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Ein Krimi, ein politisches Buch, ein Gesellschaftsroman. Kodjo lebt in Berlin, seit Jahren schon. Doch Spuren hinterlassen hat er nirgends. Seine Adresse wechselt so oft wie seine Gewohnheiten, Kodjos Tagesablauf wird von zwei Dingen bestimmt: Überleben. Nicht auffallen. Denn Kodjo ist illegal im Land. Der junge Mann aus Ghana kennt sämtliche dunklen Ecken der Großstadt. Weiß genau, wie er der Polizei entgeht. Tut alles, um unsichtbar zu sein - und um unsichtbar zu bleiben.
Dann kommt der Tag, der alles verändert: Von einem Abrisshaus aus beobachtet Kodjo einen Mord. Sieht den Täter
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Produktbeschreibung
Ein Krimi, ein politisches Buch, ein Gesellschaftsroman.
Kodjo lebt in Berlin, seit Jahren schon. Doch Spuren hinterlassen hat er nirgends. Seine Adresse wechselt so oft wie seine Gewohnheiten, Kodjos Tagesablauf wird von zwei Dingen bestimmt: Überleben. Nicht auffallen. Denn Kodjo ist illegal im Land.
Der junge Mann aus Ghana kennt sämtliche dunklen Ecken der Großstadt. Weiß genau, wie er der Polizei entgeht. Tut alles, um unsichtbar zu sein - und um unsichtbar zu bleiben.

Dann kommt der Tag, der alles verändert: Von einem Abrisshaus aus beobachtet Kodjo einen Mord. Sieht den Täter davonfahren. Kodjo reagiert wie gewohnt: Verstecken, sich in Luft auflösen. Warten, dass der Mörder gefasst wird.
Doch der hat ihn gesehen. Und schickt dem unbequemen Zeugen seine Männer hinterher. Kodjo wird gejagt. Und die Polizei sucht den Mordverdächtigen: Einen jungen schwarzen Mann.

Autorenporträt
Max Annas, geboren 1963, arbeitete lange als Journalist, lebte in Südafrika und wurde für seine Romane Die Farm (2014), Die Mauer (2016), Finsterwalde (2018) und Morduntersuchungskommission (2019) sowie zuletzt Morduntersuchungskommission: Der Fall Melchior Nikoleit (2020) fünfmal mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Bei Rowohlt erschienen außerdem Illegal (2017), Der Hochsitz (2021) und Morduntersuchungskommission: Der Fall Daniela Nitschke (2022)
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.03.2017

