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Das Lexikon bietet ein kompaktes Bild des vielfältigen Wechselverhältnisses zwischen Mensch und Landschaft in der griechisch-römischen Antike, vermittelt von einem internationalen Team aus Historikern, Geographen und Archäologen. Es ist die erste systematische, an Sachbegriffen orientierte Darstellung der Historischen Geographie der antiken Welt in 300 Artikeln von A bis Z.

Produktbeschreibung
Das Lexikon bietet ein kompaktes Bild des vielfältigen Wechselverhältnisses zwischen Mensch und Landschaft in der griechisch-römischen Antike, vermittelt von einem internationalen Team aus Historikern, Geographen und Archäologen. Es ist die erste systematische, an Sachbegriffen orientierte Darstellung der Historischen Geographie der antiken Welt in 300 Artikeln von A bis Z.
Autorenporträt
Der Herausgeber Holger Sonnabend, geb. 1956; Studium der Geschichte und der Germanistik an der Universität Hannover. 1985 Promotion, 1993 Habilitation in Alter Geschichte. Hochschuldozent für Alte Geschichte an der Universität Stuttgart. Vorstandsmitglied der Ernst-Kirsten-Gesellschaft. Internationale Gesellschaft für Historische Geographie der Alten Welt; Mitherausgeber der Reihe "Geographica Historica" und der Zeitschrift "Orbis Terrarum".
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.03.2000

Salz und Signaltechnik
Der erste Versuch einer Historischen Geographie der Antike
Die Wechselwirkung von Mensch und Landschaft in der griechisch-römischen Antike will dieses 660 Seiten starke Lexikon darstellen. Dies ist das Aufgabenfeld der „Historischen Geographie”, einer innerhalb der klassischen Altertumswissenschaften verhältnismäßig jungen Teildisziplin. Das Buch hat dabei durchaus Ambitionen, wie das Vorwort verrät – es soll umfassend über die Erkenntnisse dieser Teildisziplin informieren, indem es in Lexikonform historisch-geographisch relevante Begriffe, Quellen und Methoden erläutert. Anspruch auf Innovation wird erhoben, da eine Reihe von Stichworten aufgenommen wurde, die „erstmals explizit auf ihre historisch-geographischen Bezüge hin untersucht” sind.
Die gesetzten Ziele, um es vorwegzunehmen, kann das Buch allerdings nicht erreichen. Um mit dem Problematischen zu beginnen: Gerade die Begriffe, die „erstmals” mit den Fragestellungen der historischen Geographie bearbeitet worden sind, präsentieren sich oft unbefriedigend. Dies trifft besonders zu für die Lemmata Biographie, Dichtung, Geschichtsschreibung, Hagiographie, Mythologie, Papyri, Philosophie. Hier findet sich immer wieder die nicht besonders überraschende Feststellung, Texte aus Biographie, Dichtung (über die Sinnhaftigkeit dieses Lemmas ließe sich ohnehin streiten) etc. enthielten eine Fülle von geographischen Angaben – was dann an in der Regel an einigen Beispielen demonstriert wird, die beliebig wirken. Derartigen Artikeln merkt man allzu deutlich an, dass hier erste Versuche vorliegen, eine neue Fragestellung an einem bis dato damit nicht konfrontierten Gegenstand zu erproben. Bei den literarischen Lemmata macht sich zudem bemerkbar, dass literaturwissenschaftliche Perspektiven weitgehend unberücksichtigt geblieben sind. Das Problem der Fiktionalität wird nur sporadisch angesprochen, Gattungsfragen – im Artikel Dichtung – sind oberflächlich einbezogen.
Die Lemmata einer zweiten Kategorie kann man als in sich durchaus befriedigende Sachartikel lesen: Adel, Demokratie, Frieden, Gesellschaft, Götter, Krieg, Kultorganisation, Monarchie, Münzen, Musik, Odeion, Reich, Stadtverwaltung, Tyrannis, Verfassung. Indes ist der Bezug auf den übergeordneten Aspekt der Historischen Geographie oft nur schwer zu erkennen. Entwaffnend wirkt die Feststellung im Artikel Musik: „Die antike M. ist in ihren historisch-geographischen Bezügen bisher kaum erforscht. ” Es folgt ein Überblick über die griechische Musik (alles Römische fehlt), mit Blick auf die antiken Diskussionen über ethische Wirkung von Tonarten – von Historischer Geographie ist nicht mehr die Rede.
Die Stärken des Lexikons liegen deutlich in den Lemmata, die sich unmittelbar mit der Geographie und ihren historischen Dimensionen befassen. Hier erhält der Leser wichtige und in dieser Zusammenstellung nirgendwo sonst greifbare Informationen über die Methodik der am Diskurs beteiligten Disziplinen (Anthropogeographie, Archäologie, Demographie, Geoarchäologie, Luftbild, Religionsgeographie), über geologische und geographische Aspekte in historischer Perspektive (etwa Erdbeben, Gebirge, Meeresströmungen). Insbesondere an den Artikeln, die den antiken Menschen in Bezug zu seiner Umwelt setzen, wird die Relevanz der Historischen Geographie kenntlich. Sie ist unverzichtbares Hilfsmittel bei der Rekonstruktion von Lebensbedingungen in der Antike: Lemmata wie Brunnen, Deich, Energiequellen, Forstwirtschaft, Klima geben entsprechende Auskünfte. In diesem Bereich sind vielfältige und interessante Aspekte behandelt, sie erstrecken sich nicht nur auf erwartbare Lemmata wie Städte oder Straßenbau, hier geht es auch um Salz und Salinen, Signaltechnik und Nachrichtenwesen, Wüstungen und Klima.
So hinterlässt dieses Lexikon also einen zwiespältigen Eindruck: So nützlich viele Artikel im engeren Bereich der Historischen Geographie auch sind, die das Werk höchst konsultierenswert machen könnten, so entbehrlich oder fragwürdig sind andere Lemmata. Immerhin – die Mühe und Arbeit, die Herausgeber und Autoren aufgewendet haben, galten einem ersten Versuch, eine junge Disziplin lexikalisch aufzuarbeiten, der insgesamt achtbar ausgefallen ist.
MARTIN HOSE
HOLGER SONNABEND (Hrsg. ): Mensch und Landschaft in der Antike. Lexikon der Historischen Geographie. Verlag J. B. Metzler, Stuttgart Weimar 1999. 672 Seiten, Abb. , 98 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.04.2000

