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"Es gibt keine Kraft in der Welt als die Liebe", schrieb Rainer Maria Rilke. Und nach diesem Credo lebte er: Er feierte die Liebe, verschrieb sich ihr mit ganzer Seele. Die Frauen standen für ihn im Mittelpunkt. Angefangen bei seiner innig geliebten Mutter Sophia und der gestrengen "Übermutter" Lou Andreas-Salomé über die Bildhauerin Clara Westhoff bis zu der großzügigen Mäzenin Fürstin von Thurn und Taxis. Leidenschaftliche Frauen wie die Dichterin Marina Zwetajewa waren verzaubert von Rilkes Poesie. Sie bewunderten, wie es dieser äußerlich unscheinbare Mann verstand, aus heißen Emotionen…mehr

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Produktbeschreibung
"Es gibt keine Kraft in der Welt als die Liebe", schrieb Rainer Maria Rilke. Und nach diesem Credo lebte er: Er feierte die Liebe, verschrieb sich ihr mit ganzer Seele. Die Frauen standen für ihn im Mittelpunkt. Angefangen bei seiner innig geliebten Mutter Sophia und der gestrengen "Übermutter" Lou Andreas-Salomé über die Bildhauerin Clara Westhoff bis zu der großzügigen Mäzenin Fürstin von Thurn und Taxis. Leidenschaftliche Frauen wie die Dichterin Marina Zwetajewa waren verzaubert von Rilkes Poesie. Sie bewunderten, wie es dieser äußerlich unscheinbare Mann verstand, aus heißen Emotionen kühl und formvollendet Kunst zu gestalten. Heimo Schwilk erzählt in seiner neuen, meisterlich geschriebenen Biografie von diesen Frauen und ihren Schicksalen. Ein Buch über die Liebe - und wie sie sich in großer Dichtung vollendet.
Autorenporträt
Heimo Schwilk, geboren 1952, Dr. phil., ist Autor zahlreicher Bücher über Politik und Literatur. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Leben und Werk Ernst Jüngers, u.a. veröffentlichte er 1988 eine Bildbiografie über den Autor. 1991 wurde er mit dem renommierten Theodor-Wolff- Preis für herausragenden Journalismus ausgezeichnet. Heimo Schwilk ist leitender Redakteur der »Welt am Sonntag« und lebt in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.03.2015

Kalkül und Gefühl
Heimo Schwilks Buch über Rilke und die Frauen

Lou Andreas-Salomé, Clara Westhoff, Marie von Thurn und Taxis - an prominenten Frauen in Rilkes Biographie herrscht kein Mangel. Und sein Bedarf an Frauen war groß: Wunsch- und Ersatzmütter, Mäzeninnen und Zuhörerinnen, Musen und Geliebte reihen sich aneinander, um seinem Leben die Grundlage zu geben, die er für sein Werk glaubte nötig zu haben. Bei aller scheinbaren Weichheit und Nachgiebigkeit Rilkes: Die Regeln der Beziehung bestimmte meistens er und ordnete sie, ganz egomaner Künstler, rigoros seinen Zwecken unter.

Heimo Schwilk lässt in seiner "Biografie eines Liebenden" wenig Platz für Sentimentalitäten. Rilke war in der Realität weder ein großer Liebender und schon gar nicht ein guter Liebhaber, sondern ein "Sänger der Liebe" - als solcher aber von umwerfender Wirkung. Wer von den Gedichten oder den Briefen auf den Menschen zurückschloss, wurde oft bitter enttäuscht. Trotzdem überbetont Schwilk insgesamt nicht das Bild der Frauen als Opfer, denn die meisten wussten, auf was oder wen sie sich einließen. Nur im Falle des verstörend lieblosen Umgangs Rilkes mit seiner Tochter Ruth findet er deutlichere Worte.

Sein Versuch, einen thematischen Zugriff - "Rilke und die Frauen" - mit einem biographischen zu verbinden, ist nicht unproblematisch. Die grobe Abfolge leuchtet natürlich ein: Die Kindheit und Jugendzeit ist der Mutter vorbehalten, die künstlerische Erweckung und Prägung erfolgt durch Lou Andreas-Salomé, Clara Westhoff steht für den gescheiterten Versuch, Künstlertum und bürgerliche Ehe zu verbinden, Marie von Thurn und Taxis ist mit dem Beginn der Duineser Elegien verknüpft, und Nanny Wunderly-Volkart ist die wichtigste Gönnerin der letzten Jahre. Kürzere Beziehungen, wie die zu der schwedischen Reformpädagogin Ellen Key oder der Pianistin Magda von Hattingberg, reihen sich dazwischen ein.

