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Wann, wenn nicht jetzt?
Das war doch eigentlich vorbei. Für Witwer Roland, Privat-gelehrter mit Forschungsstipendium an der NYU, ist die Sache mit den Frauen eigentlich kein Thema mehr. Aber als er bei einer Trauerfeier in Manhattan Leyla begegnet, sieht plötzlich alles ganz anders aus.
Roland glaubt genau zu wissen, was geht und was nicht. Und dass er drauf und dran ist, sich mit einer deutlich jüngeren Frau einzulassen, geht ganz bestimmt nicht. Allerdings sieht sie das ganz anders und bringt ihn dazu, sich in eine Beziehung zu werfen, die ein enormes Glückspotenzial besitzt, aber auch…mehr

Produktbeschreibung
Wann, wenn nicht jetzt?

Das war doch eigentlich vorbei. Für Witwer Roland, Privat-gelehrter mit Forschungsstipendium an der NYU, ist die Sache mit den Frauen eigentlich kein Thema mehr. Aber als er bei einer Trauerfeier in Manhattan Leyla begegnet, sieht plötzlich alles ganz anders aus.

Roland glaubt genau zu wissen, was geht und was nicht. Und dass er drauf und dran ist, sich mit einer deutlich jüngeren Frau einzulassen, geht ganz bestimmt nicht. Allerdings sieht sie das ganz anders und bringt ihn dazu, sich in eine Beziehung zu werfen, die ein enormes Glückspotenzial besitzt, aber auch in unlösbare Konflikte führt. Während er zwischen seinem New Yorker Appartement und seinen Lehrverpflichtungen in Berlin hin- und herpendelt, hat er genügend Zeit, Leyla zu vermissen, seine Prinzipien infrage zu stellen und viel über die Liebe zu erzählen und sich von seinen Freunden erzählen zu lassen. So entsteht ein Beziehungspanorama, das äußerst überraschend, sehr lehrreich undextrem unterhaltsam ist.

Peter Schneider hat eines der ganz großen Themen der Literatur, die wechselvollen Verhältnisse zwischen Männern und Frauen, in einer konkreten Liebesgeschichte gefasst, die im Zentrum des Romans steht. Um sie herum ereignen sich weitere Liebesabenteuer und -katastrophen, von denen sich Roland und seine Freunde in ihrem »Club der Unentwegten« erzählen. Faszinierende Geschichten darüber, was Männer und Frauen miteinander erleben, wenn sie sich aufeinander einlassen.
Autorenporträt
Schneider, PeterPeter Schneider, geboren 1940 in Lübeck, wuchs in Freiburg auf, wo er sein Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie aufnahm. Er schrieb Erzählungen, Romane, Drehbücher und Reportagen sowie Essays und Reden. Zu seinen wichtigsten Werken zählen »Lenz« (1973), »Der Mauerspringer« (1982), »Rebellion und Wahn« (2008), »Die Lieben meiner Mutter« (2013) und »Club der Unentwegten« (2017). Zuletzt erschien sein Roman »Vivaldi und seine Töchter« (2019). Seit 1985 unterrichtet Peter Schneider als Gastdozent an amerikanischen Universitäten, unter anderem in Stanford, Princeton, Harvard und an der Georgetown University in Washington D.C.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.06.2017

