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Ayaan Hirsi Alis Glaube an die Freiheit und Gleichheit aller Menschen machte sie zu einer Ikone der Freiheitsbewegung der muslimischen Frauen und zwang sie zu einem neuen Leben. Davon erzählt sie jetzt, schmerzhaft aufrichtig und sehr persönlich.
Ayaan Hirsi Ali führt seit Jahren einen Kampf gegen den radikalen Islam, gegen den menschenverachtenden Umgang mit muslimischen Frauen. Dieser Kampf hat sie zu einer der berühmtesten und bewundertsten Frauen der Welt gemacht, aber auch zu einer der gefährdetsten. Und er hat sie viel gekostet: Freunde wandten sich ab, ihre Familie verstieß sie,…mehr

Produktbeschreibung
Ayaan Hirsi Alis Glaube an die Freiheit und Gleichheit aller Menschen machte sie zu einer Ikone der Freiheitsbewegung der muslimischen Frauen und zwang sie zu einem neuen Leben. Davon erzählt sie jetzt, schmerzhaft aufrichtig und sehr persönlich.
Ayaan Hirsi Ali führt seit Jahren einen Kampf gegen den radikalen Islam, gegen den menschenverachtenden Umgang mit muslimischen Frauen. Dieser Kampf hat sie zu einer der berühmtesten und bewundertsten Frauen der Welt gemacht, aber auch zu einer der gefährdetsten. Und er hat sie viel gekostet: Freunde wandten sich ab, ihre Familie verstieß sie, zuletzt verlor sie ihre Wahlheimat Holland. Jetzt sucht sie in den USA ein neues Leben. Sehr persönlich erzählt die Bestsellerautorin, was das für sie bedeutet, verbindet private Erlebnisse mit politischen Beobachtungen über den Islam und seine Frauen. Ihre bittere Analyse: Fortschritte sind kaum zu erkennen.
Autorenporträt
Ayaan Hirsi Ali, geboren 1969 in Somalia, floh 1992 in die Niederlande. Sie ist Abgeordnete im niederländischen Parlament und Autorin ('Submission'). Trotz ständiger Todesdrohungen islamistischer Fanatiker kehrte die 'meistgefährdete Person der Niederlande' Anfang 2005 aus ihrem Versteck in die Öffentlichkeit zurück, um weiter für ihre Sache einzutreten.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.04.2010