Der Limes wird zu eng begrenzt
In einem neuartigen Lexikon der antiken Geographie hinterlässt die römische Armee kaum Spuren

Der Stuttgarter Althistoriker Holger Sonnabend hat sich seit geraumer Zeit, als Mitherausgeber der Zeitschrift "Orbis Terrarum" wie der wissenschaftlichen Reihe "Geographica Historica" und durch zahlreiche Spezialstudien, tatkräftig für die Sache der Historischen Geographie des Altertums engagiert. Seiner jüngsten Initiative ist ein originelles Lexikon zu verdanken, das erstmals in systematischer Weise die Wechselbeziehungen zwischen Mensch, Landschaft und Natur in der Antike zum Thema macht, ein "Sachwörterbuch, das die in diesem Zusammenhang bedeutsamen Quellen und Methoden vorstellt".

Das gewiss sehr sinnvolle Unternehmen konzentriert sich räumlich auf die mediterrane Welt und deren Randgebiete, chronologisch auf den Zeitraum zwischen dem neunten Jahrhundert vor und dem sechsten Jahrhundert nach Christus, dies allerdings nicht schematisch, sondern sowohl mit Rück- als auch mit Ausblicken. Die über zweihundert Artikel des Werkes wurden von zweiundfünfzig Autorinnen und Autoren aus fünf Ländern verfasst, Spezialisten der althistorischen, geographischen, archäologischen und geoarchäologischen Disziplinen sowie solchen der Ägyptologie und der Technikgeschichte, so dass hier tatsächlich eine "interdisziplinäre Zusammenschau" möglich wurde. Wie bei vielen primär von Geisteswissenschaftlern konzipierten geographischen Sammelwerken kommen dabei freilich auch hier die genuin geologischen Aspekte etwas zu kurz.

Besonders häufig erscheint, neben dem Herausgeber selbst, Eckart Olshausen als Verfasser der Beiträge. Offensichtlich haben die beiden Stuttgarter Althistoriker die undankbare Aufgabe übernommen, vielfältige Lücken zu schließen. Die Mitarbeiter des Werkes bemühten sich zumeist, ein Höchstmaß von Informationen in klarer, allgemein verständlicher Sprache zu vermitteln. Querverweise auf weitere einschlägige Artikel, meist knappe Literaturangaben, sorgfältig ausgewählte und eingehend erläuterte Illustrationen sowie verschiedene Artikelverzeichnisse und nützliche Register ergänzen den stattlichen Band.