DIE KRIMI-KOLUMNE
Max Annas lässt
in Berlin flüchten
Konzentrier dich, Kodjo, so beginnt ein innerer Dialog des angesprochenen jungen Mannes, der aus Ghana nach Berlin kam und vor einigen Tagen – besser: Nächten – in schlimme Turbulenzen geraten ist. „Konzentrier dich, Kodjo!/ Was tust du gerade?/ Du läufst./ Wohin?/ Keine Ahnung./ Aber wohin willst du?/ Egal. Hauptsache, wegkommen vor denen, die mich verfolgen./ Wer verfolgt dich?/ Der Typ von der Blonden, die der Polizei diesen Mist erzählt hat./ Und? Wer noch?/ Ich weiß es nicht. Aber da sind noch diese anderen./ Also: Wohin willst du?/ Weg von denen. Egal wohin./ Aber egal wohin ist kein Plan./ Brauche ich einen Plan?/ Ohne Plan bist du aufgeschmissen./ Aber wohin will ich denn?“
Kodjo kennnt das Wort Glückspilz und hat sich eigentlich ganz gut eingerichtet in Deutschland, in Berlin. Er hat zwar keine Aufenthaltsgenehmigung, aber einen Job in einem Lokal, gute Freunde aus verschiedenen Ländern mit ähnlichen Schicksalen, eine weiße Frau, die ihm wohl will und der er wohl will und die ihm eine Wohnung in Neukölln vermietet, eine nette schwarze Kollegin. Kodjo spricht Deutsch, der Vater hat daheim eine Reihe Firmen und Beteiligungen, „richtig Geld“. Kodjo hatte damals in Ghana eine deutsche Freundin, die Tochter vom Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung, CDU, aber die Tochter war nett. Die beiden waren 17.
Max Annas dimmt in seinen Fluchtgeschichten Hektik und Verunsicherung, Paranoia und Panik stark herunter, er erzählt vom einzelnen Moment her, nicht aus einer Gesamtbewegung heraus. Als er noch in Südafrika lebte und arbeitete, hat er zum Beispiel „Die Mauer“ geschrieben, über einen jungen Schwarzen, der sich in eine gated community verirrt und dann sehr konzentriert versucht, dieses Terrain, das ihm verboten ist, möglichst heil wieder zu verlassen.
Ich wollte auch mal in Europa leben, sagt Kodjo, das klingt fast nach Studienfahrt oder Erlebnistour. Durch eine Ehe hätte er beinahe die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen. Er ist im Pool der Flüchtlinge und Asylanten schon ein Glückspilz. Er kennt die Verhaltensregeln und Taktiken, vor allem den Polizisten gegenüber, vor allem nachts: „Hermannstraße meiden. Karl-Marx-Straße auch. Zu breit, zu viel Verkehr, zu hell auch. In der Hermannstraße waren die Imbisse, in denen sie ihre Mahlzeiten holten, die Polizisten.“ Was sollst du tun, wenn du nachts im Begriff bist eine leere Straße bei Rot zu überqueren und plötzlich entdeckst, dass in der Ferne ein Polizeiwagen parkt? Haben sie das Zucken deines Fußes, der die Straße betreten wollte, bemerkt?
Das fragile Arrangement, das Kodjo sich in Berlin geschaffen hat, fällt zusammen in einer Nacht, da Kodjo mit einem Kumpel vor Polizisten flieht, durch den Görlitzer Park, er kann knapp entkommen, der Kumpel nicht. Er schafft den Rückzug in sein Ausweichquartier in Moabit – die Freundin hat Besuch und braucht die vermietete Wohnung fürs Wochenende. Im Abrisshaus in Moabit wird Kodjo ein Opfer eines Fenster-zum-Hof-Malheurs, er wird Zeuge, wie ein Mann eine Prostituierte in ihrer Wohnung umbringt. Durch unglückliche Umstände gerät allerdings Kodjo als Verdächtiger in die Fernsehnachrichten, und als er selber dem Mörder nachforscht, wird er seinerseits von diesem verfolgt und unter mörderischen Druck gesetzt.
„Illegal“ ist ein Stadtroman, der einen Stadtplan als Skelett hat, man folgt atemlos Bewegungen, realen und imaginierten, nicht Motivationen. Die Situationen, in die die Figuren geraten, sind durchaus genregerecht, die Figuren verhalten sich dann oft, wie sie es vom Kino her kennen. „Er kam sich dämlich dabei vor, aber so hatte er es in alten Filmen gesehen. Und er hatte das Gefühl, dass es funktionierte.“
Die Choreografie der Stadt wird von der Unsicherheit der illegalen Situation nicht verzerrt, der Illegale hat seinen eigenen Drive, er stimmt seine Action auf die kleinsten Beobachtungen ab, wenn er von U-Bahnkontrolleuren in die Enge getrieben wird und zum Entkommen auf die Dynamik angewiesen ist, „die entsteht, wenn Leute die keine einheitliche Gruppe sind, gemeinsam in die Bahn einsteigen. Diese Spannung, wer wen passieren lässt, wer welchem Drängeln nachgibt, die erst aufhört, wenn alle in der Bahn sind.“
Man mag die Erzählweise von Max Annas minimalistisch nennen. Aber seine Bücher zeigen – was auch oft die lakonische Qualität amerikanischer Kriminalliteratur ist –, Momente, die rein pragmatisch sind. Ein Plan ist nicht immer erforderlich.
„Unter den vielen verbotenen Dingen, die ein Illegaler nicht tun darf, ist das allerverbotenste die hastige Bewegung. Schreck oder Panik in körperliche Aktion umzusetzen, ist fast gleichbedeutend mit Abschiebung.“
FRITZ GÖTTLER
Im Ausweichquartier wird
Kodjo Opfer eines
Fenster-zum-Hof-Malheurs
Max Annas: Illegal.
Roman. Rowohlt Verlag, Reinbek 2017. 236 Seiten, 19,95 Euro. E-Book 10,99
Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.04.2017

Leben geben, Leben nehmen
Krimis in Kürze: Annas, Holm, Strukul, Hamilton

Da steht einer am Fenster zum Hof. Natürlich nicht, um Verstöße wider die Mülltrennung zu beobachten. Später hängen Plakate an einer Mauer, die das Gesicht eines Mannes und das Wort "Mörder" zeigen. Man ahnt schnell, dass Max Annas, bevor er Kriminalromane zu schreiben begann, auch als Film- und Musikkritiker gearbeitet hat. "Illegal" (Rowohlt, 240 S., geb., 19,95 [Euro]) ist sein dritter Roman. Er erzählt eine Geschichte, die in unsere Welt passt. Kodjo, der junge Ghanaer, lebt schon seit ein paar Jahren in Berlin, er war verheiratet und hatte Arbeit als Historiker. Nach Scheidung und Kündigung ist er in die Illegalität gerutscht, mit einem Küchenjob, einem Überlebensnetzwerk, einer deutschen Freundin und einem Dachboden in einem leerstehenden Haus. Das funktioniert - bis er einen Mord beobachtet. Und vom Mörder gesehen wird.

