige Herstellen von vulvaförmigen Nudeln auf einer "Fozzini-Party".

Naturgemäß fehlt nicht der tadelnde Rundumschlag gegen moderne Zeiten, die Pornoindustrie zumal. Wie viel besser ging es der Vagina doch früher. Wer das Buch der vorgeblichen Leitfigur des amerikanischen Feminismus zur Hand nimmt, wird darüber belehrt, dass die Erotika des achtzehnten Jahrhunderts im Grunde innigliche Liebkosungen der Frauen zum Gegenstand haben und dabei von hoher Achtung des weiblichen Geschlechts zeugten. Die Leser werden darüber informiert, dass auch in der chinesischen Han-Dynastie von 206 vor bis 220 nach Christus, im Indien des fünften und im Japan des dreizehnten Jahrhunderts die Vagina als "allerheiligster Ort im allerheiligsten Tempel eines heiligen Universums" angesehen wurde.

Im Mittelalter, das die Autorin für das Zeitalter der Hexenverfolgungen hält, war es dann damit vorbei, spätestens aber nach Sigmund Freud, bloß von der Phase achtsamer Erotik im achtzehnten Jahrhundert abgesehen. Jüdische Religionsgelehrte müssen sich ebenfalls darüber in Kenntnis setzen lassen, dass ihr Glaube einer frauenfreundlichen Praxis den Garaus machte - nämlich den Gewohnheiten der Astarte-Priesterinnen, an bestimmten Kalendertagen mit männlichen Gläubigen zu kopulieren, die den "heiligen Prostituierten mit Ehrerbietung" begegneten und diese Frauen "keineswegs als würdelose Sexarbeiterinnen" betrachteten.

Diese Zeiten scheinen unwiederbringlich dahin, im Westen jedenfalls, wo Frauen "immer weniger glücklich und zufrieden sind". Das macht sie offenbar anfällig für diverse Praktiken, darunter die einer umfassend ausgebildeten Craniosacral-Osteopathin, deren Spezialität die "nicht-sexuelle Vaginalarbeit" ist. Oder für diejenige des ehemaligen Investmentbankers, der inzwischen als Tantra-Spezialist/Sexualheiler/Somatherapeut in einem bezaubernd renovierten Landhaus in London niedergelassen ist. Er behandelt "Frauen mit schwacher Libido und sexuellen Störungen" mit Hilfe einer Kombination aus Vagina-Massage, In-die-Augen-Sehen und Berührung. Außerdem sieht er zehn Jahre jünger aus, als er ist, was die Autorin wohlwollend vermerkt, obwohl sie ihm mit der "intellektuellen Keule" entgegentreten will.

Es wäre vermutlich vermessen, aus der steigenden Anzahl derartiger "Fachleute" den Schluss zu ziehen, hier handele es sich womöglich um ein neues Betätigungsfeld für jene, die die Bankenkrise den Job gekostet hat, aber durch den Kopf geht einem diese Vermutung schon. Als feministische Vorkämpferinnen vor Jahrzehnten mit Büchern wie "Our bodies, ourselves" ein neues Kapitel für das Körperbewusstsein von Frauen aufschlugen, war ihr Anspruch Aufklärung. Ein Buch wie "Vagina" ist das Gegenteil und Selbstinszenierung dazu, mit Feminismus hat es nicht das Geringste zu tun.

MARTINA LENZEN-SCHULTE

Naomi Wolf:

"Vagina". Eine

Geschichte der Weiblichkeit.

Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2013. 448 S., geb., 24,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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