Bei der Realisierung der innovativen Konzeption kam freilich alles auf die Auswahl der Stichworte, deren Koordination, die konsequente Priorität der Leitfragen, nicht zuletzt auf die wissenschaftliche Qualität der einzelnen Artikel an. Hier gibt es nun jedoch erstaunliche Diskrepanzen und Mängel. Einen besonders hohen Informationswert erreichen zum Beispiel die Beiträge über den Agrarbereich, Ethnographie und Ethnologie, Geoarchäologie, Kartographie, Klima, Nahrungsmittel, Siedlungsgeographie, Vulkan(ismus), Wasserbau und -versorgung - um wenigstens einige Höhepunkte hervorzuheben und zugleich die Vielfalt und die Dimensionen der behandelten Themenfelder zu skizzieren. Dem stehen indessen völlig unzulängliche Stichworte gegenüber: So etwa Architektur, Fisch, Kunst, Reisen, Schmuck, Totenkult. Nicht selten ersetzen hier unverbindliche Allgemeinheiten die konkrete Analyse. In anderen Fällen ist die zentrale Perspektive nicht entschieden genug berücksichtigt worden, so bei Adel, Askese (die landwirtschaftsgebundene Existenz von Burckhardts "Helden der Wüste" wird nicht plastisch), Bürgerkrieg, aber auch in anderen Punkten.

Gelegentlich zeigt sich daneben die fehlende Kompetenz der Verfasser für den Gesamtbereich ihrer Aufgabe. So informiert zum Beispiel der Autor des Artikels "Stadt" vorzüglich über dessen griechischen, kaum über den römischen Teilbereich. Gerne würde man entweder hier oder an anderer Stelle auch etwas über die keltischen oppida erfahren. Doch die Problematik dieser doch für das Thema besonders ergiebigen Siedlungsform begegnet überhaupt nicht. Ähnlich unvollständig ist für den römischen Sektor der an sich anregende "Armee"-Artikel. Hier fehlt jeder Hinweis auf die landschaftsgebundenen, aber zum Teil auch in erheblichem Umfang landschaftsverändernden Aktivitäten der römischen Formationen in den Bereichen von Logistik, Bauten, Pionierarbeiten und Befestigungen.

Damit verbunden sind, wiederum für den römischen Bereich, die Lücken im Themenfeld Armee - Grenze - Fortifikation. Weder die vielfältigen ökonomischen, siedlungs- und bevölkerungsgeschichtlichen Folgen der Anlage von Legionslagern, Kastellen, Häfen und Stützpunkten sind adäquat erfasst noch der in den einzelnen Regionen des Imperiums so völlig verschiedenartige Prozess von Ausbau, Struktur und Konsequenzen des Limes, dessen Definition viel zu eng ist. Dabei könnte doch gerade ein Vergleich der Limesanlagen in Obergermanien, Raetien, Dakien, Syrien und Nordafrika die Relevanz historischer Geographie besonders deutlich vor Augen führen.

Bei innovativen Werken wie dem vorliegenden erscheint es nötig, Zielsetzung und Anspruch am tatsächlich erbrachten Resultat zu messen. Ungeachtet der hier beleuchteten Unzulänglichkeiten bleibt am Ende festzuhalten, das insgesamt ein nützliches, anregendes, gut ausgestattetes und zumindest zur Einführung in die verschiedenen Themen empfehlenswertes Buch vorliegt, das der wichtigen Historischen Geographie der Antike verstärkte Beachtung sichern dürfte.

KARL CHRIST

Holger Sonnabend (Hrsg.): "Mensch und Landschaft in der Antike". Lexikon der Historischen Geographie. Verlag J. B. Metzler, Stuttgart 1999. 672 S., 112 Abb., geb., 98,- DM.

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Dies sei das erste auf die Antike bezogene Lexikon zur relativ neuen Spezialwissenschaft der "Historischen Geographie", merkt der Rezensent Martin Hose an. Bei manchen Stichwörtern kommt ihm die Verknüpfung zu dieser Disziplin allerdings reichlich künstlich vor - dies betrifft vor allem die Beiträge zur Kulturgeschichte. Als Beispiel nennt der Rezensent das Stichwort zur Musik, in der nur Altbekanntes referiert und dann gesagt wird: "Die antike M. ist in ihren historisch-geographischen Bezügen bisher kaum erforscht." Wesentlich einleuchtender erscheinen Hose aber Artikel, die einen direkten Bezug der Menschen zu ihrer Landschaft herstellen wie etwa die Beiträge zu "Brunnen, Deich, Energiequellen, Forstwirtschaft, Klima".

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