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Dr. Eduard Bloch (1872-1945) war in Linz Hausarzt von Hitlers Mutter Klara. Aufopfernd begleitete er 1907 ihr Sterben. Damals entwickelte sich eine herzliche Beziehung zwischen dem frommen Juden und dem 18-jährigen Adolf Hitler. Als der »Führer« 1938 in Linz einzog, erwähnte er mehrfach lobend den »Edeljuden Dr. Bloch«. Er sorgte dafür, dass Bloch von der Linzer Gestapo »geschützt« wurde und 1940 mit seiner Frau in die USA emigrieren konnte. Doch Amerika wurde ihnen nicht mehr zur Heimat. Brigitte Hamann erzählt aus vielen privaten Quellen von Bloch und dessen großer Familie, von einem Leben…mehr

Produktbeschreibung
Dr. Eduard Bloch (1872-1945) war in Linz Hausarzt von Hitlers Mutter Klara. Aufopfernd begleitete er 1907 ihr Sterben. Damals entwickelte sich eine herzliche Beziehung zwischen dem frommen Juden und dem 18-jährigen Adolf Hitler. Als der »Führer« 1938 in Linz einzog, erwähnte er mehrfach lobend den »Edeljuden Dr. Bloch«. Er sorgte dafür, dass Bloch von der Linzer Gestapo »geschützt« wurde und 1940 mit seiner Frau in die USA emigrieren konnte. Doch Amerika wurde ihnen nicht mehr zur Heimat. Brigitte Hamann erzählt aus vielen privaten Quellen von Bloch und dessen großer Familie, von einem Leben in politisch wirren Zeiten. In »Hitlers Wien« hat sie die Ursprünge von Hitlers Antisemitismus erklärt. Hier widerlegt sie auch die absurde These, der jüdische Arzt Dr. Bloch sei einer der Auslöser dafür gewesen.
Autorenporträt
Brigitte Hamann wurde in Westfalen geboren und lebt heute mit ihrer Familie in Wien. Als Historikerin arbeitet sie hauptsächlich über die Habsburger. 2012 wurde sie mit dem Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.07.2009

