39,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in 6-10 Tagen
payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

Der in diesem Band enthaltene Kollegtext will auf dem Wege der Auslegung einiger Stücke aus der Aristotelischen "Rhetorik" nicht nur als eine Einführung in das Denken des Aristoteles, sondern zugleich auch als eine Einführung in den sachgemäßen Umgang mit klassischen Texten der philosophischen Tradition überhaupt rezipiert werden. Diesem Ziel dient die Analyse und Interpretation einer Reihe von Begriffen (vor allem aus der Logik und der Ethik), welche über ihre Bedeutung für die Rhetorik hinaus für das Aristotelische Philosophieren grundlegend wichtig sind. Dabei fungieren die einschlägigen…mehr

Produktbeschreibung
Der in diesem Band enthaltene Kollegtext will auf dem Wege der Auslegung einiger Stücke aus der Aristotelischen "Rhetorik" nicht nur als eine Einführung in das Denken des Aristoteles, sondern zugleich auch als eine Einführung in den sachgemäßen Umgang mit klassischen Texten der philosophischen Tradition überhaupt rezipiert werden. Diesem Ziel dient die Analyse und Interpretation einer Reihe von Begriffen (vor allem aus der Logik und der Ethik), welche über ihre Bedeutung für die Rhetorik hinaus für das Aristotelische Philosophieren grundlegend wichtig sind. Dabei fungieren die einschlägigen Texte lediglich als ein Medium des philosophischen Denkens selbst: Mit ihrer Hilfe werden zugleich die Auffassungen des Aristoteles als solche und seine Argumentation in den Blick genommen wie auch die eigene philosophische Intention auf die Sachverhalte ausgerichtet, auf die sich eben diese Auffassungen beziehen und die sie intendieren. König gelingt es so nicht nur den Aristotelischen Text auf faszinierende Weise zum Sprechen zu bringen; vielmehr vermittelt die souveräne Art seiner Gedankenführung auf exemplarische Weise den Prozeß der philosophischen Reflexion selbst.
Autorenporträt
Josef König, geb. am 24. Februar 1893, gehörte als Schüler von Georg Misch der Göttinger Dilthey-Schule an, ohne sich deren logisch-hermeneutischem Programm zu verschreiben. 1924 Promotion bei Misch. Er hörte Vorlesungen von Heidegger und besuchte dessen Seminare. Nach Wehrdienst und Gefangenschaft war er Ordinarius für Philosophie in Hamburg (1946-1953) und danach bis zu seiner Emeritierung (1961) in Göttingen. 1935 Habilitation. Er starb im März 1974.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.11.2002

Zweimal Kolumbus auf großer philosophischer Fahrt
Das Land der Griechen mit der Kehle suchen: Martin Heidegger und Josef König entdecken die Rhetorik des Aristoteles als Einführungen in das Denken

"Würde es ernst mit der Philosophie, so wäre nichts würdiger, als über Aristoteles Vorlesungen zu halten." Diesen Ausspruch Hegels zitiert Josef König in seiner jetzt erschienenen "Einführung in das Studium des Aristoteles" aus dem Jahre 1944. Im Wintersemester 1924/25 hatte König ein Semester bei Heidegger in Marburg studiert. Zwei Semester zuvor, im Sommersemester 1924, hatte der seine Vorlesung "Grundbegriffe der aristotelischen Philosophie" mit den Worten geschlossen: "Es gilt nicht Neues zu sagen, sondern das zu sagen, was die Alten schon meinten." Auch diese Vorlesung ist jetzt erschienen. Damit sind zwei Texte greifbar, die zu den ungewöhnlichsten Philosophie-Einführungen gehören, die in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts vorgetragen worden sind.

Beide suchen den Zugang zu Aristoteles "an Hand einer Interpretation seiner Schrift über die Rhetorik", wie König sein Kolleg ausdrücklich überschreibt. Heidegger widmet der "Ars Rhetorica" etwa ein Drittel seiner Vorlesung und ruft aus: "Daß wir die aristotelische ,Rhetorik' haben, ist besser, als wenn wir eine Sprachphilosophie hätten." Das klingt noch heute ziemlich kühn, zumal, da es beiden, Heidegger wie König, nicht um historische Betrachtung geht. "Es ist mir vielmehr darum zu tun, durch diese Beschäftigung mit Aristoteles unserem eigenen Philosophieren ganz unmittelbar zu dienen", erklärt König programmatisch. "Es handelt sich darum", mahnt Heidegger seine Studenten aus allen Fächern, "daß Sie zu den Sachen Ihrer Wissenschaft ein echtes und rechtes und ernsthaftes Verhältnis haben, nicht so, daß Sie aristotelische Begriffe anwenden, sondern daß Sie vielmehr das, was Aristoteles an seiner Stelle und im Umkreis seiner Forschung tat, an der Ihren tun, nämlich die Sache in derselben Ursprünglichkeit und Echtheit zu sehen und zu bestimmen. Ich habe lediglich die Aufgabe, Aristoteles die Gelegenheit zu verschaffen, daß er Ihnen die Sache vormacht."

