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2. Auflage! Die Erinnerungen eines streitbaren und aufrechten Demokraten
Der vormalige preußische Innenminister (1926-1930) und zweimalige Berliner Polizeipräsident Albert Grzesinski (1879-1947), eine kantige, kraftvolle und entscheidungsfreudige Politikerpersönlichkeit von unverwechselbarem Profil, war 1933 der erste prominente Sozialdemokrat, der nach der Zerschlagung der Demokratie seinen Rückblick auf die Jahre der Weimarer Republik zu Papier brachte. Erinnerungsbild und Perspektive sind daher nicht durch die Entwicklung ab 1933 beeinflusst. Die Darstellung beruht auf einer sehr soliden…mehr

Produktbeschreibung
2. Auflage! Die Erinnerungen eines streitbaren und aufrechten Demokraten

Der vormalige preußische Innenminister (1926-1930) und zweimalige Berliner Polizeipräsident Albert Grzesinski (1879-1947), eine kantige, kraftvolle und entscheidungsfreudige Politikerpersönlichkeit von unverwechselbarem Profil, war 1933 der erste prominente Sozialdemokrat, der nach der Zerschlagung der Demokratie seinen Rückblick auf die Jahre der Weimarer Republik zu Papier brachte. Erinnerungsbild und Perspektive sind daher nicht durch die Entwicklung ab 1933 beeinflusst. Die Darstellung beruht auf einer sehr soliden Materialgrundlage, wobei Grzesinski sich auf sein ungewöhnlich reichhaltiges Privatarchiv stützen konnte. Das Manuskript zeichnet sich nicht nur durch hohen substanziellen Gehalt aus, der Grzesinskis Werk einen herausragenden Platz unter den Memoiren von Politikern der Weimarer Zeit sichert. Die im Anhang der hier erstmalig veröffentlichten Originalfassung abgedruckten Dokumente bieten ergänzende Informationen zu den von Grzesinski im Buchmanuskript behandelten Sachkomplexen und geben darüber hinaus Auskunft über sein Schicksal in der Emigration.

Pressestimmen

"Dem Historiker Eberhard Kolb gebührt Dank für die zuverlässige Edition dieser längst fälligen deutschen Erstausgabe der Erinnerungen. Er hat eine ausführliche und treffliche Einleitung geschrieben und auf fast hundert Seiten zusätzliche Dokumente aufgenommen, die das Leben und Wirken Grzesinskis veranschaulichen, nicht zuletzt die Korrespondenz mit Otto Braun, dem verehrten Regierungschef und Parteifreund. Die unmittelbar nach dem erzwungenen Rückzug aus der deutschen Politik geschriebenen Memoiren sind nicht nur ein gehaltvoller Beitrag zur Geschichte der Weimarer Republik und der Ursachen ihres Scheiterns, sondern der Ausdruck einer politischen Persönlichkeit von Format mit ihren Verstrickungen in die fatalen Abschnitte der deutschen Geschichte." Kurt Sontheimer, in : FAZ vom 22.12.2001
Autorenporträt
Eberhard Kolb ist emeritierter Professor für Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität zu Köln.
Rezensionen
"Dem Historiker Eberhard Kolb gebührt Dank für die zuverlässige Edition dieser längst fälligen deutschen Erstausgabe der Erinnerungen. Er hat eine ausführliche und treffliche Einleitung geschrieben und auf fast hundert Seiten zusätzliche Dokumente aufgenommen, die das Leben und Wirken Grzesinskis veranschaulichen, nicht zuletzt die Korrespondenz mit Otto Braun, dem verehrten Regierungschef und Parteifreund. Die unmittelbar nach dem erzwungenen Rückzug aus der deutschen Politik geschriebenen Memoiren sind nicht nur ein gehaltvoller Beitrag zur Geschichte der Weimarer Republik und der Ursachen ihres Scheiterns, sondern der Ausdruck einer politischen Persönlichkeit von Format mit ihren Verstrickungen in die fatalen Abschnitte der deutschen Geschichte." -- Kurt Sontheimer, in : FAZ vom 22.12.2001

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.12.2001

Feinde des Staates von Weimar bekämpft
Die Erinnerungen des preußischen Innenministers und Berliner Polizeipräsidenten Albert Grzesinski

Albert Grzesinski: Im Kampf um die deutsche Republik. Erinnerungen eines Sozialdemokraten. Herausgegeben von Eberhard Kolb. R. Oldenbourg Verlag, München 2001. 384 Seiten, 34,80 Euro.