Der Täter und der Wohltäter
Ein Porträt des von Hitler verschonten Arztes Eduard Bloch
Der Mann steht am Fenster seiner hell erleuchteten Wohnung und starrt auf die Straße hinunter, wo der Konvoi sich vorwärts schiebt. Hitler grüßt in die Menge und wirft, so scheint es dem Betrachter, auch einen Blick zu ihm herauf. Weiter rollt die Kolonne zum Linzer Rathaus, wo an diesem 12. März 1938 Österreichs „Heimkehr ins Reich” gefeiert wird. Dabei habe der Reichskanzler sich auch nach ihm erkundigt, wird dem Mann tags darauf berichtet.
Das ist erstaunlich. Denn Eduard Bloch, damals 66, ist Jude. Sein Schicksal ist so außergewöhnlich wie die Karriere der Wiener Historikerin, die 70 Jahre später seinen Spuren folgt. Brigitte Hamann schreibt seit Bestseller auf akademischem Niveau, ohne im Universitätsbetrieb mitzumischen. Über die k.u.k.-Ikonen Rudolf und Sisi, „Hitlers Wien” und den Bayreuther Wagner-Clan hat sie sich der Katastrophe des 20. Jahrhunderts angenähert, der Vernichtung des europäischen Judentums. Ihre Bloch-Biographie greift weit über das Los des jüdischen Arztes und seiner Familie hinaus. Sie porträtiert die „Patenstadt des Führers”, die Donaumetropole Linz, und zeichnet den Aufstieg des Diktators vor der Kulisse zunehmender Pauperisierung und extremistischer Politisierung in den zwanziger Jahren nach.
Davon ist 1907 noch nichts zu spüren, als eine knapp 50-jährige Frau Blochs Praxis aufsucht. Der Doktor ist geachtetes Mitglied der Jüdischen Gemeinde und genießt ein sorgenfreies Auskommen. Die Patientin ist an Krebs erkrankt. Die Diagnose erschüttert ihren Sohn, wie sich der Arzt erinnert: „Sein langes, bleiches Gesicht war verstört. Tränen flossen über seine Wangen.” Der Medizinalrat unternimmt alles, um der Frau das Sterben zu erleichtern, und der Sohn weicht nicht von ihrer Seite. Nach dem Begräbnis verabschieden die Angehörigen den Wohltäter: „Adolf Hitler drückte mir die Hand und sagte: ‚Ich werde Ihnen, Herr Doktor, ewig dankbar sein.”
Zeitlebens rätselt Bloch, wie aus diesem scheinbar manierlichen jungen Mann ein glühender Judenhasser werden konnte. „Ein so innig liebender Sohn kann nur ein Mensch mit grundgütigen Empfindungen sein”, beharrt der Tagebuchschreiber noch 1938. Doch Nazi-Ideologie und Antisemitismus haben die Donaumonarchie schon weit vor dem „Anschluss” geprägt. 1930 fordert Görings Schwager Franz Hueber, Österreich von den Juden, „diesem fremdrassigen Gezücht”, zu befreien, und die tobende Meute auf der Wiener Ringstraße antwortet: „Heil Hitler!” Nach der Annexion 1938 geht es Schlag auf Schlag. Die Juden werden enteignet, beruflich ruiniert und entrechtet. Nur Eduard Bloch sieht sich auf Geheiß aus Berlin verschont.
Doch die Protektion ist kein Dauerzustand: Ende 1938 muss der Mediziner seine Praxis schließen. Zwei Jahre und unendlich viele Demütigungen später emigriert Bloch mit seiner Frau in die USA. Die meisten seiner Verwandten und Freunde werden im KZ ermordet. Das Trauma des Überlebens spaltet Blochs Familie. Der Enkel George hadert mit dem Großvater wegen dessen zwiespältiger Haltung zu Hitler und gehört später zu den Mentoren der amerikanischen Holocaust-Forschung. Als sein Kollege Rudolph Binion 1976 mit der irrwitzigen These aufwartet, Blochs überzogene Honorarforderungen hätten Hitlers Antisemitismus ausgelöst, steht George unentschlossen beiseite – ein Lapsus, den Brigitte Hamann mit ebenso viel Respekt wie nötiger Schärfe kommentiert. Er setzt den Schlusspunkt unter ein historisches Familienalbum ganz eigener Art, dessen zahlreiche Fotos und Schriftzeugnisse die Autorin sorgfältig arrangiert und mit großer Sachkunde aufbereitet hat. DORION WEICKMANN
BRIGITTE HAMANN: Hitlers Edeljude. Das Leben des Armenarztes Eduard Bloch. Piper, München 2008. 510 Seiten mit Abb., 24,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Lesenswert findet Rezensent Volker Ullrich die Biografie des jüdischen Arztes der Familie Hitler, wenngleich er es als unverzeihliche Nachlässigkeit empfindet, dass der antisemitische Begriff im Titel nicht wenigstens in Versalien gesetzt wurde. Brigitte Hamann bringe den Lesern auf anrührende Weise die Geschichte des Linzer Arztes Eduard Bloch und seiner Familie näher, der 1907 den damals 17-jährigen Adolf Hitler kennengelernt habe, dessen Mutter tödlich an Brustkrebs erkrankt gewesen sei. Die Autorin arbeite mit vielen, bisher unbekannten Quellen, wie den im New Yorker Exil verfassten Erinnerungen Blochs. Der Rezensent bescheinigt Hamann viel Empathie, aber auch einen gewissen Hang, auf Nebenpfaden den Hauptstrang aus den Augen zu verlieren. Manchmal vermisst er auch einen analytischeren Blick. Insgesamt aber betrachet er das Buch doch als lohnende Lektüre.

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