Warum aber am Beispiel der Rhetorik? Die aristotelische Rhetorik erlaube, das Sein des Menschen als Dasein in seiner Alltäglichkeit zu sehen, so Heidegger. Sie ist "die Disziplin, in der die Selbstauslegung des Daseins ausdrücklich vollzogen ist". Das Dasein sei der Boden, auf dem die philosophische Begrifflichkeit als positive Möglichkeit erwächst. Die Philosophen von heute täten gut daran, "zu überlegen, was es überhaupt heißt, zu anderen zu sprechen". Erst dann seien wir imstande, zu erkennen, worin die philosophische Arbeit am Begriff, das "theoretische Sprechen mit den Sachen selbst" seinen Anfang nimmt. Die Erklärung des rhetorisch verfaßten Daseins mündet in die Frage: "Wie ist in einem so charakterisierten Dasein Begrifflichkeit selbst möglich?" Unabhängig von Heidegger, doch ganz ähnlich bringt König die Sache auf den Punkt: "Was sich da auftut, ist zuletzt nichts Geringeres als das Problem, in welchem Sinn die Philosophie überhaupt eine Wissenschaft ist." Doch diese Frage bleibe "in der Antike offen".

Die Edition von Heideggers Vorlesung ist innerhalb der Gesamtausgabe ein Sonderfall. Ein vollständiges Manuskript oder die Abschrift eines solchen sind nicht erhalten. Nur zu den ersten und letzten Paragraphen liegen Originalhandschriften vor, die zusammen etwa ein Drittel des Ganzen ausmachen. Die übrigen Teile sind noch zu Lebzeiten Heideggers abhanden gekommen; unter welchen Umständen, ist unbekannt. So blieb nichts anderes übrig, als auf die Nachschriften der damaligen Hörer zurückzugreifen. Das ausführliche Nachwort des Herausgebers, Mark Michalski, unterrichtet den Leser über alle Einzelheiten.

Die Vorlesung selbst gliedert sich in eine kurze Einführung und zwei ungleiche Hauptteile, die einen "hermeneutischen Doppelschritt" (Michalski) vollziehen. Zunächst wird das menschliche Dasein im Sinne des miteinandersprechenden In-der-Welt-Seins als Boden für alle Begrifflichkeit herausgestellt, um dann von diesem Boden aus den Begriff der Bewegung (kinesis) als radikaleres Ergreifen der Ausgelegtheit des Daseins zu interpretieren. Die Wiederholung des außerordentlich breiten ersten Hauptteils im schmaleren zweiten ist beabsichtigt: "Die eigentliche Interpretation", so Heidegger, geschehe nämlich "erst dann in der rechten Weise", "wenn die Interpretation sich wiederholt, nachdem der Boden verstanden worden ist". Heidegger arbeitete damals intensiv an einer großen Studie zu Aristoteles, die jedoch nie zur Vollendung kam.

Man betritt einen "Kampfplatz", wie Heidegger in jenen Jahren den Ort seiner Arbeit gerne nannte, und oft ist kaum zu unterscheiden, ob Heidegger in Sachen Aristoteles oder nicht vielmehr in eigener Sache spricht. Zwei Jahre später hat er sich so weit von Aristoteles gelöst, daß er das Material der Vorlesung seiner eigenen "Fundamentalanalyse des Daseins" einverleibt, die als erster Abschnitt des ersten Teils von "Sein und Zeit" bekannt geworden ist.

Die Vorlesung von 1924 markiert nicht nur eine Etappe auf dem Weg dorthin. Sie erweist sich in mancherlei Hinsicht als der stärkere Text, etwa, wenn man einige ihrer zentralen Bestimmungen mit denen aus "Sein und Zeit" vergleicht. So wird das "Man" 1924 noch nicht ausschließlich negativ gekennzeichnet, sondern neutral als Phänomen angezeigt. Sprache wird in ihrer Ambivalenz beschrieben, aber keineswegs insgesamt negativ konnotiert. "Welt" wird noch nicht sprachimmanent enggeführt, sondern weit gefaßt, so daß auch Tiere Weltzugang haben. Es erstaunt daher nicht, daß Heidegger nach "Sein und Zeit" in den genannten Punkten zu Positionen zurückkehrt, die er bereits 1924 skizziert hatte.