Hier der gute Westen – dort die bösen Muslime
Die Islamkritikerinnen Necla Kelek und Ayaan Hirsi Ali machen es sich ein bisschen zu einfach
Religiöse Riten sind für Ungläubige oft schwer zu begreifen. Das enthebt niemanden der Pflicht, Toleranz zu üben. Man kann sich wundern über bestimmte Gebote einer Religion, man kann sich auch abgestoßen fühlen. Aber nicht jede religiöse Vorschrift ist gleich ein Angriff auf die allgemeinen Menschenrechte. Warum nur weigern sich Islamkritikerinnen wie Necla Kelek und Ayaan Hirsi Ali beharrlich, solche einfachen Unterscheidungen zu beherzigen?
Beide werden nicht müde, einen Kampf der Kulturen zu beklagen, zu dem sie selbst mit vollen Backen blasen. Sie attackieren den Islam für seine Ignoranz und ignorieren dabei selbst die große Vielfalt an Strömungen und Auslegungen dieser Religion. Sie machen sich unangreifbar gegen Kritik, weil sie ihren Status als Opfer einer frauenfeindlichen Religion in immer neuen biographischen Erzählungen befestigen und Widerspruch sich nun immer erst des Verdachts erwehren muss, man nehme das Schicksal dieser Autorinnen nicht ernst.
Also zunächst die unvermeidliche Solidaritätsadresse: Necla Kelek hat sich dem Patriarchat entzogen, Ayaan Hirsi Ali dem Islam den Rücken gekehrt. Dafür werden sie von radikalen Muslimen verfolgt, beschimpft und bedroht. Die Autorinnen verdienen jeden erdenklichen Schutz und ihre Widersacher Verachtung für ihre Militanz. So wie es die katholische Kirche aushalten muss, wenn über ihr Frauenbild gestritten wird, müssen es auch die Muslime aushalten.
Wie klug und konstruktiv jedoch ist es, wenn Kelek nicht nur (und natürlich zu Recht) die weibliche Genitalverstümmelung geißelt, sondern auch noch die Beschneidung der Jungen? Diese sei medizinisch angeblich „schädlich” und löse „Kastrationsängste” aus: „Es widerspricht der Würde des Menschen, einem Kind ein solches Blutopfer abzuverlangen.” Kelek erwähnt kurz, dass Juden die Beschneidung ebenfalls verlangen. Demnach müssten auch sie Verächter der Menschenwürde sein. Keleks Furor kennt kein Maß.
So grenzenlos ihre Kritik, so eng und geordnet ist ihr Weltbild: hier der gute Westen, dort die bösen Muslime. Hier Kelek, dort die tumben „Wächter des Islam”. Muslime sind frauenfeindlich und militant, der Islam erscheint als einzige Bedrohung. Eine „verstehende Haltung” gegenüber dieser Religion wird als „Kapitulationserklärung” abgetan. Und gleich auf der ersten Seite ruft Kelek jene Bilder auf, die den guten deutschen Christen in seinem Schauer abholen sollen: „Frauen mit Kopftüchern, die in ihren bodenlangen Mänteln den Kinderwagen durch die Straßen schieben” oder „die selbstbewussten Islam-Bitches, die ihren Hintern in enge Jeans zwängen und das Ganze mit einem kunstvollen Turban auf dem Kopf krönen”. Selbstbewusste junge Frauen sind für Kelek offenbar sehr schlimm, wenn sie es wagen, ein Kopftuch zu tragen. Wie können sie nur!
Schiffauers Scharfsinn
Vielleicht können sie es, weil der Islam eben nicht so monolithisch frauen- und menschenfeindlich ist, wie Kelek glauben machen will. Als Soziologin ist sie einmal angetreten, aber ihr fehlt jeder Sinn für die nötigen soziologischen Analysen: für die verschiedenen Richtungen des Islam; für die vielfältigen Aneignungsmuster der Religion bei jungen Migranten; für die Mischungen vorreligiöser Sitten, islamischer Traditionen und moderner Lebensweise. Und so fehlt ihr erst recht der Sinn für die Wahrnehmung von Verschiebungen im Lager der Islamisten.
Soeben hat der Kulturanthropologe Werner Schiffauer eine „Ethnographie” der Milli-Görüs-Bewegung vorgelegt („Nach dem Islamismus”, Suhrkamp Verlag, 15 Euro). Darin beschreibt er, wie sich in dieser Gemeinschaft, die in Deutschland meist nur als möglicher Verfassungsfeind wahrgenommen wird, eine neue Generation von Intellektuellen herausbildet, die den Islamismus überwinden könnte; eine Generation, die sich bemüht, den Islam aus der Verquickung mit der Politik zu lösen. Für solche Strömungen, die wichtig sind, wenn der Kampf der Kulturen keine sich selbst erfüllende Prophezeiung sein soll, ist Kelek blind.
Ayaan Hirsi Ali ist es auch. Sie schreibt, mehr noch als Kelek, in der ersten Person Singular und berichtet in oft ermüdenden Details aus ihrem Leben. Dieses Leben ist zwar, weil von Ortswechseln geprägt, sehr bewegt, aber wirklich bewegend an dem Buch ist nur ein „Brief an die Großmutter”.
Obwohl Ali die (bereits tote) Großmutter anklagt, ist noch verwandtschaftliche Nähe zu spüren, der Schmerz und die Trauer, die Loyalität und das Lossagen werden hier eindrucksvoll geschildert. Die Großmutter war gefangen in den Traditionen und hielt auch ihre Enkelin darin fest, bis Ali ausbrach. Mit der Großmutter sei eine „Blutlinie” verschwunden „und auch die idiotische Tradition, Pferdestuten und Kamelstuten höher zu schätzen als Töchter und Enkelinnen”. Wenn ein Sohn zur Welt kam, hat sich die Großmutter gefreut. Bei der Geburt eines Mädchens „hast du abschätzig geschnalzt”. Ali greift ihre Großmutter an und sagt doch: „Ich liebe Dich.”
Ausführlich beschreibt Ali ihre Verwandten, ihre Geschwister und Cousinen, sie berichtet über die Wanderschaft von Afrika nach Saudi-Arabien, nach Europa und Amerika, vom Leben in Holland und in New York – und das leider in vielen überflüssigen Details („Ein paar Rollerskates sausten an mir vorüber; eine Frau mit zwei Kindern in einem Zwillingsbuggy joggte heran”).
Am Ende geht es Ali ja doch nur darum, den Westen vor dem Islam zu warnen (als sei das noch nötig) und die Christen aufzurufen, eifrig zu missionieren. Ali setzt auf einen „Wettstreit zwischen den Religionen” und hofft, obwohl selbst längst Atheistin, die Christen könnten als Erste ans Ziel kommen. Wie Kelek will auch Ali nicht verstehen, dass bei einem so unerbittlichen Wettbewerb, wie sie ihn sich wünschen, am Ende niemand gewinnen kann. TANJEV SCHULTZ
NECLA KELEK: Himmelsreise. Mein Streit mit den Wächtern des Islam. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2010. 267 Seiten, 18,95 Euro.
AYAAN HIRSI ALI: Ich bin eine Nomadin. Mein Leben für die Freiheit der Frauen. Piper Verlag, München 2010. 345 Seiten, 19,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Keine Zeitung war in der Islamdebatte Anfang des Jahres 2010 doktrinärer als die SZ. Während "Zeit", "FAZ" und "taz" hier und da auch Gegenpositionen zuließen, galt in der SZ ausschließlich der "linksliberale" Komment. Feuilletonchef Thomas Steinfeld hatte die Parole ausgegeben, als er Autorinnen wie Necla Kelek, Seyran Ates und Ayaan Hirsi Ali als "Hasspredigerinnen" titulierte, während er einen Begriff wie "westliche Werte" in kulturrelativistische Anführungszeichen packte. Tanjev Schultz, bildungspolitischer Redakteur bei der SZ, hält sich in einer Doppelkritik der neuen Bücher von Kelek und Ali an die Redaktionslinie. An Ayaan Hirsi Alis Buch stört ihn zunächst, dass es noch mehr als Keleks "Himmelsreise" in der ersten Person Singular geschrieben ist. Angerührt hat ihn immerhin ein liebevoller Brief Alis an ihre Großmutter, und das, obwohl diese immer nur verächtlich schnalzte, wenn ihr mal wieder eine Enkelin geboren worden war. Aber das kann Hirsi Alis Buch für den Rezensenten nicht retten, denn "am Ende geht es Ali ja doch nur darum, den Westen vor dem Islam zu warnen". Man spürt förmlich Schultz' Ärger, als er sich verpflichtet sieht, Kelek und Ali in einer "unvermeidlichen Solidaritätsadresse" ein Recht auf Unversehrtheit zuzugestehen.

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