Dieses Buch ist unmittelbar nach der Vertreibung von Albert Grzesinski durch die Nationalsozialisten 1933 in der Schweiz, dem ersten Fluchtort, verfaßt worden. Doch erst jetzt erscheint die Originalfassung. Ein wirklich verdienstvolles Unternehmen, denn Grzesinski steuert nicht nur Bemerkenswertes zum historischen Verständnis der Rolle und Situation Preußens in der Weimarer Republik bis zum sogenannten "Preußenschlag" vom 20. Juli 1932 bei, durch den die bis dahin demokratische Regierung des größten Landes im Reich beseitigt wurde. Er zeichnet in den gut lesbaren Erinnerungen auch in eindrucksvoller Weise das Bild eines prominent gewordenen sozialdemokratischen Politikers in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Wer heute eine historisch fundierte und lebensgesättigte Vorstellung von den Lebensbedingungen und den Karrieren führender Sozialdemokraten der Frühzeit der Arbeiterbewegung bis zur Weimarer Republik gewinnen will, der lese diese Erinnerungen. Sie bieten einen biographisch orientierten Anschauungsunterricht deutscher Geschichte. Der 1879 in einfachsten Verhältnissen in Vorpommern geborene Grzesinski erreichte seine höchste politische Machtstellung 1926 bis 1930 als Innenminister des Landes Preußen unter dem SPD-Ministerpräsidenten Otto Braun. Wegen einer sein Privatleben betreffenden widerlichen Intrige mußte er als Minister zurücktreten, wirkte jedoch bis zur Zerschlagung Preußens im Juli 1932 als Polizeipräsident von Berlin. Er gehörte mit Otto Braun und Carl Severing zu den führenden Figuren der deutschen Sozialdemokratie in Preußen.

Durch seine Ausbildung als Metallarbeiter wuchs Grzesinski in die deutsche Arbeiterbewegung hinein, wurde Gewerkschaftsführer und führender SPD-Politiker in Kassel, gehörte nach dem verlorenen Krieg zu den wichtigen Figuren bei den Arbeiter- und Soldatenräten, erwarb sich Verdienste bei der Abwicklung der geschlagenen Armee und fand schließlich eine Stellung als leitender Beamter des preußischen Polizeiwesens.Von dieser Position aus avancierte er dank seiner Loyalität zur Republik und seiner Durchsetzungskraft 1925 zum Berliner Polizeipräsidenten und dann zum Innenminister. Wäre es nach ihm gegangen, so hätte man Hitler Ende 1931 aus Preußen ausgewiesen und den politischen Radikalismus von links und noch mehr von rechts entschiedener bekämpft, als es tatsächlich geschah. Es lag nicht an ihm, daß Preußen sich der von Reichskanzler Franz von Papen veranlaßten Reichsexekution nur durch papierenen Protest widersetzte.

Die Kapitel über den Weg zum 20. Juli 1932 und seine Folgen gehören zum historisch bedeutsamen Teil dieser Erinnerungen. Grzesinski urteilt, daß die Sozialdemokraten damals nicht mehr die Kraft hatten, aktiven Widerstand zu leisten, und er hält den Radikalismus von rechts für weitaus bedrohlicher als die kommunistische Gefahr, die der Rechten als Vorwand für ihre Zerstörung der Weimarer Demokratie diente. Erhellend sind auch Grzesinskis Urteile über den preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun und über Carl Severing. Über Severing, der eine Zeitlang Reichsinnenminister war, schreibt er, daß er ungeachtet seiner großen Fähigkeiten keine "Kampfnatur" gewesen sei. "Er konnte nicht gut nein sagen, am wenigsten den politischen Gegnern gegenüber."

Grzesinski beklagt, daß die Weimarer Republik gegenüber ihren Feinden viel zu tolerant gewesen sei, während er seine Aufgabe vor allem darin sah, die Autorität des Staates zu wahren. "Und so habe ich stets ohne Schwanken, wie ich glaube, mit Energie, Klarheit und ruhigen Nerven mit den mir zu Gebote stehenden Mitteln die Feinde des Staates von Weimar bekämpft. (. . .) Als Minister wie als Polizeipräsident sah ich es als eine meiner dringendsten Aufgaben an, dafür Sorge zu tragen, daß der politische Kampf der Parteien sich in den Bahnen der Gesetze bewegte." Doch vergeblich verlangte der preußische Innenminister von seinem Kollegen im Reich, Severing, im Dezember 1928 die Auflösung des "Stahlhelms", der NSDAP mit SA und SS sowie der KPD - das Verbot hätte die Republik vor ihrem Untergang bewahren können. Von Grzesinski kann man lernen, was es heißt, wehrhafte Demokratie zu praktizieren.