Auch Josef Königs Aristoteles-Kolleg ist ein ausführliches editorisches Nachwort beigegeben, das über Textlage, Umstände und Motivation des Kurses berichtet. König war damals Privatdozent an der Universität Göttingen und hatte zum Sommersemester 1944 überraschend Fronturlaub erhalten. Von ihrem zeitgeschichtlichen Hintergrund ist der Vorlesung jedoch kaum etwas anzumerken, "aber vielleicht war gerade dies auch ein politisches Signal, das König seinen Hörern und Hörerinnen vermitteln wollte", so Günter Patzig, selbst König-Schüler, im Vorwort. Die Ruhe, mit der König seine Gedanken entwickelt, fällt besonders auf, wenn man sie dem vergleichsweise dramatischen Gestus der Heideggerschen Vorlesung gegenüberstellt. Wo dieser gleichsam Kraft in der Farbe sucht, genügt jenem das Grau in Grau feiner Zeichnung.

Beiden Autoren geht es um exemplarische Lektüre. Vorgeführt werden soll, wie überhaupt mit den klassischen, insbesondere antiken Texten der Tradition umzugehen sei. Daß philosophische Reflexion nicht ohne diese Texte auskommt, steht für Heidegger wie König außer Frage. In ihrer Haltung aber unterscheiden sich beide. Heidegger praktiziert das klassisch-rhetorische, agonale Schema von Nachahmung und Überbietung. Vorbild zur Nachahmung ist Aristoteles nicht zuletzt aufgrund der "Bodenständigkeit" seiner Ontologie. Als Versuch zur Überbietung folgt "Sein und Zeit" mit Heideggers eigenem Programm einer noch tiefer ansetzenden "Fundamental-Ontologie". Bescheidener tritt König Aristoteles entgegen. Wo der Grieche meisterlich erscheint, würdigt ihn der Deutsche vorbehaltlos. Doch hindert das König nicht, zu fragen: "Aber stimmt nun, was Aristoteles sagt?" So gelingt es ihm fast beiläufig, seine Hörer auf den Gegenstand auszurichten, den auch der Text intendiert, mithin zum Selberdenken zu animieren.

Aus beiden Vorlesungen läßt sich lernen, wie sehr es für das Philosophieren auf die begriffliche Anstrengung ankommt, in scharfem Gegensatz zum Sprechen in der Alltäglichkeit. Falsch sei es, so Heidegger, "wenn man allgemein Griechenland für ein Schlaraffenland hält, wo jeden Tag eine neue Entdeckung gemacht wurde, als ob die Dinge diesen berühmten Männern in den Schoß gefallen wären". Vielmehr habe sich Aristoteles zu dem, "was um ihn herum lebendig war", in der "extremsten Gegenstellung" befunden. König wiederum betont: Aristoteles in seiner Bemühung um begriffliche Klarheit zu verfolgen "und immer wieder mit ihm nachzuvollziehen" bedeute den "tiefsten Gewinn". Dieser liege "nicht darin, daß uns irgendwelche großen Gedanken über Gott und die Welt vorgetragen werden, Gedanken, die dann andere, auch große Philosophen bestreiten und die sich schließlich doch irgendwo im Dunkel verlieren. Er liegt in der Qualität der Arbeit, in dem tiefen Handwerk". In den kleinen Dingen liege "die Realität des Philosophierens. Und wer sie da nicht erfaßt, dem wird die Philosophie immer nur ein eingebildeter und zufälliger Besitz sein."

ANSGAR KEMMAN

"Martin Heidegger Gesamtausgabe". II. Abteilung: Vorlesungen 1919-1944. Band 18: "Grundbegriffe der aristotelischen Philosophie". Marburger Vorlesung Sommer-Semester 1924. Vittorio Klostermann Verlag, Frankfurt am Main 2002. XIV, 418 S., geb., 49,-, br., 42,- [Euro].

Josef König: "Einführung in das Studium des Aristoteles an Hand einer Interpretation seiner Schrift über die Rhetorik". Hrsg. von Nicolas Braun, Vorwort von Günter Patzig. Verlag Karl Alber, Freiburg 2002. 222 S., br., 35,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Josef König hat diese Einführung als Vorlesung gehalten - und zwar im Sommersemester 1944, während eines überraschenden Urlaubs von der Front. Vom Krieg und den bewegten Zeiten ist, wie der Rezensent Ansgar Kemman etwas verwundert bemerkt, im Text kaum etwas zu spüren (aber gerade das, mutmaßt der Herausgeber Günter Patzig, könne vielleicht als "politisches Signal" verstanden werden). Von Aristoteles lernen heißt für König Philosophieren lernen, und zwar nicht in sklavischem Glauben an sein Wort. Die Frage: "Aber stimmt nun, was Aristoteles sagt?" sei durchaus erlaubt. Die eigentliche Qualität des Denkens des antiken Philosophen liegt nicht in erster Linie, so König, in den Ergebnissen, zu denen er gelangt. Gültig bleibe eher das Bemühen um die Klarheit des Begriffs, das "tiefe Handwerk" des Denkers. Erwähnt, aber so wenig wie das Buch selbst explizit beurteilt, wird vom Rezensenten das "ausführliche editorische Nachwort", das den Band ergänzt.

© Perlentaucher Medien GmbH