Ganz der Alte
Peter Schneiders neuer Roman „Club der Unentwegten“ ist eine Hommage an die Stützfunktion von Männergruppen
Einige Klippen muss er schon bewältigen, der Berliner Privatgelehrte älteren Semesters, der bei einem Forschungsaufenthalt in New York auf Leyla trifft, eine junge und doch auch wieder nicht mehr ganz so junge Frau, von einem Freund als „a striking beauty from Iran“ angekündigt, die einem früheren Liebhaber nachtrauere. Aber Roland schafft es und hangelt sich durch. Nach einem Vortrag, bei dem sie seine Aufmerksamkeit fesselt, schummelt er sich in letzter Minute noch schnell ins Taxi der Schönen und landet tatsächlich, etwas bang und nicht wirklich geplant, mit ihr im Bett. Er weiß, dass man ihn leicht für zehn Jahre jünger hält, als er ist. Das erfüllt ihn nicht unbedingt mit Stolz, eher mit einer leisen Furcht. Was passiert, wenn der Bluff, offenbar eine Laune der Natur, auffliegt? Immerhin geht beim Sex alles gut.
Am nächsten Morgen kehrt er beglückt in sein Appartement zurück, „der gute alte Name Gott“ drängt sich dankbar auf seine Lippen. Als die Geliebte später sein Geburtsjahr erfährt, ist sie zwar unübersehbar schockiert, aber offenbar ist es um sie ebenfalls bereits geschehen. Dass die Konstellation „Alter Mann/junge Frau“ nicht gerade von funkensprühender Originalität ist, weiß der Autor so gut wie sein Held. Und er wird wohl auch wissen, dass es nicht genügt, sich einfach auf die Banalität des Lebens zu berufen. „Club der Unentwegten“ ist zwar in der Tat gelegentlich banal, zugleich aber auch wohltuend unsentimental. Peter Schneider, 1940 in Lübeck geboren und seit seinem „Lenz“ (1973) so etwas wie der Equilibrist maßvoller Aus- und Umbrüche, hält geübt die Balance zwischen einer gewissen Ernsthaftigkeit und einer federnden Ironie.
Seinen Titel hat der Roman von einer losen Gruppe langjähriger Freunde, die sich in unregelmäßigen Abständen in einer Charlottenburger Kneipe treffen, um sich das Neueste aus ihrem Leben zu erzählen. Es gibt eine streng gemeinte, aber nur selten befolgte Regel: Der Bericht über den eigenen Gesundheitszustand sollte zehn Minuten nicht überschreiten. Liebes- und Erfolgsgeschichten beruflicher und sportlicher Art sind dagegen willkommen. Nur werden die Anlässe, aus denen man sie destillieren kann, naturgemäß eben doch etwas seltener.
Wie einst im „Mauerspringer“ zwischen Ost und West springt Peter Schneider nun zwischen New York und Berlin hin und her. Es ist das New York vor dem Trump-Schock, aber dennoch ungleich hektischer und schneller als das vergleichsweise ruhige Berlin mit seiner rund um den Stuttgarter Platz ins Gemächliche hinübergleitenden Entspanntheit, den letzten Ausläufern der nicht mehr ganz schlagworttauglichen Toskana-Fraktion. Seit je schätzt Peter Schneider das Spannungsverhältnis zwischen Gruppe und Individuum. Immer wieder findet man in seinem Werk eine solche Konstellation, ob es die K-Gruppen der 1960er- und 1970er-Jahre sind oder die drei Freunde, die sich im Nach-Wende-Roman „Paarungen“ in einer Berliner Kneipe treffen, um im Wahlverwandtschaftsmodus die diffusen Auflösungsprozesse ihrer Beziehungen zu besprechen. Zum titelgebenden „Club der Unentwegten“ gehört hier beispielsweise der erfolgreiche Scheidungsanwalt Clemente, der wider besseres Wissen eine jüngere Ex-Klientin ehelicht, die, kaum ist sie mit ihm verheiratet, zu kränkeln beginnt und mit allerlei esoterischem Schnickschnack arg an seinem Vermögen zehrt.
Auch der Star-Architekt Alexander wird nicht wirklich froh mit der Wiederbelebung einer früheren Affäre. Nicht genug damit, dass sich die Freundin keineswegs für seine Bauwerke interessiert, fügt sie ihm auch noch eine sportliche Demütigung zu. In einer Gruppe geübter Tiefschneefahrer kommt der vor Angst schlotternde Großstadtbewohner rasch zu Fall und muss sich unter den Blicken der ungeduldig vorandrängenden Ski-Enthusiasten von der Geliebten helfen lassen.