Der so suggerierte Eindruck eines Nacheinanders und einer Abfolge von Beziehungen trifft freilich nur auf die, in welcher Form auch immer, erotisch konnotierten zu. Der Kontakt zu den, zumindest finanziell, noch wichtigeren "mütterlichen" Frauen hielt hingegen oft ein Leben lang, so dass man eher von einem Nebeneinander oder einem Netz an Beziehungen sprechen müsste, was ein chronologischer Zugriff nur schlecht abbilden kann. Immer wieder muss Schwilk deshalb vor- und zurückgreifen und kommt in Lebensabschnitten, die nicht unter dem Signum einer dominanten Frauenfigur stehen, an den Rand seines Konzepts. Die wichtige Beziehung zur Verlegerin Katharina Kippenberg wird bezeichnenderweise in den Epilog ausgelagert. Vielleicht wäre ein essayistischer Zugriff mit der Abgrenzung nach verschiedenen Typen, wie sie Schwilk en passant vorführt, der geschicktere Weg gewesen statt der Durchgang durch Rilkes Biographie. Auch in der Thesenbildung vermisst man manchmal die letzte Konsequenz. Im Kapitel zu Rilkes Mutter etwa gibt es die Tendenz einer gewissen Ehrenrettung und Verteidigung ihres Verhaltens, an anderer Stelle aber werden dann doch die sattsam bekannten Vorwürfe wiederholt, wird die frühe Trennung von der Mutter als einschneidende traumatische Erfahrung Rilkes bestätigt. Wie viel Verstellung und Einbildung stecken hinter der Hypochondrie und den Klagen Rilkes, wie viel Kalkül hinter seinen in jeder Hinsicht oft maßlosen Briefen, wie viel Berechnung hinter Liebesschwüren und Treueversprechen? Heimo Schwilk erlaubt sich nur kleine Spitzen und sarkastische Kommentare, lässt ansonsten aber das reichhaltige, oft skurrile und bizarre Material für sich sprechen.

Richtig ärgerlich ist dies im Falle der Duineser Elegien, deren umraunte Entstehung in einem präsentischen, distanzlosen Stil wiedergegeben wird: "Um Rilke herum breitet sich die große Stille aus, doch in ihm herrscht ein Stimmengewirr, das ihn nicht zur Arbeit finden lässt." Doch wenig später spricht es "in ihm", und er "empfängt" Verse. Wer wörtlicher Inspiration und Hagiographie eher skeptisch gegenübersteht, weiß jetzt wieder, warum er mit gewissen Werken Rilkes und der Rilkeliteratur so seine Probleme hat. Zu Rilkes Dichtungen findet sich in Schwilks Darstellung ansonsten wenig Erhellendes, im Zentrum steht fast ausschließlich seine Biographie. Würde Rilkes Lebensmodell heute noch funktionieren? Betuchte Gönnerinnen, die ihm jeden Wunsch von den Lippen ablesen, junge Künstlerinnen, die ihn anhimmeln, düpierte Ehemänner, die noch großzügig die Unkosten tragen? Schwer vorstellbar, trotz der suggestiven Sprachkraft Rilkes. Sein Lebenskosmos ist wohl unweigerlich mit dem alten Europa untergegangen.

THOMAS MEISSNER

Heimo Schwilk: "Rilke und die Frauen". Biografie eines Liebenden.

Piper Verlag, München 2015. 336 S., geb., 22,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für Thomas Meissner festigt sich mit "Rilke und die Frauen" vor allem der Eindruck, dass zwischen dem Mensch und seinen Worten einiges an Differenz herrschte. Denn, so mache Schwilk deutlich, ein großer Liebhaber sei Rilke nicht gewesen, eher ein "Sänger der Liebe". Ansonsten hat Meissner wenig Positives zu berichten: in seinen Augen misslingt der Versuch, Rilkes Frauenbeziehungen stringent mit dessen Biografie zu verknüpfen, die diversen Ersatzmütter, Musen und Geliebten existierten in Wirklichkeit viel eher parallel als nacheinander. Meissner berichtet enttäuscht, dass es nicht unbedingt ein Vorteil sei, dass sich Schwilk mit Kommentaren und Einschätzungen zurückhalte, denn in der Thesenbildung fehle es dem Rezensenten so an eindeutigen Stellungnahmen.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Heimo Schwilk zeichnet ein irritierendes Psychogramm des Dichters - und er beschreibt die Frauen, die ihn geliebt, gefördert und inspiriert haben. Eine Seelen-Biografie und ein Stück Zeitgeschichte - glänzend geschrieben und wunderbar zu lesen.« Bayern 2 20151201