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Der Debütroman von Suneeta Peres da Costa, einer jungen Australierin indischer Herkunft, schildert das Abenteuer einer Kindheit zwischen zwei Kulturen. Mina Pereira, die Heldin des Romans, hat nicht nur mit sich selbst und dem Erwachsenwerden zu tun, sondern muss vor allem auch ein wachsames Auge auf ihre verrückte Familie haben. Die restlichen Pereiras haben nämlich Probleme mit der Bodenhaftung, als von den Nachbarn belächelte Einwanderer aus Indien wollen sie hoch hinaus und vergessen darüber die Realität.

Produktbeschreibung
Der Debütroman von Suneeta Peres da Costa, einer jungen Australierin indischer Herkunft, schildert das Abenteuer einer Kindheit zwischen zwei Kulturen. Mina Pereira, die Heldin des Romans, hat nicht nur mit sich selbst und dem Erwachsenwerden zu tun, sondern muss vor allem auch ein wachsames Auge auf ihre verrückte Familie haben. Die restlichen Pereiras haben nämlich Probleme mit der Bodenhaftung, als von den Nachbarn belächelte Einwanderer aus Indien wollen sie hoch hinaus und vergessen darüber die Realität.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.11.2000

Sylvesters Jagd
Kapriziös: "Safran und Salz" von Suneeta Peres da Costa

Die sechsjährige indischstämmige Mina Pereira leidet. Zwei Knubbel auf dem Kopf, die sich als Seismographen des Innenlebens bei Nervosität wie Fernsehantennen aufrichten, stigmatisieren das Mädchen zum Sonderling. Doch das medizinische Rätsel ist nicht die einzige Wunderlichkeit in diesem Debütroman. Minas Schwester Deepa verblüfft ihre Umwelt durch altkluge Theorien. Schließlich hat sie bereits in Kinderjahren, in denen die dritte Schwester Shanty sich noch für Road Runner begeistert, Dostojewski und Thomas von Aquin gelesen; mit drei Jahren fertigt sie die Steuererklärung der Eltern an, mit sechs Jahren hat Deepa einen IQ von 160. Unter der Überlegenheit der älteren Schwester leidend, schließt Mina Freundschaft mit dem Nachbarjungen, der seine Aufmerksamkeit nur dem Glasauge verdankt.

Skurrile Ideen und kauzige Figuren kennzeichnen den Roman "Safran und Salz" (im Original "Homework") der indischstämmigen, in Australien aufgewachsenen Suneeta Peres da Costa. Im angloamerikanischen Raum wird die 1976 geborene Autorin, die derzeit in New York am Sarah Lawrence College Literatur studiert, als großes Talent gefeiert. Tatsächlich hat der Roman große Stärken. Peres da Costa befreit das postkoloniale Erzählen vom konsensheischenden Gestus der Betroffenheit und von der Menschlichkeitstyrannei. Zwar politisiert Minas anarchiebesessener Vater, zuständig für die rechtliche Beratung von Einwanderern, gerne über die Unterdrückung ethnischer Minoritäten und über Unabhängigkeitskämpfe wie den in Goa, aber die Autorin schreibt keinen fiktionalen Artikel über Integration. Fremdheit ist für sie ein individuelles Leiden. Die Mutter wird nach der operativen Entfernung der Eierstöcke wahnsinnig und glaubt sich in einen Vogel verwandelt. Der harmoniesüchtige Vater erträgt die Gefühlsdistanzierung seiner Frau nicht und verkriecht sich in den Keller, den er im Laufe der Zeit zur Bunkeridylle ausbaut. Mina erstarrt im Zwiespalt zwischen pubertärer Todessehnsucht und trotziger Aufmüpfigkeit. Die schwindende Kindheit wird eingetauscht gegen die Ängste vor dem Erwachsenwerden.

Der Roman läßt die existentiellen Probleme des Außenseitertums als bizarre Extravaganz, absonderliche Burleske und drollige Komik erscheinen. Es wundert nicht, wenn Tweety und Sylvester die eigenartigen Memoiren Minas begleiten. Sie werden zum Vorbild von Peres da Costas Erzählen. So wie sich Sylvester die ausgefallensten Tricks ausdenkt, Tweety zu entführen und aufzuessen, so bedarf es kapriziöser Einfälle, um die Einsamkeit aller Figuren mit dem erheiternd Erträglichen zu verbinden.

Sogar die paranoisch-schizophrene Tierpsychose der Mutter verliert in Peres da Costas Sprache die bedrückende Tristesse und wird zur ergötzlichen Phantasterei. Der Roman ist zudem eine bezaubernde Satire auf die Kindererziehung. Die Ratschläge des Erziehungsberaters Dr. Spock erwiesen sich als genauso nichtig wie die schulischen Anstrengungen zur geistigen und körperlichen Entwicklung der Kinder. Suneeta Peres da Costa, die bisher zwei Theaterstücke geschrieben hat, feiert mit ihrem dialogstarken, vergnüglichen Roman ein gelungenes Debüt als Erzählerin, auch wenn der erklärende Schluß die Ironie aufhebt. Die vorausgehenden Seiten trösten dank wunderlicher Einfälle und Sprachwitz darüber hinweg.

CLAUDE CONTER

Suneeta Peres da Costa: "Safran und Salz". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Pociao und Roberto de Hollanda. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2000. 288 S., geb., 39,80 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Durchaus begeistert zeigt sich Claude Conter von diesem "dialogstarken und vergnüglichen" Debütroman der Autorin und lobt insbesondere die "wunderlichen Einfälle und Sprachwitz", mit der die Geschichte von einer äußerst - sagen wir mal - merkwürdigen Familie erzählt wird. Eine gewisse Erleichterung ist beim Rezensenten spürbar, dass die Autorin, eine indisch-stämmige Australierin, hier keine "Betroffenheits"- Literatur verfasst hat, auch wenn die Probleme ethnischer Minderheiten, wenn auch eher nebenbei, eine Rolle spielen. Für Conter steht eindeutig das Phantastische im Vordergrund, etwa die Vogel-Psychose der Mutter, das Mädchen Mina, das Seismografen auf dem Kopf trägt, oder die dreijährige Deepa, die schon die Steuererklärung für ihre Eltern erledigen kann. "Skurrile Ideen und kauzige Figuren" findet Conter typisch für diesen Roman, und seiner Ansicht nach gelingt es der Autorin hervorragend, tragische Elemente mit Komik und "Burleske" zu verbinden. Nicht zuletzt zeigt er sich amüsiert darüber, dass der Roman "zudem eine bezaubernde Satire auf die Kindererziehung" ist.

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