Das Haus, in dem Roland das Dachgeschoss bewohnt und sich mit seinem Nachbarn Max die Terrasse teilt, ist mit älteren Männer besetzt. Von Diabetes, Bluthochdruck, drohender Demenz und den Folgen eines Sturzes geplagt, sind sie heilfroh, dass eine junge Mutter mit Kind eingezogen ist. Sie hilft mit großer Selbstverständlichkeit und nimmt die Flirtversuche ohne Gegenwehr hin. Die Gruppe, mit der Roland in New York Tennis spielt, ist eindeutig am vitalsten. Wie schon an anderer Stelle propagiert Schneider die Kunst des Loslassens im entscheidenden Moment des Aufschlags.
„Club der Unentwegten“ ist eine Hommage an die Stützfunktion von Männer-Gruppen und eine Würdigung der patenten Aura mancher Frauen. Zugleich ist es aber auch ein Buch der sehr vorsichtigen Hingabe. Roland müsste eigentlich rundum glücklich sein, dass Leyla es ernst mit ihm meint – wenn da nur nicht ihr Kinderwunsch wäre. Zu oft hat er gesehen, wie das kurze Aufblühen der späten Väter mit sprunghaftem Altern und „rapidem Energieabfall“ bezahlt wird. Die fleischlosen Schultern und durchsichtigen Gesichter schrecken ihn ebenso wie das Bild, das seine Altersgenossen abgeben, wenn sie sich „wie Affen an der Hand ihrer Frauen durch die Salons führen“ lassen. Weder Leyla noch anderen Frauen, die irgendwann auf die Generation ihrer Väter zurückgreifen, um sich den aufgeschobenen Kinderwunsch doch noch zu erfüllen, unterstellt Peter Schneider unlautere Absichten. Im Gegenteil. Er registriert, dass die Väter meist ebenso fürsorglich betreut werden wie ihre Kinder. Nur für seinen Helden ist es eben nichts. Doch mit der Zeit kommen ihm Zweifel.
Wie Roland seine Seminare routiniert mit Auslassungen über Mona Lisa bestreitet, erkennen wir auch in Peter Schneider den Routinier, wenn er Leyla und den rund dreißig Jahre Älteren gemeinsam auf Italienreise schickt. Auch eine Fährte zu 9/11 wird gelegt, dem Tag, an dem Leyla die Liebe ihres Lebens verlor. Doch Tragik und Komik halten sich in diesem Roman stets die Waage. Die digitale Kluft zwischen den Liebenden reizt Schneider in amüsanten Szenen aus, wenn sie „Paganini-schnell“ auf ihrem Smartphone Liebesschwüre flötet und er befürchten muss, die Langsamkeit und Seltenheit seiner Antworten könnte schon genügen, um nicht nur aus ihrem Adressbuch, sondern auch aus ihrem Leben gestrichen zu werden.
Die existenzielle Inbrunst eines Martin Walser geht Peter Schneider ebenso ab wie Philip Roths verzweifeltes Ringen mit der eigenen Endlichkeit und dem Nachlassen des libidinösen Furors. Auch der heitere Selbstbetrug eines Wilhelm Genazino, dessen männliche Helden mit ihrem Autor altern, aber Buch für Buch weiter in den besten Jahren sind, ist nicht Peter Schneiders Sache. „Club der Unentwegten“ ist ein maßvoll ambitionierter, sehr vergnüglicher und unterhaltsamer Roman. Gehobene Männerliteratur könnte man das nennen, so wie man von gehobener Frauenliteratur spricht.
MEIKE FESSMANN
Wider besseres Wissen heiratet
der Scheidungsanwalt
eine jüngere Ex-Klientin
Die alten Väter werden
meist ebenso fürsorglich betreut
wie ihre Kinder
Peter Schneider: Club der Unentwegten. Roman.
Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2017.
284 Seiten, 19 Euro.
E-Book 16,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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»Von dem Zauber der ersten Begegnung, dem Mut, den jede Beziehung braucht, und den Konflikten, die sie zerstören können, erzählt Peter Schneider in seinem einfühlsamen Roman Club der Unentwegten.« Zeit Magazin