So wird aus der dauerhaften, unbestimmten Bedrohung eine konkrete Verfolgung. Annas entwickelt daraus einen spannenden, zügig erzählten Plot, er wechselt die Perspektiven, er hat erkennbar recherchiert im Milieu jener Menschen, die immer zugleich sichtbar sind und unsichtbar sein müssen. Die Charaktere allerdings sind ein wenig flächig geraten, da gibt er sich bei den Porträts zu rasch mit dem nächstliegenden Strich zufrieden. Vielleicht käme das Buch eher zu sich, wenn aus ihm ein Drehbuch würde. Dann wäre bloß die Frage, ob die deutschen Filmförderer nicht einen anderen Schluss verlangen würden.

Sehr fern von unserer Welt und Zeit ist es, wovon der Däne Lasse Holm erzählt. "Der Römer" heißt der erste, "Der Grieche" (Osburg Verlag, 456 S., br., 12.- [Euro]) der zweite Roman des hauptberuflichen Designers und Illustrators. Beider Held ist der Arzt Demetrios, der Sulla behandelte und das römische Bürgerrecht erlangte. Kein klassischer Ermittler, aber ein Mann mit praktischen und logischen Kenntnissen, um aus rätselhaften Todesfällen und anderen komplizierten Sachverhalten Schlüsse zu ziehen. Das ist ein hermeneutisch sinnvoller Ansatz, weil er nicht einfach moderne Lösungsmuster auf antike Verhältnisse projiziert, wie das so viele Römer-Krimis tun.

Wenn "Der Grieche" beginnt, ist Cicero Konsul und Catilina steht vor der Tür, doch die berühmte Verschwörung aus dem Jahr 63 vor Christus ist zunächst nur ein Hintergrund. Ein ziemlich beliebter Hintergrund übrigens, der auch schon die Romane von Robert Harris, Steven Saylor oder John Maddox Roberts inspiriert hat. Vor Rom jedoch gibt es Morde in Athen, Demetrios' Exilort, und komplizierte Familienverhältnisse. Man muss ein Faible für dieses Antiken-Setting haben, um Feuer zu fangen. Denn es ist schwer zu entscheiden, ob es an Übersetzung und Lektorat liegt oder an der Sprache des Originals, dass manches holpert und stolpert. Das Glossar hätte auch ein bisschen mehr Präzision vertragen. Aber schon wegen Holms einfallsreicher und durch Quellen nicht einfach aus der Welt zu schaffenden Sicht auf Ciceros Anteil an der Catilinarischen Verschwörung lohnt sich die Lektüre.

Es ist ein nicht unbedingt verwandtes Faible, das man haben muss, um sich an dem Pulp-Stil von Matteo Strukul zu erfreuen, obwohl es in der Antike mindestens so drastisch, blutig und gewaltsam zuging wie im Norditalien von heute, wo chinesische Triaden und, nun ja, altes Geld in Gestalt von traditionellen Mafiosi aufeinanderprallen. Und Strukul, der auch schon Comicszenarien geschrieben hat, lässt es in "Mila" (Suhrkamp, 206 S., br., 8,99 [Euro]) wirklich krachen. An der Titelheldin mit flammender roter Mähne, Kampfsport- und Schusswaffenexpertise hätte auch Tarantino viel Spaß, und es ist auch hilfreich, wenn man "Grindhouse" von Tarantino und seinem Blutsbruder Roberto Rodriguez kennt, sich "Mila" als Prosa-Äquivalent dazu vorzustellen. Wobei diese rothaarige Rächerin natürlich auch eine ferne Schwester von Uma Thurmans Braut in "Kill Bill" ist. Wie gesagt, man muss das mögen, und wenn man das tut, kommt man hier auf seine Kosten.

Eher klassisch, seriöser, ohne deswegen langweilig zu sein, ist Steve Hamiltons Thriller "Das zweite Leben des Nick Mason" (Droemer, 336 S., br., 14.- [Euro]). Ein Mann kommt vorzeitig aus dem Knast frei. Der Unterweltherrscher von Chicago, der aus der Haft regiert, hat dafür gesorgt. Nick Mason ist ein Dieb, aber kein Mörder. Jetzt soll er ein Killer werden. Er will seine Frau und seine Tochter zurück. Statt Freiheit hat er bedingte Bewegungsfreiheit. Ein Cop ahnt, was da läuft. Um sein Leben zurückzubekommen, muss Mason Leben nehmen. Das ist ein Tausch, der nie aufgehen kann. Er weiß das, weil er intelligent ist; er handelt, weil er sich gegen sein Schicksal auflehnt. Das ist eine harte, klare Struktur. Ihr entsprechen Sprache und Tempo des Romans bis zum Schluss.

PETER KÖRTE

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Ein eindringlicher Großstadtthriller! Frankfurter Rundschau