Natürlich hatte einer wie er, der zur Zielscheibe der nationalistischen Hetzpropaganda geworden war, zumal er sogar einmal dienstlich versucht hatte, Adolf Hitler als "lästigen Ausländer" aus Preußen ausweisen zu lassen, nach dessen "Machtergreifung" in Deutschland keinen sicheren Ort mehr. Grzesinski floh mit seiner zweiten Frau Daisy zuerst ins Tessin, wo man ihn jedoch aus fremdenpolizeilichen Gründen nicht behalten wollte, dann nach Paris, während das Hitler-Regime ihm ab 1. April 1933 die Versorgungsbezüge sperrte, ihn aus dem preußischen Staatsdienst entfernte und kurz darauf durch Ausbürgerung mit Konfiskation seines Vermögens zu einem mittellosen Staatenlosen degradierte.

Es begannen die schweren, bitteren Zeiten des Exils. Er hat zuerst seine Erinnerungen geschrieben, die Anfang 1934 schon fertig waren, aber in ihrer deutschen Fassung, die jetzt endlich vorliegt, damals keinen Verleger fanden. Es gab eine wenig beachtete französische Fassung im Jahr 1934, dann nach der 1936 erfolgten Übersiedlung in die Vereinigten Staaten eine amerikanische Version unter dem Titel "Inside Germany" (1939).

Das Überleben wurde ihm damals nicht leichtgemacht. So kam es, daß er wieder in den Beruf zurückkehren mußte, mit dem er begonnen hatte: Metallarbeiter. Auch nach dem Sieg der Alliierten über das Hitler-Regime war ihm das Glück der Rückkehr in die Heimat nicht mehr beschieden. Seine Anfragen an den Parteivorstand der wieder gegründeten SPD, ihm eine akzeptable Position im besetzten Deutschland zu verschaffen, blieben ohne Echo. Unter dem Datum des 19. April 1947 schrieb er an einen Freund: "Ich kann einfach nicht mehr; seelisch kann ich nicht mehr. (. . .) Mein Streben ist im Augenblick und seit längerer Zeit: zurück, zurück unter allen Umständen. Ich hab' hier nichts verloren. (. . .) Ich habe Sehnsucht, mitzuarbeiten und wieder zu Euch zu kommen, wohin ich gehöre." Dazu kam es leider nicht mehr. Grzesinski verstarb am 31. Dezember 1947 im Alter von 68 Jahren in einem New Yorker Krankenhaus.

Dem Historiker Eberhard Kolb gebührt Dank für die zuverlässige Edition dieser längst fälligen deutschen Erstausgabe der Erinnerungen. Er hat eine ausführliche und treffliche Einleitung geschrieben und auf fast hundert Seiten zusätzliche Dokumente aufgenommen, die das Leben und Wirken von Grzesinski veranschaulichen, nicht zuletzt die Korrespondenz mit Otto Braun, dem verehrten Regierungschef und Parteifreund. Die unmittelbar nach dem erzwungenen Rückzug aus der deutschen Politik geschriebenen Memoiren sind nicht nur ein gehaltvoller Beitrag zur Geschichte der Weimarer Republik und der Ursachen ihres Scheiterns, sondern der Ausdruck einer politischen Persönlichkeit von Format mit ihren Verstrickungen in die fatalen Abschnitte der deutschen Geschichte.

KURT SONTHEIMER

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Wer heute eine "historisch fundierte und lebensgesättigte" Vorstellung von den Lebensbedingungen und Karrieren führender Sozialdemokraten "der Frühzeit" gewinnen will, dem empfiehlt Rezensent Kurt Sontheimer diese "gut lesbaren" Lebenserinnerungen. Sontheimer findet hier nicht nur einen "biografisch orientierten Anschauungsunterricht deutscher Geschichte". Gleichzeitig sieht er hier auch "in eindrucksvoller Weise das Bild eines prominent gewordenen sozialdemokratischen Politikers in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezeichnet. Grzesinski (1879-1947), preußischer Innenminister und Berliner Polizeipräsident, habe das Buch bereits 1933 unmittelbar nach der Vertreibung durch die Nazis geschrieben. Erst jetzt erscheine die Originalfassung. In Sontheimers Augen ein "verdienstvolles Unternehmen", da Grzesinski "Bemerkenswertes" zum historischen Verständnis der Rolle und Situation Preußens in der Weimarer Republik beisteuere. Dem Herausgeber wird für die "zuverlässige Edition dieser längst fälligen deutschen Erstausgabe" gedankt. Dessen Einleitung findet der Rezensent "ausführlich und trefflich". Gelobt wird auch der Abdruck von "fast hundert Seiten" zusätzlicher Dokumente, wie die Korrespondenz mit Otto Braun.

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